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ducăismus, deren Gebrechen, wie die evangelische Ge schichte zeigt, Johannes der Täufer und Jesus tief durch, schauten; Umgang mit Menschen von verschiedenen Nationen, mit gebildeten und frommen Heiden, deren sich viele in Galilda und den benachbarten Låndern aufhielten, alles dieses konnte, unter Leitung der göttlichen Vorsehung, auf die Bildung Jesu Einfluß haben*). Auch ist es gar nicht so unwahrscheinlich, daß er Gelegenheit gehabt habe, das Institut und die Lehren der Essäer kennen zu lernen; denn, wenn auch in den Evangelien keine Erwähnung derselben geschieht, so folgt daraus nicht, daß sie Jesus nicht gekannt habe. Sie hielten sich in Palästina selbst und in dem benachbarten Syrien auf, konnten daher nicht so unbekannt seyn; sie sendeten jährlich Geschenke an den Tempel nach Jerusalem, und standen also mit dem National Cultus noch in einiger Verbindung; fie lebten zum Theil zerstreut und nährten sich vom Ackerbau. So wie sie daher späterhin des Philo und des jüdischen Geschichtschreibers Josephus Aufmerksamkeit auf sich zogen, der fie neben dem Pharisäismus und Sadducäismus als eine be fondere jüdische Secte erwähnt, warum sollte sie Jesus nicht kennen gelernt haben? Die Bekanntschaft mit ihnen mußte auf seine Bildung und Ueberzeugung, auf sein Nachdenken von ungemeinem Einfluß seyn: die Beachtung ihrer Ansichten vom Alten Testamente, von der Gültigkeit des mosaischen Gesetzes, in sofern es Recht, Sittlichkeit und Frömmigkeit bezweckt, ihre Lehren von der Enthaltsamkeit, dem zurückgezogenen Leben, ihre Gebräuche, Gebete, Reinigung, Einweihung u. f. w. - alles dieses, in dem so viel Gutes und Zweckmäßiges mit überspannter Ansicht und Mißbrauch sichtbar ist, mußte das Nachdenken Jesu

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*) Uebereinstimmend sagt Wegscheider S. 44. not, a.: Omnino hoc tenendum esse videtur, Jesum Christum ingenii dotibus morumque honestate excellentissimum, tum e V. T. libris diligenter pertractatis, tum ex ipsius animi thesauro quo largiter sibi concesso a patre optimo maximo gaudebat, doctrinae suae principia hausisse.

auf die ihm Aufschluß über diejenigen Wahrheiten gewähren, welche geeignet waren, die Grundlage einer allgemeinen religiösen Menschenbelehrung und Beseligung zu bilden.

med der Wahrheit immer mehr-leiten, und

Die hier aufgestellte Vermuthung über die Mittel, wodurch Gottes Vorsehung den Stifter des Christenthums theils zum Bewußtseyn seines Berufes, theils zur Erkennt, niß der Wahrheiten, welche er spåter lehrte, geführt habe, ist jedoch wesentlich verschieden von der mehrfach wiederholten Behauptung, daß das Christenthum seinen Ursprung dem Effenismus verdanke, und daß Christus selbst ein Eingeweiheter dieser Secte gewesen*) seý. Wie unwahrscheinlich dieses sen, ist schon von Anderen gezeigt worden**): denn obschon nicht geleugnet werden kann, daß in mehreren einzelnen Lehren und Vorschriften des Christenthums und des Effenismus einige Uebereinstimmung vorhanden ist, so ist doch Geist und Wesen beider einander so entgegengesetzt, si daß ohne Dazwischenkunft eines dritten eine Ableitung des Einen aus dem Anderen fast undenkbar bleibt. Gerade der Essenismus mußte unter seinen Anhängern, durch seine Lossagung vom gemeinschaftlichen Leben der Menschen, durch die mönchisch strengen Uebungen im Gebet, Reinigung und anderen Ceremonieen, einen rigorosen, mehr menschenfeindlichen Sinn erzeugen, und es ließe sich schwer begreifen, wie ein Eingeweiheter dieses Instituts, dem der Particularismus eigenthümlich war, den Gesetzen dieser Gesellschaft entsagen, die Idee einer allgemeinen Menschenreligion, beruhend auf Verehrung Gottes im Geist und in der Wahrheit, ohne allen mönchischen Zwang, - faffen und einen Plan entwerfen konnte, der den Essenis, mus von Grund aus stürzte abgesehen davon, daß es nicht hätte unbekannt bleiben können, wenn Jesus ein

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*) S. die Schrift: Christus u. die Vernunft. Ständlin Gesch. d. Sittenl. Jefu. 1. Thl.

**) S. Lüderwald über den angeblichen Ursprung des Christ. aus dem Eff. in Henke Magaz. IV. 2. Flatts Magaz. f. Dogm. 7. St. S. 126 fg.

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Eingeweiheter jener bey den palåstinensischen Juden wenig beliebten Secte gewesen, und dann in Palästina als júdí. scher Volkslehrer aufgetreten wåre. Håtte der Effenismus allein hingereicht, dem Christenthum feinen Ursprung zu geben, so wäre zu verwundern, wie und warum Philo der Alexandriner, jener wissenschaftlich in griechischer Weisheit unterrichtete Mann, genau bekannt mit den Lehren der Essener, nicht eben so gut auf eine gleiche Lehre, auf denselben Plan hätte geführt werden sollen, durch den Sturz des Juden- und Heidenthums eine neue allgemeine Religion aller Menschen und Völker zu begründen.

Eben so einseitig und von dem oben Gesagten verschieden ist eine andere Meinung, nach welcher man behaup tet, daß Jesus zur Erkenntniß seiner Glaubens- und vorzüglich der Sittenlehre durch genaues Studium der Propheten, vornehmlich des Jesaias und des Buches Koheleth, gekommen sey*). Daß Jesus eine genaue und im jüdischen Sinne selbst gelehrte Kenntniß der alttestamentlichen Schriften besaß, eine Kenntniß, die er sich natür lich nur durch Studium derselben erworben haben konnte; daß er mit den prophetischen Schriften, den Psalmen u. f. w. eine vertraute Bekanntschaft haben mußte, um als Lehrer des Volks in dem Tempel zu Jerusalem, wie in den Synagogen der einzelnen Städte, aufzutreten, und sich von Seiten der jüdischen Volksgelehrteh keinen Tadel zuzuziehen ist an sich einleuchtend, und wird ihm nicht allein von der zuhörenden Volksmenge zugestanden (Matth. 7, 28. 29.: ἦν διδάσκων αὐτοὺς ὡς ἐξουσίαν ἔχων. 06. 7, 15. : πῶς οὗτος γράμματα οἶδε -), fonbern erbel let auch aus den Parabeln, der Bergpredigt, den Unterhaltungen mit seinen Gegnern. Aber unerklärbar würde es seyn, wie und warum gerade Er, unter seinen Vers hältnissen, allein durch das Studium der Propheten, der

*) S. z. B. Henke's Magaz. V. 2.: Versuch, den Ursprung der Sittenlehre Jesu historisch zu erklären.

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mosaischen oder wohl gar nur einzelner Bücher des A. T., in denen allerdings reinere moralischreligiöse Ideen hervorleuchten (wir legen besonderes Gewicht auf Jeremias, 3. B. Cap. 31.), zu einer Lehre kommen konnte, die in ihrem Geiste und Wesen, als Grundlehre einer allge. meinen Menschenreligion, in jenen Schriften nicht im Mindesten angedeutet liegt; noch unbegreiflicher, wie er auf diesem Wege den Plan faffen konnte, durch eine solche Lehre das Juden- und Heidenthum zu stürzen und eine Reformation des religiösen Zustandes der gesammten Menschheit zu beginnen. Und warum sind nicht andere gelehrte Männer unter den Juden vor und nach Christus durch das Studium der alttestamentlichen Schriften auf einen gleichen Gedanken und Plan gekommen, wenn alles sich auf diese Weise allein erklären läßt?

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Abgesehen also von dem Einseitigen dieser beiden An, fichten, wonach man ohne weitere Rücksicht alles aus ih, nen allein erklären will, scheinen sie, aus religiösem Ge. sichtspuncte und mit Berücksichtigung der übrigen auf die Person Jesu bezüglichen Verhältnisse, allerdings geeignet, das Räthsel feiner Bildung und seiner Erscheinung zu be, leuchten. Hatte ihn Gott mit außerordentlichen Anlagen des Geistes begabt, wodurch in ihm der Grund einer tie. feren Erfassung und Erkenntniß der höheren Wahrheiten gelegt war; war in ihm bereits in den Jugendjahren das Bewußtseyn seines religiösen Berufes erwacht, verbunden mit der edelsten und reinsten Wißbegierde, so mußte auf ihn das Studium der alttestamentlichen Schriften, nas mentlich derjenigen, in welchen reinere moralische Ideen, weniger Nationales enthalten ist, die Wirkung haben, daß er das rein Religiöse und Moralische von dem Nationalen fchied, daß er den Zweck des mosaischen Gefeßes als Vors bereitung auf eine vollkommenere, für die größere Mensch, heit geeignete Lehre erkannte, und durch weiteres Nach. denken auf die tiefere Erfassung der allgemeinen, den Be dürfnissen aller angemessenen, einfachen Religionswahrheit geleitet wurde. Finden wir es dabey wahrscheinlich, daß

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er den Effenismus kennen gelernt habe, so müßte dieser noch mehr die Möglichkeit zeigen, wie ein religiöses und moralisches Leben nicht an die strenge Beobachtung des mosaischen Gefeßes, noch an Ort und Stelle, an Tempel u. f. w. nothwendig gebunden, wie dazu Verehrung des höchsten Gottes in Reinheit der Sitte, in Ergebenheit des Gemüths, worin nach den Essenern des Gesetzes und der Propheten Geist und Zweck gesucht werden sollte, nicht aber Beobachtung des äußeren Gebrauches, der Beschneidung, der Opfer u. f. w. erfodert werde. Mit die, fer Scheidung des Nationalen von dem allgemein Reli giösen, auf Sittlichkeit des Wandels und Verehrung des einigen Gottes, des Schöpfers Himmels und der Erde, des Urhebers aller Menschen Beruhenden war die Grund. lage einer allgemeinen Menschenreligion gegeben. Daß Christus auf dem angegebenen Wege diefe Grundlage erkannte, dazu hatte ihn Gott durch die außerordentlichen Geistesgaben befähiget, welche, durch äußere Verhältnisse geweckt und erregt, ihn zum tieferen Nachdenken leiteten. Sonach mußte ihm auch der Endzweck seines Berufes, | dessen er als eines göttlichen Berufes bewußt worden war, i immer mehr und mehr in seiner Allgemeinheit erscheinen:

auch nach jüdischer Erwartung sollte der Messias eine #große Veränderung des Zustandes der Erde bewirken; er N werde ein dauerndes irdisches Reich der Juden stiften; Jerufalem als Mittelpunct die heilige Stadt werden, wohin alle Völker strömen würden, um dem Jehova ihre Verehrung zu erweisen: Mofis Gesetz werde in seiner Heis eligkeit anerkannt, und in dem Tempel zu Jerufalem von allen Völkern Opfer dargebracht und durch ihn ein neuer Bund mit Gott gestiftet werden. Hatte Chriftus erkannt, daß Verehrung des einigen Gottes, der alle ge. schaffen habe und für alle forge, nicht an Ort und Stelle, an Tempel und Opferdienst gebunden, daß Gott nicht bloß Gott der Juden, sondern aller Menschen sey, daß daher das mosaische Geseß nur für die Vergangenheit, für die Juden gültig, aber nicht als allgemeines Gesetz für

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