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Von demselben Verfasser ist erschienen:

Geschichte der griechischen Literatur

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DIE

NATÜRLICHE ORDNUNG

DER

PLATONISCHEN SCHRIFTEN

DARGESTELLT

VON

Dr. EDUARD MUNK.

BERLIN

FERD. DUMMLER'S VERLAGSBUCHHANDLUNG.

1857.

Vorrede.

Als ich im zweiten Bande meiner Geschichte der griechischen Literatur (Berlin; Dümmler 1850) die Gespräche Platons ungefähr in der hier befolgten Ordnung übersichtlich an einander reihte, wusste ich wohl, dafs eine solche Anordnung, wenn sie sich sollte geltend machen, der wissenschaftlichen Begründung bedürfe. Was ich dort nicht thun konnte, das habe ich hier gethan. Ich habe meine Anordnung die natürliche genannt im Gegensatz zu den bisherigen künstlichen, deren Princip auf gewissen philosophischen oder historischen Voraussetzungen beruht, die man sich erst künstlich aus den Schriften selbst hat deduciren müssen, um sie dann wieder zur Grundlage ihrer Anordnung zu machen. Solche Versuche haben ihren grofsen Werth, ganz so wie die künstlichen Systeme in den naturhistorischen Wissenschaften, indem sie zu einer genauen Erforschung der einzelnen Objecte nöthigen; sie leiden aber immer an einer gewissen Einseitigkeit, da sie ein überwiegendes Gewicht auf einzelne Merkmale legen, wobei die Anschauung des Ganzen und der organisch in einander verwachsenen Glieder verloren geht. Man hat bisher immer, da man in Platon mehr den Philosophen, als den Dichter sah, die poetische Seite seiner Schriften zwar anerkennend beiläufig gelobt, aber ihre Bedeutung

in der Anordnung der Schriften durchaus nicht gewürdigt.
Höchstens hat man bei der Aufstellung eines Princips die
Manier, ob sokratisch oder dialektisch oder eigentlich plato-
nisch, in Bezug auf den philosophischen Inhalt, nicht aber
die künstlerische Tendenz in Bezug auf den historischen In-
halt im Auge gehabt. Dafs der philosophischen Handlung
auch eine historische zur Seite geht, die beide ihre drama-
tische Verwicklung und Entwicklung haben, das hat man bis-
her nicht beachtet. Bei dieser einseitigen Auffassung der
platonischen Schriften entweder als Glieder eines Systems
oder als einzelner Documente der Entwicklungsgeschichte des
Verfassers war man genöthigt, jedes Werk einzeln auf die
Wage der philosophischen oder historischen Kritik zu legen,
um sie dann in solche zu scheiden, die ihrem philosophischen
Gehalte nach vollwichtig sind oder nicht, oder in solche, die
ihrem schriftstellerischen Werthe nach einer unvollkommnern
oder vollkommnern Entwicklungsstufe des Verfassers ange-
hören. Und so war Schleiermacher genöthigt, einen Theil
der Schriften in Anhänge zu verweisen, Ast die Hälfte der-
selben Platon ganz abzusprechen, Hermann und seine Nach-
folger sie in Jugendwerke, Uebergangswerke und Meister-
werke zu scheiden. Ist es schon bei andern Klassikern mifs-
lich, die Rolle des Recensenten zu spielen, der über den grö-
fsern oder geringern Werth der Schriften aburtheilt, so ist
es bei Platon ganz besonders der Fall, von dem wir, wie
von keinem andern Schriftsteller des Alterthums, die bestimm-
teste Nachricht haben, dafs er bis zu seinem Tode seinen
frühern Schriften eine unausgesetzte Sorgfalt geschenkt hat
(ὁ Πλάτων τοὺς ἑαυτοῦ διαλόγους κτενίζων καὶ βοστρυχίζων
καὶ πάντα τρόπον ἀναπλέκων οὐ διέλιπεν ὀγδοήκοντα έτη γε-
zovós, Dion, Hal. de comp. 406. Schaef.), Wir müssen da-
her von der Annahme ausgehen, dafs wir seine Schriften,
wenigstens der bei weitem gröfsern Zahl nach, in der
Vollkommenheit besitzen, wie sie nur immer vom Autor ha-
ben ausgehen können, und wenn ein oder das andere Werk

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