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Rudolf von Naumer,

Ph. Dr., Privatdocenten an der Universität zu Erlangen.

Stuttgart,

Verlag von Samuel Gottlieb Liesch in g.

1845.

Deud von J. Kreuzer in Stuttgart.

Vorrede.

Das Werk, das ich hiermit der Oeffentlichkeit übergebe, beabsichtigt nicht, ein Beitrag zur Deutschen Grammatik zu sein. Um diesem Misverständnis vorzubeugen, das allerdings durch die erste Hälfte des Titels veranlaßt werden könnte, habe ich die zweite hinzugefügt: Ein Beitrag zur Geschichte der Deutschen Kirche. Ich habe nämlich versucht, am Inhalt der Deutschen Sprache die große Umwandlung darzustellen, die das Wollen und Denken unseres Volkes durch die Einführung des Christenthums erfahren hat. Da dieß ein Gegenstand ist, an dem jeder tiefer Denkende Antheil nimmt, so habe ich meine Darstellung so zu halten gesucht, daß sie einem möglichst großen Kreiß von Lesern zugänglich bleibt; und ich hoffe, für dieß Bestreben bei den Wenigen, die meiner Finger

zeige und Nachhilfen nicht bedürfen, Verzeihung zu finden. Der Gegenstand, den ich behandle, betrifft die tiefste Frage, die unser Volk bewegt: seine Stellung zum Christenthum. Zwar soll diese Frage hier nicht gelöst, wohl aber ihre künftige Lösung dadurch angebahnt werden, daß die tiefe und durchgreifende Einwirkung des Christenthums auf die Denkweise unseres Volkes nachgewiesen wird. Dieß treu und anschaulich zu thun, ist die Aufgabe des Geschichtschreibers; mit seiner eignen Ansicht soll er sich nicht vordrängen. Die Thatsachen mögen für sich selbst sprechen. Nur so viel zu sagen, glaube ich verpflichtet zu sein: Ich halte den Eintritt des Christenthums in die Welt für das größte und folgenreichste Ereignis der ganzen Geschichte, und bin der festen Ueberzeugung, daß Alles, was den unvergänglichen Werth der Bibel und des Christenthums verkennt, sich selbst das Urtheil gesprochen hat. Gleichwohl aber kann ich die Meinung mancher von mir geliebten und verehrten Männer nicht theilen, daß über die Art, wie die Wißenschaft das Christenthum aufzufaßen habe, Alles auf dem Reinen sei.

Die Natur meiner Arbeit bringt es mit sich, daß ich auf Leser sehr verschiedener Art rechnen muß. Im Auge gehabt habe ich alle - Männer von wißenschaftlicher Bildung, die sich für die religiöse

Entwicklungsgeschichte Deutschlands interesstren. Zugleich aber nö

thigte mich der Stoff, an einzelnen Stellen tiefer in gelehrte Untersuchungen einzugehen. Es sollte mir nun leid thun, wenn ich den größeren Kreiß der Leser durch die wenigen ihm unverständlichen Dinge, den engeren der Kenner durch die vielen ihm schon bekannten vom Lesen meines Buchs zurückscheuchte. Ich erlaube mir deshalb einige Bemerkungen über die Art, wie ich mein Buch gelesen wünschte. Ein großer Theil desselben das erste und dritte Kapitel des ersten, sowie das ganze zweite Buch, wird dem Leser keine besonderen Schwierigkeiten bieten. Dagegen könnte ich fürchten, daß mancher nicht recht wißen wird, was er mit dem zweiten Kapitel des ersten Buches anfangen soll. Dieß Kapitel, der Ueberblick über die Althochdeutschen Sprachquellen, ist aber gerade die Grundlage der ganzen Arbeit. Ich muß deshalb die Leser, denen die rein gelehrte Seite der Sache ferner liegt, bitten, dieß Kapitel einstweilen mit einiger Aufmerksamkeit zu durchlaufen, bis sie in den folgenden Abschnitten die Bedeutung auch der Dinge fennen lernen, die ihnen vielleicht beim ersten Anblick kaum der Aufzeichnung werth zu sein scheinen. Das dritte Buch, das allerdings auch ein sorgfältigeres Studium vorausseßt, findet den Leser schon beßer vorbereitet, und ich habe nicht zu besorgen, daß er mich der Kleinlichkeit beschuldigen wird.

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