Obrazy na stronie
PDF
ePub

verwenden; innerhalb weniger Monate wurde sie zu Ende geführt. Zuerst behandelte er den Philemonbrief und sprach sich in einer Einleitung gegen die Angriffe auf die Echtheit desselben aus. Als er den Galaterbrief in Angriff nahm, traf von Rom die Nachricht in Bethlehem ein, dass Albina, die Mutter seiner Freundin Marcella, aus dem Leben geschieden sei. Da Marcella eine eifrige Freundin des Bibelstudiums war, glaubte Hieronymus, ihr einen Trost dadurch zu erweisen, dass er ihr seinen Commentar zugehen liess.1) Nach dem Galaterbrief kam der Epheserbrief an die Reihe; beide Commentare sind von grossem Umfang und bestehen aus je drei Büchern. Der Commentar zum Titusbrief, den er auch zu verteidigen hatte, schloss das Werk. Wie bereits angedeutet, wurden die Commentare in unglaublich kurzer Zeit abgefasst; er diktierte sie einem Schnellschreiber, und es kam vor, dass an manchem Tage 1000 Zeilen niedergeschrieben wurden. Von ernstlichen Studien kann bei einer solchen Hetzjagd keine Rede sein. In dem Vorwort zu dem Commentar des Galater- und des Epheserbriefs gesteht er offen ein, dass er sich zum grössten Teil an Origenes angeschlossen habe. Auf die stilistische Durchführung konnte bei dieser Arbeitsweise auch kein besonderes Gewicht gelegt werden, und der Verfasser versäumt nicht, wiederholt zu erklären, dass man bei seinem Werk nicht Glätte des Stils suchen solle.2)

Veranlassung der Commentare. Prolog. zum Comm. des Epheserbriefs (Sp. 440 M.) scitis et ipsae (Paula und Eustochium) quod ad hoc me explanationum opus invitum et retractantem compuleritis.

Abfassungszeit der vier Commentare. «) Es steht fest, dass die vier Commentare in wenigen Monaten nacheinander hingeworfen wurden. Im Prolog zum Galaterbrief sagt er (Sp. 307 M.): Paucis admodum dies sunt, ex quo epistolam Pauli ad Philemonem interpretatus, ad Galatas transcenderam. Im Prolog zum Epheserbrief heisst es (Sp. 441 M.): Et quia iam ad Galatas orantibus vobis ante paucos dies quid nobis videretur expressimus, nunc ad Ephesios transeundum est. Es ergibt sich also die Reihenfolge: Philemon-, Galater-, Epheserbrief; der Titusbrief muss zuletzt commentiert sein. Auch der Commentar zum Titusbrief schloss sich rasch dem vorausgehenden an; vgl. Comm. in Tit. 1, 11 (Sp. 570 M.): et nos ante paucos menses tria volumina in epistolae ad Galatas explanatione dictavimus. ) Für die chronologische Fixierung der in kurzer Zeit zusammen verfassten Commentare haben wir folgende Belege. Die Commentare sind in Bethlehem geschrieben; vgl. Sp. 477 M. in monasterii solitudine constitutus et illud praesepe contra videns, in quo vagientem parvulum festini adoravere pastores. Contra Rufin. 1, 22 (23, 416 M.) decem et octo ferme anni sunt, ex quo istos dictavi libros (Commentar zum Epheserbrief). Da diese Apologie 402 geschrieben ist, würde die Abfassungszeit der Commentare etwa 384 fallen. Rufin. Apol. in Hieronym. 1, 36 (21 Sp. 574 M.) setzt die Abfassung des Commentars zum Epheserbrief vor etwa 15 Jahren an; da die Apologie Rufins ins Jahr 401 gesetzt wird, wäre der Commentar etwa 386 geschrieben. Zwischen beiden Angaben können wir uns nur für die letzte entscheiden, da Hieronymus 384 noch in Rom war. Vgl. Grützmacher p. 61.

Quellen. Prolog, zum Comm. des Galaterbriefs (Sp. 308 M.) Origenis commentarios sum secutus. Scripsit enim ille vir in epistolam Pauli ad Galatas quinque proprie volumina et decimum Stromatum suorum librum commatico super explanatione eius sermone complevit, Tractatus quoque varios et Excerpta, quae vel sola possint sufficere, composuit.

1) Wenigstens wird sie noch im Epheserbrief neben Paula und Eustochium angeredet (Sp. 439 M.): Quamobrem obsecro tam vos (d. h. Paula und Eustochium) quae in praesentiarum estis, quam sanctam Marcellam; vgl. noch Sp. 477 M.; Sp. 513 M. Von der Uebersendung der einzelnen Bücher nach Rom spricht er in der Einleitung zum 2. Buch des Ephesercommentars.

2) Bezüglich des Galaterbriefs entstand eine Controverse zwischen Hieronymus und Augustinus über Gal. 2, 14; vgl. dazu J. A. Möhlers Ges. Schr. und Aufsätze herausg. von Döllinger 1 (Regensb. 1839) p. 1; Fr. Overbeck, Ueber die Auffassung des Streites des Paulus mit Petrus in Antiochien (Gal. 2, 11 ff.) bei den Kirchenvätern, Basel 1877.

Praetermitto Didymum, videntem meum, et Laodicenum (Apollinarium) de ecclesia nuper egressum et Alexandrum veterem haereticum, Eusebium quoque Emesenum et Theodorum Heracleoten, qui et ipsi nonnullos super hac re Commentariolos reliquerunt. E quibus si vel pauca decerperem, fieret aliquid quod non penitus contemneretur. Itaque ut simpliciter fatear, legi haec omnia. Prolog. zum Comm. des Epheserbriefs (Sp. 442 M.) sciatis Origenem tria volumina in hanc epistolam conscripsisse, quem et nos ex parte secuti sumus; Apollinarium etiam et Didymum quosdam commentariolos edidisse, e quibus licet pauca decerpsimus. Die Fragmente bestätigen die Abhängigkeit des Hieronymus von Origenes; vgl Zahn, Gesch. des neutestamentl. Kanons 2, 2 (Erlangen u. Leipz. 1892) p. 427 Anm. 2. Interessant ist das abfällige Urteil, das er über den Rhetor C. Marius Victorinus fällt (Sp. 308 M.). Zur Composition. Prolog. zum 2. Buch des Ephesercomm. (Sp. 477 M.) sciatis me non cogitatum diu limatumque proferre sermonem, sed ad revelanda mysteria Scripturarum uti verbis paene de trivio et interdum per singulos dies usque ad numerum mille versuum pervenire. Ueber die Benutzung des Schnellschreibers (accito notario) vgl. Sp. 309 M. Sp. 399 M. omnem sermonis elegantiam et latini eloquii venustatem stridor lectionis Hebraicae sordidavit.

Ausg. der Commentare: a) zum Philemonbrief: Vallarsi 7 Sp. 741; Migne 26 Sp. 599. 8) zum Galaterbrief: Vallarsi 7 Sp. 367; Migne 26 Sp. 307. 7) zum Epheserbrief: Vallarsi 7 Sp. 537; Migne 26 Sp. 439. d) zum Titusbrief: Vallarsi 7 Sp. 685; Migne 26 Sp. 555.

988. Andere neutestamentliche Commentare. Ausser dem Commentar zu den Paulusbriefen schrieb Hieronymus noch andere exegetische Schriften über das neue Testament. So verfasste er auf Ersuchen des Papstes Damasus eine Abhandlung über das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Ueber dieses Gleichnis waren nämlich entgegengesetzte Deutungen in Umlauf; die einen bezogen den jüngeren Sohn auf das Heidentum, den anderen auf das Judentum, wollten also die Parabel durchaus allegorisch erklärt wissen. Die anderen verstanden unter den beiden Söhnen den Gerechten und den Sünder. Beide Auffassungen führten aber nach der Meinung des Papstes zu Schwierigkeiten, und er wünschte eine Aufklärung von Seiten des Hieronymus. Allein dessen Abhandlung hat sicherlich dem Papste die gewünschte Aufklärung nicht gebracht; denn seine Auffassung ruht nicht auf festem Boden und schwankt hin und her. Als Eusebius von Cremona im Jahre 398 vom hl. Land nach Rom zurückkehrte, wünschte er sich von Hieronymus als Reisegeschenk einen kurzen Commentar zum Matthaeusevangelium. Die Aufgabe war für den Kirchenvater keine leichte; er hatte eine schwere dreimonatliche Krankheit durchgemacht und fühlte sich noch sehr schwach; auch hatte er zur Ausarbeitung des Commentars nur zwei Wochen Zeit, da das Wetter dem Eusebius die Abreise nahelegte. Von der reichen Litteratur über Matthaeus, die er früher durchstudiert hatte, konnte er jetzt nur wenig Gebrauch machen; er beschränkte sich daher auf die historische Interpretation, die Eusebius auch verlangte. Doch mischte er, wie er sagt, auch „Blüten des geistigen Verständnisses" in seine Exegese; eine allegorische Auslegung des ganzen Evangeliums versparte er sich für spätere Zeiten; sie kam aber nicht mehr zu stande. Gerade durch das Zurücktreten der allegorischen Auslegungsweise hat der Commentar für uns Interesse, und wir finden nicht wenige gute Bemerkungen in demselben. Freilich darf nicht übersehen werden, dass der Exeget doch nicht selten den Origenes eingesehen und verwertet hat. Endlich hatte sich Hieronymus auch mit der Apocalypse zu befassen. Anatolius schickte ihm nämlich den Apocalypse commentar des Victorinus von Pettau. Der Kirchen

vater konnte an demselben kein rechtes Gefallen finden; es kamen darin chiliastische Gedanken vor, die damals nicht mehr gern gehört wurden. Hieronymus unterzog daher diesen Commentar einer Umarbeitung, indem er den chiliastischen Schluss abschnitt und ein eigenes Machwerk an dessen Stelle setzte, auch sonst sich Eingriffe erlaubte. Dieser zugestutzte Text fand Verbreitung, auch wurde er umgearbeitet und erweitert, so dass uns zwei Recensionen des Commentars, eine kürzere und eine längere, entgegentreten; doch ist auch ein Exemplar mit dem echten Schluss auf die Nachwelt gekommen. In dem Prolog, mit dem Hieronymus das zurechtgerichtete Werk dem Anatolius zuschickte, stellt er einen grösseren selbständigen Commentar in Aussicht. Auch diesen wollte man gefunden haben; allein der Fund scheint ernster Prüfung doch nicht Stand zu halten.

Abhandlung de frugi et luxurioso filiis. In der Einleitung legt Hieronymus dem Papst Damasus die Worte in den Mund (Sp. 380 M.): Scio multos in hac lectione (Luc. 15, 11) diversa dixisse, et fratrem maiorem Judaeum, minorem existimasse Gentilem populum. Sed quaero, quomodo Judaico populo possit aptari .... si autem, ut ais, de iusto et peccatore voluerimus esse parabolam, iusto non poterit convenire, ut de salute alterius et maxime fratris contristetur. Zeitlich fällt die Abhandlung vor das Todesjahr des Papstes (384). Sie steht unter den Briefen als No. 21 (1, 68 V.; 22, 379 M.).

Abfassungszeit des Commentars zum Matthaeusevangelium. Auszugehen ist von der Thatsache, dass Eusebius von Cremona bei seiner Rückreise aus dem Orient in den Occident den Commentar miterhielt. Diese Rückreise fällt nach Hieronym. Apol. in Rufin. 3, 24 (23, 475 M.) in das Jahr 398. Epist. 73, 10 (22, 681 M.) ego post longam aegrotationem vix in Quadragesimae diebus febri carere potui et cum alteri me operi praepararem, paucos dies qui supererant in Matthaei expositione consumpsi. Der Commentar fällt also vor Ostern; vgl. Vallarsi bei Migne 22 Sp. LXX.

Zur Charakteristik. Prolog. Sp. 20 M. satisque miror, Eusebi dilectissime, cur Romam subito navigaturus hanc tibi a me quasi sitarciam dari volueris, ut Matthaeum breviter exponens verbis stringerem, sensibus dilatarem Legisse me fateor ante annos plurimos in Matthaeum, Origenis viginti quinque volumina et totidem eius Homilias commaticumque interpretationis genus; et Theophili Antiochenae urbis episcopi Commentarios, Hippolyti quoque martyris et Theodori Heracleotae Apollinarisque Laodiceni ac Didymi Alexandrini; et Latinorum Hilarii, Victorini, Fortunatiani opuscula, e quibus etiamsi parva carperem, dignum aliquid memoria scriberetur. At tu in duabus hebdomadibus imminente iam Pascha et spirantibus ventis dictare me cogis maxime cum scias me ita tribus mensibus languisse, ut vix nunc ingredi incipiam Igitur omissa auctoritate Veterum, quos nec legendi nec sequendi mihi facultas data est, historicam interpretationem, quam praecipue postulasti, digessi breviter et interdum spiritualis intelligentiae flores miscui perfectum opus reservans in posterum. Vgl. Zöckler p. 210. Ausg. bei Vallarsi 7 Sp. 1; Migne 26 Sp. 15.

Hieronymus und des Victorinus von Pettau Apocalypse commentar. Dieses Verhältnis wird beleuchtet durch den prologus beati Jeronimi presbiteri in librum Victorini super apocalipsim, abgedruckt bei Haussleiter, Zeitschr. für kirchl. Wissensch, und kirchl. Leben 7 (1886) p. 243 Anm. 1. Der echte Schluss des Commentars ist aus dem VaticanusOttobonianus 3288 A s. XV veröffentlicht von Haussleiter, Theolog. Litteraturbl. 16 (1895) Sp. 195. Im Prolog heisst es am Schluss: Si vita nobis comes fuerit et dominus sanitatem dederit, tibi nostrum in hoc volumine potissimum sudabit ingenium, Anatholi carissime. Aus diesen Worten muss man schliessen, dass Hieronymus einen grösseren Commentar zur Apocalypse schreiben wollte. Haussleiter hat denselben in der summa dicendorum des Beatus von Libana finden wollen, doch mit Unrecht; vgl. § 958 p. 352.

De monogramma Christi. Im Anschluss an den von Hieronymus bearbeiteten Victorinuscommentar zur Apocalypse findet sich im cod. 26 des Merton College s. XV ein Schriftstück, welches eine spätere Hand am Rande betitelt: Hieronimus de monagramma Christi. Dasselbe Stück bietet auch in derselben Aufeinanderfolge cod. Harleianus 3049 s. XV und zwar ohne Titel und ohne Scheidung vom Vorhergehenden, am Schluss unvollständig. Der Entdecker dieses Bruchstücks G. Morin schreibt dasselbe mit Recht dem Hieronymus zu (Revue Bénédictine 20 (1903) p. 227). Für diese Autorschaft wird angeführt, dass in einer Münchner Handschrift 14276-7 s. VIII/IX, welche Glossen zur hl. Schrift enthält, das Citat vorkommt: Hieronymus de monogrammate (p. 228). Weiterhin macht Morin (p. 232) glaublich, dass wir in dem kleinen Traktat einen der Zusätze haben,

die Hieronymus zum Apocalypsecommentar des Victorinus gemacht hat. Der Text ist herausgegeben von Morin p. 232.

989. Rückblick. Hieronymus betrachtete das Bibelstudium als die schönste Aufgabe des Menschen, und die exegetischen Arbeiten zur hl. Schrift reichten bis zu seinem Lebensende. Auch that der Kirchenlehrer alles, um sich für die Bibelexegese vorzubereiten. Er erlernte von Juden das Hebräische, so hart ihm dies auch ankam; daneben vervollkommnete er auch seine Kenntnisse in der griechischen Sprache. Sein Ziel war, zum Urtexte vorzudringen und sich von den Uebersetzungen möglichst unabhängig zu machen. Manche Probleme vermochte er dadurch zu lösen und manchen Fehler der Siebzig zu rügen. Auch auf den Bestand der hl. Schrift richtete er sein Augenmerk und kämpfte nicht selten gegen die den hl. Büchern angeschlossenen apokryphen Produkte. So sehr wir es also zu rühmen haben, dass er die Notwendigkeit der philologischen Grundlage für das Bibelstudium erkannte, so können wir andererseits auch nicht verschweigen, dass weder seine Sprachkenntnisse noch seine philologische Methode höheren Anforderungen entsprechen. Allein wir dürfen nicht den Massstab der Neuzeit anlegen; die Hauptsache bleibt, dass eine Ahnung von den festen Grundlagen der Schriftinterpretation in den Geistern aufdämmern musste. Noch in anderer Beziehung waren der Bibelauslegung neue Wege vorzuzeichnen. Die Allegorie hatte hier ihren Thron aufgeschlagen, der buchstäbliche Sinn wurde verächtlich beiseite geschoben und an seiner Stelle das sog. geistige Verständnis gesetzt. Damit kam eine entsetzliche, aller Beschreibung spottende Willkür in die sakrale Exegese hinein, da es ja galt, nicht das zu erklären, was da stand, sondern etwas aufzufinden, was nicht da stand, also seine eigenen Gedanken zu unterschieben. Hieronymus erkannte zwar und sprach es öfters aus, dass die historische Interpretation die Voraussetzung des Verständnisses bilde; allein er konnte sich doch nicht von der allegorischen und typischen Erklärungsweise lossagen und auf die Blüten des geistigen Verständnisses“ verzichten. Diese Inconsequenz sollte sich bei seinen exegetischen Arbeiten bitter rächen, sie nahm ihm den festen Boden unter den Füssen weg. Seine exegetischen Werke stehen daher weit hinter der Schrift seines Zeitgenossen, dem sog. Ambrosiaster, zurück. Es kommt hinzu, dass der Kirchenlehrer sich in keines der von ihm erläuterten Werke so vertiefte, dass er Wohldurchdachtes geben konnte; die Eilfertigkeit, mit der er zu Werke ging, ist wahrhaft erstaunlich. Seine Arbeit bestand der Hauptsache nach aber auch nur darin, dass er die Commentare der griechischen Meister, besonders des Origenes, abschrieb. Bei einem solchen Verfahren ist es nicht verwunderlich, dass er oft nicht Zeit fand, den verschiedenen Deutungen gegenüber eine sichere Entscheidung zu treffen. Durch diese Methode hat Hieronymus uns manches aus verlorenen Schriften gerettet, zugleich aber seiner Interpretationskunst ein Armutszeugnis ausgestellt.1)

1) G. Hoberg, De Hieronymi ratione interpretandi, Bonn 1886; A. Röhrich, Essai sur St. Jérôme exégète (Thèse), Genf 1891; K. Hartung, Der Exeget Hieronymus, Bam

[ocr errors]

berg 1903 (Festrede); E. Mangenot, Les mss. grecs des evangiles employés par S. Jérôme (Revue des sciences ecclésiastiques 1900 p. 56).

d)Dogmatisch-polemische Schriften und Uebersetzungen dogmatischer Werke. 990. Ueber die immerwährende Jungfrauschaft Marias gegen Helvidius. Als Hieronymus 382-385 in Rom weilte, um dem Papst Damasus als Berater in wissenschaftlichen Dingen zur Seite zu stehen, trat ein gewisser Helvidius mit einer Schrift gegen die immerwährende Jungfrauschaft Marias auf. Er war Laie und seine Bildung nicht so beschaffen, dass er ein sprachlich korrektes Werk liefern konnte. An der Hand der hl. Schrift suchte er nachzuweisen, dass Joseph nach der Geburt des Herrn mit Maria ehelichen Umgang gepflogen habe und dass aus diesem Umgang Kinder entsprossen seien. Ausser der Schrift zog er auch die Tradition heran und berief sich auf Tertullian und Victorinus von Pettau. Nicht ein vorwiegend dogmatisches Interesse war es, das Helvidius auf diese Frage brachte, sondern vielmehr ein soziales; er wollte der Ueberschätzung der Ehelosigkeit entgegentreten, indem er den Hauptstützpunkt für diese Meinung, die immerwährende Jungfrauschaft Marias, hinwegzuräumen suchte. Die Schrift des Helvidius war schon einige Zeit in Umlauf und scheint in den asketischen Kreisen doch eine gewisse Beunruhigung hervorgerufen zu haben. Man drang in den Kirchenvater, polemisch gegen den Häretiker vorzugehen. Hieronymus that dies auch und schrieb eine Broschüre gegen den ihm persönlich gänzlich unbekannten Mann. Er schlug einen übermütigen Ton an und suchte den Gegner lächerlich zu machen. Auch er ging auf die Schriftstellen ein, erklärte sie aber anders als Helvidius; das Thema, dass der jungfräuliche Stand höher zu achten sei als die Ehe, berührte er ebenfalls. Der Mangel an ruhiger Haltung und die Geringschätzung des Gegners, gegen den er sogar Schimpfworte schleuderte, lassen kein rechtes Behagen an dem Schriftchen aufkommen; es gesellt sich hinzu, dass Hieronymus über das eheliche Verhältnis von Maria und Joseph nicht mit der nötigen Zartheit handelt.1)

Zeugnisse über Helvidius. Gennadius de vir. ill. 33 Helvidius, Auxentii discipulus, Symmachi (vielleicht des Ebioniten) imitator, scripsit religionis quidem studio, sed non secundum scientiam, librum neque sermone neque ratione nitidum, cuius opere ita Sanctarum Scripturarum sensum ad suam perversitatem flectere conatus est, ut earum testimoniis adserere voluerit, sanctam Mariam post nativitatem Domini, quem virgo peperit, Joseph sponso suo iunctam et ex eius consortio filios suscepisse, qui fratres Domini appellati sunt; [cuius pravitatem Hieronymus arguens libellum documentis Scripturarum sufficienter (satiatum) adversus eum edidit.]; vgl. dazu Czapla, Gennadius als Litterarhistoriker (Kirchengeschichtl. Stud. 4. Bd. 1. Heft (1898) p. 70). Aus den Worten (Sp. 183 M.) solus in universo mundo sibi et laicus et sacerdos muss man schliessen, dass er Laie war; denn das Ungeheuerliche liegt darin, dass ein Laie sich wie ein Priester geberdete. Hieronym. c. 16 Sp. 200 M. praetermitto vitia sermonis, quibus omnis liber tuus scatet. Taceo ridiculum exordium: 0 tempora! o mores!

Abfassungszeit. Die Schrift ist in Rom geschrieben; vgl. c. 16 Sp. 200 M. cum in eadem tecum Urbe consistam (wie Helvidius). Sie wurde zu Lebzeiten des Papstes Damasus geschrieben; vgl. epist. 48, 18 (22, 508 M.) dum adviveret sanctae memoriae Damasus, librum contra Helridium de beatae Mariae virginitate perpetua scripsimus. Da Hieronymus 382-385 in Rom weilte und Damasus Ende 384 starb, fällt die Schrift in diesen Zeitraum. In einem in der ersten Hälfte des Jahres 284 geschriebenen Brief an Eustochium (epist. 22, 22; 22, 409 M.) sagt er: Quantas molestias habeant nuptiae et quot sollicitudinibus vinciantur, in eo libro, quem adversus Helvidium de beatae Mariae perpetua virginitate edidimus, puto breviter expressum. Da zwischen dem Erscheinen der

1) Vgl. c. 8 Sp. 191 M.

« PoprzedniaDalej »