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anlasst, die Form der Abhandlung aufzugeben und in eine Anrede an seine Kleriker überzugehen. Man hat darnach die Hypothese aufgestellt, als sei das ganze Buch de officiis aus Vorträgen oder Predigten des Ambrosius entstanden. Allein die Darstellung schliesst sich zu eng an Cicero an, und es ist ganz unwahrscheinlich, dass der Mailänder Bischof den heidnischen Autor einem Cursus von Predigten oder Vorträgen zu Grunde gelegt hätte. Dass aber einzelne Predigten in das Werk hineingearbeitet wurden, ist zweifellos. Den Charakter der ambrosianischen Schriftstellerei verleugnen auch diese Bücher nicht; sie zeigen uns keinen Gelehrten, sondern einen Mann, der mitten im Leben steht und zu den öffentlichen Fragen in humanem Sinn Stellung nimmt. 1) Es ist leicht begreiflich, dass schon der Name des Autors der Schrift eine grosse Verbreitung sichern musste; und in der That wurde das Werk im Mittelalter viel gelesen.

Titel. Die Mauriner sagen in der Einleitung (Migne Sp. 17): „Quem (titulum De officiis ministrorum) nos ex manuscriptis fere omnibus ac notae melioris restituimus“; vgl. auch Augustin. ad Hieronym. epist. 116, 21 (1 Sp. 768 Vall.) qui (Ambrosius) suos quosdam libros utilium praeceptionum plenos de officiis voluit appellare.

Abfassungszeit. 1, 18, 78 verweist Ambrosius auf die Schrift de Noë; da aber die Zeit dieser Schrift nicht ermittelt werden kann, hilft uns die Erwähnung nichts. Zeitanspielungen finden sich folgende: 1, 18, 72 sagt er von zwei Klerikern, die vom katholischen orthodoxen Glauben abfielen, folgendes: alter Arianae infestationis tempore fidem deseruit, alter pecuniae studio, ne iudicium subiret sacerdotale, se nostrum negavit. Diese Stelle weist auf die Zeit hin, in der die arianische Kaiserin Justina den Katholizismus verfolgte. Eine zweite Stelle ist folgende: 2, 29, 150 meministis ipsi quoties adversus regales impetus pro viduarum, immo omnium depositis certamen subierimus recens exemplum ecclesiae Ticinensis proferam, quae viduae depositum, quod susceperat, amittere periclitabatur. Mit Wahrscheinlichkeit wird angenommen, dass diese Geschichte sich zu Anfang 386 abspielte, als sich Valentinian in Ticinum aufhielt. Andere Zeitereignisse, wie eine Hungersnot in Rom (3, 7, 49) und kriegerische Zeitläufte (2, 15, 70), lassen sich schwer sicher bestimmen, führen aber doch aller Wahrscheinlichkeit nach über das Jahr 386 zurück. Sonach bleibt das Jahr 386 der späteste Termin, den wir für die Abfassung des Werks ansetzen können; vgl. Ihm, Studia Ambrosiana p. 26.

Zur Composition. 2, 6, 25 neque enim mihi ad mercatores lucri cupidine avaros, sed ad filios sermo est, et sermo de officiis, quae vobis quos elegi in ministerium domini, inculcare gestio. 1, 3, 13 audistis (Migne: audisti) hodie lectum. 1, 8, 25 dum legimus hodie evangelium. 1, 7, 23 neque improvide ad vos filios meos scribens, huius psalmi prooemio usus sum. Die Benediktiner sagen in der admonitio (Migne Sp. 23): nullus est dubitandi locus, quin sermonibus publice habitis maximam partem constent hi libri.“

Litteratur. F. Bittner, De Ciceronianis et Ambrosianis officiorum libris commentatio, Brausberg 1849; F. Hasler, Ueber das Verhältnis der heidnischen und christlichen Ethik auf Grund einer Vergleichung des ciceronianischen Buches de officiis" mit dem gleichnamigen des hl. Ambrosius, München 1866; Dom. Leitmeir, Apologie der christl. Moral, Darstellung des Verhältnisses der heidnischen und christl. Ethik zunächst nach einer Vergleichung des ciceronianischen Buches de officiis" mit dem gleichnamigen des hl. Ambrosius, Augsb. 1866; J. Dräseke, Ciceronis et Ambrosii de officiis libri III inter se comparantur (Rivista di filol. 4 (1876) p. 121); J. Reeb, Ueber die Grundlagen des Sittlichen nach Cicero und Ambrosius. Vergleichung ihrer Schriften de officiis. Ein Beitr. zur Bestimmung des Verhältnisses zwischen heidnisch-philos. und christl. Ethik, Zweibrücken 1876; P. Ewald, Der Einfluss der stoisch-ciceronianischen Moral auf die Darstellung der Ethik bei Ambrosius, Leipz. 1881; R. Thamin, St. Ambroise et la morale chrétienne au IV siècle. Étude comparée de traités des devoirs de Cicéron et de s. Ambroise, Paris 1895; Th. Schmidt, Ambrosius, sein Werk de officiis libri III und die Stoa, Diss. Erlangen 1897. Vgl. auch A. Ebert, Allgem. Gesch. der Litt. des Mittelalters 12 (Leipz. 1889) p. 157.

Ausg. von Migne 16 Sp. 23; Ballerini 4 Sp. 21. Sonderausg. von J. G. Krabinger, Tübingen 1857. Uebersetzungen von C. Haas, Die Pastoralschriften des hl. Gregor des Grossen und des hl. Ambrosius von Mailand übersetzt, Tübingen 1862, p. 271; von F. X. Schulte, 1) So spricht er sich z. B. 3, 7 gegen die Vertreibung der Fremden zur Zeit einer Hungersnot aus.

Ausgewählte Schriften des hl. Ambrosius, Bischof von Mailand (Bibl. der Kirchenväter 2 (Kempten 1877) p. 12).

932. De virginibus 1. III. Von den Predigten des Ambrosius machten besonders diejenigen grossen Eindruck, welche er zur Empfehlung der Jungfräulichkeit hielt. Die Kunde von diesen Vorträgen drang über das Weichbild von Mailand hinaus; von Bologna und Plazentia strömten Jungfrauen nach Mailand, um hier den Schleier zu nehmen, ja selbst über das Meer erstreckte das begeisterte Wort des Bischofs seine Wirkung; auch aus Mauretanien eilten Jungfrauen nach Mailand, um die Gelübde der Jungfräulichkeit abzulegen. Es ist nicht zu verwundern, dass vielfach Stimmen in der Jungfrauenwelt laut wurden, welche eine schriftliche Fixierung dieser Predigten wünschten, damit auch diejenigen, welche sie nicht hören konnten, sich doch wenigstens an ihrer Lektüre erfreuen möchten. Besonders scheint die Schwester des Ambrosius, Marcellina, die selbst eine gottgeweihte Jungfrau war, den Bruder gedrängt zu haben, seine Vorträge niederzuschreiben. Ambrosius willfahrte den Wünschen der Jungfrauen und machte aus seinen Predigten ein Werk von drei Büchern. Im ersten Buch legt er den Wert der Virginität dar und zerstreut manche Einwendungen gegen diese Tugend, welche die Heiden in ihrem Wesen nicht gekannt hatten. In den zwei folgenden Büchern gibt der fromme Bischof den Jungfrauen Lehren. Dies geschieht namentlich dadurch, dass denselben leuchtende Beispiele vorgehalten werden. Vor allem wird ihnen die Himmelskönigin zur Nachahmung empfohlen, alsdann greift der Autor in das Leben der hl. Thekla hinein; den Glanzpunkt des zweiten Buches bildet aber die romanhafte Geschichte einer antiochenischen Jungfrau, welche einem öffentlichen Lusthause überantwortet, durch Verkleidung entkam und mit ihrem Retter den Martertod erlitt. In dem dritten Buche wird dem Leser die Geschichte der hl. Pelagia dargeboten. Auch dem ersten Buch fehlt es nicht an einem Beispiel; hier schöpft der Autor aus dem Leben der hl. Agnes Stoff für sein Thema. Diese Beispiele sind mit starken rhetorischen Farben aufgeputzt; der Schriftsteller lässt gerne seine Personen längere Reden halten. Trotz des Wortreichtums fühlen wir doch das warme Interesse des Bischofs für seinen Gegenstand. Das dritte Buch gewinnt einen besonderen Charakter dadurch, dass hier Marcellina in den Vordergrund tritt. Mancher interessante Zug aus dem Ordensleben der damaligen Zeit lässt sich hier gewinnen. Die rhetorische Kunst verleugnet sich auch hier nicht. So wird die Rede des Liberius, die dieser bei der Einkleidung der Marcellina in Rom hielt, eingestreut.

Die Schrift wurde abgefasst im Jahre 377, als Ambrosius noch nicht drei. Jahre im bischöflichen Amte war. Die jugendliche Begeisterung erfrischt noch heute den Leser; die Schrift gehört zu den schönsten des Ambrosius. Abfassungszeit. 2, 6, 39 haec ego vobis, sanctae virgines, nondum triennalis sacerdos munuscula parari,

Zur Charakteristik. 1, 1, 1 scribendi aliquid sententia fuit; maiore siquidem pudoris periculo auditur vox nostra quam legitur; liber enim non erubescit. 1, 2, 5 et bene procedit, ut quoniam hodie natalis est virginis (nämlich der hl. Agnes), de virginibus sit loquendum, et a praedicatione liber sumat exordium. 1, 3, 10 invitat nunc integritatis amor, et tu, soror sancta, vel mutis tacita moribus, ut aliquid de virginitate dicamus.

1, 10, 57 denique de Placentino sacrandae virgines veniunt, de Bononiensi veniunt, de Mauritania veniunt, ut hic velentur. 2, 1, 1 superiore libro quantum virginitatis munus sit, voluimus explicare; ut per se coelestis gratia muneris invitet legentem. secundo libro virginem institui decet et tamquam competentium praeceptorum magisteriis erudiri. 2, 1, 5 quoniam pleraeque absentes nostri desiderabant sermonis usum, volumen hoc condidi: quo profectae ad se vocis meae munus tenentes, deesse non crederent, quem tenerent.

Ausg. von Migne 16 Sp. 187; Ballerini Sp. 189.

933. De viduis. Mit der Schrift de virginibus bringt Ambrosius in ausdrückliche Verbindung die Schrift de viduis. Nach den Jungfrauen folgen in der Wertschätzung die Witwen, da auch sie der Keuschheit leben können. Der Bischof verwirft zwar nicht eine zweite Ehe, allein er ermuntert auch nicht zu derselben. Der Witwenstand steht ihm höher als die Ehe. Die Vorzüge desselben näher darzulegen, ist Zweck der vorliegenden Abhandlung. Er greift zur hl. Schrift und findet dort nachahmenswerte Beispiele für die Witwen; er zeigt, dass dieselben sich des besonderen göttlichen Schutzes erfreuen; er greift aber auch in das volle Leben hinein, um von einer zweiten Ehe abzuschrecken. Ein bestimmter Vorfall aus der seelsorgerischen Thätigkeit des Ambrosius gab den nächsten Anlass zur Abfassung der Schrift. Er hatte eine Witwe getröstet und sie veranlasst, die äusseren Zeichen der Trauer abzulegen, allein diese Witwe scheint in diesem Vorgehen des Bischofs eine stille Mahnung zu einer zweiten Ehe gefunden zu haben. Dieser irrigen Annahme trat Ambrosius in der Weise entgegen, dass er die ganze Frage einer prinzipiellen Würdigung unterstellte.

Wegen des innigen Zusammenhangs, in den Ambrosius selbst die Schrift mit de virginibus gebracht, wird für beide Schriften dieselbe Zeit der Abfassung anzusetzen sein.

Die Echtheit der Schrift wurde angefochten, allein die Gründe der Anfechtung sind nichtig; sie haben ihre Wurzel in dogmatischen Streitigkeiten über die Anrufung der Heiligen.1)

Zur Charakteristik. 1, 1 bene accidit, fratres, ut quoniam tribus libris superioribus de virginum laudibus disseruimus, viduarum tractatus incideret; neque enim inhonoras debuimus praeterire et a virginum praeconio separare, quas apostolica sententia cum virginibus copulavit. 11, 68 neque prohibemus secundas nuptias, sed non suademus ... plus dico, non prohibemus secundas nuptias, sed non probamus saepe repetitas. 9, 59 suasimus, fateor, ut vestem mutares, non ut flammeum sumeres; ut a sepulcro recederes, non ut thalamum praeparares.

Ausg. von Migne 16 Sp. 233; Ballerini 4 Sp. 241.

934. De virginitate. In älteren Ausgaben wurde die unter dem Namen de virginitate gehende Schrift als viertes Buch des Werkes De virginibus gelesen. Mit Recht haben die gelehrten Benediktiner unseren Traktat aus dieser Verbindung losgelöst und zur selbständigen Schrift erhoben. Dass unsere Monographie nicht zu der Schrift de virginibus gehört, geht schon daraus hervor, dass das Ende dieses Werkes vom Schriftsteller ausdrücklich markiert wird. 2) Auch wird in dem Buche De virginitate auf die Schrift De viduis Bezug genommen,3) welche jünger ist,*)

1) Vgl. darüber Migne, Admonitio Sp. 233; Foerster, Ambrosius p. 88.

2) De virginibus 3, 7, 32 iam ad finem orationis vela pandenti bene suggeris etc.

3) De virginitate 8, 46 wird citiert de

viduis cap. 9.

4) Vgl. Migne in der admonitio Sp. 263: libro de viduis, quem constat libris de virginibus posteriorem esse."

als De virginibus. Auch die Composition beider Schriften ist verschieden; die Schrift De virginibus ist an Marcellina gerichtet, die Schrift De virginitate an Jungfrauen und Witwen. Endlich bietet auch die handschriftliche Ueberlieferung deutliche Anzeichen für die Trennung der beiden Traktate. Die warmen Vorträge des Ambrosius zur Empfehlung der Jungfräulichkeit hatten vielfachen Anstoss erregt. Der Bischof verteidigt sich in der Schrift De virginitate gegen die ihm gemachten Vorwürfe, indem er darzuthun sucht, dass die Jungfräulichkeit weder verwerflich, noch neu, noch unnütz sei. Allein der Verfasser bleibt nicht bei dem Negativen stehen, er verbreitet sich auch in positiver Weise über das Thema. Eine streng logische Anordnung des Stoffes wird vermisst, besonders der Eingang steht nur in losem Zusammenhang mit dem Folgenden. Es erklärt sich dies wohl daraus, dass die Schrift aus mehreren Predigten zusammengearbeitet ist. Die Zusammenarbeitung erfolgte in der Weise, dass der Predigtcharakter nicht verwischt wurde. So wird ausdrücklich auf das Fest von Peter und Paul, an dem die Predigt gehalten wurde, hingewiesen,1) an einer anderen Stelle 2) wird auf die Lesung des Evangeliums zurückgegriffen. Verglichen mit der Schrift De virginibus ist unser Traktat viel dürrer, nur das Gleichnis, das von der Biene genommen (c. XVII), erinnert an die Zartheit jener Schrift. Sachlich interessant ist die Erörterung der vier Cardinaltugenden (c. XVIII). Stellen aus dem hohen Lied werden gern herangezogen. Deutliche Anzeichen für die Abfassungszeit der Schrift fehlen; doch ist kein Zweifel, dass sie nicht lange nach De virginibus entstanden ist, weil der Verfasser die hier vorgetragenen Ansichten über die Jungfräulichkeit verteidigt.

Zur Charakteristik. 3, 11 quo in negotio etiam nos vocamur in culpam. Quam tandem? Quia nuptias prohibuimus illicitas. 5, 24 nec quemquam publice arguo, sed me ipsum defensatum venio .... criminis autem invidia haec est, quia suadeo castitatem. 7, 35 nec improbum nec novum integritatis est studium. Videamus ne forte inutile iudicetur. Ausg. von Migne 16 Sp. 265; Ballerini 4 Sp. 273.

935. De institutione virginis. Unter den Schriften des Ambrosius befindet sich ein Traktat, der in der handschriftlichen Ueberlieferung betitelt ist: Sermo de Sanctae Mariae virginitate perpetua. In den Drucken dagegen lautet der Titel und zwar ohne Zweifel ebenfalls nach handschriftlicher Ueberlieferung: Ad Eusebium institutio oder De institutione Virginis. Der Titel ad Eusebium institutio führt uns näher auf die Entstehung des Werkes. Aus den zwei ersten Kapiteln desselben ergibt sich, dass ein Mann seine Enkelkinder dem Ambrosius zur Erziehung übergeben und dass sich darunter Ambrosia befand, welche den Schleier nahm. Bei diesem Anlass hielt der Bischof eine Rede an die Jungfrau. Diese Rede schickte er mit einer Einleitung an den Grossvater der Ambrosia. Nach der Ueberschrift müsste dieser Mann also Eusebius gewesen sein. Es unterliegt kaum einem Zweifel, dass dieser Eusebius der vornehme Bürger von Bologna war, mit dem Ambrosius in innigem Freundschaftsverhältnisse stand.) Die Rede ist stark dogmatisch gehalten; denn sie wendet

1) 19, 124 hodie natali eorum (sc. Petri et Pauli) spiritus sanctus increpuit.

2) 3, 14 certe hoc docuit hodierna quae

decursa est lectio.

3) Vgl. die Briefe 54 und 55 (16 Sp. 1167 Migne).

sich gegen die Häretiker, welche die Jungfräulichkeit Marias leugnen. Besonders hat der Autor hier den Bischof Bonosus im Auge. Auch mystische Interpretationen laufen mit unter. Eine wärmere Haltung gewinnt die Rede erst am Schluss, wo sich der Redner direkt an Ambrosia vor dem Akt der Einweihung wendet. Die Benediktiner setzen die Schrift in das Jahr 392, indem sie besonders das Aufkommen der Häresie des Bonosus in Erwägung ziehen.

Zur Charakteristik. 1, 1 commendas mihi pignus tuum, quod aeque est meum, Ambrosiam Domini sacram: et pio affectu eius tibi asseris praestantiorem reliqua sobole sollicitudinem. 2, 15 de qua (virginitate) licet frequentibus libris dixerimus, tamen memorati pignoris causa hunc ad te librum condendum arbitrati sumus. 5, 35 fuerunt qui eam (sc. Mariam) negarent virginem perseverasse. Hoc tantum sacrilegium silere iamdudum maluimus: sed quia causa vocavit in medium, ita ut eius prolapsionis etiam Episcopus argueretur, indemnatum non putamus relinquendum. Vgl. des Näheren Ihm, Studia Ambrosiana p. 29, der die Schrift in das Jahr 391 oder 392 setzt. Ausg. von Migne 16 Sp. 305; Ballerini 4 Sp. 315.

936. Exhortatio virginitatis. Als der Usurpator Eugen im Begriffe war, die Alpen zu überschreiten, flüchtete sich Ambrosius nach Bologna. Hier fand er die Gebeine des Vitalis und des Agricola.1) Als die Florentiner von der Anwesenheit des Bischofs in Bologna Kunde erhalten hatten, wurde er eingeladen, die von einer Witwe Juliana erbaute Kirche einzuweihen. Ambrosius folgte der Einladung; er begab sich nach Florenz mit Reliquien der von ihm aufgefundenen heiligen Leiber.2) Die Rede, welche der Mailänder Bischof bei der Einweihung des Gotteshauses hielt, bildet den vorliegenden Traktat, und zwar deutet nichts auf eine Umarbeitung hin, durch welche die Rede den Charakter einer Schrift erhalten hätte. Die Composition des Schriftstücks ist eine sehr eigentümliche; in die Rede ist nämlich eine zweite Rede eingeschaltet, eine Ansprache, welche Juliana an ihre Kinder hielt, um sie zu ermuntern, den Stand der Ehelosigkeit zu erwählen. Diese eingeschobene Rede ist natürlich nur ein Kunstmittel. Der Autor will uns die fromme Einwirkung der Mutter auf ihre Kinder nicht durch eine Erzählung, sondern durch eine lebendige Ansprache der Witwe selbst vor Augen stellen. Den Worten der Juliana fügt Ambrosius seine eigenen hinzu; er gibt den Kindern fromme Lehren und vollzieht dann den Einweihungsakt mit einem kräftigen Gebet. Die Rede fällt in das Jahr 393.3)

Zur Charakteristik. Paulin. vita Ambrosii 27 (14 Sp. 36) hoc (das Vorgehen des Eugenius) ubi cognovit Sacerdos (Ambrosius), derelicta civitate Mediolanensi, ad quam ille (Eugenius) festinato veniebat, ad Bononiensem civitatem emigravit, atque inde Faventiam usque perrexit. Ubi cum aliquantis degeret diebus, invitatus a Florentinis, ad Tusciam usque descendit. Exhort. 1, 1 ego ad Bononiense invitatus convivium, ubi sancti martyris celebrata translatio est, apophoreta vobis plena sanctitatis et gratiae reservavi. Die Rede der Juliana wird eingeleitet durch die Worte 3, 13 succinxit mentis viscera, et circumfusam se videns numero filiarum trium, et unius filii, quo solent terreri caeterae, hoc fortior facta, tali filios alloquio convenit. Geschlossen wird die Rede durch die Worte 8, 53 haec et alia pia mater.

Ausg. von Migne 16 Sp. 335; Ballerini 4 Sp. 349.

937. De lapsu virginis consecratae. Eine Jungfrau mit Namen Susanna aus vornehmer Familie hatte wider 'den Willen ihrer Eltern sich

1) Benutzt ist unsere Schrift in dem unechten Brief No. 3 (17 Sp. 747 Migne). 2 Er nennt sie apophoreta.

3) Oder 394, was Ihm, Studia Ambrosiana p. 30 auch für möglich hält.

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