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trotz seiner Missethaten als Sohn Gottes betrachteten, endlich legt er den Christen die Mysterien dar, welche in der Geschichte Davids eingeschlossen liegen. Schon diese schulmässige Gliederung ist dem Ambrosius, der Digressionen liebt und sich gehen lässt, fremd. Auch in Bezug auf den Stil finden sich Diskrepanzen. Ferner müsste auffallend erscheinen, dass Ambrosius, wenn er der Verfasser der zweiten Apologie wäre, gar keine Rücksicht auf die erste nimmt. Es kommt hinzu, dass Augustin die zweite Apologie nicht kennt, da er nur die erste anführt, und dass theologische Probleme berührt werden, welche der nachambrosianischen Zeit angehören. Die Schrift ist von einem Manne verfasst, der sich die erste Apologie zur Nachahmung erkoren hatte.

Die Unechtheit. Im Remensis trägt der Traktat keine Ueberschrift; im Duacensis 227 s. XII lautet dieselbe: Liber secundus sancti Ambrosii de apologia David. Ueber die Nachahmung der echten Apologie vgl. Schenkl (p. VIIII), der einige Stellen gibt. Augustin citiert an drei Stellen (contra Jul. Pel. 2, 7, 20; 1, 4, 11; contra duas ep. Pel. 4, 11) nur die erste Apologie, scheint sonach die zweite nicht zu kennen. Ueber gewisse Aehnlichkeiten der Apologia altera und de sacramentis vgl. Schenkl p. X.

Zur Gliederung. 4, 21 p. 369 Sch. tripertitam divisionem tractatus huius polliciti sumus, unam adversus gentiles, aliam adversum Judaeos, tertiam apud ecclesiam. 5, 31 p. 378 Sch. divisionem tractatus ita putavi esse faciendam, ut apud gentiles lapsus condicionis non negaretur, correctio erroris adstrueretur, apud Judaeos autem ideo lapsum esse sanctum David doceremus, ne amplius Judaeorum perfidia claudicaret eumque vel dei filium desinerent credere, quem viderent communi condicione obnoxium fuisse peccato, Christiani vero surgentis ecclesiae mysteria possint advertere. Schenkl p. VIII: Mirum est eum psalmi L interpretationem non absolvisse, sed tantum incohasse, quae res utrum oratori ipsi tribuenda an eo explicanda sit quod post sectionem 74 quaedam interciderint plane incertum esse Maurinis, qui de hoc libello utiliter disputaverunt, libenter adsentior."

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Zur Charakteristik. 5, 28 p. 376 Sch. uno die vel per angustias ingenii vel per fragilitatem vocis omnem seriem non possum inplere tractatus. 5, 31 p. 378 Sch. iam et superiore die et hodie Judaeis tantis responsum arbitror.

Ueberlieferung. Massgebend für die recensio ist cod. Remensis 352 s. XII; vgl. Schenkl p. XXXVIII.

pars

2

Ausg.: Migne 14 Sp. 887; Ballerini 2 Sp. 119; Corpus script. eccles. lat. 32 p. 359.

928. Enarrationes in XII psalmos Davidicos. Der Psalter war ein Lieblingsbuch des Ambrosius, und mit Vorliebe schöpfte er aus demselben in seinen Predigten und erläuterte auch gelegentlich den einen oder anderen Psalm. 1) Aber er machte die Psalmen auch selbst zum Gegenstande eigener Vorträge; sie liegen uns vor in den enarrationes in XII psalmos, welche nach seinem Tode zu einem Corpus vereinigt wurden, und in der expositio in psalmum 118. Die in den enarrationes erläuterten zwölf Psalmen sind: 1, 35-40, 43, 45, 47, 48, 61. Von diesen bilden 35-40 eine engere Gruppe, 2) da der nachfolgende Commentar immer an den vorangehenden anknüpft. Auch die Commentare zu 45, 47, 48 und 61 haben einen gemeinsamen Charakter. 3) Die zwölf Commentare sind zu verschiedenen Zeiten abgefasst worden. Noch auf dem Todesbette diktierte er die Erläuterung des 43. Psalms, der darum nicht ganz vollendet ist. Die frühesten fallen nach 386. Er folgte also in der Erklärung der einzelnen Psalmen nicht der Ordnung des Psalters. Auch diese Commentare sind ursprünglich, wie bereits angedeutet, Predigten gewesen, 4) welche dann später zu

1) Vgl. ein Verzeichnis bei Ihm, Studia Ambrosiana p. 22.

2) Vgl. Migne Sp. 918.

3) Kellner, Der hl. Ambrosius p. 137.

Handbuch der klass, Altertumswissenschaft. VIII, 4.

4) 35, 20 sicut lectio hodierna nos docuit. 36, 2 iste qui nobis hodierna lectione propositus est.

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einem Ganzen vereinigt wurden. Sie lassen die moralische Interpretation stark hervortreten, doch greifen sie auch zur Allegorie; denn in den Psalmen ist nach der Ansicht des Ambrosius das ganze Leben und Wirken Christi prophetisch angedeutet. Auch benutzt der Prediger gern die Gelegenheit, die orthodoxen Lehren seinen Zuhörern einzuschärfen, um sie gegen die Irrlehren zu wappnen. Benutzt sind bei diesen Vorträgen Basilius und Origenes.

stellen:

Ueber die Abfassungszeit dieser zwölf Commentare lässt sich Folgendes festComm. in ps. 1. Da in demselben der Psalmengesang erwähnt wird (prol. 9), kommen wir in die Zeit nach 386.

Comm. in ps. 36. Hier werden (19) die Kämpfe der Arianer und der Orthodoxen erwähnt, die dadurch entstanden waren, dass jene die Auslieferung einer Kirche forderten. 49 wird des Abfalls der Mönche Sarmatio und Barbatianus gedacht, welchen die Benediktiner in das Jahr 389 setzen (Migne Sp. 918), und über welchen Ambrosius in einem gegen Ende seines Lebens geschriebenen Brief ausführlicher handelt. Endlich erwähnt er (25) den von Theodosius über Eugenius i. J. 394 davongetragenen Sieg. Vgl. auch 38, 27. Hier haben wir (43) eine zeitliche Anspielung auf das Blutbad

Comm. in ps. 37. in Thessalonich (390). Comm. in ps. 40.

gewiesen.

Hier wird (38) auf den Commentar zum Lukas-Evangelium hin

Comm. in ps. 48. In Expos. ev. Luc. 3, 15 kündigt A. eine Ausführung an, welche 48, 8 erfolgt ist; also ist der Commentar zu Psalm 48 nach 386 verfasst.

Comm. in ps. 61. Hier wird (26) auf die zweite Gesandtschaft des Ambrosius an Maximus und den Tod des Gratian angespielt. Jene Gesandtschaft fand höchst wahrscheinlich 384/385 statt; vgl. § 908.

Comm. in ps. 43. Aus der vita Ambrosiana des Paulinus (42) erhellt, dass dieser Commentar in das Jahr 397 fällt.

Zur Charakteristik. Praef. 7 in libro Psalmorum profectus est omnium et medicina quaedam salutis humanae. Ebenda 8 in psalmis nobis non solum nascitur Jesus; sed etiam salutarem illam suscipit corporis passionem, quiescit, resurgit, ascendit ad coelum, sedet ad dexteram Patris. Von der Praefatio wird zur Erklärung übergeleitet durch den Satz (12): sed iam psalmi istius qui propositus est nobis, ingrediamur exordia.

Ausg. von Migne 14 Sp. 921; Ballerini 2 Sp. 157.

929. Expositio in psalmum 118. Der Psalm 118 (119) 1) „Wohl denen, die ohne Wandel leben" umfasst 22 Oktonare, d. h. es sind je 8 Zeilen zu einer Strophe zusammengefasst. Weiterhin hat sich der Dichter die Schranke gesetzt, dass er die Oktonare durch das hebräische Alphabet laufen und überdies noch jede Zeile innerhalb des Oktonars mit dem betreffenden Buchstaben beginnen lässt. 2) Ein Zusammenhang der 22 Strophen lässt sich nicht herstellen. Es bildet jeder Oktonar für sich mehr oder weniger eine Einheit und konnte daher leicht zum Gegenstand einer selbständigen Erörterung gemacht werden; dies that Ambrosius, indem er unsern Psalm nach der Folge der Oktonare in 223) Predigten 4) behandelte. Wir haben dadurch eines der umfangreichsten Werke des Kirchenvaters erhalten. Bei der Erklärung der Oktonare wird das Hauptgewicht auf

1) Ueber die verschiedene Zählung der Psalmen vgl. Reusch, Einleitung in das alte Testament, Freiburg 1859, p. 51.

2) Vgl. Tholuck, Auslegung der Psalmen, Halle 1843, p. 506; Thalhofer, Erklärung der Psalmen, Regensb. 1857, p. 611; Delitzsch, Psalmencommentar 2 (Leipz. 1860) p. 186.

3) Die Predigten sind jedoch dem Um

fange nach sehr ungleich, so dass die Möglichkeit nicht abgewiesen werden kann, es sei die eine oder andere Predigt, so wie sie vorliegt, aus mehreren zusammengearbeitet worden.

4) 3, 29 bene admonuit lectio evangelii, quae decursa est. 6, 16 pulchre lectum est hodie.

die moralische Anwendung gelegt; doch wird hie und da auch die allegorische Auslegung herangezogen. Die Schrift gibt dem Bischof reichliche Gelegenheit, gegen die Gebrechen der Zeit und besonders gegen die Irrlehren sich zu kehren. Für die Erklärung liefert ihm wiederum Origenes Material. Dieselbe ist aber ungleichmässig; bald wird der ganze Satz erläutert, bald nur ein einzelnes Wort hergenommen; bald verbreitet er sich über eine Stelle länger, bald kürzer.

Abfassungszeit. Die expositio ist geschrieben nach dem Commentar zu Lukas, denn 14, 38 wird dieser Commentar schon erwähnt, aber vor der Schrift de Isaac et anima, denn hier wird unsere expositio citiert: 4, 17 (1 p. 654 Sch.) de hoc mysterio alibi saepius diximus et maxime in psalmo CXVIII. Allein da die Zeit dieser beiden Schriften nicht mit voller Bestimmtheit ermittelt werden kann, nützen die beiden termini nicht viel. Sicher ist, dass die expositio nach 386 fällt, denn es wird der Hymnengesang erwähnt, der 386 in Mailand eingeführt wurde; vgl. 8, 48 immo plerique sunt eiusmodi dies; ut statim meridianis horis adveniendum sit in Ecclesiam, canendi hymni, celebranda oblatio. Damit steht im Einklang, dass die Wiederkehr des Tages, an dem die Gebeine der Martyrer Gervasius und Protasius von Ambrosius aufgefunden wurden, gefeiert werden konnte; vgl. 6, 16 celebramus diem sanctorum quo revelata sunt populis corpora sanctorum martyrum. Die Auffindung wird aber in das Jahr 386 verlegt (vgl. Ihm, Studia Ambrosiana p. 24), von den Maurinern allerdings in das Jahr 385 oder 386 (vgl. Migne Sp. 1195). Auch die Erwähnung der arianischen Verfolgungen passt zu dieser Zeit. Die Abfassung dürfte zwei Jahre in Anspruch genommen haben; vgl. Ihm, Studia Ambrosiana p. 24; die Predigten werden also wohl 387 und 388 gehalten worden sein.

Quellen. Die Abhängigkeit von Origenes ergibt sich besonders aus den von Pitra aus vatikanischen Handschriften veröffentlichten Scholien des Origenes zu dem 118. Psalm; vgl. dessen Analecta sacra 3 (Venedig 1883) p. 246.

Zur Ueberlieferung. Ueber den cod. Treverensis 1285 s. XI vgl. Ihm, Studia Ambrosiana p. 95.

Ausg. von Migne 15 Sp. 1197; Ballerini 2 Sp. 435.

930. Expositio evangelii secundum Lucan 1. X. Auch das neue Testament hat Ambrosius zum Gegenstande seiner Homilien gemacht. Diese Predigten 1) hat er zu einem Werk von 10 Büchern zusammengefasst. Auch in diesem Commentar wiegt der moralische und mystische Gesichtspunkt vor, doch wird auch das Historische herangezogen. Merkwürdig ist aber der synoptische Zug, der durch den Commentar geht. Ambrosius zieht nämlich auch die andern Evangelien heran, besonders wenn sie einen Widerspruch zu enthalten scheinen, und sucht dann durch allegorische Erklärung eine Konkordanz herzustellen. Die Bekämpfung der Häresien ist ein Hauptzweck, den Ambrosius in diesem Commentar verfolgt.

Entstanden ist dieses Werk 386; die Schlussredaktion fällt vielleicht noch in den Anfang von 387.

Titel. Aus Ambrosius selbst kann der Titel nicht eruiert werden; bei Augustin aber (de gratia Christi 44, 48) heisst es: in expositione evangelii secundum Lucan. Ueber andere Bezeichnungen vgl. Schenkl p. X.

Abfassungszeit. In dem Commentar werden folgende Werke des Ambrosius citiert: 1. de viduis aus dem Jahre 377 (2, 62; 4, 49; 4, 50; 10, 6), 2. de fide (3, 32; 7, 68; 8, 95), 3. de spiritu sancto aus dem Jahre 381 (6, 31; freilich ist dieses Citat nicht ganz sicher, da auch de Joseph gemeint sein kann), 4. apologia David nach dem Jahre 383 (3, 38), 5. das verlorene Buch expositio Esaiae prophetae (2,56). Also ist der Commentar nach 383 entstanden. Dagegen wird unser Lukascommentar citiert in folgenden Schriften: 1. der Schrift enarratio in psalmos XII Davidicos (40, 38), 2. expositio psalmi CXVIII aus dem Jahre 387 oder 388 (14, 38), 3. der Schrift de patriarchis aus dem Jahre 387 oder bald nachher (4, 21), 4. de institutione virginis aus dem Jahre 391 oder 392 (6, 42). Also fällt der Commentar vor 391 oder 392. Wir haben sonach den terminus post quem 383, den

1) 8, 73 p. 428 Sch. pulchre mihi hodie est sacerdotii. 7, 48 p. 301 Sch. in hodierno legitur legis exordium, quando mei natalis

tractatu.

terminus ante quem 391/92. Genauer lässt sich die Zeit in diesem Intervallum also feststellen: 7, 52 schildert er den arianischen Bischof Auxentius, ebenso (vgl. die Stellen bei Ihm, Studia Ambrosiana p. 25) wie in der Rede gegen diesen (16, 22, 24), welche im Jahre 386 gehalten wurde; vgl. Schenkl p. VI. Darnach ist die Abfassungszeit des Lukascommentars im Jahre 386 oder noch zu Anfang des Jahres 387 sehr wahrscheinlich. 9, 32 deutet auf die Friedenszeit; diese wird von Schenkl (p. VIIII) in Einklang mit Rauschen auf das Jahr 388 bezogen; es wäre dann der Lukascommentar frühestens 388 geschrieben, selbstverständlich noch später die expositio des 118. Psalms; vgl. Rauschen, Jahrb. der christl. Kirche unter Theodosius, Freib. i. Br. 1897, p. 495.

Quellen. Schenkl p. XIII: In huius operis libris primo et secundo Origenis in Lucan homilias expilavit ita, ut eius explicatio fere tota pendeat ab eis quae apud Origenem leguntur .... ultra librum II vero Ambrosius Origenis homiliis non usus esse videtur." Ueber die Bearbeitung des 3. Buches nach Eusebius vgl. unter Composition". Weiterhin bemerkt Schenkl (p. V): „Ex eodem fonte (Eusebio) fluxerunt quae in libri X ss. 147–184 ab Ambrosio proferuntur, et ipsa certe parum idonea quae diebus dominicis coram populo indocto tractentur." Ueber sekundäre Quellen handelt ebenfalls Schenkl p. XIV und p. XV.

Zur Composition. 10, 6 p. 457 Sch. sequebatur de vidua locus, quam quoniam iam in libro quem de viduis scripsimus praedicavimus, nunc sequestramus. Die Verweisungen auf andere Schriften erfolgten erst bei der Umarbeitung. Ueber den Charakter des dritten Buches, das nicht ursprünglich die Predigtform hatte, vgl. Schenkl p. V; es ist eine Bearbeitung von Eusebius' Werk περὶ τῆς τῶν εὐαγγελίων διαφωνίας.

Zur Charakteristik. Prol. 2 p. 3 Sch. tria sunt quae philosophi mundi istius praecellentissima putaverunt, triplicem scilicet esse sapientiam, quod aut naturalis sit aut moralis aut rationalis.

Fortleben des Commentars. Ueber das Verhältnis des Hieronymus zum Commentar vgl. Schenkl p. XV; über Augustins Beurteilung des Commentars vgl. denselben p. XVII; über Cassiodor und den Commentar p. XVIII.

Ueberlieferung. Die Handschriften sind zahlreich. Schenkl hebt aus dieser Schar 14 codices heraus. Der älteste und beste ist der Bobiensis s. VII, der leider verstümmelt ist und kaum den dritten Teil enthält. Dazu gesellen sich als massgebend Ambrosianus C 127 inf. s. IX, Bononiensis (Boulogne sur mer) 35 s. IX, Parisinus Nouv. acq. 1438 s. X und die eine Gruppe bildenden Handschriften Monacensis 14117 s. X/XI, Sangallensis 99 s. IX, 96 s. X, Monacensis 18522b s. X. Ueber die verschiedene Bucheinteilung des Werks vgl. Schenkl p. X. Es gab nämlich auch eine Einteilung in neun Bücher, welche das sechste und siebte zu einem zusammenfasste; diese Einteilung lag auch dem Augustin vor.

Ausg.: Migne 15 Sp. 1527; Ballerini 3 Sp. 9; Schenkl, Corpus script. eccles. lat. vol. 32 pars 4 (Wien 1902); vgl. Weyman, Gött. gel. Anz. 1903 No. 6.

Die verlorene expositio Esaiae prophetae. Expos. ev. Luc. 2, 56 (p. 71 Sch.) quid sit autem in Hierusalem sisti domino dicerem, nisi in Esaiae commentis ante dixissem. Mehrere Fragmente sind uns durch Augustin überkommen; vgl. de gratia Christi 49, 54; de peccato orig. 41, 47; de nuptiis 1, 35, 40 = 2, 5, 15; contra Julian. 1, 4, 11; 2, 8, 22; contra secund. respons. 4, 105; 4, 108; contra duas ep. Jul. 4, 11, 29-31; de bono persever. 23, 64. Die Fragmente sind zusammengestellt in der Ausg. von Ballerini vol. 2 Sp. 895. Vgl. Ihm, Studia Ambrosiana p. 75.

Commentarius in cantica canticorum. Ambrosius hatte in seinen vielen Schriften oft Bezug auf das hohe Lied genommen. Der Gedanke lag sehr nahe, die Stellen zu sammeln und so einen Commentar des hohen Liedes von Ambrosius herzustellen. Eine solche Sammlung unternahm der Cisterciensermönch Wilhelm von St. Theoderich bei Reims († 1148); vgl. Migne 15 Sp. 1851; Ballerini 2 Sp. 787.

3) Moralisch-asketische Schriften.

931. De officiis ministrorum. Obwohl die Fixierung der dogmatischen Sätze Jahrhunderte lang die christlichen Geister in Anspruch nahm, wurden doch auch ethische Probleme, besonders von praktischen Gesichtspunkten aus, in den ersten Zeiten der christlichen Kirche behandelt. Allein eine zusammenhängende christliche Ethik, die man der bisherigen philosophischen gegenüberstellen konnte, fehlte noch. Es verdient daher alle Anerkennung, dass sich Ambrosius an diese wichtige Aufgabe wagte.

Leider entsprach dem Wollen nicht das Können; es gebrach dem Kirchenlehrer so sehr an systematischem Denken, dass sein Versuch nur unvollkommen gelingen konnte. Charakteristisch ist schon, dass er sich an ein heidnisches Werk anlehnte, an das bekannte Buch Ciceros „de officiis"; in dem ganzen Aufbau folgte er seinem Vorbild, allein damit schuf er sich eine Grundlage, welche für eine christliche Ethik nicht passte. Weiterhin erschwerte sich Ambrosius seine Arbeit dadurch, dass er zunächst seine Kleriker ins Auge fasste, allein trotzdem eine allgemeine Ethik geben wollte. Dadurch erhielt die Darstellung etwas Unorganisches und Schwankendes. Cicero hatte ein besonderes Augenmerk auf Beispiele gerichtet, die grösstenteils der römischen Geschichte entnommen waren; an ihre Stelle setzte der Kirchenvater solche aus den Büchern des alten Testaments.1) Den grössten Wert legte aber Ambrosius darauf, für seine ethischen Anschauungen Belege aus der hl. Schrift beizubringen; hierbei verleiht er gern dem Gedanken Ausdruck, dass die Weisheit der Philosophen schon von den Vätern des alten Testaments ausgesprochen, sonach die christliche Ethik beträchtlich älter als die philosophische sei. 2) Es ist kein Zweifel, dass die Verbindung der Ethik mit der christlichen Religion den ethischen Problemen einen anderen Charakter gegeben hat. Der Satz, dass das höchste Gut der Menschen im ewigen Leben liege, führte das transscendentale Moment in die Moral ein; allein vollständig loslösen konnte sich Ambrosius von den stoischen Elementen, welche in dem Buche Ciceros ausgebreitet lagen, keineswegs. Man erkennt deutlich, wie sehr das christliche Denken noch in den Banden der nationalen Anschauungen gefesselt lag. Auch hier drängte die Entwicklung dazu, Christliches und Nationales zu einer Harmonie zu verschmelzen. Bereits Ambrosius lieferte manchen Baustein zu dem grossen Werk; so war es bedeutsam, dass er die vier Cardinaltugenden in seine Darstellung aufnahm;3) nicht minder bedeutsam war es, dass er mit den Stoikern vollkommene und mittlere Pflichten unterschied und dadurch die Bahn für eine höhere und niedere Sittlichkeit wies.

Ambrosius schrieb das Buch als reifer Mann, nachdem er auf eine lange Amtsthätigkeit zurücksehen konnte; er vermochte daher manche Züge aus seiner bischöflichen Wirksamkeit einzufügen. Um nur einen Fall zu erwähnen, er berührt den Verkauf von Kirchengefässen zum Loskauf von Kriegsgefangenen. Von gegnerischer Seite wurde er ob dieser Massregel hart angegriffen, allein der Kirchenvater vermag den Angriff sehr gut zurückzuweisen. 4) Der praktische Gesichtspunkt ist es, der immer wieder in der Darstellung durchbricht 5) und manchmal den Autor ver

1) 3, 22, 138 interim copiam multam exemplorum offerunt: nam prope omnia maiorum exempla, plurima quoque dicta his tribus inclusa libris tenentur; ut et si sermo nihil deferat gratiae, series tamen vetustatis quodam compendio expressa plurimum instructionis conferat.

2) Vgl. 1, 12, 44; 1, 21, 94; 1, 28, 133; 1, 29, 141; 1, 36, 179; 2, 2, 6 accipiant quam longe antequam philosophorum nomen audi

retur, per os sancti David utrumque aperte
videatur expressum.

3) Die Erörterung beginnt 1, 25.
4) 2, 28.

5) Vgl. die Bemerkung über den incessus 1, 18, 71; über die Stimme 1, 19, 84; über Verhaltungsmassregeln der Kleriker 1, 20; gegen scherzhafte und bäuerische Rede der Kleriker 1, 23; über die Zudringlichkeit der Bettler 2, 16.

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