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mit dem Stoffe zu setzen. Von der Polymetrie aber, die Paulinus in der Schule des Ausonius sich angeeignet, hält er sich fern. Geschmacksverirrungen, wie sie sich Prudentius bei der Schilderung der Folterqualen zu Schulden kommen liess, geht Paulinus aus dem Weg, und man wird nicht leicht etwas geradezu Anstössiges und den Geschmack Verletzendes bei ihm finden. Durch zwei Thatsachen erklärt sich der Gegensatz, in dem die beiden Männer zu einander stehen: Prudentius ist ein Genie, Paulinus ein Talent; Prudentius ist ein Spanier, Paulinus ein Gallier.

Das Fortleben des Prudentius ist ein ungleich reicheres als das des Paulinus; doch ward auch Paulinus nicht vergessen. Der Verzicht des Nolaners auf sein grosses Vermögen und seine glänzende Stellung, sein asketisches Leben hatten so tiefen Eindruck gemacht, dass auch noch spätere Schriftsteller den merkwürdigen Fall anführten. Für das Leben des hl. Felix wurde natürlich der Liedercyclus des Paulinus ein Hauptfundort. Gregor von Tours und Beda berufen sich in ihren Geschichten des hl. Felix ausdrücklich auf diese Quelle.1) Gennadius nahm unseren Paulinus in seinen Katalog der kirchlichen Schriftsteller auf. Auch die Sage hat sich seiner Person bemächtigt; wir lesen bei Gregor von Tours eine anmutige Erzählung von der vandalischen Gefangenschaft des Paulinus; 2) diese Erzählung lässt sich mit der Geschichte nicht in Einklang bringen, zeigt aber, dass der Heilige auch im Volke fortlebte.

Vorbilder. Aus der classischen Litteratur treten am meisten Aehnlichkeiten mit Horaz und Vergil hervor. Bezüglich des Horaz vgl. A. Zingerle, Zu späteren lat. Dichtern 2. Heft (Innsbruck 1879) p. 56; M. Hertz, Analecta ad carminum Horat. hist. 5 (Ind. lect. Bresl. 1882 p. 12). Bezüglich des Vergil vgl. Zingerle p. 60. Weiterhin bemerkt Zingerle (p. 67): Bestimmtere Anklänge an noch andere Dichter treten nicht stark hervor, und es ist jedenfalls zu betonen, dass so Paulins Dichtungen doch nicht den Eindruck eines Gemisches der verschiedensten Reminiscenzen machen, wie z. B. so vielfach die seines Lehrers Ausonius."

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Ueber Sprache und Metrik gibt einige feine Beobachtungen Zingerle 1. c. p. 47; z. B. über Adjectivbildungen p. 56; Beobachtung über den Ausgang des Hexameter p. 49, über den Pentameter p. 69. Eine Eigentümlichkeit des Paulinus sind die polymetrischen Gedichte; merkwürdig sind ferner die aus überschüssigen Pentametern bestehenden Gedichte.

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Fortleben des Paulinus. Prudentius c. Symmach. 1, 558 non Paulinorum, non Bassorum dubitavit | prompta fides dare se Christo stirpemque superbam | gentis_patriciae venturo attollere seclo. Ueber das Verhältnis des Prudentius und Paulinus vgl. Roesler, Der kathol. Dichter Aurel. Prudentius Clemens, Freib. i. Br. 1886, p. 252; vgl. dagegen Buse 1 p. 183. Eucherius in paraenetica epist. ad Valerianum (50 Sp. 718 (Migne) Paulinus quoque, Nolanus episcopus, peculiare et beatum Galliae nostrae exemplum, ingenti quondam divitiarum censu uberrimo eloquentiae fonte; ita in sententiam nostram propositumque migravit, ut etiam cunctas admodum mundi partes eloquio operibusque resperserit. Salvian. de gubernatione dei 7, 3, 14 p. 159, 14 P. Paulin. epist. 32, 3 p. 278 H.; vgl. Weyman, Hist. Jahrb. 15 (1894) p. 372. Apollin. Sid. epist. 4, 3 (p. 75 Mohr) iam si ad sacrosanctos patres pro comparatione veniatur . ut Eusebius narrat ut Eucherius sollicitat, ut Paulinus provocat ut Ambrosius perseverat. Carm. 9, 302 (p. 304 Mohr) sed ne tu mihi comparare temptes, quos multo minor ipse plus adoro, | Paulinum Ampeliumque Symmachumque, Messalam ingenii satis profundi et nulli modo Martium secundum; zur Stelle vgl. auch Manitius p. 236. Paulinus Petricord. de vita Martini lib. 2, 690 (Poet. christ. min. ed. Petschenig 1 (1888) p. 61) quin et Paulino similis medicina salutem reddidit, insignis fidei quem gloria late extulit .... Gregor von Tours in gloria confessorum 108 (Monumenta Germ. hist. script. rer. Meroving. tom. 1 p. 817 ed. W. Arndt und B. Krusch). Ein vollständiges Exemplar der carmina natalicia hatte Dungalus, der aus demselben grössere Stücke in sein Ludwig dem Frommen und Lothar gewidmetes und in einem gleichaltrigen Ambrosianus B 102 s. IX erhaltenes Werk Dungali responsa adversus

1) Vgl. Buse 1 p. 215. .

| 2) Vgl. Buse 2 p. 196.

perversas Claudii Taurinensis sententias aufgenommen hat (vgl. Hartel p. 48). Bezüglich der Episteln vgl. Hartel, Ausg. 1 p. XII.

Ueberlieferung. Methodisch ist die Ueberlieferung dargelegt von Hartel in den Prolegomena seiner Ausgabe. Ueber die Ueberlieferung im allgemeinen spricht sich Hartel (1 p. V) also aus: „Integra epistularum carminumque Paulini Nolani collectio num quando exsisterit maxime dubium est. hodie certe neque ullus codex utriusque generis opera omnia vel pleraque continet et qui maiorem epistularum partem complectantur pauci adsunt. epistulae tamen mox post Paulini mortem ab amicis collectae fuisse videntur, dum carmina, si quae in honorem S. Felicis conscripta sunt exceperis, partim Ausonii syllogis partim dispersa traduntur.“

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a) Die Ueberlieferung der Briefe. Wir haben zu scheiden zwischen den Handschriften, welche eine alte Sammlung der Briefe repräsentieren, und denen, aus welchen einzelne Stücke neu hinzukommen. Bezüglich der ersten Quelle fasst Hartel, Patristische Studien V (S.-A. aus: Sitzungsber. der Wien. Akad. der Wissensch. 132 (1895) p. 2) das Ergebnis seiner Untersuchungen zusammen: „Jene alte Sammlung wird uns heute durch drei Gruppen von Handschriften: 1. durch O Parisinus 2122 s. X, 2. F= Laurentianus 23, 20 s. XV, P Paris. 9548 s. XV und U = Urbinas 45 s. XV, 3. L Lugdunensis 535 s. XII/XIII und M = Monacensis 26303 s. XIII repräsentiert, welche selbständig neben einander stehen, wie ihre Lücken und Lesarten zeigen. Unter diesen Verhältnissen können weder L M, obwohl diese alle Kennzeichen einer willkürlichen und kühnen Revision an sich tragen, noch die jüngsten F P U, deren Text weniger durch absichtliches Eingreifen, aber viel durch Flüchtigkeit der Abschreiber gelitten hat und um mehrere Jahrhunderte länger gelegentlichen Interpolationen ausgesetzt geblieben war, beiseite geschoben werden, indem bald die eine, bald die andere Gruppe die Zeugnisse des Paris. O bestätigt oder dort, wo dieser lückenhaft oder verderbt ist, Richtiges bietet. Die Güte des Parisinus ist dabei aber eine so hervorstehende, dass man seiner Führung ohne die zwingendsten Gründe nicht misstrauen darf. An zahlreichen Stellen bewahrt er allein die wahre Lesart oder verderbte Züge des Archetypus in solcher Ursprünglichkeit, dass daraus sich ebenso leicht die richtigen Worte finden, wie die stärker entstellten der anderen Gruppen erklären lassen.“ Der Brief No. 8 auch bei Goldbacher, Augustini epist. pars 2 (Corpus script. eccles. lat. 34 (1898) p. 8). 8) Die Ueberlieferung der Gedichte. Auch bei den Gedichten haben wir zwei Quellen zu unterscheiden; die eine geht auf eine alte Sammlung zurück, welche die carmina natalicia ad S. Felicem umfasste; dieser Sammlung stehen die zerstreuten Gedichte gegenüber, die aus den verschiedensten Quellen, besonders aus der Ausoniusüberlieferung, zu schöpfen sind. Was die erste Quelle anlangt, fasst Hartel, Patristische Studien VI (S.-A. aus: Sitzungsber. der Wien. Akad. 132 (1895) p. 48) seine Ansicht also zusammen: Die Handschriften treten in zwei Gruppen auseinander, 1. eine mit reinem Text; zu dieser gehören: A = Ambrosianus C. 74 s. IX, D Monacensis lat. 6412 s. X, Q Parisinus 13026 s. IX, von welchen A D sämtliche uns erhaltenen Gedichte vereinigen, 2) eine stark und mannigfach interpolierte, welche in zwei Klassen zerfällt: a) B Bruxellensis 10615 -10729 s. XII, E Bononiensis 2671 s. XIV, T Urbinas 533 s. XV, b) G = Petropolitanus Q XIIII 1 s. VIII, R Palatinus 235 s. IX. Die zweite Gruppe enthält nur einen Teil." Ueber die Handschriften der zweiten Gruppe vgl. Hartel 1. c. p. 1. Ueber die Discrepanz der Handschriften V und O in der Ausoniusüberlieferung vgl. oben p. 32. E. Chatelain, Notice sur les manuscrits des poésies de S. Paulin de Nole, suivie d'observations sur le texte, Paris 1880.

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Ausg. Vgl. Hartel, Ausg. 1 p. XXII; 2 p. XXXVII. Editio princeps, Paris 1515. Von den älteren Ausg. erwähnen wir noch folgende: von den Jesuiten Fronton du Duc und H. Rosweyd, Antwerpen 1622; nicht vollendet ist die von Chifflet mit quaest. Paulinianae, Dijon 1662; J. B. Le Brun, 2 Bde., Paris 1685 (besonders von Chifflet abhängig, wenig Eigenes). Diese Ausg. Le Bruns ist oft wiederholt worden, auch abgedruckt bei Migne, Patrol. lat. tom. 61 (in der Muratorischen Fassung). Durch neue Funde bereichert wurde die Le Brunsche Ausg. von Muratori, Verona 1736, neu aufgelegt. Eine neue Ausg. hatte Zechmeister vorbereitet (vgl. Wien. Stud. 1 (1879) p. 98), allein da er 1880 starb, führte Hartel (Corpus script. eccles. lat. vol. 29 und 30, Wien 1894) seine Ausg. zu Ende.

885. Rückblick. Die Formen, welche in der nationalen Poesie im Laufe von Jahrhunderten sich entwickelt hatten, lagen den christlichen Dichtern vor; es galt jetzt, in die alten Schläuche neuen Wein zu giessen, d. h. die Formen mit neuem Geiste zu erfüllen. Die christlichen Dichter waren sich dieser Mission wohl bewusst; sie tadelten die abgelebten mytho

logischen Stoffe der Epen und meinten, dass die Bibel der Poesie lohnendes Material genug darbiete. Allein in der Ausführung zeigten sich doch Schwierigkeiten; wollte der Dichter das göttliche Wort unverändert beibehalten, so wurde er zum blossen Versifikator, für die Entfaltung seiner Phantasie blieb dann kein Spielraum übrig; wollte er aber mit dem gegebenen Stoff frei schalten und walten, so konnte ihm mit Recht der Vorwurf gemacht werden, dass er mit dem Bibelwort ein freventliches Spiel treibe. Aus diesen Schwierigkeiten führte kein Ausweg; die einzige Rettung war, sich anderen als biblischen Stoffen zuzuwenden. Und in der That in den Martyrien eröffnete sich eine brauchbare und ergiebige Quelle für die christliche epische Poesie. Hier war der Dichter an keine Schranken gebunden, sondern konnte seiner Phantasie freien Lauf lassen. Das Martyrium lag meistens zeitlich weit zurück, so dass sich bereits die Sage um dasselbe emporranken konnte. Spannende dramatische Momente und feine psychologische Züge vermochte der Dichter leicht beizusteuern; so bildete sich das christliche Epyllion heraus, dem ein reiches Fortleben beschieden war. Das Martyrergrab führte zu dem Epigramm, in dem kurz und prägnant die Leidensgeschichte erzählt war. Neben der Martyrerlegende errang sich das Lehrgedicht in der christlichen Litteratur einen hervorragenden Platz; als die Irrlehren aufgekommen waren, lag es nahe, die orthodoxen Doktrinen in lehrhafter Form zur Darstellung zu bringen und so für die Reinheit des Glaubens in die Schranken zu treten. Der Kampf gegen das Heidentum führte leicht zur Satire und zur Invective. Selbst die Epistel fand bei den vielseitigen Beziehungen, in denen die christliche Welt zu einander stand, Beachtung und Pflege. Die veränderten Anschauungen über die Ehe gaben dem Epithalamium einen anderen Inhalt, und für die Consolatio lieferte das Christentum wirksamere Trostgründe als das Heidentum. Doch den Culminationspunkt erreichte die christliche Poesie in dem Liede, weil hier der christliche Geist sich am schönsten entfalten konnte. Aus dem praktischen Bedürfnis heraus entwickelte sich das Lied; es sollte den Gottesdienst heben und verschönern; es lebte lediglich in dem Gesange, musste daher in einfachen Formen gedichtet werden. Allein an Stelle des gesungenen Liedes trat mit der Zeit das für die Lektüre bestimmte, welches die höchsten Anforderungen der Kunst zu befriedigen vermochte. Die tiefe christliche Gefühlswelt konnte jetzt nach allen Seiten hin ausstrahlen und auch durch typische Andeutungen in ein geheimnisvolles Dunkel gehüllt werden.

In der metrischen Gestaltung schlossen sich die christlichen Dichter ebenfalls an die nationalen an; allein die häufige Verletzung der Prosodie lässt doch ahnen, dass bereits eine andere sprachliche Kraft im Anzug begriffen ist. Auch in dem oft nur gelegentlich auftretenden Reim lag ein neues Kunstmittel vor, das einer weiteren Entwicklung harrte.

Allgemeine Litteratur über die christliche Poesie. Manitius, Gesch. der christl.-lat. Poesie, Stuttgart 1891; A. Poizat, Les poètes chrétiens. Scènes de la vie litteraire du IVe au VIIe siècle, Lyon 1902.

Ueber die Prosodie vgl. F. Ramorino, La pronunzia popolare dei versi quantitativi Latini nei bassi tempi ed origine della verseggiatura ritmica (Memorie della Reale Accademia delle Science di Torino. Serie 2, tom. 43 (1893) p. 169).

b) Die Prosa.

886. Die collectio Avellana. Der Litterarhistoriker kann keinen Abriss der Kirchengeschichte in seine Darstellung aufnehmen. Dagegen darf er nicht eine wichtige Quellensammlung übergehen, welche mit Aktenstücken beginnt, die unserer Periode angehören. Wir haben die collectio Avellana im Auge. Sie ist eine Sammlung von Briefen, Edikten u. a. römischer Kaiser, römischer und byzantinischer Magistrate, römischer Päpste und anderer kirchlicher Behörden, welche von 367-553 reichen. Der Name „Avellana" wurde der Sammlung von den Brüdern Ballerini (1757) beigelegt, weil sie in der Handschrift des umbrischen Klosters S. Crucis in fonte Avellana (Vaticanus 4961) die älteste und massgebende Ueberlieferung erblickten. Jetzt da man erkannt hat, dass alle unsere Handschriften der Sammlung auf den Vaticanus 3787 s. XI zurückgehen, sollte man die Sammlung eigentlich „Collectio Vaticana" nennen, allein die Bezeichnung „Avellana" hat sich so eingebürgert, dass es thöricht wäre, dieselbe durch eine neue zu ersetzen. Ueber Entstehung und Zweck der Sammlung glauben wir am besten zu belehren, wenn wir die Worte des verdienten Herausgebers 1) uns zu eigen machen, die also lauten: „Die Avellana ist keine Sammlung, die, wie etwa die Decretalensammlung des Dionysius Exiguus, zu Nutz und Frommen der Allgemeinheit abgefasst und zur Veröffentlichung und Vervielfältigung bestimmt war, wenigstens nicht in der Form, wie sie uns vorliegt. Die Avellana ist vielmehr nichts als eine Materialsammlung, die wir dem Sammeleifer eines Gelehrten verdanken, der um die Zeit des Vigilius in Rom lebte, dort die Register des päpstlichen Archivs benutzte und aus diesen und anderen Quellen die Sammlung zusammenschrieb, die uns heute vorliegt." Da der Sammler vorzugsweise auf noch unbekannte Dokumente sein Augenmerk richtete, kommt es, dass uns mehr als 200 Aktenstücke nur durch diese Sammlung überliefert sind.2)

Litteratur. Maassen, Sitzungsber. der philol.-hist. Classe der Wiener Akad. der Wissensch. 85 (1877) p. 239; Gesch. der Quellen des canon. Rechts 1 (1870) p. 787; Ewald, Sybels histor. Zeitschr. N. F. 4 (1878) p. 154; Zeitschr. der Savigny-Stiftung 5 (1884) German. Abteilung p. 238; Wilhelm Meyer, Epistulae imperatorum rom. ex coll. can. Avell. editae (Ind. lect. Göttingen 1888; 1888/89); H. Bresslau, Die Commentarii der röm. Kaiser und die Registerbücher der Päpste (Zeitschr. der Savigny-Stiftung 6 (1885) Roman. Abteilung p. 242); O. Günther, Beitr. zur Chronologie der Briefe des Papstes Hormisda (Sitzungsber. der phil.-hist. Classe der Wiener Akad. der Wissensch. 126 (1892) Abh. 11); Ballerini, Append. ad S. Leonis opera p. CLVIII; Amelli, Spicilegium Casinense 1 (1888) p. XXXIV (Die Avellanasammlung ein Werk des Dionysius Exiguus); O. Günther, Avellana-Studien (Sitzungsber. der phil.-hist. Classe der Wiener Akad. der Wissensch. 134 (1896) Abh. 5). Massgebende Ausg. von O. Günther, Corpus script. eccles. lat. 35 (Wien 1895/98).

1. Hilarius von Poitiers.

887. Biographisches. Hilarius entstammte einer vornehmen heidnischen Familie in Pictavi (Poitiers), einer Stadt Aquitaniens. Er erhielt die volle heidnische Bildung der Zeit; allein er fand hier nicht, was er

1) Günther, Avellana-Studien p. 66. 2) Ueber den unfertigen Zustand der Sammlung vgl. Günther 1. c. p. 67. Ueber

No. 244, die nur zufällig mit der Sammlung vereinigt wurde, vgl. denselben p. 68.

suchte, nämlich Aufschluss über die wichtigen Fragen unseres Seins; dagegen beantwortete ihm die heilige Schrift die Fragen, die sein Inneres bewegten. Er trat daher zum Christentum über und that sich in der christlichen Gemeinde seiner Heimat so hervor, dass er zum Bischof erwählt wurde. Auch als Bischof fand er ein reiches Feld für seine amtliche Thätigkeit. Der Kampf zwischen Arianismus und nicaenischem Glaubensbekenntnis war wie in anderen Ländern, so auch in Gallien seit der Absetzung des Athanasius auf der Synode zu Mailand (355) aufs heftigste entbrannt. Der Metropolit von Arles, Saturninus, war Arianer und that alles, um Gallien dem Arianismus zu unterwerfen. Da griff Hilarius mit Energie in den Streit ein; es gelang ihm, die orthodoxen Bischöfe von der Kirchengemeinschaft mit den Arianern loszulösen. Es erfolgte ein Gegenschlag von Saturninus, indem derselbe eine Synode in Biterrae (Beziers) im J. 356 veranstaltete. Unter der Leitung des Saturninus nahm die Synode eine scharfe Stellung gegen Hilarius ein, verdächtigte seine politische Gesinnung beim Hofe und erlangte dadurch seine Verbannung. Als Verbannungsort wurde ihm Asien angewiesen. Dort scheint er sich meistens in Phrygien aufgehalten zu haben. Dieses Exil war für den Bischof eine Zeit reicher Ernte; er lernte die Verhältnisse der orientalischen Kirche kennen, gewann einen tiefen Einblick in die griechische Dialektik, wie sie sich in dem Glaubensstreit entwickelt hatte, und versenkte sich noch mehr in die griechische, christliche Litteratur. Eine Frucht dieser mannigfaltigen Anregungen ist das Hauptwerk seines Lebens, die Schrift über die Trinität. In die Zeit des Exils fiel die Doppelsynode zu Seleucia und Rimini, welche im Jahre 359 abgehalten wurde. Hilarius nahm an der Synode zu Seleucia teil, ein Beweis, welchen Einfluss der occidentalische Bischof auch auf die Orientalen gewonnen hatte. Ein weiterer Beweis dafür ist, dass Hilarius sich der Deputation der Synode von Seleucia, welche nach Constantinopel ging, um dem Kaiser Bericht über die Verhandlungen zu erstatten, anschloss. Auch in der Hauptstadt entfaltete Hilarius eine ungemein vielseitige Thätigkeit zum Schutz der Orthodoxie. Er sammelte die Materialien zu einer historischen Darstellung des Glaubensstreites und erbat sich sogar eine Audienz bei dem Kaiser Constantius, um denselben von der Richtigkeit des nicaenischen Symbols zu überzeugen. Aber auch die Gegner blieben nicht unthätig; ihre Verdächtigungen des Hilarius bewirkten, dass derselbe in seine Heimat zurückverwiesen wurde. Im Jahre 360 trat Hilarius die Heimreise über Italien nach Gallien an. Bald nach seiner Ankunft in der Heimat holte er zum letzten Schlage gegen seinen alten Gegner Saturninus und damit gegen den Arianismus in Gallien aus; durch Provinzialsynoden wurden die Geister vorbereitet. Die Frucht war reif. Im Jahre 361 wurde die Absetzung des Saturninus auf dem Generalkonzil von Paris durchgesetzt. So war denn fast ganz Gallien wieder dem orthodoxen Glauben gewonnen. Nicht zufrieden mit diesem Erfolg richtete der streitbare Bischof jetzt seine Augen nach Italien, wo noch der arianische Bischof Auxentius von Mailand seines Amtes waltete. Auch diesen Kampf führte Hilarius in so unversöhnlicher Weise, dass nochmals der weltliche Arm eingreifen musste. Der Kaiser Valentinian befahl dem

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