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nischen Anschauungen, die sich noch in einzelnen vornehmen römischen Familien erhalten hatten, aus dem Wege räumen, andererseits will er durch die Bekämpfung der Irrlehren die Einheit der Kirche auf Grund des nicänischen Bekenntnisses befestigen. Weder die Streitschrift gegen die Heiden noch die Streitschriften gegen die christlichen Irrlehren sind auf dem Boden des Kampfplatzes erwachsen, und es war ein verkehrtes Unternehmen, dieselben mit dem Priscillianismus in Verbindung zu bringen;1) sie sind vielmehr eine Frucht der Studierstube und des Enthusiasmus, den der Dichter für das Christentum hegt. Selbst seine Hymnen nehmen gern die Gelegenheit wahr, auf die christlichen Dogmen hinzuweisen, und erhalten dadurch einen didaktischen Zug. Es ist kein Zweifel, Prudentius wendet sich in seinen Produktionen an die gebildeten Kreise sowohl in der christlichen als in der nationalen Welt. In der Lösung seiner Aufgabe springt seine Originalität mehrfach in die Augen. In seinen Lehrgedichten ist das freie poetische Schaffen niemals zu kurz gekommen; wie Lucrez weiss auch er dem sprödesten Stoffe dichterischen Geist einzuhauchen. Aber auch ganz neue Kunstformen sind von ihm geschaffen worden. Mit der Psychomachie wurde das allegorische Epos inauguriert, welches dann im Mittelalter so reiche Blüten treiben sollte. Aus den trockenen Epigrammen des Damasus auf die Gräber der Martyrer wusste er eine episch-lyrische Dichtungsart herauszugestalten, welche in der modernen Zeit wahre Triumphe feiert. Den ambrosianischen Hymnus bildete er in der Weise fort, dass er ihn von der Liturgie loslöste und in den Dienst des aesthetischen Genusses der Leser stellte. Auch in seinen Lehrgedichten will Prudentius nicht Theologe, sondern Dichter sein. Man kann ⚫ daher auch nicht von einer Theologie des Prudentius in dem Sinne sprechen, dass von ihm eine ihm eigentümliche Auffassung der christlichen Wahrheiten zu verzeichnen wäre; 2) er ist in seinem theologischen Wissen von den Meistern seiner Zeit, besonders von Tertullian und Ambrosius, abhängig. Nicht die Spekulation war ein treibender Faktor in dem dichterischen Schaffen des Prudentius. Seine Produktion zeigt aber als charakteristische Eigenschaft die grosse Formgewandtheit. Dass des Dichters Composition eine leichtflüssige war, erhellt schon daraus, dass er in verhältnismässig sehr kurzer Zeit seine Werke schrieb. Es liegt klar zu Tage, dass Prudentius aus der Rhetorschule reiche Früchte davongetragen hatte; wie aber diese Rhetorschule ihm die Eleganz des Ausdruckes an die Hand gab, so verleitete sie ihn leider oft auch dazu, an die Stelle der Gefühlswelt eine Welt von Worten zu setzen. Er zeigt sich eben als Kind

1) Es ist ein Hauptgedanke des Roeslerschen Buches, dass die drei Lehrgedichte Apotheosis, Hamartigenie und Psychomachie gegen die Priscillianisten gerichtet sind. Allein jeder, der unbefangen diese Gedichte liest, wird eine solche Tendenz bei ihnen nicht finden; vgl. Merkle, Prudentius und Priscillian (Theol. Quartalschr. 76 (1894) p. 77). Schon die eine Thatsache genügt, dass in keinem dieser drei Werke Priscillian genannt oder in sonst einer Weise deutlich bezeichnet

ist. Dass die Prosodie des Namens dem
Dichter keine unübersteigbaren Hindernisse
bereiteten, ist mit Recht bemerkt worden;
vgl. Puech, Journal des Savants 1891 p. 310
Anm. 1; Merkle p. 90 Anm. 1. Auch sind
charakteristische Lehren und Eigenschaften
der Priscillianisten nicht erwähnt, z. B. ihre
apokryphe Litteratur (Merkle p. 99), ihre
Allegorese (p. 102) und anderes (p. 110).
2) Vgl. Brockhaus p. 204.

seiner Zeit, die von der Rhetorik lebte. Es ist weiterhin klar, dass auch unser Dichter sich dem Einfluss der nationalen Litteratur, die von jeher stark mit Rhetorik versetzt war, nicht entziehen konnte. In den grässlichen Schilderungen, die jetzt den Leser so sehr stören, in den langen Beschreibungen, die uns so oft ermüden, erkennen wir deutlich die Einwirkungen der nationalen Poesie. In der Form steht Prudentius auf nationalem Boden; er hatte die Meisterwerke des römischen Volkes eifrig studiert und von ihnen die Verstechnik sowie die Anpassung des Metrums an den Inhalt gelernt. Selbst in der allegorischen Gestaltung1) fand er Anregungen genug in der profanen Litteratur. So haben wir denn bei Prudentius zum erstenmale eine Poesie, in der sich die klassische Form mit dem christlichen Geiste zu schöner Harmonie vereinigt. Charakteristisch ist, dass Prudentius für die ewige Roma begeistert war wie die nationalen Dichter, aber sein Rom ist ein durch das Christentum verjüngtes, berufen, dem Christentum den Erdkreis zu unterwerfen.

Vorbilder. a) Horaz; über die Nachbildung horazischer Versmasse vgl. Faguet, De Prud. carm. lyr., Bordeaux 1883; Krenkel, De A. Prud. Cl. re metrica, Königsberger Diss. 1884; über Nachahmung in Bezug auf Sprache und Gedanken vgl. M. Hertz, Analecta ad carminum Horat. hist. 4 (Ind. lect. Bresl. 1880 p. 26); Breidt, De A. Prud. Cl. Horatii imitatore, Heidelberg 1887; besonders die lyrischen Gedichte des Horaz sind ihm Muster gewesen. Dass in der Parallelisierung Breidt oft unkritisch verfährt, zeigt Weyman, Berl. philol. Wochenschr. 1888 Sp. 1113. Interessant ist dagegen die Beobachtung Breidts (p. 22), dass Prudentius in seiner Polemik gegen die Heiden sich auch nicht selten horazische Wendungen zu Nutzen macht, also die Heiden sozusagen mit ihren eigenen Waffen bekämpft. ) Senecas Tragoedien; vgl. Weyman, Seneca und Prudentius (Comment. Woelfflinianae, Leipz. 1891, p. 283). Seneca Herc. fur. 610 noctis aeternae chaos = Cath. 9, 81; andere Beispiele bei Sixt, Des Prudentius Abhängigkeit von Seneca und Lucan (Philol. 51 (1892) p. 504). Dass aber Prudentius nicht bloss in einzelnen Wendungen, sondern in ganzen Scenen von Seneca abhängig ist, zeigt Sixt p. 501 und vergleicht den Untergang des Hippolytus in Phaedra 1073 mit Peristeph. 11, 85; Hercules fur. 1011 mit dem bethlehemitischen Kindermord in Cath. 12, 118; Hercules fur. 46 mit Christi Höllenfahrt in Cath. 9, 70 u. s. w. Vgl. noch G. Ficker, Stud. zur Hippolytfrage, Leipz. 1893, p. 35 Anm. 3. 7) Lucan. Dieser Epiker konnte dem christlichen Dichter besonders für schreckliche Scenen ein Modell abgeben; vgl. Sixt (l. c. p. 505), der namentlich auf Pharsalia 3, 572 ff., 657-658, 4, 541 ff., 8, 671 ff., 6, 540 und 9, 767 hinweist. Ein belehrendes Beispiel ist Phars. 9, 4 ff. Peristeph. 14, 91 ff. Ueber einzelne Wendungen vgl. denselben 1. c. d) Statius; G. Lafaye, Quelques notes sur les silvae de Stace premier livre, Paris 1896, p. 27; vgl. Peristeph. 11, 227 f. u. silv. I 2, 236. ) Ueber Vergil, Ovid, Juvenal vgl. Lease p. 66. Phaedrus 4, 6, 11 || Cath. 7, 115.) Tertullian. Die Abhängigkeit des Prudentius von Tertullian in seinen theologischen Anschauungen legt am ausführlichsten Brockhaus im 8. Kapitel seines Buches dar; vgl. auch Ebert p. 269 und p. 276. Was Roesler (p. 246) gegen die Benutzung des Häretikers Tertullian vorbringt, ist völlig hinfällig; dies geht schon daraus hervor, dass er gezwungen ist, zuzugestehen, dass Prudentius die Schriften Tertullians gekannt und gelesen habe (p. 247) und dass er zu einer Mittelquelle, der verlorenen Schrift des Olympius, seine Zuflucht nehmen muss; vgl. auch P. Schanz, Deutsche Litteraturzeitung 1887 Sp. 963; Puech p. 174. Ueber die Benutzung der Bücher Tertullians gegen Marcion in der Hamartigenie vgl. Ebert p. 276. Vgl. noch A. Harnack, Tertullian in der Litt. der alten Kirche (Sitzungsber. der Berl. Akad. 1895 p. 573). n) Cyprian. Das Interesse des Prudentius für Cyprian wird erwiesen durch den Hymnus 13 im Peristephanon; vgl. besonders die bezeichnenden Worte (Vs. 6) te leget omnis amans Christum, tua, Cypriane, discet. Ebert (p. 287) macht darauf aufmerksam, dass das Bild von der Berennung der Seele durch die Laster auf einer Anschauung ruht, die sich schon bei Cyprian findet; vgl. auch Roesler p. 243. 9) Lactanz. Dass Prudentius besonders in den Büchern gegen Symmachus und in der Hamartigenie den Lactanz benutzte, zeigt S. Brandt, De Lact. apud Prud. vestigiis, Heidelberg 1894; Ausg. des Lactanz pars 2 fasc. 2 (1897) p. 274.

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1) Sogar in christlichen Vorstellungen, z. B. in denen über das Jenseits, lässt sich die Entwicklungsreihe bis tief in das Alter

tum hinein feststellen; vgl. Dieterich, Nekyia, Leipz. 1893.

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) Juvencus. Manitius, Zu Juvencus und Prudentius (Rhein. Mus. 45 (1890) p. 485) statuiert, dass Juvencus in Sprache und Versbau auf die kommenden christlichen Dichter, darunter auch auf Prudentius, der wie Juvencus ein Spanier war, seinen Einfluss ausgeübt. x) Ambrosius. Brockhaus p. 204: „Ausserdem dürften des Prudentius nähere Zeitgenossen, Ambrosius und vielleicht Hieronymus, namentlich in ethischen und praktisch kirchlichen Fragen, so in der Verherrlichung der Martyrer, der Jungfräulichkeit, wie der Ascese überhaupt, namentlich auch der Benutzung biblischer Gestalten und Vorgänge zu ethischen Zwecken, wie es Ambrosius liebt, auf seine Anschauungsweise nicht ohne Einfluss gewesen sein. Hat doch der letztere z. B. der von Prudentius besungenen heiligen Agnes ebenfalls seine Aufmerksamkeit gewidmet." Hieran anknüpfend lehnt Roesler (p. 242) eine Beeinflussung des Prudentius durch Ambrosius in ascetischen Dingen ab, behauptet aber, dass Prudentius in der Darlegung der Glaubenswahrheiten mit keinem Kirchenvater oder Schriftsteller grössere Aehnlichkeit hat als mit Ambrosius, und dass der Grund hiervon beim Dichter in der Lektüre der ambrosianischen Schriften zu suchen sei." Ueber die ambrosianischen Hymnen als Vorbilder für die des Prudentius vgl. Kayser, Kirchenhymnen p. 266. Ueber Ambrosius als Quelle der Bücher gegen Symmachus vgl. Ebert p. 276. 2) Das Verhältnis von Prudentius und Claudian, dieser zwei gleichzeitigen Dichter, näher zu bestimmen, ist von Interesse, aber nicht ganz leicht. Richtig wird die Annahme Birts (Ausg. des Claudian p. LVII) sein, dass Prudentius in den Büchern gegen Symmachus Claudians Gedicht de bello Pollentino vor Augen gehabt hat. Viel weiter geht der Schüler Birts, Hoefer, der in seiner Diss. de Prud. Psychomachia eine ausgedehnte Benutzung claudianischer Gedichte durch Prudentius annimmt und auf derselben sogar die Chronologie der Werke des Prudentius basiert wissen will. Noch immer wird zu wenig beachtet, dass sich in einer litterarisch entwickelten Dichtungsart ein gemeinsamer Phrasen- und Wortschatz bilden muss; Weyman, Berl. philol. Wochenschr. 1897 Sp. 977.

Die metrische Composition. F. Krenkel, De Aurelii Prudentii Cl. re metrica, Königsberger Diss. 1884; W. Meyer, Ueber die Beobachtung des Wortaccentes in altlat. Poesie, Abh. der Münchener Akad. 16 (1886) p. 116 (über die Jamben); Puech, Prudence, Paris 1888, p. 269; Th. Reichardt, De metrorum lyricorum Horatianorum artificiosa elocutione, Marb. 1889, p. 57 (über die lyrischen Masse); Lease, A syntactic, stylistic and metrical study of Prudentius, Baltimore 1895, p. 54. Die Haupterscheinungen der Prosodie fasst Manitius (Rhein. Mus. 45 (1890) p. 491) zusammen; es sind folgende: 1. Häufige Verletzung der Prosodie bei den griechichen Namen und Wörtern (z. B. idõlum). 2. Verlängerung kurzer Silben in der Arsis und Verkürzung langer Silben in der Thesis. 3. Verlängerung einer auslautenden kurzen Silbe durch anlautendes cl. cr. fl. fr. gl. pl. pr. sc. sp. spl. sq. st. str.

Die Sprache. A. E. Kantecki, De Aureli Prud. Cl. genere dicendi quaest., Münster 1874; Puech, Prudence p. 257; Lease, A syntactic, stylistic and metrical study of Prudentius; vgl. dazu Sixt, Berl. philol. Wochenschr. 1895 Sp. 1579. Manitius (Rhein. Mus. 45 (1890) p. 487) sagt: „Prudentius ist ein Neubildner ersten Ranges. Eine grosse Anzahl von substantivischen und adjectivischen Weiterbildungen gehört ihm an und ist durch die weite Verbreitung seiner Werke (cf. hierzu Wiener Sitzungsber. Bd. CXVII, XII S. 26 ff.) Gemeingut der christlichen Poesie geworden."

875. Fortleben des Dichters. Zu seinen Lebzeiten scheint Prudentius nicht zu besonderem Ruhme gelangt zu sein; die ruhmreichen kirchlichen Schriftsteller seiner Zeit schweigen über ihn gänzlich; doch lassen sich bei Augustinus wenigstens Beziehungen zu Prudentius wahrscheinlich machen. Dass Hieronymus in seinem Buch über die kirchliche Litteratur dem spanischen Poeten keinen Platz eingeräumt hat, hängt offenbar damit zusammen, dass damals (392) Prudentius noch nicht die Dichterlaufbahn betreten hatte; erst der Nachfolger des Hieronymus, Gennadius, hat ihn unter die kirchlichen Autoren eingereiht. Die ersten Spuren seiner Nachwirkungen finden wir bei den Dichtern; Apollinaris Sidonius schätzt den christlichen Sänger sehr hoch und eifert ihm auch nach. Ein Lob der Psychomachie finden wir bei Alcimus Avitus.') Wir sehen, dass Prudentius gegen Ende des fünften Jahrhunderts als lebendiger

1) Ueber die Psychomachie bei späteren Autoren vgl. Bergman, Ausg. der Psychomachie p. XXX.

Faktor in das geistige Leben der Christenheit eindringt. Obwohl Prudentius seine Hymnen nicht zum praktischen Gebrauch der Kirche bestimmt hatte, gewannen sie doch einen grossen Einfluss auf die christliche Hymnodie; aus den Liedern, die wegen ihrer grossen Ausdehnung sich zunächst nur für die Lektüre eigneten, hob man einzelne Strophen aus, um sie für bestimmte kirchliche Gebetszeiten geeignet zu machen; selbst vor kleinen Aenderungen 1) und Zusammenarbeitungen von Versen aus verschiedenen Strophen) scheute man sich hierbei nicht. So wurden für das römische Brevier sieben Stücke aus des Prudentius Cathemerinon herausgestaltet; selbst das Peristephanon musste Beiträge für die kirchliche Liturgie liefern. 3) Die Zeit, in welcher Prudentius der christlichen Hymnodie dienstbar gemacht wurde, lässt sich leider nicht genauer bestimmen. 4) Auf Kunst und Dichtung der kommenden Epoche, die dem Allegorischen und Mystischen zugeneigt waren, wirkte mächtig die Psychomachie des Prudentius ein. Schon öfter ist gesagt worden, dass dieses Gedicht zu den beliebtesten Dichtungen des Mittelalters gehörte, und dass wir auf unzählige Spuren desselben stossen. Um nur ein gewichtiges Beispiel anzuführen, der bekannte lateinische Dichter der Angeln, Aldhelm († 709) schloss sich in seinem Gedichte de laude virginum an die Psychomachie an, indem er die Virginitas einen Kampf mit den acht Hauptlastern bestehen liess. Ein Beweis für das wachsende Ansehen des Prudentius liegt darin, dass er in den Schulunterricht eingeführt wurde; schon Beda Venerabilis (672-735) nahm in einem Schulbuch über die Metrik auf Prudentius Bezug. 5) Es ist nahezu selbstverständlich, dass, als in der karolingischen Zeit die antike Litteratur wieder auflebte, der christliche Geist neben die Klassiker den Prudentius stellte; in der Bibliothek des Alkuin befand sich der Spanier. 6) Der Schüler Alkuins, Hrabanus Maurus, nahm sich in seinem Hymnus auf die unschuldigen Kinder das Gedicht des Prudentius auf Eulalia zum Muster. Auch dessen Schüler Walahfrid Strabo ist in seinem Hymnus auf die Martyrer von Agaunum Nachahmer des römischen Dichters. 7) Von da an ist das Ansehen des Prudentius in fortwährendem Steigen begriffen; er findet Eingang in alle christlichen Länder, und neben der hl. Schrift gehörte Prudentius zu den gelesensten Autoren. 8) Der Erzbischof von Köln, Bruno, der Bruder Ottos I., las beständig den Prudentius und hegte so grosse Begeisterung für ihn, dass er ihm durch Schenkung desselben an alle Kirchen die grösste Verbreitung zu sichern suchte. Zeugnis davon legen die zahlreichen Handschriften ab, die wir von ihm besitzen, ferner die vielen Glossen, mit denen er versehen wurde.") Die allegorischen Gedichte des Mittelalters zogen von dem spanischen Dichter ihre Nahrung, die Heiligenlegenden schlossen

1) Vgl. Kayser p. 290.

2) Vgl. Kayser p. 285. 3) Vgl. Kayser p. 272.

4) Vgl. Kayser p. 273; Roesler p. 255. 5) Vgl. Roesler p. 256.

6) Vgl. Obbarius, Ausg. p. XXIII Anm. 2. 7) Vgl. Ebert 2 p. 162.

8) R. von Raumer, Die Einwirkung des

Christentums auf die althochdeutsche Sprache, Stuttgart 1845, p. 222; vgl. auch Brockhaus p. 11.

9) Vgl. Steinmeyer und Sievers, Die althochdeutschen Glossen 2 (Berl. 1882) p. 382; J. Berg, Die althochdeutschen Prudentiusglossen der Codd. Paris. (Nouv. acquis. 241) und Monac. 14395 u. 475, Halle a. S. 1889.

sich in Form und Composition an ihn an und führten in langer Entwicklungsreihe zur modernen Ballade. 1) Die Mirakelspiele hatten in den stark realistischen Schilderungen der Martyrerleiden einen Anknüpfungspunkt. Nicht bloss in der lateinischen Sprache, sondern auch in den nationalen Idiomen leuchtete der Geist des Prudentius auf; so spiegelt das älteste nordfranzösische Epos uns den Hymnus von Eulalia wieder. 2) Aber auch die Kunst rankte sich an Prudentius empor; wie er in seiner Dichtung vielfach von bildlichen Darstellungen beeinflusst wurde, so reizten auch wiederum seine anschaulichen Erzählungen und Schilderungen zur Umsetzung in das Bild; besonders die Psychomachie bot hier die reichsten Anregungen dar. In den vielen Bilderhandschriften, die von Prudentius erhalten sind, sehen wir noch heute das rege Schaffen auf diesem Gebiete. 3)

Solange der Glaube sich ungeteilt erhielt, war Prudentius der christliche Dichter des Abendlandes; mit der Kirchenspaltung verschob sich auch die Stellung desselben; aus dem christlichen Dichter wurde jetzt der katholische. Die protestantischen und zum Teil auch die katholischen Völker wählten für den geistlichen Sang die Volkssprache und schufen so einen neuen Litteraturzweig, mit dem der lateinische Hymnus des Prudentius nicht konkurrieren konnte. Die Autorität des Prudentius bewegte sich von nun an auf abschüssigen Bahnen, und der Dichter gehört jetzt nicht mehr ganzen Nationen, sondern nur einzelnen Kreisen an.

Zeugnisse über das Fortleben. Roesler behandelt das Fortleben des Dichters in seinem 5. Kapitel „Das Leben des Prudentius in der Geschichte". Material für das Fortleben liefert Manitius, Beitr. zur Gesch. frühchristl. Dichter im Mittelalter (Sitzungsber. der Wiener Akad. der Wissensch. 117 (1888) XII p. 26), der hier auch eine Reihe von seinen Aufsätzen, die sich auf das Fortleben des Prudentius beziehen, citiert. Kurze Uebersicht auch bei Puech p. 289. Apollin. Sid. 2, 9, 4 (p. 42 Mohr) hinc Augustinus, hinc Varro, hine Horatius, hinc Prudentius lectitabantur. Alcimus Avitus poemat. lib. 6, 370 (p. 285 Peiper) has virtutis opes, haec sic solacia belli, | describens mentis varias cum corpore pugnas, prudenti quondam cecinit Prudentius arte. Gregor von Tours de gloria martyrum 1, 4 sicut Prudentius noster in libro contra Judaeos (i. e. Apoth. 321-551); 1, 162 iuxta Prudentium crux pellit omne crimen (Cath. 6, 133); de cursibus ecclesiasticis § 59 Prudentius cum prudenter dissereret; vgl. noch O. Zöckler, Das Lehrstück von den 7 Hauptsünden, München 1893, p. 43; Venant. Fortunat. de vita S. Martini 1, 18 (p. 296 Leo) martyribusque piis sacra haec donaria mittens | prudens prudenter Prudentius immolat actus. Ueber den Einfluss des Prudentius auf die kirchliche Hymnodie vgl. Kayser, Beitr. zur Gesch. und Erklärung der ältesten Kirchenhymnen, Paderborn2 1881, p. 271; Roesler p. 108; p. 43. Ueber Prudentiushymnen in der mozarabischen Liturgie handelt C. Blume, Hymnodia Gotica. Die mozarabischen Hymnen des altspan. Ritus (Analecta hymnica medii aevi 27 (Leipz. 1897) p. 35). Ueber Petrus Chrysologus vgl. Weyman, Philol. 55 (1896) p. 467. Ueber die Beziehungen zur Vita Dalmatii episcopi Ruteni vgl. denselben, Litt. Centralblatt 1897 Sp. 807. Ueber Beziehungen zu carm. lat. epigr. 330 vgl. denselben, Stud. zu den Carmina lat. epigr. (Blätter für das bayr. Gymnasialschulw. 31 (1895) p. 535). Ueber Dracontius vgl. B. Barwinski, Quaest. ad Dracontium et Orestis tragoediam pertinentes. I. De genere dicendi, Göttingen 1887, p. 104; über Corippus vgl. R. Amann, De Corippo, priorum poetarum lat. imitatore, pars 2 (Oldenb. 1888) p. 17. Ueber Ruricius vgl. Weyman, Krit.-sprachl. Analecten VI (Wien. Stud. 20 (1898) p. 158). Ueber das Fortleben des Prudentius im Mittelalter vgl. Roesler p. 255; P. v. Winterfeld, Zu karolingischen Dichtern. I. Prudentiusreminiscenzen bei Walahfrid und Hrotsuit (Neues Archiv der Ges. für ältere deutsche Geschichtsk. 22 (1897) p. 755). Ueber Anklänge des liber miraculorum S. Fidis (s. XI) an Prudentius vgl. Weyman, Hist. Jahrb. der Görresges. 20 (1899) p. 68. Ueber den Einfluss des Prud. auf die Mirakelspiele vgl. Ebert p. 264; Puech, Prudence p. 134. Ueber den Gebrauch des Prudentius in den Klosterschulen vgl. F. A. Specht,

1) Vgl. Manitius p. 96.

2) Vgl. Ebert p. 263.

3) Vgl. R. Stettiner, Die illustrierten Prudentiushandschriften, Berl. 1895.

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