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keit. Zur prächtigen Schilderung gibt das sechste Paar dem Dichter Anlass; es tritt nämlich der Geiz1) auf, die Ursache so vieler Leiden im menschlichen Leben; er wird besonders gefährlich, wenn er sich unter der trügerischen Form der Sparsamkeit einschleicht. Allein auch er findet schliesslich seine Ueberwinderin in der Barmherzigkeit. Nach der Niederwerfung des Geizes und seiner schrecklichen Genossen ist für die Eintracht Raum zur Entfaltung gegeben. Schon sollte unter ihrer Führung der Einzug in die himmlische Burg erfolgen, da taucht die Zwietracht auf und versetzt der Eintracht eine Wunde. Ergriffen bekennt sie, wer sie sei; charakteristisch ist, dass sie angibt, ihr Beiname sei die Häresie,) und dass sie ein aus Häresien zusammengesetztes Glaubensbekenntnis ablegt. Doch auch die Zwietracht wird von dem Glauben und seiner Schar niedergeschmettert. Eintracht und Glaube haben sonach das Schlachtfeld behauptet. Die Concordia mahnt zur Einheit im Glauben und preist den Frieden und die Liebe; nach der Eintracht spricht der Glaube, der einen Tempel errichtet wissen will, in dem Christus wohne; die Beschreibung des Tempels folgt der Offenbarung 21, 11-21. Das Gedicht klingt aus mit einem Hinweis auf die Zeit, wo es keinen Seelenkampf mehr geben werde.

Dies ist, kurz gefasst, der Inhalt 3) des merkwürdigen Werks. Keinem Gedicht des Prudentius war ein so tief eingreifendes Fortleben beschieden wie der Psychomachie. Die allegorische Poesie des Mittelalters fand hier reiche Anregung, und die Psychomachie gehörte zu den beliebtesten Büchern jener Zeit. Mit der Dichtung verband sich auch die Kunst, indem die typischen Erzählungen, die allegorischen Figuren und die Einzelkämpfe illustriert wurden; diese Kunstgebilde wurzelten noch vielfach in antiken Motiven und gelangten im Mittelalter zu einer mächtigen Entwicklung.

Ueber die Bilder der Psychomachie und ihre antiken Motive handelt sehr eingehend Stettiner, Die illustrierten Prudentiushandschriften (Strassb. Diss.), Berl. 1895, p. 151; vgl. S(amuel) B(erger), Bull. crit. 1895 p. 541.

Spezialausg. von Bergman, Upsala 1897 (nach den cod. Casin. 374 und Vatic. Reg. 2078); vgl. dazu J. Tolkiehn, Wochenschr. für klass. Philol. 1899 Sp. 926.

Litteratur. Hoefer, De Prudentii poetae Psychomachia et carminum chronologia, Marb. 1895.

872. Die beiden Bücher gegen Symmachus. Im Jahre 384 hatte Symmachus seine berühmte Schutzrede für den Altar der Victoria und den heidnischen Kultus abgefasst. Wir haben schon mehrfach dargelegt, welchen mächtigen Eindruck sie auf die christliche und die heidnische Welt machte. Ambrosius hatte gegen sie geschrieben, aber die nationale Partei blickte wohl stets mit Bewunderung auf dieselbe. Es ist gewiss merkwürdig, dass Prudentius nach fast 20 Jahren nochmals auf diese Relatio zurückgriff, um gegen das Heidentum vorzugehen. Durch Theo

1) Der Geiz erscheint mit einem Gefolge; ähnlich erscheint mit einem solchen Gefolge die castitas auch bei Ambrosius in der Schrift de Abraham 2, 4, 17; vgl. Weyman 1. c. Sp. 984.

2) Es dürfte nicht unpassend erscheinen, darauf aufmerksam zu machen, dass ein Zeit

Handbuch der klass. Altertumswissenschaft, VIII, 4.

genosse und Landsmann des Prudentius, Pacianus von Barcelona (epist. 1, 4; 13 Sp. 1055 Migne) von sich sagte: christianus mihi nomen est, catholicus vero cognomen; vgl. Weyman 1. c. Sp. 979.

3) Eine Disposition siehe bei Hoefer p.8 und Bergman, Ausg. der Psych. p. XXV. 15

dosius war die christliche Kirche so fest begründet worden, dass für sie kaum mehr eine Krisis zu befürchten war; mochten auch noch in den gebildeten Kreisen die Sympathien für den nationalen Kultus nicht ganz erloschen sein, so lässt sich doch schwer an einen aktuellen Vorgang denken, durch den Prudentius zur Abfassung seiner Apologie veranlasst worden wäre. Das Gedicht ist nicht ein Produkt des Lebens, sondern ein Produkt der Studierstube. Das Material schöpfte der Dichter aus der Relatio, aus der Widerlegung des Ambrosius und aus den apologetischen Schriften; er geht so zu Werk, dass er im ersten Buch das Heidentum im allgemeinen bekämpft, im zweiten die Relatio des Symmachus zu widerlegen sucht. Der Gang des Gedichtes lässt sich also skizzieren. Mit einer Einleitung von 89 asklepiadeischen Versen hebt der Dichter an; er setzt den von einer Natter, aber ohne Schaden gebissenen Paulus mit dem von Symmachus verfolgten Christentum in Parallele. Es folgen dann 657 Hexameter, welche das erste Buch ausmachen. Der Autor wundert sich darüber, dass, obwohl Theodosius dem Christentum freie Bahn geschaffen, doch das Unkraut des Heidentums noch fortwuchere. Um die Verwerflichkeit desselben zu zeigen, charakterisiert er die einzelnen Götter mit ihren menschlichen Schwächen; er geisselt die Vergöttlichung der Elemente und ist erzürnt darüber, dass auch die Schatten der Unterwelt in die Reihe der Götter eintreten. Nachdem er die Nichtigkeit der Idololatrie ausführlich dargethan, legt er dem Theodosius eine Rede in den Mund, in der Rom aufgefordert wird, sich dem Kreuze zu unterwerfen. Auf solche Rede hin habe das römische Volk in seiner grossen Mehrheit und in seinen berühmtesten Geschlechtern den heidnischen Irrtum abgelegt, nur eine kleine Minderheit verharre noch in dem alten Wahne. Am

Schlusse gelangt die Darstellung zu Symmachus, den zwar bewundert, aber im Interesse des Glaubens zu bekämpfen sich verpflichtet fühlt. Auch das zweite aus 1132 Hexametern bestehende Buch beginnt mit einem Vorwort. 1) Wieder ist es ein Vorgang aus der Bibel, der eine Parallele abgeben muss; es wird geschildert, wie Petrus auf dem See von Tiberias Schiffbruch erleidet, und wie der über die Wellen schreitende Christus ihm die rettende Hand darbietet; so fürchtet der Dichter, durch die Redefertigkeit seines Gegners Schiffbruch zu leiden, wenn Christus ihm nicht beistehe. Nach dieser Einleitung wird das Thema selbst in Angriff genommen. Zuerst trägt Symmachus die Victoriafrage den beiden Kaisern vor, worauf diese ihm selbst die gebührende Anwort erteilen (Vs. 18); alsdann werden die Punkte, welche Symmachus in seiner Relatio zum Schutze des Heidentums vorgebracht hat, einzeln vorgenommen und widerlegt. Ein Kunstmittel ist, dass die Roma selbst redend eingeführt wird, wie dies bereits Symmachus gethan. Hervorzuheben ist, dass Prudentius in seiner Schutzrede für das Christentum, worin besonders die Unsterblichkeit betont wird, vom Monotheismus ausgeht und speziell christliche Gedanken soviel als möglich ausscheidet. Die bekannten Argumente der

1) Zu 2, 416-435 vgl. Weyman, Miscellanea zu lat. Dichtern, Freib. i. d. Schweiz 1898, p. 9 (Compte rendu du quatrième con

grès scientifique international des catholiques, Section 6 p. 144).

Gegner, dass man an dem Alten festhalten, dass Rom seinem Genius treu bleiben müsse, dass Rom seine Siege den Göttern verdanke, werden auf dem schon durch die Apologeten vorgezeichneten Wege zurückgewiesen. Die Vereinigung aller Völker zum römischen Reiche wird als ein Werk der göttlichen Providenz hingestellt, um dem Christentum freie Entfaltung seines Friedenswerks zu verschaffen. Zuletzt kommt noch der Einwand zur Besprechung, dass die Entziehung der Kornspende, durch welche die Vestalinnen betroffen wurden, Misswachs und Hungersnot im Gefolge gehabt habe; hierbei werden auch die Gladiatorenspiele gerügt, deren Beseitigung vom Kaiser gefordert wird.

Ueber den princeps des Verses 1, 410 cum princeps gemini bis victor caede tyranni. Brockhaus (p. 56) versteht unter dem princeps Constantin; der princeps ist aber Theodosius. Als die besiegten Tyrannen werden bald Maximus (388) und Eugenius (394), bald Eugenius und Arbogastes (394) angenommen; diejenigen, welche den Constantin hier bezeichnet glauben, müssen unter den beiden besiegten Tyrannen Maxentius und Licinius verstehen. Aus Vs. 1, 467-468 ergibt sich aber mit Sicherheit, dass Constantin nicht der princeps ist, da dort in der Rede von Constantin als einer fremden Person gesprochen wird. Es bleibt sonach nur Theodosius übrig, der gleich im Anfang des Gedichtes in den Vordergrund gerückt wird; die besiegten Tyrannen müssen aber Eugenius und Arbogast sein, weil die Tyrannen Vs. 1, 463 als eng verbunden erscheinen; vgl. Roesler p. 224; Ebert, Allgem. Gesch. der Litt. des Mittelalters p. 278 Anm. 1.

Ueber den angeredeten Kaiser des zweiten Buches. Schon Vs. 6 f. werden unter den duces, armatorum domini, inter castra patris geniti mit ziemlicher Deutlichkeit die Söhne des Theodosius, Arkadius und Honorius, bezeichnet. Vs. 726 wird fortissime princeps auf Honorius zu beziehen sein. Hier werden der Sieg bei Pollentia und der Einzug des Honorius in Rom deutlich gekennzeichnet; vgl. Brockhaus p. 73 Anm. 3. Auch der Schluss des Gedichtes, wo ein Kaiser um Abschaffung der Gladiatorenspiele gebeten wird, weist auf Honorius; vgl. Brockhaus p. 80 Anm. 2.

Abfassungszeit. Matthias Schmitz, Die Gedichte des Prudentius und ihre Entstehungszeit 1 (Aachen 1889) p. 13; Th. Birt, Ausg. des Claudian p. LVII; Hoefer p. 51. Aus 2, 696 f. ergibt sich, dass die Schrift nach der Schlacht bei Pollentia (402) geschrieben wurde, in welcher Stilicho Alarich zum Rückzuge zwang. Haben wir damit einen terminus post quem gefunden, gilt es jetzt auch einen terminus ante quem aufzuspüren. Prudentius bat den Honorius (2, 1125) um Abschaffung der Gladiatorenkämpfe; diese erfolgte im Jahre 404 (Theodoret. h. e. 5, 26); vgl. Roesler p. 8. Allein wir kommen noch weiter zurück, wenn wir bedenken, dass er die Schlacht bei Verona (Hochsommer 403) noch nicht kennt. Da die Schlacht bei Pollentia Frühjahr 402 stattgefunden, fällt die Schrift zwischen Frühjahr 402 und Hochsommer 403, wahrscheinlich noch ins Jahr 402; vgl. Schmitz p. 26; p. 34. Obwohl die Zeitindicien nur aus dem zweiten Buch gewonnen werden können, so müssen sie doch wegen des engen Zusammenhangs der beiden Bücher auch auf das erste mitbezogen werden.

Symmachus und Prudentius. Das Gedicht des Prudentius setzt Symmachus als lebend voraus. Wenn nun Seeck (Ausg. des Symmachus p. LXXIII Anm. 337) bemerkt: ,Quod Prudentius Symmachum ut vivum adloquitur, nihil aliud demonstrat, quam nuntium mortis eius sero in Gallias pervectum esse. Symmachi vita codici florilegii Parisina 8559 inserta, cui Morin, Études p. 77 tantam vim tribuit, semidocto alicui saeculi quinti decimi debetur, et cum omni genere errorum apertissimorum abundet, nullam plane fidem meretur“, so ist, wie ich glaube, eine unnötige Schwierigkeit geschaffen; denn dass Symmachus zur Zeit der Abfassung des Gedichtes nicht mehr leben konnte (§ 816), lässt sich in keiner Weise darthun.

Litteratur. J. C. Dabas, Sur une question soulevée pour le poème de Prudence contre Symmachus, Paris 1866; V. Both, Des christlichen Dichters Prudentius Schrift gegen Symmachus, Rastatt 1882; P. Allard, La polémique contre le paganisme au quatrième siècle d'après les poèmes de Prudence (Le Contemporain 15 avr. 1883).

873. Das Dittochaeon. Ein merkwürdiges dichterisches Produkt des Prudentius ist das Dittochaeon. Es besteht aus einer Sammlung von 49 hexametrischen Tetrasticha, von denen 24 Darstellungen aus der Geschichte des alten und 25 solche aus der Geschichte des neuen Testaments enthalten;

aus der doppelten Quelle ist auch der sonderbare Name zu erklären, der ,,doppelte Erquickung" oder „doppelte Speise" bedeutet. Der Dichter folgt in dieser Epigrammensammlung der chronologischen Ordnung; allein die Auslassungen wichtiger Scenen und Begebenheiten beweisen klar und deutlich, dass der Autor nicht eine Uebersicht der biblischen Geschichte geben wollte. Sehen wir uns diese Tetrasticha genauer an, so müssen wir aus der sprachlichen Form die Schlussfolgerung ziehen, dass dieselben bestimmt waren, als Erläuterungen von Bildwerken zu dienen, 1) dass sie daher den Bildern als Unterschriften beigegeben waren. Auch die damalige nationale Litteratur bietet solche Epigramme zu Bildern dar, und scheint die metrische Form derselben gewöhnlich das Tetrastichon gewesen zu sein. 2) Nimmt man weiter hinzu, dass den 24 alttestamentlichen Darstellungen 25 neutestamentliche gegenüberstehen, so wird man leicht zur Vermutung gedrängt, dass es sich um zwei parallele Reihen von je 24 Bildern handelt, zu denen noch das abseits stehende Schlusstetrastichon über die Offenbarung des Johannes sich hinzugesellt. Da die Sujets der Bilder über den Vorstellungskreis der Katakombenbilder hinausgehen, stellt sich uns eine christliche Basilika als geeigneter Ort für diese Malereien dar; 3) die Verteilung der 49 Stücke wäre dann in der Weise erfolgt, dass die eine Seitenwand 24 alttestamentliche Darstellungen, die gegenüberliegende 24 neutestamentliche enthalten hätte, während No. 25 der neutestamentlichen Reihe in der Apsis ihre Stelle gefunden haben würde. Die Basilika werden wir in der spanischen Heimat des Dichters, vielleicht in seinem Wohnort selbst, zu suchen haben. 4) Eine andere naheliegende Frage ist, ob die einzelnen Nummern der beiden Reihen in der Art in Beziehung gesetzt waren, dass das Bild des alten Testaments typologisch auf das gegenüberliegende Bild des neuen Testaments hindeutete. Allein wenn sich auch hie und da ein typologischer Zusammenhang zweier Parallelbilder konstruieren lässt, so ist es doch ein vergebliches Bemühen, einen solchen Zusammenhang durch die beiden Parallelreihen aufzudecken. 5) Die Entstehungsart dieser Epigramme gibt uns zugleich Aufschluss über ihre Composition; da der Dichter von dem Maler abhängt, ist er in seinem Schaffen sehr gehindert und findet wenig Gelegenheit zur Entfaltung seiner poetischen Kraft. Die Epigramme sind ganz realistisch gehalten nnd befleissen sich einer knappen Darstellung. Manchen kam der Ton dieser Produkte, zusammengehalten mit den übrigen Werken des Prudentius, so trocken vor, dass sie dieselben für unecht hielten; allein nichts ist irriger, als diese Annahme. Wie die Ueberlieferung sich klar für Prudentius ausspricht, bieten auch Sprache und Composition manche Anklänge an die

1) Ist dies richtig, so können die handschriftlichen Ueberschriften nicht von Prudentius herrühren; darauf weist auch die grosse Verschiedenheit derselben hin; vgl. Sixt, Separatabdr. p. 3.

2) Vgl. die Tetrastichen zu den Monatsbildern im Chronographen v. J. 354 (§ 796 p. 57) und das Tetrastichon authenticum de singulis mensibus (§ 788 p. 28 Anm. 1).

3) Aus Paulinus (carm. 27, 511 Hartel)

erfahren wir, dass damals die Sitte aufkam, die Kirchen mit Bildern zu schmücken; auch lässt sich aus ihm die Sitte konstatieren, solche Bilder durch Epigramme zu erläutern. Mit Unrecht denkt A. Springer (Grundzüge der Kunstgesch. 23 (Leipz. 1888) p. 120) an Bilderbibeln; dagegen sprechen die parallelen Reihen; vgl. Sixt p. 10.

4) Vgl. Roesler p. 125.

5) Wir meinen Roesler p. 132.

echten Schöpfungen des Spaniers dar. Während also diese Tetrasticha dem Litterarhistoriker nur ein geringes Interesse einflössen können, wird durch dieselben umsomehr der Archaeologe gefesselt. Die Epigramme sind eine hervorragende Quelle für die christliche Kunstgeschichte. 1)

Das Wort Dittochaeon wird abgeleitet von dirtós und óxy. Ueber den Namen vgl. Ebert p. 291 Anm. 2; Roesler p. 29 Anm. 1. Von geistiger Nahrung (pastus) spricht Prudentius auch Cath. 4, 3; vgl. auch 4, 94. Sixt vergleicht noch Cath. 4, 34 sed nos tu gemino fovens paratu | artus atque animas utroque pastu confirmas Pater ac vigore conples. Brandes (Wien. Stud. 12 (1890) p. 287 Anm. 5) und Weyman (Comment. Woelfflinianae p. 287 Anm. 3) halten die überlieferte Form Dittochaeon für verderbt; jener vermutet Diteichion oder Ditoechion (Doppelwand), dieser diorozaiov oder dirtozaiov. Ueber die Verderbnisse des ungewöhnlichen Titels in Handschriften vgl. Sixt p. 3; über andere Titel denselben 1. c. Das in Handschriften des 16. Jahrhunderts vorkommende „Diptychon" ist eine Humanistenconjektur.

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Die Echtheit der Tetrasticha. Vgl. Ebert p. 289 Anm. 1; Sixt, Separatabdr. p. 10. Zuerst hat Johannes Sichard in seiner Ausg. des Dichters (Basel 1527) die Echtheit bestritten. Ausser den Handschriften spricht auch Gennadius (c. 13) für Prudentius: Prudentius, vir saeculari litteratura eruditus, composuit Tropaeum (dafür wird geschrieben: dirrozator) de toto veteri et novo testamento personis excerptis. Ebert (1. c.) fügt noch hinzu, dass in einem Schreiben des Bischofs von Ostia, Georgius an Papst Hadrian vom Jahre 786 ein Vers des Dittochaeon (I, 3) mit dem Zusatz dicente Prudentio angeführt wird." Der Umstand, dass Prudentius von der Sammlung schweigt, ist keineswegs entscheidend gegen die Echtheit, da der Dichter selbst nicht viel von dem Werke halten mochte. Ebensowenig darf in die Wagschale geworfen werden, wenn der Dichter dieselben Begebenheiten anderswo etwas anders erzählt als hier, da ja der Dichter von dem Maler abhängig ist; vgl. Sixt p. 8. Bei genauerem Zusehen erkennen wir in dem Verfasser des Dittochaeon dieselbe geistige Individualität wie in Prudentius; wir erinnern nur an die Vorliebe für das Symbolische und Typologische im Dittochaeon; auch sprachliche Verwandtschaft besteht zwischen diesem und den anderen Werken des Prudentius; vgl. Sixt p. 10. Nach F. X. Kraus (Gesch. der christl. Kunst 1 (1896) p. 386), der nochmals die Echtheit bezweifelte, ist für die Echtheit zuletzt eingetreten S. Merkle, Prudentius' Dittochaeon (Festschr. zum 1100 jährigen Jubiläum des deutschen Campo Santo in Rom, Freib. i. Br. 1897, p. 33).

Die Tetrasticha als Erläuterung von Bildwerken. Die Bestimmung der Tetrasticha ergibt sich deutlich aus ihrer sprachlichen Fassung; man vgl. apparet in No. 38, hoc und ista in No. 4, ecce in No. 40; vgl. Sixt p. 5. Der Charakter der Tetrasticha drückt sich besonders aus, wenn sie sich auf Oertlichkeiten beziehen. Th. Hach, Die Darstellungen der Verkündigung Mariä im christl. Altertum (Zeitschr. für kirchl. Wissen und kirchl. Leben 1885 p. 384).

874. Rückblick. Soweit wir sehen können, hat die Poesie unseren Prudentius nicht durch das ganze Leben geleitet; erst als er, alt geworden, sich entschlossen hatte, der Welt Lebewohl zu sagen, um ganz für Christus zu leben, pflegte er die Dichtkunst. Nicht Ruhmesbegierde war es, die ihn zum Dichten trieb, sondern, wie er in dem Epilog zu seinen Werken sagt, das Verlangen, sich im Hause Gottes nützlich zu erweisen. 2) Er wollte Christus durch seine Gedichte verherrlichen. Die christlichen Ideen hatten den Gedankenkreis des Dichters vollständig erfüllt, und in denselben hat sein dichterisches Schaffen eine feste Wurzel. Eine neue Ideenwelt, ein neues tiefes Gemütsleben strahlt uns also aus den Gedichten des Prudentius entgegen. Wie sehr stach von dieser christlichen Dichtung die heidnische ab, welche sich in abgelebten Mythen und in einer verbrauchten Technik bewegte! Die Begeisterung, die Prudentius für das Christentum hegte, bestimmte auch das Ziel seiner Poesie: er will einerseits die heid

1) Diesen Gesichtspunkt hat Brockhaus in scharfsinniger Weise zur Geltung gebracht (Kap. IX und X). Vielleicht darf noch angeführt werden, dass ein Einfluss christlicher Kunstwerke auf Prudentius auch

in Cath. IX vorzuliegen scheint; vgl. Brockhaus p. 270.

2) Epilog. Vs. 33 quidquid illud accidit, | iuvabit ore personasse Christum.

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