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Hymnus fällt Versictus und der Accent fast immer zusammen. Der erste Hymnus befolgt ein anderes Prinzip, das der Quantität, allein mit grossen Licenzen, denn kurze Silben werden in der Hebung lang und lange Silben in der Senkung kurz. 1) Der erste Hymnus bezieht sich auf die Trinitätslehre, d. h. auf das Verhältnis des Sohnes zum Vater. In dem zweiten Hymnus spricht eine Jungfrau, welche vom Heidentum zum Christentum sich bekehrt und die Taufe empfangen hat. Der dritte Hymnus hat den Teufel zum Gegenstand. Alle drei Produkte sind dichterisch betrachtet sehr unvollkommen; es fragt sich demnach, wie es mit der Echtheit steht. Handschriftlich bezeugt ist streng genommen nur der erste Hymnus; denn da zwischen dem ersten und zweiten Hymnus eine Lücke von sechs Seiten eingetreten ist, 2) so ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass in dieser Lücke ein neues Hymnenbuch beginnt. Allein in diesem Fall würden wir ein sehr kleines Hymnenbuch des Hilarius erhalten; viel wahrscheinlicher ist die Annahme, dass Hilarius in sein Hymnenbuch auch Produkte anderer ihm nahestehender Personen aufgenommen hat. Es ist übrigens auch nicht ausgeschlossen, dass eine dritte Person Hymnen des Hilarius mit anderen vereinigt und sie unter dem berühmten Namen publiziert hat. 3) Ein solcher fremder Hymnus ist der zweite; denn es ist kaum glaublich, dass hier Hilarius im Namen einer Jungfrau spricht, wir glauben vielmehr, die weibliche Stimme selbst zu vernehmen. Rührt aber der zweite Hymnus nicht von Hilarius selbst her, so ist klar, dass auch durch den neu aufgefundenen Schatz kein festes Fundament für die Hymnendichtung des Hilarius gewonnen ist. Es ist daher auch nicht möglich, über die unter dem Namen des Hilarius umlaufenden Hymnen eine sichere Entscheidung zu treffen. Aber dass Hilarius Hymnen verfasst hat, dürfte nicht zweifelhaft sein.

Den Anstoss zur Hymnendichtung erhielt Hilarius sicher im Orient während seines Exils. Hier mochte er erkannt haben, welch wichtiges Element der Hymnengesang in dem Gottesdienst bildet und wie sehr derselbe auch geeignet sei, das Volk im Glauben gegen die arianische Häresie zu stärken. Wir hören in der That auch von Versuchen des Hilarius, den liturgischen Gesang in Gallien einzuführen, zugleich aber auch, dass er hierbei auf grosse Schwierigkeiten stiess.

Hilarius als Hymnendichter. Isid. Hispal. Off. eccl. 1. I, c. 6: Hilarius Gallus episcopus Pictaviensis hymnorum carmine floruit primus. Conc. Tolet. IV (im Jahre 633) can. 13: Nonnulli hymni humano studio in laudem Dei atque apostolorum et martyrum triumphos compositi esse noscuntur, sicut hi, quos beatissimi doctores Hilarius atque Ambrosius ediderunt.

Ueber die Versuche, den Hymnengesang in Gallien einzuführen, vgl. das Zeugnis des Hieronymus ad Gal. lib. 2: Hilarius, latinae eloquentiae Rhodanus, Gallus ipse et Pictavis genitus, eos (Gallos) in hymnorum carmine indociles vocat; dann die Stelle aus dem Psalmencommentar des Hilarius 65, 4 (p. 251 Z.): audiat orantis populi consistens quis extra ecclesiam vocem, spectet celebres hymnorum sonitus et inter divinorum quoque sacramentorum officia responsionem devotae confessionis accipiat. necesse est terreri omnem adversantem et bellari adversus diabolum vincique resurrectionis fide mortem tali exultantis vocis nostrae, ut dictum est, iubilo.

Ueber die dem Hilarius gewöhnlich noch zugeschriebenen Hymnen vgl.

1) Vgl. darüber Dreves, Das Hymnenbuch des hl. Hilarius p. 367.

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2) Gamurrini p. XVI.

3) Vgl. auch Kayser p. 63.

Kayser, Beiträge etc. Es sind in Daniels Thesaurus hymnologicus folgende sieben: 1. Lucis largitor splendide, 2. Deus pater ingenite, 3. In matutinis surgimus, 4. Jam meta noctis transiit, 5. Jesus refulsit omnium, 6. Jesu quadragenariae, 7. Beata nobis gaudia. Das mozarabische Brevier schreibt 2, 3, 4 dem Hilarius ausdrücklich zu. Auch Reinkens hält aus inneren Gründen 2 und 3 für hilarianisch. Die Hymnen 5, 6, 7 entbehren eines äusseren Zeugnisses für die Autorschaft des Hilarius und sind nach Kayser (p. 67) einer späteren Zeit zuzuweisen. Ausser diesen wird auch noch ein Abendhymnus: Ad caeli clara non sum dignus sidera dem Hilarius beigeschrieben. Dieser Hymnus wurde herausgegeben von Pitra, Analecta sacra et classica 1 (Paris 1888) p. 138; abgedruckt auch in Zeitschr. für kathol. Theol. 13 (1889) p. 737 und bei Duemmler, Poet. lat. aevi Carol. 1 p. 147. Es existiert nämlich ein unechter Brief, den Hilarius an seine Tochter Abra geschrieben haben soll. Demselben sind zwei Hymnen beigeschlossen, der oben unter No. 1 angeführte Morgenhymnus und der erwähnte Abendhymnus. Der Brief ist entschieden apokryph. Von den beiden Hymnen will Kayser (p. 70) den Morgenhymnus dem Hilarius zuweisen, dagegen spricht er den Abendhymnus demselben aus inneren Gründen entschieden ab. Man sieht, dass hier alles schwankend und unsicher ist.

Litteratur. B. Hoelscher, De ss. Damasi Papae et Hilarii episc. Pictaviensis qui feruntur hymnis sacris (Münster 1858); Kayser, Beiträge zur Geschichte und Erklärung der ältesten Kirchenhymnen, Paderborn 1881, p. 52; G. Gamurrini, S. Hilarii tractatus de mysteriis et hymni et S. Silviae Aquitanae peregrinatio ad loca sancta; accedit Petri diaconi liber de locis sanctis, Rom 1887; über das Hymnenbuch handeln die Prolegomena p. XVI. M. Dreves, Das Hymnenbuch des hl. Hilarius (Zeitschr. für kathol. Theol. 12 (1888) p. 358; Weyman, Burs. Jahresber. 84. Bd. 2. Abt. (1895) p. 288 (Echtheitsfrage); E. W. Watson, St. Hilary of Poitiers, select works translated, New-York 1899, p. XLVI.

Allgemein orientierende Schriften über die christlichen Hymnen. Kayser, Beitr. etc.; S. W. Duffield, The latin hymn writers and their hymns, London 1890.

Unechte Gedichte des Hilarius: 1. In Genesin. Im Laudunensis 273 lautet die Ueberschrift also: In nomine domini nostri Jesu Christi incipit metrum sancti Hilarii Pictavensis (sic) episcopi in Genesin ad Leonem papam. Dem Gedicht gehen drei Distichen voraus, in welchen der Dichter sagt, dass er sein Werk auf Anregung des Adressaten geschrieben, obschon er die Fähigkeit dazu nicht besessen. Das Gedicht ist darum sehr merkwürdig, weil sich der Dichter dem in der Genesis überlieferten Stoff gegenüber volle Freiheit bewahrt; er folgt daher nicht sklavisch dem hl. Texte, sondern gestaltet ihn mit dichterischer Phantasie, wobei er selbst aus Ovids Metamorphosen Züge einmischt. In gehobener Sprache erzählt er die Entstehung der Welt, die Erschaffung des Menschen, den Sündenfall und die Sündflut. Damit schliesst das Gedicht, das aus 198 Hexametern besteht, ab. Dem Hilarius von Poitiers gehört das Gedicht nicht an; zweifelhaft ist auch, ob es dem Hilarius von Arles zuzuweisen. Wir werden uns bescheiden müssen zu sagen, dass der Verfasser irgend ein Hilarius ist. Ueber das Gedicht vgl. Ebert, Allgem. Gesch. der Litt. des Mittelalters 12 (Leipz. 1889) p. 368; Manitius, Gesch. der christl.-lat. Poesie, Stuttgart 1891, p. 189; St. Gamber, Le livre de la ‘Genèse' dans la poésie latine au Vme siècle, Paris 1899, p. 17. Ausg. von R. Peiper, Cypriani Heptateuchos (Corpus script. ecclesiast. lat. 23 (Wien 1891) p. 231).

2. Carmen de evangelio. Aus dem Sangallensis 48 s. VIII hat Pitra, Spicileg. Solesm. 1 p. 166 ein Gedicht von 114 Hexametern herausgegeben, das in der Handschrift betitelt ist: Carmen Hilarii Pictaviensis episcopi de evangelio. Dasselbe beginnt mit der Geburt Christi und schliesst daran die Anbetung Christi durch die Weisen aus dem Morgenlande. Wir erhalten indess keine Erzählungen; der Dichter gibt kurz die beiden Thatsachen, um daran eine enthusiastische Lobpreisung zu knüpfen. Dann verliert sich der Autor in wunderbar mystische Bilder. Das Gedicht ist ein Fragment. Weder dem Hilarius von Poitiers noch dem Hilarius von Arles können wir mit guten Gründen das Gedicht, das an prosodischen Gebrechen leidet, zuteilen; warum Peiper (p. XXIX) für unser Gedicht denselben Autor annehmen will, wie für das vorausgehende, ist nicht recht ersichtlich. Ausg. in Cypriani heptateuchos ed. R. Peiper p. 270. Besprochen ist das Gedicht von Manitius p. 102.

7. Ambrosius.

862. Die Hymnendichtung des Ambrosius. Wenn auch der Kirchengesang, wie wir sahen, auf Hilarius zurückgeführt werden muss, so haben wir doch den Ambrosius als den eigentlichen Schöpfer des Kirchenliedes anzusehen; denn abgesehen davon, dass wir bei Hilarius keinen festen Boden gewinnen, scheint auch dessen Thätigkeit auf diesem Gebiet keine

weittragende Bedeutung erlangt zu haben. Erst durch Ambrosius wurde der lateinische Hymnengesang ein wesentlicher Bestandteil der Liturgie; damit hebt aber ein neuer Zweig der christlichen Dichtung, die lyrische, an und bringt es zu einer reichen Entfaltung. Praktische Zwecke waren es, welche den Mailänder Bischof auf diese Bahn drängten. Die Arianer hatten für ihre Sache grosse Propaganda dadurch gemacht, dass sie die Feierlichkeit des Gottesdienstes durch den Gesang der Gemeinde erhöhten. Zugleich gab das vom Volk gesungene Lied ihnen erwünschten Anlass, ihre dogmatischen Lehren zu popularisieren und zu verbreiten. Um den Arianern entgegenzuwirken, stattete Ambrosius seinen Gottesdienst noch reicher aus und liess Hymnen durch das Volk singen. In den Wirren des Jahres 386, welche durch die arianische Justina, die Mutter des Valentinian, hervorgerufen wurden, erwies sich dieser Kirchengesang, welcher um jene Zeit eingeführt wurde, als eine mächtige Schutzwaffe des orthodoxen Bekenntnisses. Als Vers für seine Hymnen wählte Ambrosius den akatalektischen Dimeter. Derselbe ruht auf der Quantität und ist nach festen Regeln gebaut. Statt des Jambus erscheint nur an den ungeraden Stellen ein Spondeus oder ein Anapäst. Die Zulässigkeit des Hiatus ist zweifelhaft. Längung einer auslautenden kurzen Silbe kann in der Hebung stattfinden. Widerstreit zwischen Wortaccent und Versictus ist durchaus nicht vermieden. Der Reim wird nicht gesucht und ist, wenn er vorkommt, zufällig. Auch der Aufbau der Gedichte folgt festen Gesetzen; vier Zeilen sind zu einer Strophe zusammengeschlossen, jedes Gedicht besteht aus acht Strophen. Offenbar hing diese Composition der Hymnen mit der antiphonischen Vortragsweise zusammen. Aus dem Gesagten ergibt sich, dass die lyrische Dichtung des Ambrosius auf dem Boden der nationalen Dichtung erwachsen ist. Selbst in der Wahl des Metrums scheint Ambrosius von nationalen Rücksichten beeinflusst worden zu sein; er wählte den Vers, der damals so beliebt war, dass sogar Epen in demselben gedichtet wurden. 1) Auch die Gedankenwelt der ambrosianischen Hymnen hat klassischen Anstrich; die ruhige objektive lyrische Bewegung erinnert vielfach an die Oden des Horaz. Ambrosius war aber nicht bloss Dichter, sondern auch Komponist, denn seine Gedichte waren ja nicht zum Lesen, sondern zum Singen bestimmt. In Bezug auf die Melodien war er auf den Orient angewiesen. Dort hatte sich besonders in Syrien die griechische Musik in der Kirche zu grosser Blüte entfaltet. Augustin bezeugt auch ausdrücklich die Abhängigkeit des Ambrosius in musikalischer Hinsicht vom Orient. Dass sich seine Musik dem Metrum

der Hymnen anschmiegte, ist kaum zweifelhaft.

863. Die einzelnen Hymnen. Die Hymnendichtung des Ambrosius reizte, wie alles Neue von Bedeutsamkeit, zur Nachahmung. Es trat eine Reihe von Dichtern auf, welche ebenfalls Hymnen im Versmass und im Stil des Ambrosius zu schreiben versuchten und ihrem Vorbild mehr oder weniger gleichkamen. So bildete sich eine Gruppe von Gedichten, welche unter dem Sammelnamen „Ambrosianische Hymnen" sich zusammen

1) Vgl. Ebert, Allgem. Gesch. der Litt. des Mittelalters 12 (Leipz. 1889) p. 181.

fanden. Da diese Lieder für die Liturgie bestimmt waren und nur in derselben ihr Leben hatten, war der Name des Dichters gleichgültig; der ambrosianische Hymnus wurde also zum Gattungsbegriff. Dadurch ist uns natürlich sehr erschwert, das Eigentum des Ambrosius festzustellen. Zum Glück kommt uns Augustinus zu Hülfe. Dieser, ein in jeder Hinsicht einwandfreier Zeuge, gibt uns vier Hymnen ausdrücklich als ambrosianische an. Es sind dies: 1. Deus creator omnium, 2. Aeterne rerum conditor, 3. Jam surgit hora tertia, 4. Veni redemptor gentium. Durch dieses wertvolle Zeugnis Augustins bekommen wir eine feste Grundlage für die Erkenntnis der ambrosianischen Hymnendichtung; die von Augustin genannten vier Hymnen müssen den Ausgangspunkt für den Erforscher der ambrosianischen Hymnen bilden; auch wir haben oben dieselben für unsere allgemeinen Betrachtungen zur Grundlage genommen. An der Hand der vier Hymnen wurden im Lauf der Zeit verschiedene Versuche gemacht, das Corpus der ambrosianischen Hymnen wieder zu gewinnen. So haben die Benediktiner noch acht unseren vier Hymnen hinzugefügt.1) Eine methodischere Betrachtung wurde in neuerer Zeit durch Biraghi und Dreves angebahnt. Besonders erwies sich die Heranziehung der Mailänder Liturgie 2) fruchtbringend. Mit Benutzung aller einschlägigen Kriterien kann man noch mindestens zehn den bei Augustin genannten hinzufügen.3)

Die Hymnen des Ambrosius sind schlicht und einfach, aber edel gehalten. Die Gedanken strömen reichlich in denselben; diese Gedanken aber fliessen aus dem Born eines lebendigen Glaubens. In den alten Formen thut sich eine neue Welt vor unseren Augen auf; die nichtigen Schemen sind verschwunden, das von Worten lebende hohle Pathos ist ausgemerzt, wir hören jetzt den Pulsschlag eines von christlichen Ideen erfüllten Herzens, und selbst die Natur wird in den Dienst Gottes gestellt. Erst mit dieser Dichtungsgattung ist eine wahrhaft christliche Poesie entstanden. Dem Epiker legte der biblische Bericht zu grosse Fesseln an, dem Lyriker dagegen stand das weite christliche Gemütsleben offen. Hier konnte der Dichtergenius sich frei emporschwingen.

Der Hymnus Ambrosianus. Beda, De arte metr. c. 11: Hymnos vero, quos choris alternantibus canere oportet, necesse est singulis versibus ad purum esse distinctos, ut sunt omnes Ambrosiani. Sicher bezeugt sind folgende Hymnen von Ambrosius:

1. Deus creator omnium. Diesen Hymnus citiert Augustin confess. 9, 12: recordatus sum veridicos versus Ambrosii tui: tu es enim deus, creator omnium etc.; vgl. noch de vita beata c. 35. Der Hymnus ist ein Abendhymnus von acht Strophen. Er zerfällt naturgemäss in zwei Teile, in einen Dank für den verlebten Tag und in eine Bitte um Bewahrung vor der Sünde in der Nacht. Mit der Anrufung des dreieinigen Gottes schliesst der Hymnus.

2. Aeterne rerum conditor. Den Hymnus bezeugt Augustin retract. 1, 21: etiam cantatur ore multorum versibus beatissimi Ambrosii, ubi de gallo gallinaceo ait: Hoc ipsa petra ecclesiae canente culpam diluit. Dieselben Gedanken, die der Hymnus ausspricht, finden sich im Hexaëmer. 5, 24. Der Hymnus ist ein Morgenhymnus; es wird zuerst das

1) Vgl. das Verzeichnis von Dreves. 2) M. Magistretti, Monumenta veteris liturgiae Ambrosianae, Mailand 1898. Ueber die Verwertung ambrosianischer Hymnen in der mozarabischen Liturgie vgl. C. Blume, Hymnodia Gotica. Die mozarabischen Hymnen des altspanischen Ritus (Analecta hym

nica medii aevi 27 (1897) p. 35).

3) Gegen diese Versuche verhält sich ablehnend Th. Förster, Ambrosius von Mailand, Halle 1884, p. 264; Ambrosius (Realencycl. für protestantische Theol. und Kirche 18 (1896) p. 447).

Heranbrechen des Morgens mit dem Hahnenruf und seine Wirkung geschildert. Der Sänger sieht dem neuen Tag vertrauensvoll entgegen und geht zum Morgengebet über.

3. Jam surgit hora tertia. Auch dieser Hymnus wird von Augustin_bezeugt. Er sagt de natura et gratia c. Pelagianos c. 63: (Ambrosius) in hymno suo dicit: Votisque praestat sedulis, sanctum mereri spiritum. Die dritte Stunde bezeichnet nach unserer Zeitrechnung die Morgenzeit von 8-9. Es war die Stunde, in der der Heiland gekreuzigt wurde. Der Hymnus schildert den Kreuzestod und seine Wirkung.

4. Veni redemptor gentium. Der Hymnus wird mehrfach bezeugt: Augustinus sermo 372: Hunc nostri gigantis excursum brevissime ac pulcherrime cecinit B. Ambrosius in hymno quem paulo ante cantastis. Da die Echtheit des sermo nicht ganz feststeht, ist zu beachten, dass Weyman (Misz. zu lat. Dicht. p. 10) den Hymnus (Vs. 19) durch tract. in ev. Joann. 59, 3 geschützt glaubt. Weiterhin citiert ihn der Papst Caelestinus 422-432; vgl. Epistolae Romanorum Pontificum ed. Coustant T. 1 (Paris 1721) p. 1098. Faustus (um 455) erwähnt den Hymnus in der epistola ad Gratum diaconum (Monum. Germ. Auct. antiq. VIII p. 286 ed. Krusch); endlich erwähnt ihn noch Cassiodor in psalm. 8 und in psalm. 71. Der Hymnus bezieht sich auf die Menschwerdung des Erlösers und ist ein Weihnachtslied von stark dogmatischem Charakter. Von dem Hymnus ist auch noch eine andere Anfangsstrophe überliefert: Intende qui regis Israel, super cherubim qui sedes, | appare Ephrem coram excita potentiam tuam et veni. Die Meinungen über die Echtheit der Strophe sind geteilt. Mone (Die lateinischen Hymnen des Mittelalters 1 p. 43), Förster (Ambrosius, Halle a. S. 1884, p. 329 Anm. 115) und Dreves, Ambrosius, der Vater des Kirchengesanges (Ergänzungsheft 58 zu den Stimmen aus Maria-Laach, Freiburg i. B. 1893, p. 63) sind für die Echtheit; Kayser (Beitr. zur Gesch. und Erklärung der ältesten Kirchenhymnen, Paderborn 1881, p. 172 Anm. 1) ist dagegen. Da die Strophe im Cistercienserbrevier und in sämtlichen Quellen der Mailänder Liturgie steht, auch Gründe sich auffinden lassen, die zur Streichung der Strophe führten, wird an der Echtheit festzuhalten sein, aber dann muss die eine Doxologie enthaltende letzte Strophe gestrichen werden, um die gesetzmässige Zahl von acht Strophen zu erhalten.

Das Zeugnis Augustins wiegt so schwer, dass ein Zweifel an der Echtheit dieser vier Hymnen nicht aufkommen kann. Dieses Zeugnis erhält übrigens noch eine Bestätigung durch den einheitlichen Charakter, der den 4 Hymnen in Bezug auf Form und Inhalt innewohnt. Diese Hymnen ermöglichen uns, ein klares Bild von der ambrosianischen Hymnendichtung zu gewinnen und auf dieser Grundlage auch andere Hymnen dem Ambrosius zuzuweisen. Hierzu gesellt sich noch ein äusseres Kriterium: das Vorkommen eines Hymnus in der Alt-Mailänder Liturgie spricht auch für dessen Abfassung durch Ambrosius. Auf Grund dieses äusseren und inneren Kriteriums teilen Biraghi, Inni sinceri e carmi di Sant' Ambrogio, vescovo di Milano, Mailand 1862 und Dreves 1. c. (s. auch Colombo, Gli inni del breviario Ambrosiano, Mailand 1897) noch folgende 14 Hymnen dem Ambrosius zu: 1. Splendor paternae gloriae (vgl. Hexaem. 1,

5, 19 p. 15, 19 Sch. est enim splendor gloriae paternae).

2. Amore Christi nobilis.

3. Illuminans altissimus (doch vgl. Ihm, Studia Ambrosiana p. 60).

4. Agnes beatae virginis (für unecht erklärt von Pio de' Cavalieri, Röm. Quartalschr. Supplementheft 10 (1898) p. 3).

5. Hic est dies verus Dei.

6. Victor, Nabor, Felix pii.
7. Grates tibi, Jesu novas.
8. Apostolorum passio.
9. Apostolorum supparem.
10. Aeterna Christi munera.
11. Jesu corona virginum.
12. Nunc sancte nobis Spiritus.
13. Rector potens, verax Deus.
14. Rerum Deus, tenax vigor.

Bezüglich der vier letztgenannten No. 11, 12, 13, 14 statuiert Dreves nur die Wahrscheinlichkeit der Autorschaft des Ambrosius.

Die Einführung des Hymnengesangs durch Ambrosius. Sermo contra Auxentium 34 (gehalten im Jahre 386): Hymnorum quoque meorum carminibus deceptum populum ferunt. Plane nec hoc abnuo. Grande carmen istud est, quo nihil potentius. Quid enim potentius quam confessio Trinitatis, quae quotidie totius populi ore celebratur? Certatim omnes student fidem fateri, Patrem et Filium et Spiritum sanctum norunt versibus praedicare. Facti sunt igitur omnes magistri, qui vix poterant esse discipuli. Paulinus vita Ambrosii 13: Hoc in tempore (Ostern 386) primum antiphonae, hymni ac vigiliae in ecclesia Mediolanensi celebrari coeperunt. Cuius celebritatis devotio usque in hodiernum diem non solum in eadem ecclesia, verum per omnes paene occidentis provincias manet. Augustinus Confess. 9, 7 gelegentlich seiner Taufe (25. April 387): Non longe coeperat Mediolanensis ecclesia genus hoc consolationis et exhortationis (Hymnengesang) celebrare magno studio fratrum concinentium vocibus et cordibus. Nimirum annus erat aut non multo amplius, cum Justina, Valentiniani regis pueri mater, hominem tuum Ambrosium persequeretur haeresis suae causa, qua fuerat seducta ab Arianis. Excubabat pia plebs in ecclesia mori

Handbuch der klass. Altertumswissenschaft. VIII, 4.

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