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auch die Gleichheit der Sprache und der Metrik und die Gleichartigkeit der Composition. Allein davon kann keine Rede sein, dass Tertullian oder Cyprian der handschriftlichen Ueberlieferung gemäss der Verfasser sei, denn nirgends tritt die Individualität dieser Autoren in unseren Gedichten hervor. Aber andererseits ist die Annahme kaum abzuweisen, dass die Entstehungszeit dieser Gedichte eine frühe ist. Der Dichter macht auf uns den besten Eindruck; er besitzt eine unleugbare Gewandtheit, er weiss etwas aus dem überlieferten Stoff zu machen und verbindet Treue gegen den biblischen Bericht mit dichterischer Phantasie. Besonders sind es die Schilderungen, im ersten Gedicht die des toten Meeres, im zweiten die des Seesturmes, welche ihm Gelegenheit geben, den Leser zu fesseln. Seine christliche Gesinnung zeigen besonders die eingeflochtenen Deutungen; einerseits führt er die heidnische Sage von Phaethon auf ein biblisches Ereignis zurück, andererseits findet er in seinen biblischen Stoffen Hindeutungen auf christliche Wahrheiten; in der Strafe Ninives erblickt er einen Hinweis auf das künftige Gericht (13) und auf das Los, das die verstockten Heiden erwartet (164); das Schicksal des Jonas ist ihm ein Bild Christi, der in der Auferstehung den Tod überwindet.

Ueber den Inhalt der Gedichte vgl. A. Puech, Prudence, Paris 1888, p. 18; Ebert, Allgem. Gesch. der Litt. des Mittelalters 12 (Leipz. 1889) p. 122; Manitius, Gesch. der christl.-lat. Poesie, Stuttgart 1891, p. 51. Vgl. noch L. Müller, Rhein. Mus. 22 (1867) p. 329; p. 467; ebenda 27 (1872) p. 486; St. Gamber, Le livre de la 'Genèse' dans la poésie latine au Vme siècle, Paris 1899, p. 29.

Ueberlieferung der beiden Gedichte. Im Laudunensis 279 s. IX lautet die Ueberschrift: Incipit versus Cipriani de Sodoma; im wesentlichen ebenso im Parisinus 14758 s. XIII. Im Parisinus 2772 s. X lautet die Ueberschrift: Opusculum Tertuliani de excidio Sodome et Ninive. Statt de Ninive finden wir auch in der Ueberlieferung de Jona; so ist z. B. im Vossianus Leid. Q 86 s. IX das erste Gedicht betitelt de incendio Sodomorum, das zweite de Jona. Ueber die Ueberlieferungsgeschichte beider Gedichte vgl. Juretus in der Bibl. patrum von Bigne, tom. 8.

Ausg. Beide Gedichte zusammen ediert von Oehler, Ausg. Tertullians, Leipz. 1854, p. 1178--1182; von Hartel, Ausg. Cyprians (Corpus script. eccles. lat. 3 (1871) p. 289); von Peiper, Cypriani heptateuchos (ebenda 23 (Wien 1891) p. 213; p. 221). Sonderausg. Sodomas von Morelius, Paris 1560; von G. Fabricius, Veterum poetarum eccles. opera christ., Basel 1546, p. 289; Sonderausg. de Jona von Juretus, Bibl. patr. tom. 8.

2. C. Vettius Aquilinus Juvencus.

855. Das Evangelienbuch des Juvencus (evangeliorum libri IV). Noch wurzelte Vergil tief in den Herzen der Gebildeten, auch nachdem das Christentum bei ihnen Eingang gefunden. Dem erstarkten christlichen Geiste musste das anstössig sein und den Gedanken wecken, das berühmte Nationalepos durch ein solches von christlichem Gepräge zu ersetzen. Soweit wir sehen können, brachte diesen Gedanken zuerst C. Vettius Aquilinus Juvencus um 330 unter der Regierung Constantins zur Ausführung. Er war ein spanischer Presbyter von vornehmer Abstammung, der gewiss die Bildung seiner Zeit in sich aufgenommen hatte. Ihm erschienen die Thaten Christi, wie sie in den Evangelien vorliegen, geeignet, die Grundlage eines Epos in grossem Stil zu werden. Merkwürdigerweise war er bei der Abfassung des Werkes von der Hoffnung auf ein langes Fortleben im Gedächtnis der Menschen erfüllt. Zu dem Ruhme Homers und Vergils blickte er sehnsüchtig empor und meint, wenn das Lügengewebe der heidnischen

Dichter ihnen die Unsterblichkeit gesichert, so werde das noch mehr bei der festen Wahrheit des Christentums der Fall sein; und als er das Werk vollendet, schwellte daher das Bewusstsein sein Herz, dass seine Schöpfung den Weltbrand überdauern werde. Aber der Christ hoffte noch mehr; er erwartete, dass sein Werk ihn von der Strafe beim letzten Gericht befreien werde. In diesem Wunsche macht sich die Kluft bemerkbar, welche das Christentum auch in Bezug auf den Nachruhm von dem Heidentum trennt.

Als Vorlage erkor sich Juvencus das Matthaeusevangelium, aber auch die übrigen drei Evangelien lieferten ihm Ergänzungen. Die Bibel benutzte er in der altlateinischen Uebersetzung, der sog. Itala, aber mitunter zog er auch das griechische Original zum Vergleich herbei. Der Gang der Handlung war durch den evangelischen Bericht vorgezeichnet, ein künstlerischer Aufbau sonach ausgeschlossen. Der Dichter teilte zwar sein Werk in vier Bücher, von denen jedes im Durchschnitt 800 Verse umfasst; allein dieselben beruhen nur auf einer äusseren, nicht inneren Gliederung. 1) Die Aufgabe, die Juvencus zu erfüllen hatte, lag daher lediglich in der poetischen Formgebung; auch diese Aufgabe war noch immer eine hohe. Der antike dichterische Wortschatz hatte sich dem Ideenkreis, von dem er Ausdruck geben sollte, eng angeschlossen und war durch die Arbeit von Jahrhunderten in feste konventionelle Formen gebracht. Dem christlichen Dichter lag dagegen eine ganz neue Welt mit eigenem Gedankengehalt vor. Auch für diese neuen Anschauungen sollte jetzt die poetische Sprache zurecht gerichtet werden. Im ganzen hat Juvencus diese Aufgabe glücklich gelöst, und sein Wortschatz wurde für die nachfolgenden christlichen Dichter Vorbild. Reiches Material lieferte ihm der Meister Vergil, und man sieht, dass er dessen Werke völlig in sich aufgenommen hatte; aber auch anderen Dichtern entnahm er manche treffende Wendung. Neuschöpfungen in Wort und Phrasen waren unvermeidlich. Durch Einstreuung von altertümlichen Formeln 2) suchte er seiner Darstellung einen gewissen feierlichen Anstrich zu geben. Als Versmass war von selbst der Hexameter gegeben; manche Eigentümlichkeiten der Prosodie und des Metrums deuten auf die spätere Zeit. Die Darstellung ist gewandt und fliessend, und man staunt nicht selten, wie anmutig der Dichter sein sprödes Material in leichte Verse umsetzt. Ausser der Kunst der Versifikation kann Juvencus kein höheres Verdienst in Anspruch nehmen; er ist nichts als Former eines gegebenen Stoffs, denn der Zusätze, bei denen er auf eigenen Füssen steht, sind verhältnismässig nur wenige. Gegenüber dem Original macht das Nachbild doch einen viel weniger günstigen Eindruck. Die in Verse umgesetzten Reden Christi, die in der evangelischen Fassung in ihrer Schlichtheit uns ergreifen, erzielen in ihrer metrischen Form oft nahezu eine komisehe Wirkung. Der Dichter hatte sich ein unlösbares Problem gestellt; er wollte einerseits nicht von der biblischen Erzählung abweichen, anderer

1) Vgl. Marold, Zeitschr. für wiss. Theol. 33 p. 330.

2) So wendet er z. B. die Formen ast (2, 232) und olli (2, 252) an.

seits einen Kunstgenuss hervorrufen. Allein ein Werk, das nicht als Dichtung entstanden ist, wird durch die Versifizierung noch keine Dichtung; um eine solche zu werden, ist das Eingreifen der dichterischen Phantasie notwendig. Trotzdem wurde das Gedicht durch Jahrhunderte hindurch gelesen und bewundert, besonders zu den Zeiten Karls des Grossen und Petrarcas stand der Dichter in hohem Ansehen. Heute wird es ausser dem Litterarhistoriker niemand mehr in die Hand nehmen.

Ausser dem Evangelienbuch hatte er nach dem Zeugnis des Hieronymus noch anderes in Hexametern geschrieben, das aber nicht auf die Nachwelt kam. Auch unechte Produkte wurden dem Juvencus zugeschrieben.1)

Zeugnisse über Juvencus. Hieronym. de vir. ill. 84 Juvencus nobilissimi generis Hispanus, presbyter, quattuor evangelia hexametris versibus paene (vgl. Marold, Zeitschr. für wiss. Theol. 33 p. 332) ad verbum transferens quattuor libros composuit, et nonnulla eodem metro ad sacramentorum ordinem pertinentia. Floruit sub Constantino principe. Z. J. 2345 329 n. Chr. (2 p. 192 Sch.) Juvencus presbyter natione Hispanus evangelia heroicis versibus explicat. Epist. ad Magnum 70, 5 (1 Sp. 428 Vall.) Juvencus presbyter sub Constantino historiam Domini_Salvatoris versibus explicavit nec pertimuit evangelii maiestatem sub metri leges mittere. Vgl. noch Comment. in Matth. 1, 2, 11 (7 Sp. 14 Vall.). Der volle Name Gaius Vettius Aquilinus Juvencus ergibt sich aus den Handschriften; vgl. Marold, Ausg. p. V und Huemer, Ausg. p. V Anm. 1.

Titel des Gedichts. Die Ueberlieferung führt auf den Titel evangeliorum libri, auch versibus tritt zu dem Titel noch hinzu; vgl. die Uebersicht bei Marold, Ausg. p. VÍ und Huemer, Ausg. p. V Anm. 1. Der Titel „Historia evangelica", der wahrscheinlich von Aldus eingeführt wurde, hat keine handschriftliche Gewähr.

Zeitbestimmung des Gedichtes. 4, 806 haec mihi pax Christi tribuit, pax haec mihi saecli, | quam fovet indulgens terrae regnator apertae | Constantinus, adest cui gratia digna merenti, | qui solus regnum sacri sibi nominis horret | inponi pondus, quo iustis dignior actis | aeternam capiat divina in saecula vitam | per dominum lucis Christum, qui in saecula regnat. Zur Interpretation der Verse vgl. W. Brandes, Ueber das frühchristl. Gedicht ,Laudes Domini", Braunschweig 1887, p. 21.

Verhältnis zur Bibel. Grundlage ist das Matthaeusevangelium, doch hat er auch die übrigen Evangelien nicht ausser Acht gelassen; vgl. Gebser p. 32; C. Marold, Ueber das Evangelienbuch des Juvencus in seinem Verhältnis zum Bibeltext (Zeitschr. für wissenschaftl. Theol. 33 (1890) p. 331). Ueber die Zusätze und Erweiterungen des Juvencus vgl. Gebser p. 43; Marold 1. c. p. 334. Ueber die Itala als Vorlage vgl. Marold p. 337, der weiterhin nachzuweisen sucht, dass seine Vorlage unter den Italatexten dem Vercellensis, dem Corbeiensis und dem Claromontanus am nächsten steht (p. 341). Auf Benutzung eines allegorischen Commentars zur Bibel schliesst Weyman (Rhein. Mus. 51 (1896) p. 327) aus der bildlichen Auffassung von aures (2, 754) bei Matth. 13, 9 mit Vergleichung von Gregor M. hom. in evang. 15, 2 und meint, dass aus diesem Commentar die später so verbreitete Deutung der Magiergeschenke geschöpft sei.

Vorbilder. Vgl. das Capitel V Juvencus as an Imitator" in der Dissertation von Hatfield p. 40. Am stärksten wirkt das Vorbild Vergils; vgl. Hatfield 1. c. Aber auch die Spuren anderer Dichter, des Lucrez, des Properz, des Horaz, des Ovid, des Lucan, des Silius und des Statius, finden sich; vgl. Hatfield p. 45-47. Ueber Lucrez und Ovid als Vorbilder vgl. auch Gebser p. 23; über Vergil vgl. denselben p. 26. Die Vorbilder sind in der Ausg. Huemers angemerkt.

Ueber die Sprache vgl. Hatfield p. 8; M. Petschenig, Zur Latinität des Juvencus (Arch. für lat. Lex. 6 (1889) p. 267).

Prosodisches und Metrisches. Abweichungen von der klassischen Prosodie sind zusammengestellt im Index von Marolds Ausg. s. v. metrica p. 114; vgl. auch Huemer, Ausg. p. 163; Hatfield p. 36. Merkwürdig ist, dass h Position bildet z. B. 1, 301 inhabitare. Ueber Hiatus und Elision vgl. Hatfield p. 35. Ueber die Caesur vgl. den

1) Wie z. B. der versifizierte Heptateuch, der jetzt einem jüngeren Cyprian zugeteilt wird; vgl. Peiper, Cypriani Heptateuchus, Wien 1891; C. Becker, De metris in Hepta

teuchum, Bonn 1889, p. 41; H. Best, De Cypriani quae feruntur metris in Heptateuchum, Marb. 1892, p. 10.

selben 1. c. Ueber die allitterierenden Hexameterschlüsse vgl. O. Keller, Zur lat. Sprachgesch. 2. Teil: Grammatische Aufsätze, Leipz. 1895.

Fortleben des Juvencus. Bei vielen Autoren zeigen sich die Nachwirkungen der Lektüre unseres Dichters; vgl. die Nachweise bei Huemer, Ausg. p. VIII. Ueber die Nachahmung des Juvencus durch Prudentius vgl. Manitius, Rhein. Mus. 45 (1890) p. 486. Venantius Fortunat. vita S. Martini 1, 14 (p. 295 Leo) primus enim docili distinguens ordine carmen maiestatis opus metri canit arte Juvencus. | hinc quoque conspicui radiavit lingua Seduli. Auch in grammatischen Schriften ist er berücksichtigt; vgl. Huemer p. XIV. Ueber die grosse Verbreitung des Juvencus zur Zeit Karls des Grossen vgl. Huemer 1. c. Die Verehrung des Dichters hält durch das ganze Mittelalter an. Ueber Juvencus in alten Bibliothekskatalogen vgl. G. Becker, Catalogi bibliothecarum antiqui, Bonn 1885 passim. Althochdeutsche Glossen aus Juvencushandschriften bei Steinmeyer und Sievers, Die althochdeutschen Glossen 2 (Berl. 1882) p. 349 und bei Marold in Germania 32 (1887) p. 351. Ueber Otfrieds Beziehungen zu den biblischen Dichtungen des Juvencus etc. vgl. Marold ebenda p. 385.

Ueberlieferung. Die älteste und beste Handschrift ist der Codex des Coll. corporis Christi von Cambridge 304 s. VII. Ihm schliessen sich an der Codex des britischen Museums 15 A XVI s. VIII, der Monacensis 6402 s. VIII, der Karlsruher 112 s. VIII; vgl. über diese Gruppe Huemer p. XXXIX. Dem neunten Jahrhundert gehören an der Karlsruher 217, der Laudunensis 101. B. 2. 17, der Montepessulanus 362, der Parisinus 9847 und der Turicensis C 68; dem neunten oder zehnten Jahrhundert der Bernensis 534, der Ambrosianus C 74 sup., der Vaticanus Reginensis 333 und der Vaticanus Ottobonianus 35. Auch die späteren Jahrhunderte weisen Handschriften des Juvencus auf; vgl. die Aufzählung bei Huemer p. XXIV. Ueber die Doppellesarten des Cantabrigiensis vgl. Huemer p. XXXVIII. Ueber die Zusatzverse vgl. Marold, Berl. philol. Wochenschr. 1892 Sp. 844. O. Korn, Beitr. zur Kritik der hist. evang. des Juvencus (I. Die Handschriften der hist. evang. in Danzig, Rom u. Wolfenbüttel), Danzig 1870. 1, 590-603 stehen im codex Leidradi (vgl. Delisle, Notices et extraits 35 (1897) p. 831), 1, 590-600 im codex Ll. 1. 10 der Cambridger Univ.-Bibl. (Kuypers, The Book of Cerne, Cambridge 1902, p. 83).

Ausg. Ausgezeichnete Ausg. von Poelmann (Pulmann), Basel 1528. Wir nennen noch die Ausg. von Reusch, Frankfurt und Leipz. 1710, die von Arevalus, Rom 1792 (abgedruckt auch bei Migne, Patrol. lat. Bd. 19 Sp. 9). Vgl. auch Gebser p. 46. Neue Ausg. sind die von Marold, Leipz. 1886 und die von Huemer, Corpus script. ecclesiast. lat. vol. 24, Wien 1891; vgl. dazu denselben, Wien. Stud. 2 (1880) p. 81; Petschenig, Berl. philol. Wochenschr. 1891 Sp. 137 und Marold ebenda 1892 Sp. 843.

Litteratur. Gebser, De C. Vettii Aquilini Juvenci presbyteri Hispani vita et scriptis, Jena 1827 (mit dem ersten Buch); Hatfield, A study of Juvencus, Bonn 1890 (grammatische und metrische Studien). Ueber Sprachliches und Prosodisches vgl. Manitius, Zu Juvencus und Prudentius (Rhein. Mus. 45 (1890) p. 486); M. Petschenig, Zur Latinität des Juvencus (Archiv für lat. Lex. 6 (1889) p. 267); Vivona, De Juvenci poetae amplificationibus, Palermo 1902. Im allgemeinen vgl. Ebert, Allgem. Gesch. der Litt. des Mittelalters 12 (Leipz. 1889) p. 114; Manitius, Gesch. der christl.-lat. Poesie, Stuttgart 1891, p. 55.

3. Damasus.

856. Die Epigramme des Damasus. Auch die christliche Epigraphik findet in unserem Zeitraum ihre Pflege. Die Kultusstätten und die Gräber der Martyrer legten die Aufschrift, das Epigramm, nahe. Soweit wir sehen können, versuchte sich zuerst auf diesem Gebiete der Papst Damasus, der den römischen Bischofsstuhl von 366-384 inne hatte, wahrscheinlich ein Spanier von Geburt.1) Obwohl in die kirchlichen Wirren seiner Zeit tief verstrickt, 2) zeigte er doch auch ein Interesse für litterarische Bestrebungen, soweit sie mit dem katholischen Kultus in Beziehung standen. Er war es, der Hieronymus zu einer authentischen Uebersetzung der heiligen Schrift aufforderte, da die im Umlauf befindlichen Exemplare so voneinander abwichen, dass ein gemeinsamer Gebrauch ausgeschlossen war. Auf die Epigraphik führten ihn seine grossen Restaurations

1) Vgl. über diese Frage ein kurzes Referat bei Kayser p. 89; über seinen Vater gibt No. 57 der Epigramme ed. Ihm Aufschluss; unter seinen kirchlichen Würden

Handbuch der klass, Altertumswissenschaft. VIII, 4.

finden wir auch die eines exceptor, d. h. eines Schnellschreibers.

2) Vgl. Amm. Marc. 27, 3, 12; Hieronym. z. J. 2382 = 365 n. Chr. (2 p. 197 Sch.). 13

arbeiten in den Katakomben; gewaltige Verheerungen waren über dieselben gekommen, und es war keine geringe Energie erforderlich, um diese für den Christen heilige Stätten zu erschliessen; 1) es mussten Zugänge geschaffen, Neubauten gemacht, Verfallenes wiederhergestellt werden. 2) Im besonderen galt es, die Gräber der Martyrer und der römischen Bischöfe bloszulegen.3) Die Aufschrift war notwendig, um die Lokalitäten und die Gräber zu fixieren und den Pilgerscharen kenntlich zu machen; eine Reihe dieser Aufschriften ist uns noch auf Stein erhalten; mit Bewunderung erfüllt uns die künstlerische Schrift, in der sie eingegraben sind. Der Kalligraph Furius Dionysius Filocalus, ein Verehrer des Papstes, 4) derselbe, der das chronologische Handbuch vom Jahre 354 geschrieben, hatte seine erspriesslichen Dienste geleistet. Andere Epigramme des Damasus sind uns durch handschriftliche Sammlungen erhalten, welche auf die Pilger zurückgehen, die die Katakomben besuchten. Für die christliche Archäologie sind des Damasus Epigramme von grösster Bedeutung, sie sind unsere Wegweiser in den Katakomben. 5) Der litterarische Wert derselben ist dagegen gering: Damasus war kein Dichter, seine Verse fliessen nicht aus dem Born einer reichen Phantasie, der Gedankenvorrat ist gering, der Stil leidet an Einförmigkeit und Wiederholungen. 6) Damasus hatte, wie jeder Gebildete, seinen Vergil gelesen, und Spuren des Meisters zeigen sich allenthalben; allein die Technik hat er ihm nicht abgelauscht: von prosodischen und metrischen Inkorrektheiten sind die Epigramme, die in Hexametern, selten in Distichen") abgefasst sind, nicht frei. Merkwürdig ist es, dass Damasus das Epigramm benutzte, um auch für das Fortleben seines Namens Sorge zu tragen; er nennt sich daher sehr oft in diesen Steininschriften. 8) Die einzelnen Epigramme hier aufzuführen, ist unmöglich; nur die Grabschrift, die sich Damasus selbst gesetzt (No. 9), die auf seine Schwester Irene (No. 10) und die auf Hippolytus (No. 37), mögen hier erwähnt werden. Es lag nahe, vom Epigramm als Aufschrift zum Epigramm als kurzem Gedicht überzugehen; auch diesen Schritt hat Damasus gethan. Es sind uns zwei Gedichte überliefert, 9) das eine auf den königlichen Sänger David (No. 1), das andere auf den Apostel Paulus (No. 2), welche naturgemäss nicht zu Aufschriften bestimmt waren; das erste sollte dem Psalter 10) vorgesetzt werden, das andere diente gewissermassen als

1) Vgl. No. 27, 11 quaeritur, inventus colitur.

2) Ueber eine Trockenlegung vgl. No. 4. Mercurius, der im letzten Vers levita fidelis genannt wird, scheint seine technische Beihilfe gewesen zu sein.

3) Nicht bloss auf Rom, sondern auch auf andere Orte erstreckte sich seine Thätigkeit; vgl. De Rossi, Bull. crist. 4, 3 p. 24. 4) No. 18 nennt sich Filocalus einen cultor atque amator Damasi papae; vgl. De Rossi, Inscr. christ. 1 p. LVI; Bullettino crist. 4, 3 p. 21.

5) Dem Damasus stand das kirchliche Archiv zur Verfügung; No. 57 Vs. 5 sagt er: archivis, fateor, volui nova condere tecta.

6) Vgl. die Zusammenstellungen bei Am

end p. 15. So wird die Zeit der Verfolgungen wiederholt bezeichnet mit den Worten: tempore quo gladius secuit pia viscera matris. 7) Z. B. No. 32; 55.

8) Nicht weniger als 35mal nennt Damasus seinen eigenen Namen" (Ihm, Rhein. Mus. 50 p. 193).

9) Es sei auch das Gedicht No. 3 erwähnt, welches ad quendam fratrem corripiendum geschrieben ist; vgl. De Rossi, Bullettino di archaeol. crist. 4, 3 p. 9 Anm. 1. Die Autorschaft des Damasus, der in dem Angelicanus V 3, 22 s. X als Autor genannt wird, ist wohl mit Unrecht von Ihm (Praef. p. XXII) in Frage gestellt. Abgedruckt auch Anthol. lat. ed. Riese No. 765.

10) Ueber des Damasus Verdienste und

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