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Avien schreibt sein Gedicht zur Belehrung eines ihm befreundeten und verwandten Probus ; 1) statt nun nach einem Buche zu greifen, das den neuesten Stand der Geographie enthielt, griff er zu einem längst veralteten Werke, das ihm vielleicht zufällig in die Hände fiel. Das Thörichte dieser Auswahl im Hinblick auf sein Ziel scheint der Dichter nicht bemerkt zu haben; aber wir wissen es dem sonderbaren Manne Dank, denn er hat uns damit ein für die Geschichte der Geographie höchst wichtiges Denkmal in die Hand gedrückt, aus dem wir unsere älteste Kenntnis von dem Westen Europas schöpfen. Der griechische Periplus ist es, der unsere Aufmerksamkeit anzieht, nicht die Versifikation Aviens. Dieser Periplus war aber, wenn man genauer zusieht, selber wieder kein einheitliches Produkt, sondern aus zwei Periplen zusammengesetzt; 2) der grössere behandelte die Küstenfläche, die schon lange bekannt und befahren war, also die Küste von Gades ab ostwärts; hier hatten Seefahrer und Geographen schon viel brauchbares Material zusammengebracht; er wird in der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts entstanden sein. Schlimmer dagegen war es mit der Westküste Europas bestellt; über dieses Gebiet breiteten Fabeleien ihren Schleier aus, erst allmählich drang auch in diese Regionen das Licht der Forschung, besonders seitdem die Römer durch ihre kriegerische Politik auch in diesen Teil der Erde geführt wurden. Der Teil des Gedichtes, der von Britannien bis an die Säulen des Herkules reicht, muss also auf einen jüngeren Periplus zurückgehen; es wird dieser Periplus in der Zeit zwischen 200-150 v. Chr. entstanden sein. Ein wohl der augustischen Zeit angehörender Gelehrter vereinigte beide Periplen miteinander, musste aber, um den jüngeren Periplus mit dem älteren in Einklang zu bringen, die Route ändern und von Norden nach Süden vorschreiten; dadurch entstanden vielfache Verwirrungen im ersten Teil. In dieser letzten Gestalt nahm Avien das Werk zur Bearbeitung vor. Gegen das Ende erschien dem Uebersetzer die Vorlage der Ergänzung bedürftig; er griff daher zu Sallust, der einen Exkurs de situ Ponti in seinen Historien gegeben hatte. Diesen Exkurs goss Avien in Jamben um und fügte das Stück dem Ganzen hinzu.

Die Bearbeitung eines Stückes aus Sallust scheint in Avien den Gedanken zur Entfaltung gebracht zu haben, auch noch andere vaterländische Autoren dichterisch umzugestalten; 3) so hob er aus Vergil die einzelnen Sagen aus und versifizierte sie ebenfalls in jambischen Senaren. Dann griff er zu Livius, um die wichtigsten Epochen der römischen Geschichte in demselben Versmass dem Leser darzubieten. Allein diese beiden letzten Werke sind, wie der Schluss der ora maritima, verloren gegangen. Dagegen ist uns noch ein Gedicht erhalten, welches in der Ueberlieferung an der Spitze des Corpus erscheint; es ist ein Gedicht von 31 Hexametern, in dem Avien einen Freund um Uebersendung afrikanischer Granatäpfel

1) Näher lässt sich derselbe nicht bestimmen; wir können daher auch nicht sagen, ob er identisch mit dem Konsul des Jahres 406 ist.

2) Auf die Verschiedenheit der zwei Teile

macht schon Gutschmid aufmerksam.

3) Es lag das fast im Geiste der Zeit; denn auch Paulinus versifizierte Suetons Bücher de regibus.

ersucht. Der Briefschreiber hatte nämlich seinen Magen verdorben und erhoffte von den Granatäpfeln Heilung seines Leidens. Es ist ein gespreiztes Gedicht, und es ist uns nicht klar, warum dasselbe in das Corpus aufgenommen wurde.

Ueberschauen wir die dichterischen Leistungen Aviens, so springt vor allem in die Augen, dass er kein origineller Dichter war. Er übersetzt aus dem Griechischen ins Lateinische mit Beibehaltung des Metrum, er giesst lateinische Prosa in Poesie um, er macht aus lateinischen Hexametern lateinische Jamben. Also nur das Verdienst der Formgebung kann Avien für sich in Anspruch nehmen. Allein seine Poesie ist doch nicht, wie die des Ausonius, ein blosses Spiel; sie verfolgt eine Idee: das Universum, Himmel und Erde und die römische Welt sollen dem Leser erschlossen werden. Dass Avien die Sagen Vergils und die römische Geschichte nach Livius in poetischem Gewande vorführt, ist charakteristisch. Wir sehen daraus, dass Avien ein Mann ist, den der Hauch des Christentums nicht berührt hat und der mit ganzem Herzen seiner Nation zugethan ist. Interessant ist es, dass noch auf diesen Römer die Stoa ihren Einfluss ausgeübt, wie aus der Weihinschrift zu ersehen ist.1)

Weihinschrift an Nortia. Festus, Musoni suboles prolesque Avieni, | unde tui latices traxerunt, Caesia, nomen, | Nortia, te veneror, lare cretus Vulsiniensi, | Romam habitans, gemino proconsulis auctus honore, carmina multa serens, vitam insons, integer aevum, coniugio laetus Placidae numeroque frequenti | natorum exsultans. vivax sit spiritus ollis! cetera composita fatorum lege trahentur. Vgl. CIL 6 p. 537; Dessau, Inscriptiones lat. selectae 1 No. 2944; Anthol. lat. vol. 2 Carmina epigraphica ed. Bücheler, fasc. 2, Leipz. 1897, No. 1530. Nach dieser Inschrift war der Dichter ein Nachkomme des Stoikers C. Musonius Rufus (§ 451). Sehr dunkel ist Vs. 2, da die aqua Caesia gänzlich unbekannt ist; es scheint, dass ein Caesius Avienus den Namen gegeben. Die Heimat des Dichters ist nach Vs. 3 in Vulsinii in Etrurien. Ueber die Göttin Nortia, welche eine Fortuna, der von Antium und Praeneste ähnlich, bedeutete, vgl. K. O. Müller, Die Etrusker 22 (Stuttgart 1877) p. 52; Wagner in Roschers Lexikon der griech. u. röm. Mythol. s. v. Schwierig ist die Bestimmung der Worte gemino proconsulis auctus honore. Ein Pougios Photos bekleidete das Prokonsulat in Achaia (vgl. CIG 372), und wenn wir nun lesen descriptio Vs. 603, dass Avien den delphischen Apollo selbst gesehen (illic saepe deum conspeximus adridentem, inter turicremas hic Phoebum vidimus aras), so werden wir das eine Prokonsulat des Dichters in Achaia zu suchen haben. Für das zweite Prokonsulat fehlt es an einem inschriftlichen Zeugnis; denn der Prokonsul Africae Festus aus den Jahren 366/67 ist mit unserem Dichter nicht identisch, sondern C. Julius Festus Hymetius (CIL 6, 1736; 8, 5336; 10609). Es bleibt also nur eine Stelle übrig (ora marit. Vs. 273), an der Avien seine Bekanntschaft mit dem phönizischen Herakles von Gades auf Autopsie gründet (nos hoc locorum, praeter Herculaneam solemnitatem, vidimus miri nihil). Daraus möchte man schliessen, dass der Dichter Prokonsul von Baetica war; vgl. F. Marx Sp. 2388. Ueber die ganze Frage vgl. P. Monceaux, Revue archéologique 9 (1887) p. 191; Rossi, Annali dell' Instituto 21 (1849) p. 345. Den Versen des Vaters fügte sein Sohn Placidus folgende zwei Distichen hinzu: Ibis in optatas sedes: nam Juppiter aethram | pandit, Feste, tibi, candidus ut venias. | Jamque venis. tendit dextras chorus inde deorum et toto tibi iam plauditur ecce polo. In diesen Distichen ist unleugbar Arat Vs. 2 nachgeahmt. Daraus und aus den Worten der Inschrift carmina multa serens ergibt sich, dass der Verfasser der Weihinschrift der Dichter des Aratus ist. Wie es eine weitverbreitete Sitte des Altertums war, einen Schriftsteller durch ein stillschweigendes Citat zu ehren, so huldigt der Sohn dem verstorbenen Vater dadurch, dass er den Anfang seines verbreitetsten Gedichts in den Anfang der Distichen hineinverwoben hat. Ueber Avienus im allgemeinen vgl. Wernsdorf, Poet. lat. min. 5 p. 621 und F. Marx, Pauly-Wissowas Realencycl. 2 Sp. 2386. Avieni bei anderen Schriftstellern. Amm. Marc. 28, 1, 48 Eumenius et Abienus ambo ex coetu amplissimo infamati sub Maximino in Fausianam feminam non obscuram,

1) Man vgl. den Schluss der Inschrift: Cetera trahentur.

post Victorini obitum, quo iuvante vixere securius, Simplicii adventu perterrefacti, non secus volentis magna cum minis, ad secreta receptacula se contulerunt; vgl. noch das Folgende. Macrob. sat. 1, 6, 26 sic Messala tuus, Aviene, dictus a cognomento Valerii Maximi. Seeck, Ausg. des Symmachus p. CLXXXVI identifiziert den Avien bei Ammian mit dem Dichter. Den Avien bei Macrob hält F. Marx (1. c. Sp. 2387) für einen Sohn des Dichters. Es fragt sich noch, in welchem Verhältnis der Verfasser des Breviarium zu unserem Dichter steht; nach Mommsen (Hermes 16 (1881) p. 605, Anm. 2) ist der Verfasser identisch mit dem Verfasser der Weihinschrift, dem Prokonsul von Achaia und Afrika (366). Bezüglich des Uebersetzers des Aratus schwankt Mommsen, ob derselbe ebenfalls identisch oder der Vater des Verfassers des Breviarium ist. Die letzte Annahme ist ihm die wahrscheinlichere. Chronologie der Gedichte. Da ora marit. Vs. 71 die descriptio orbis terrae citiert wird, muss dieses Werk der ora maritima vorausgehen. Höchst wahrscheinlich ist, dass der Arat der descriptio vorausgeht, wie dies auch in der handschriftlichen Ueberlieferung der Fall ist; wenn dagegen Winterfeld (Philol. 58 (1899) p. 281) aus den Worten (Vs. 1) auspice terras linquo Jove u. s. w. schliessen will, dass die descriptio und die ora maritima dem Arat vorausgingen, so ist dieser Schluss keineswegs zwingend. Ebenso wahrscheinlich ist, dass die in Jamben geschriebenen Vergilsagen und die römische Geschichte nach Livius sich an die ora marit. anschlossen, welche der Dichter ebenfalls im jambischen Metrum versifiziert hat. Genauer lässt sich die Abfassungszeit des Arat bestimmen. Da nämlich Hieronymus in einem im Jahre 387 publizierten Commentar den Arat als ein neulich (nuper) erschienenes Werk bezeichnet, wird dieser nicht lange vor diesem Jahr herausgekommen sein. Damit stimmt, dass Lactantius die Uebersetzungen des Cicero (div. inst. 5, 5 Brandt) und des Germanicus (1, 21) erwähnt, den Avien aber nicht kennt. (Buecheler zu carm. epigr. 306, 7 (= Damas. epigr. 26 Ihm) „num Avienum taxat sidera canentem vetera?")

Der Titel Aratus. Im Vindobonensis lautet die Ueberschrift: Rufi Festi Arati incipit liber primus de positione syderum; im wesentlichen auch so im Ambrosianus. Die Subscriptio lautet in der editio princeps: Festi Aratus explicit; im wesentlichen auch so im Ambrosianus. Mit Recht hat daraus Breysig geschlossen, dass Avien seiner Uebersetzung den Titel Aratus gegeben. Im Gudianus 132 s. X lautet die Ueberschrift: Rufi Festi Avieni viri clari Arati Phaenomena; der Text hiezu fehlt aber; vgl. Breysig, Hermes 11 (1876) p. 251.

Die Aratübersetzung. Das Original umfasst 1154, die Uebersetzung dagegen 1878 Verse (Phainomena 1325, Prognostica 553 Verse); der Ueberschuss der Uebersetzung beträgt also 724 Verse. Ueber das Verhältnis des Originals zur Uebersetzung vgl. G. Sieg, De Cicerone, Germanico, Avieno Arati interpretibus, Halle 1886, p. 30. Ueber die Zusätze vgl. p. 35 und p. 36. Ueber Eratosthenes als Quelle von Zusätzen vgl. C. Robert, Eratosthenis catasterismorum reliquiae, Berl. 1878, p. 26; Sieg 1. c. p. 36 und p. 40. Im allgemeinen vgl. Schaubach, De Arati Solensis interpretibus romanis, Cicerone, Caesare Germanico et Rufo Festo Avieno commentatio, Meiningen 1818, p. 8. Für die Benutzung gelehrter Scholien ist belehrend Vs. 582 cerni sex solas carmine Minthes adserit, Electram caelo abscessisse profundo ob formidatum memorat prius Oriona; vgl. auch Schaubach 1. c. p. 12; Winterfeld (Beitr. zur Quellen- und Textkritik der Wetterzeichen Aviens, Berl. 1896), der auf Vs. 1606 f., 1612 f., 1682 f., 1710 f., 1794 f., 1808 f., 1813 f., 1823 f. aufmerksam macht.

Descriptio orbis. Ueber die Zeit und Heimat des Periegeten Dionysius vgl. G. Leue, Philol. 42 (1884) p. 175; über Alexandria als seine Heimat, die sich aus einem Akrostichon ergibt, vgl. p. 176. Ueber das Akrostichon, das die Zeit Hadrians als Entstehungszeit des Werks kundgibt, vgl. p. 177. Das Original hat 1187, die Uebersetzung 1393 Verse. Ueber das Verhältnis des Originals zur Uebersetzung vgl. Kosten, De Avieno Dionysii interprete, Tübingen 1888, p. 3. Ueber die geringwertige Handschrift, die der Uebersetzer benutzte, vgl. Kosten p. 3; über die Missverständnisse vgl. p. 7; über die Weglassungen vgl. p. 29. Im Gedichte selbst wird Dionysius nicht erwähnt, wohl aber ora marit. Vs. 331. Die Uebersetzung Priscians steht bei Baehrens, Poet. lat. min. 5 p. 275; über das Verhältnis dieser Uebersetzung und der Aviens vgl. Kosten 1. c. p. 2.

Widmung der ora maritima. Ora marit. p. 144, 5 H. subii libenter id laboris, ut tibi (Probe) desideratum carmine hoc claresceret. p. 145, 24 mulla ergo, multa compulere me, Probe, efflagitatam rem tibi ut persolverem. p. 146, 51 hic porro habebis, pars mei cordis Probe, quidquid per aequor insularum attollitur.

Ausdehnung des Werks. Dass die Beschreibung der Küsten des Pontus Euxinus den Schluss des Werkes bildete, geht hervor aus p. 146, 68 H. laboris autem terminus nostri hic erit, Scythicum ut profundum, et aequor Euxini sali, et siquae in illo marmore insulae tument, edisserantur: reliqua porro scripta sunt nobis in illo plenius volumine, quod

Handbuch der klass. Altertumswissenschaft. VIII, 4.

2

de orbis oris partibusque fecimus. Der Ansicht Müllenhoffs (p. 76), dass sich das 2. Buch gleich mit den Küsten des Pontus Euxinus beschäftigte, haben mit Recht A. von Gutschmid, Litt. Zentralblatt 1871, Sp. 523 Kl. Schr. 4 (1893) p. 127 und andere Gelehrte

sich widersetzt.

=

Der Original-Periplus Aviens. Zum erstenmal hat W. Christ über die Quellen des Avien in methodischer Weise gehandelt, auch zur Erklärung des Gedichtes manche treffliche Bemerkung gegeben. Bezüglich der Vorlage des Avien geht seine Meinung dahin, dass er in der Beschreibung der Westküste Spaniens dem Eratosthenes gefolgt sei (p. 165), Eratosthenes aber auf Pytheas zurückgehe (p. 158). Doch lässt Christ (p. 176) eine Mehrheit der Quellen zu. Zu einem ganz anderen Resultat gelangte Müllenhoff; er statuiert, dass in letzter Linie der Bericht Aviens auf einen phönizischen, auf Autopsie beruhenden Periplus zurückzuführen sei, der 530-500 v. Chr. vor Einwanderung der Kelten in Spanien verfasst worden. Dieser Periplus sei aber von einem Griechen wahrcheinlich im 5. Jahrhundert ins Jonische übersetzt worden (p. 202); dieser Periplus sei dann im 3. Jahrhundert, vor der Gründung von Carthago Nova, von einem Griechen vielfach interpoliert worden und in dieser Gestalt habe der Periplus dem Avien vorgelegen, der ihn weiterhin durch Missverständnisse und Zusätze entstellte (vgl. Unger p. 193). Gutschmid (p. 130) bestreitet den punischen Ursprung des Periplus wegen der bei Avien erscheinenden griechischen Namen und setzt ein griechisches Original voraus, das er in den Anfang des 5. Jahrhunderts verlegt. Aber auch er nimmt Interpolierung des griechischen Periplus an. Auch Unger (p. 204) erblickt die Quelle Aviens in dem Periplus eines Küstenfahrers, der „heimgekehrt seine Ergebnisse mit den in der bisher erschienenen Litteratur vorfindlichen Angaben verglich und die Abweichungen anmerkte". Die Abfassungszeit des Periplus setzt er in die Zeit zwischen 390 und 370 (p. 196). Eine Interpolation der Vorlage erkennt Unger nicht an. Die Vs. 42 fg. angeführten Quellenautoren seien schon in der Vorlage genannt gewesen (p. 202). Sonny behauptet, dass der dem Avien vorgelegene Periplus vor dem Einbruch der Gallier in das südliche Gallien, also vor Beginn des 4. Jahrhunderts, verfasst worden sei (p. 66). Derselbe rühre von einem Massalioten her (p. 69). Atenstaedt schreibt bezüglich der Zeit des Periplus (p. 71): propter ea, quae de Massaliotarum et Carthaginiensium rebus in ora Iberica gestis eruimus, videtur periplus Avieni sub finem quinti aut quarti saeculi initium esse compositus." Zuletzt hat unsere Frage F. Marx in einer vortrefflichen Abhandlung des Rhein. Mus. besprochen; er führt aus, dass die griechische Vorlage, die Avien übersetzte, aus zwei Periplen zusammengesetzt war; der grössere ging von den Säulen des Hercules, bezw. von Gades und dem gaditanischen Gebiet ab ostwärts und umfasste also die bekannte Welt; der kleinere ging etwa von Gades ab westwärts und nordwärts (p. 329). Der kleinere Periplus muss nach ihm in die Zeit bald nach Eratosthenes und vor die Mitte des zweiten Jahrhunderts v. Chr., d. h. vor die Zeit der Kriege der Römer mit den Celtiberern und Lusitaniern gehören, welche erst die Nordküste, Westküste und Südwestküste der Halbinsel der Erdkunde erschlossen haben, also in die Zeit von 200-150 v. Chr. (p. 345). Die grössere Vorlage fällt in die Zeit zwischen Herodot einerseits und Seylax und Ephoros anderseits, d. h. in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts (p. 346). Da die griechische Vorlage des Avien, um den ersten Periplus mit dem zweiten zu verbinden, den Weg des ersten Periplus umkehren musste, waren Verwirrungen unvermeidlich (p. 333). Die Verbindung der beiden Periplen mit der Umkehr des ersten soll einem Gelehrten der augustischen Zeit angehören; er habe die punischen Etymologien von Gadir 268 und Abila 345 hinzugefügt, ausserdem ein Citat aus dem punischen Periplus des Himilco an verschiedenen Stellen, war also ein Gelehrter nach Art des Juba, über den Avien 275 f. berichtet. Ob derselbe Gelehrte auch das Ganze in griechische Verse brachte oder ein späterer griechischer Dichter nach Art des Dionysius sich dieser Aufgabe unterzog, lässt Marx unentschieden (p. 347).

Avien und Sallust. Ora marit. p. 145, 32 Holder Interrogasti, si tenes, Maeotici situs quis esset aequoris. Sallustium noram id dedisse, dicta et eius omnibus praeiudicatae auctoritatis ducier non abnuebam: ad eius igitur inclytam descriptionem, qua locorum formulam imaginemque expressor efficax stili et veritatis paene in optutus dedit lepore linguae, multa rerum iunximus, ex plurimorum sumpta commentariis. Ueber die dann folgenden elf Autoren, nämlich Hecataeus, Hellanicus, Euctemon, Phileus, Scylax, Damastus, Herodot, Thucydides, Bacoris, Cleon, Pausimachus, vgl. Unger p. 201 und F. Marx p. 346. Sallust handelte de situ Ponti im 3. Buch der Historien; vgl. Maurenbrecher, Sallusti historiarum reliquiae, Leipz. 1891/93, p. 134.

Litteratur zur ora maritima. Ukert, Ueber des Aviens ora maritima (Geo graphie der Griechen und Römer 2. Teil, 1. Abt. (Weimar 1821) p. 473); Sauley, Étude topographique sur l'Ora maritima de Ruf. Avien. (Revue archéol. 15 (1867) p. 52 und p. 81); W. Christ, Avien und die ältesten Nachrichten über Iberien und die Westküste Europas (Abh. der Münchener Akad. der Wissensch. 11 (1868) 1. Abt. p. 113); Müllenhoff, Deutsche Altertumskunde 1 (Berl. 1870) p. 73; vgl. dazu W. Christ, Fleckeis. Jahrb. 103 (1871) p. 710;

C. M(üller), Philol. Anz. 3 (1871) p. 456; Gutschmid, Kl. Schr. 4 (1893) p. 127; C. M(üller), Die ora maritima des Avienus (Philol. 32 (1873) p. 106) richtet sich gegen Müllenhoffs Deutung einzelner Stellen; G. F. Unger, Der Periplus des Avienus (Philol. Supplementbd. 4 (1884) p. 191); A. Sonny, De Massiliensium rebus quaest., Dorpat 1887 (De Avieni ora maritima p. 21); Atenstaedt, De Hecataei Milesii fragmentis, Leipz. 1891 (Quo tempore Avieni periplus videatur conditus esse quaeritur p. 44); Kirner, Interno all' „Ora maritima di Avieno e alle sue fonti (Studi storici 2 (1893) p. 358); Ora maritima. Estudo d'este poema na parte respectiva ás costas occidentaes da Europa. Por F. M. Sarmento. 2. ediç. Porto 1896; F. Marx, Aviens ora maritima (Rhein. Mus. 50 (1895) p. 321); Karten zur ora maritima finden sich bei Christ, Abh., Müllenhoff, 1. c. und W. Sieglin im von Sprunerschen Handatlas, Tafel 24, 1.

Das Einleitungsgedicht. In der editio princeps geht dem Corpus ein Gedicht voraus, welches die Ueberschrift trägt: Rufus Festus Avienius v. c. Flaviano Myrmeico v. c. suo salutem. Bei dem Adressaten hat man an den Prokonsul Africae Flavianus gedacht, für dessen Prokonsulat wir Daten aus den Jahren 358 (Cod. Theodos. 8, 5, 10) und 361 (Cod. Theodos. 11, 36, 14) haben; ferner an den Flavianus, der im Jahre 377 vic. Africae war (Cod. Theodos. 16, 6, 2; vgl. Amm. Marc. 28, 6, 28) und an den, der 382 praefectus praetorio Illyrici et Italiae war (Cod. Theodos. 9, 40, 13; vgl. noch 7, 18, 8; 9, 29, 2). Vgl. Monceaux, Revue archéologique 9 (1887) p. 194.

Verlorene Gedichte. a) Vergilsagen. Serv. zu Verg. Aen. 10, 272 stoici dicunt has stellas (cometas) esse ultra XXXII, quarum nomina et effectus Avienus, qui iambis scripsit Vergilii fabulas, memorat sane Avienus cometarum has differentias dicit. Serv. zu Verg. georg. 1, 488 diri cometae] crinitae, pessimae, quia sunt et bonae quam

....

rem plenissime Avienus exsequitur. 8) Liviusparaphrasen. Serv. zu Verg. Aen. 10, 388 haec fabula in latinis nusquam invenitur auctoribus. Avienus tamen, qui totum Livium iambis scripsit, hanc commemorat dicens graecam esse. Vielleicht war hier Vorbild Alphius Avitus (§ 513, 3).

Die zwei apokryphen Gedichte. Mit den Ausgaben des Avien werden in der Regel noch 2 Gedichte verbunden (so z. B. bei Holder p. 173 u. p. 174), allein die Ueberlieferung gewährt keinen festen Anhalt für diese Zuteilung. Das erste Gedicht wird nur von einem Teil der Handschriften unter der Aufschrift Avieni v. c. ad amicos de agro aufgeführt; vgl. Anthol. lat. ed. Riese No. 26 und Baehrens, Poet. lat. min. 4 p. 116. Für das zweite Gedicht de Sirenis scheint sich eine handschriftliche Zuteilung an Avien überhaupt nicht nachweisen zu lassen; vgl. Anthol. lat. ed. Riese No. 637 und Baehrens, Poet. lat. min. 4 p. 154.

Vorbilder. Ora marit. Vs. 347 ut auctor Plautus est. Ueber die Nachahmung des Lucrez vgl. Maass, Aratea p. 314; F. Marx l. c. Sp. 2390. Bezüglich der Nachahmungen von Cic. Aratea vgl. z. B. Cic. 48 secat aëra pinnis und Avien. Arat. 636 secat aethera pinnis. Die Benutzung des Germanicus zeigt sich allenthalben. Ueber Nachahmungen des Vergil vgl. E. Kosten, De Avieno Dionysii interprete, Tübingen 1888, p. 16; des Horaz Ausg. von Keller-Holder 12 (Leipz. 1899) an verschiedenen Stellen, z. B. epod. 3, 17.

Die Metrik Aviens. L. Müller, De re metrica, Leipz.2 1894, p. 99 und p. 172; W. Meyer, Ueber die Beobachtung des Wortaccentes in der altlateinischen Poesie (Abh. der Münchener Akad. der Wissensch. 17 (1886) p. 113 (über Betonungen) und p. 115); Hilberg, Vorläufige Mitteilungen über die Tektonik des lateinischen Hexameters (Verh. der 39. Philologenversammlung p. 231); Winterfeld, Philol. 58 (1899) p. 283.

Fortleben Aviens. Hieronym. ed. Vallarsi tom. 7 Sp. 706 D ipsius enim et genus sumus [Act. apost. 17, 28]: quod hemistichium in Phaenomenis Arati legitur, quem Cicero in latinum sermonem transtulit, et Germanicus Caesar, et nuper Avienus et multi, quos enumerare perlongum est. Ueber das Verhältnis des Avien und Ausonius vgl. Stahl, De Ausonianis studiis poetarum graecorum, Kiel 1886, p. 19. Bemerkt sei, dass auch Priscian seinen Vorgänger benutzte.

Die Ueberlieferung ist für die einzelnen Gedichte Aviens verschieden. a) Für den Arat sind Zeugen der Ambrosianus D 52 inf. s. XV (A), der Vindobonensis 117 s. X (V) und die editio princeps des Georgius Valla, Venedig 1488 (E). Winterfeld (De Rufi Festi Avieni metaphrasi arateorum recensenda et emendanda, Berl. 1895, p. 4) versucht den Nachweis, dass der Ambrosianus aus einem vielfach unlesbaren und 24 Zeilen auf jeder Seite enthaltenden Apographon des Vindobonensis geflossen sei. Allein diese Annahme findet Breysig (Berl. philol. Wochenschr. 1895 Sp. 1197) bedenklich, der vielmehr statuiert, dass A aus derselben Quelle wie V stammt, aber nicht direkt, sondern durch mehrere Zwischenstufen. 3) Für die descriptio sind Zeugen der gen. Ambrosianus und die editio princeps; hinzu kommt noch ein verloren gegangener Codex Ortelianus, dessen Collation in dem Codex Leidensis Burmanni 21 enthalten ist. 7) Für die ora maritima ist allein

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