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Außerdem werden 3. Mos. 11, 29. 30 nächst dem Wiesel, der Maus, dem Igel und Maulwurf, auch die Kröte, die Eidechse, der Molch und die Blindschleiche als unreine Thiere bezeichnet, die den Kindern Israel eine Scheu sein sollten, wie sie denn auch wirklich den meisten Menschen schon von Natur widerwärtig sind, und daher in der Mährchen- und Fabelwelt *) eine ebenso ungünstige Rolle spielen, als auf dem Gebiet der christlichen Kunstsymbolik, wo sie bei der Darstellung infernalischer Scenen selten fehlen.

XVII. Schlange, Drache, Lindwurm und Teufel.

Die Schlangen, in der Hiße des hohen Sommers am lebhaftesten und muntersten, werden bekanntlich gegen den Herbst zu immer träger, und erstarren im Winter endlich ganz, bis sie im Frühjahr aus ihrem Schlafe wieder erwachen, sich häuten und in neu verjüngter Gestalt aus ihren Schlupfwinkeln hervorkommen, und diese ihre Verjüngung war es, was sie zum Symbol der Genesung und der Arzneikunde machte, wozu allerdings auch der alte Glaube an die ihnen inwohnende Heilkraft Einiges beitragen mochte.

Dies ist aber auch das einzige Gute, wofür die Schlange als Symbol gebraucht wird, und die Verehrung, welche ihnen nicht nur in Aegypten (vgl. Herod. II. 74), sondern auch von allen Völkern des Nordens erwiesen wurde, scheint ursprünglich mehr in einer Furcht vor der Feindschaft dieser Thiere, als in dem Glauben an ihren wohl=

*) Einen Beweis, wie geschickt und wißig die Künstler des Mittelalters die Fabel und die durch sie festgestellten Charaktere der verschiedenen Thiere für ihre Zwecke zu benußen wußten, liefern die Neliefs an den Brüstungen der steinernen Emporen in der 1525 vollendeten Annakirche zu Annaberg, wo die beiden Geschlechter auf den zehn Lebensstufen vom zehnten bis zum hundertsten Jahre in folgender Weise charakterisirt werden:

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(Vgl. G. F. Waagen „Kunstwerke und Künstler in Deutschland." I. S. 30.)

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thätigen Schuß ihren Grund zu haben. Bekanntlich wurde bei den heidnischen Preußen dem Gott Potrimpos eine große Schlange gehalten und von den Priestern sorgsam gehütet und mit Milch genährt. Auch von den Litthauern wird berichtet, daß sie Schlangen verehrt haben, und Adam v. Bremen *) meldet sogar, daß sie ihnen lebendige Menschen opferten, die sie von Kaufleuten kauften und bei denen sie vor allen Dingen darauf sahen, daß keiner an seinem Leibe einen Makel hatte. Ebenso standen die Schlangen bei den Letten als Milchmütter (Peena mahtes) in hohen Ehren; es wurde ihnen Milch in Näpfen hingestellt, und jeder Eintretende ermahnt, sie ungestört im Hause zu lassen. Aber schon aus dem Schmeichelnamen Mümelein" oder "Mümel," mit dem das Volk noch jezt hier und da die Hausschlangen und Unken bezeichnet, wird man schließen dürfen, daß dieser Cultus nur das alte timor fecit Deos zur Grundlage hat, und dies wird außerdem noch durch eine Menge Sagen und Mährchen bestätigt, in denen die Tödtung einer Hausschlange fast immer den Tod eines Hausgenossen, meist der Kinder, und den Verfall des Hauses zur Folge hat.

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Natürlich verlangte schon eine gewisse poetische Symmetrie, daß die fromme Scheu vor jeglicher Beleidigung der Schlangen ihre guten Folgen haben mußte; namentlich wurde das Glück und Gedeihen des Hauswesens ihnen zugeschrieben. Ebenso. brachte man Schlangen auf Helmen und Schwertern an, weil man dadurch ihre Stärke und Festigkeit zu vermehren glaubte, und auch in späterer Zeit noch flochten aus ähnlichem Grunde Fuhrleute gern Otterzungen in ihre Peitschen. Aber sonst ist • die Schlange von den frühesten Zeiten her immer nur ein Bild der glatten Verführungskunst, der kalten Heuchelei, der arglistigen Klugheit und Bosheit gewesen. Der Mosaischen Erzählung vom Sündenfall zufolge, mit welcher die Sagen der Indischen, zum Theil auch der Nordischen Mythologie vielfach zusammentreffen, erscheint die Schlange als diejenige, durch deren Verführung die Sünde in die Welt gekommen ist, und mit Beziehung darauf wird Offenb. 12, 9. der Teufel die alte Schlange" genannt, welche die ganze Welt verführt hat. Demgemäß bot sich das Bild derselben für beides, sowohl für das physisch und moralisch Böse, als auch für den persönlichen Teufel als Symbol dar, und in beiderlei Bedeutung kehrt sie auf den christlichen Bildwerken vielfach wieder.

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Während sie in der Trinkschale des Aesculap Symbol der Genesung und der neu verjüngten Gesundheit ist, die der Genuß der Arznei verheißt, bezeichnet ste in dem Becher des Evangelisten St. Johannes

*) Adam. Brem. de situ Daniae c. 24. Dracones adorant cum volucribus, quibus etiam vivos litant homines, quos a mercatoribus emunt, diligenter omnino probatos, ne maculam in corpore habeant.

das in ihm enthaltene Gift. Denn der Tradition zufolge war er unter dem Kaiser Domitian zum Giftbecher verurtheilt worden. Da er aber über denselben, ehe er trank, das Zeichen des Kreuzes gemacht, so hatte fich das Gift in Gestalt einer Schlange ausgeschieden, und der Trank war unschädlich geworden.

Gleiches berichtet die Legende von St. Benedictus von Nursia, dem Stifter des Benedictiner-Ordens, den die Mönche von Vicovaro bei Tivoli, weil er zu streng gegen sie war, vergiften wollten; und eben dasselbe bedeutet der Becher mit der Schlange auf dem Bilde des St. Ja cobus de Marchia, eines Minoritenmönches aus der Mark Ancona.

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Alle diese Erzählungen beziehen sich offenbar auf die Verheißung Christi: So sie etwas Tödtliches trinken, wird es ihnen nicht schaden" (Mark. 16, 18) und sollen als Belege dazu dienen. Ebenso wenig aber läßt es die Geschichte der Heiligen an Belegen für die andere Zusage fehlen: "Sehet, ich habe euch Macht gegeben, zu treten auf Schlangen und Scorpionen und über alle Gewalt des Feindes und nichts wird euch beschädigen" (Luk. 10, 19).

Schon in der Apostelgeschichte (c. 28, 3 ff) wird von dem Apostel Paulus berichtet, daß die Otter, die ihm beim Feueranmachen auf der Insel Malta nach der Hand gefahren, ihm nichts geschadet habe, und bekanntlich schreibt die Tradition ihm es zu, daß sich von jener Zeit an auf der ganzen Insel keine Ottern mehr fänden.

Gleicherweise wird von St. Christina, der Tochter eines römischen Prätoren, eines wüthenden Verfolgers der Christen, während sie dem christlichen Glauben zugethan war, erzählt, daß die giftigen Schlangen, die der Vater zu ihr ins Gefängniß werfen ließ, ihr nichts schadeten, und eben dasselbe meldet die Legende von St. Paternus, und St. Didymus.

Vornehmlich aber find St. Hilarius, der Bischof v. Arles, und St. Patricius, der Apostel von Irland, als Schlangenvertreiber berühmt, und wie wahrscheinlich es auch sein mag, daß sie bei ihren Bemühungen für die Cultur des Landes und Volkes, wo sie lebten und wirkten, auch die Vertilgung jener Thiere sich angelegen sein ließen, zumal, wenn sie dieselben als Gegenstand einer abgöttischen und abergläubischen Verehrung sahen, so wenig wird man doch vergeffen dürfen, daß dabei zugleich an die symbolische Bedeutung der Schlangen zu denken und ihre Vertreibung von der Ausrottung der heidnischen Gößen überhaupt zu verstehen ist.

Jemehr indeß im Gegensaß zu dem Christenthum das Grauenvolle des heidnischen Gößenwesens hervortrat, und je schrecklichere Bilder man nöthig hatte, um die einmal für den christlichen Glauben Gewonnenen vor dem Rückfall in ihren vormaligen Gößendienst zurückzuschrecken, desto

weniger konnte man bei der symbolischen Bezeichnung des Teufels und seiner Dämonen mit der einfachen Schlangengestalt zufrieden sein. Man wollte eine schrecklichere haben, und ließ daher die Schlange zum Drachen. sich umgestalten.

Was den Namen betrifft, so ist er offenbar einerlei mit dem Griechischen dpáxwv, und bezeichnet der Wortbedeutung nach zunächst nur ein scharf- und hellsehendes Thier, wofür vor allen andern die Schlange galt, die dem Volksglauben zufolge mit ihrem Blick eine bezaubernde und bannende Kraft ausübte. Nächstdem aber veranlaßten die pfeilschnellen Bewegungen derselben schon im frühen Alterthum den Glauben an geflügelte Schlangen, und namentlich erscheint der Drache stets geflügelt. Denkt man sich nun noch statt des dünnen, geschmeidigen Schlangenleibes den Leib eines gewaltigen Löwen, so hat man ungefähr ein Bild jenes fabelhaften Thieres, das in der Sagenwelt eine so große Rolle spielt. Und zu einer solchen Zusammenstellung konnte man um so leichter veranlaßt werden, da die Krokodile und mehr noch die untergegangenen Geschlechter der Saurer oder Rieseneidechsen der Vorwelt, von denen jene ersteren nur ein schwacher Ueberrest sind, nächst dem Schlangenähnlichen Kopf und Schwanz einen gewöhnlichen Thierleib mit vier Füßen hatten, wie man es denn auch von den Krokodilen wird abzuleiten haben, daß die Drachen der herkömmlichen Schilderung zufolge mit einem Schuppenpanzer 1) bedeckt sind.

So hatte man an ihnen ein hinlänglich grauenhaftes Symbol des Teufels und seiner Dämonen, und der christliche Kampf gegen ihn verwandelte sich demgemäß in einen Kampf mit Drachen und Lindwürmern, 2) wofür man schon in dem Offenb. 12, 7 ff. erwähnten Kampf des Erzengels Michael mit dem großen Drachen ein Vorbild hatte.

Den Sieg des Christenthums über das Heidenthum sollte es be= deuten, wenn der Kaiser Konstantin d. Gr. Münzen prägen ließ, auf

1) Im Serbischen heißt der Glimmer,,otresine zmajeve" (Abschüttelung des Drachen) weil man in ihm die Schuppen fah, die der zmaj (Drache) abschüttelt.

2) Richtiger wäre „Lintwurm“ zu schreiben; denn ebenso wie bei „Wurm“ an das Althochdeutsche zu denken ist, wo es die Schlange bezeichnet, wird man auch „lint" nur von da her zu erklären haben, wo es den Begriff von Glanz und Schönheit ausdrückt; Lintwurm ist demnach nur so viel als „die glänzende Schlange," sei es, daß man dabei nur an das glänzende und glatte Aeußere der Schlangen überhaupt, oder speciell an das der allgemein herrschenden Vorstellung zufolge von den Drachen gehütete Gold dachte, das daher bei den Dichtern auch Wurmbett" hieß. (Vgl. Jak. Grimm's deutsche Mythologie I. 652).

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denen der Drache von einem Kreuze durchbohrt zu sehen war, und wenn die Legende von St. Florentius berichtet, daß er einen Drachen mit dem Kreuz getödtet habe.

Noch deutlicher tritt die symbolische Bedeutung dieser Kämpfe her= -die merkwürdigerweise vor, wenn man die vielfachen Drachensagen, gerade in solchen Gegenden am häufigsten vorkommen, wo man die fossilen Ueberreste jener Rieseneidechsen gefunden hat im Einzelnen näher betrachtet. Gewöhnlich ist es ein alter verfallener Heidentempel, in dem der Drache haust, um alle, die sich ihm nähern, zu erwürgen. So heißt es in der Legende des St. Julian, daß ein Drache sich lange Zeit in einem Jupitertempel aufgehalten, und da man diesen zerstört habe, im Lande umher geschweift sei. Jeder erkennt alsbald, daß dies ohne Bild ausgedrückt nur heißen soll: In jenem heidnischen Gößentempel trieb der Teufel lange sein Werk, und als in Folge der Einführung des Christenthums die Gößentempel in den Städten zerstört wurden, zog sich das Heidenthum auf das Land in die Dörfer zurück. Hat doch eben davon das Römische paganus (Dorfbewohner) die Nebenbedeutung „Gößendiener" erhalten, ganz ebenso, wie das deutsche Wort „Heide" einen Gözendiener und zugleich eine öde Flur bezeichnet.

In ähnlicher Weise wird man sich die in der Legende des St. No: manus berichtete Drachensage zu erklären haben. Wie die Kirchengeschichte der meisten Städte, fängt auch die von Rouen mit der Er= zählung von einem ungeheuren Drachen an, der weit umher alles verwüstete. Da entschloß sich Romanus, der Bischof der Stadt, im Namen Christi den Kampf gegen das Ungethüm zu unternehmen, und begleitet von zwei Missethätern, einem Dieb und einem Mörder, die beide ihr Leben _ver= wirkt hatten, begab er sich zu der Höhle des Drachen. Dort warf er ihm sein Scapulier um den Hals und der Mörder schlug das Ungethüm tødt. Der Dich war inzwischen entlaufen. Der Drachentödter ward begnadigt und die Kirche von Rouen erhielt seitdem das Privilegium, alljährlich einen Verbrecher frei zu lassen. Zur Erinnerung an den glücklichen Kampf aber wurde bis in die neueren Zeiten alljährlich am St. Romanus-Tage (9. August) in Rouen eine feierliche Procession gehalten, bei der ein Drache herumgetragen ward.

Am bekanntesten ist der Drachenkampf des Nitters St. Georg von Kappadocien, welcher der Legende zufolge unter Diocletian eine hohe militärische Würde bekleidete, späterhin aber, weil er sich offen zum Christenthum bekannte, enthauptet wurde. Auch hier ist vielleicht, wenn gleich die Erzählung, daß er durch die Erlegung eines weit hin gefürchteten Thieres der Wohlthäter des Landes wurde, an und für sich nichts Unwahrscheinliches enthält, der Kampf gegen den Lindwurm nur symbolische Bezeichnung seines Kampfes gegen das Heidenthum.

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