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Ebenso wird von St. Severus, dem Bisch. v. Ravenna, berichtet, daß er, bis dahin ein armer, schlichter Weber, der sich mit anderem Volk in der Kirche eingefunden, als man nach dem Tode des Agapetus über die Wahl des neuen Bischofs rathschlagte, einstimmig erwählt worden sei, weil eine Taube sich ihm aufs Haupt seßte, und in gleicher Weise heißt es von St. Hilarius, Bisch. v. Arles († 449), daß eine Taube, die sich während der Wahl ihm auf die Schultern sezte, ihn als den zu Wählenden bezeichnet habe.

Bei allen diesen Erzählungen ist der einfache Grundgedanke der, daß die Wahl unter und durch Mitwirkung des heiligen Geistes geschah. Dies deutete der Maler symbolisch durch die Taube an, und diese gab wiederum dem Legendenerzähler Stoff zu einer Wundererzählung, bei welcher es sich schon des poetischen Contrastes wegen, und um die unmittelbare Einwirkung des heiligen Geistes desto anschaulicher zu machen, von selbst verstand, daß der Erwählte vorher ein ganz schlichter Mann von niederem Stande gewesen sein mußte.

Bei andern Heiligen, wie z. B. bei St. Gregor d. Gr., dem bes rühmten Bischof von Rom († 604) und St. David, Bischof von Wallis († 544), welche die Taube auf der Schulter, und bei St. Tho mas von Aquino († 1274) und St. Petrus von Alcantara († 1562), welche dieselbe am Ohr oder Mund haben, bedeutet sie die in den Predigten, Weifsagungen und Schriften dieser Männer sich kund gebende Wirksamkeit des heiligen Geistes.

Bedenkt man ferner, daß auch ganz bestimmte einzelne Begebenheiten von einer unmittelbaren Einwirkung desselben abgeleitet wurden, so wird man sich die Taube auch in den übrigen Heiligenbildern und Geschichten leicht erklären. So konnte man die Geneigtheit des fränkischen Königs Chlodwig, sich taufen und mit dem heiligen Salböl salben zu lassen, nur als ein Werk des heil. Geistes ansehen. Auf dem Bilde des St. Nemigius, der die Taufe und Salbung vollzog, durfte daher die Taube nicht fehlen, und um ganz bestimmt an das zu erinnern, was fie hier zu bedeuten hatte, mußte das Delfläschchen ihr selbst beigefügt werden. Demnach berichtet, dem Bilde entsprechend, die Legende: Es habe bei der auf die Taufe folgenden Salbung an Oel gefehlt, weil der Diener, der es bringen sollte, bei dem großen Gedränge nicht habe zur Kirche kommen können. Da sei denn der Bischof niedergekniet und auf sein Gebet habe eine Taube vom Himmel ein Fläschchen mit Salböl gebracht. *)

*) Es ist dies die bekannte Ampulla Remensis, mit der von da an alle Könige von Frankreich bei ihrer Krönung zu Rheims gesalbt wurden. In der Zeit der Revolution wurde sie zertrümmert, aber die Scherben glücklich gerettet, so daß das Fläschchen auch nachher noch gebraucht werden konnte.

In ähnlicher Weise hat man es zu erklären, wenn es von St. Adelgunde, einer fürstlichen Jungfrau († 643), auf deren Bild sich häufig eine Taube mit dem Nonnenschleier im Schnabel findet, in der Legende heißt, daß sie, von früher Jugend an der Andacht lebend, sich um keinen Preis zu einer Heirath habe verstehen wollen, und da die Mutter ernstlich darauf drang, in ein Kloster geflüchtet sei, wohin ihr eine Taube den Nonnenschleier gebracht und umgelegt habe. Auch hier ist der einfache Grundgedanke nur der, daß der Entschluß einer Königstochter, allem irdischen Glanz zu entfliehen und den Nonnenschleier zu wählen, ein Werk des heil. Geistes war.

Etwas künstlicher und gesuchter ist es, wenn auf dem Bilde der oben erwähnten St. Ursula die Taube zu ihren Füßen erscheint. Die Legende berichtet nämlich, daß dem heil. Cunibert, Bischof von Cöln, als er eines Tages Messe las, eine Taube den Ort angezeigt habe, wo der Leichnam der heil. Ursula begraben läge. Demgemäß gehörte die Taube eigentlich auf das Bild des Cunibert; da es aber zugleich die wunderbare Entdeckung des Grabes der heil. Ursula galt, so durfte sie auch hier nicht fehlen, und als Hindeutung auf das Grab fand sie natürlich unten am Boden zu den Füßen der Heiligen am besten ihren Plag.

XII. Der Adler.

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Fast in allen Sprachen des Alterthums bedeutet das für Geist" gebräuchliche Wort ursprünglich das Wehen oder den Hauch des Windes - ein Beweis für die nahe Verwandtschaft, die man zwischen beiden fand; und da der Adler mit seinem kühnen und schnellen Fluge von jeher ein Bild des mächtig daher brausenden Sturmwindes war, so war er eigentlich schon dadurch zugleich Symbol des Geistes, namentlich des göttlichen. Daher stellte man den Gottesgeist, inwiefern er insbesondere die Propheten des alten Bundes erfüllte, gern unter diesem Bilde dar, und hieraus erklärt sich auch leicht der zweiköpfige Adler als Attribut des Elisa. Der Prophet hatte den scheidenden Elias ge= beten, daß sein Geist zwiefältig bei ihm sein möge (2. Kön. 2, 9), und für die symbolische Darstellung dieses zwiefältigen Geistes bot sich von selbst die Gestalt des Doppeladlers dar.

Der Adler des Evangelisten Johannes ist, wie die Thiere bei den andern Evangelisten beweisen, aus der oben erwähnten Schilderung bei Ezechiel (c. 1, 10) entlehnt, und eine Hindeutung auf den spiritualen Charakter seines Evangelii scheint wenigstens bei den mittelalterlichen Künstlern damit nicht gemeint zu sein. Denn auf manchen Bildern ist, obwohl der Adler nicht fehlt, der heilige Geist doch noch durch eine weiße Taube am Ohr des Evangelisten bezeichnet. Allerdings aber wurde der

Adler durch ihn späterhin zum Attribut der Theologen, da gerade dieser Evangelist, der in den Arianischen Streitigkeiten durch seine Logoslehre (deós kote d Aóros) die sicherste Schußmauer für die kirchliche Lehre von der Trinität gewesen, von da an für den Schuhpatron der Theologen überhaupt galt.

Demgemäß hat auch St. Augustinus wegen seiner hohen Verdienste als Theologe den Johannes - Adler zur Seite, und vielleicht ist ebenso auf einigen andern Heiligenbildern der Adler ursprünglich nur symbolisch gemeint gewesen, während er in den Legenden natürlich immer auf ein Wunder bezogen wird.

So wird von St. Bertulph dargestellt als Abt mit einem über ihm schwebenden Adler, der ihn vor dem Regen schüßt — berichtet, daß er, wie er einst auf freiem Felde ganz in Andacht versunken in einem Buch las, von einem wunderbaren Glanz umgeben gewesen, und da eben ein heftiger Regen eingetreten, durch einen herabschwebenden Adler, der seine mächtigen Schwingen über ihn ausbreitete, geschüßt worden sei.

Aehnliches wird von St. Servatius - dargestellt als Bischof mit einem Adler erzählt, der überhaupt in der Legende und Volkstradition eine wichtige Rolle spielt. Da er der Legende zufolge ein Brudersohn der heiligen Elisabeth und somit ein naher Anverwandter der Jungfrau Maria, gleichwohl aber auch auf mehreren Concilien des IV. Jahrhunderts ein eifriger und kräftiger Vertheidiger der Orthodorie war, so geht schon daraus hervor, daß er weit über dreihundert Jahre gelebt haben muß. Von einem Engel zum Bischof geweiht, konnte er, wenn es sich um theologische Gegenstände handelte, alle Sprachen reden, und was seine irdischen Bedürfnisse betraf, so bedurfte er außer dem Sacrament des Altars keine andere Speise. Einmal war er auf einer Reise vor großer Ermüdung um Mittag auf freiem Felde eingeschlafen, und alsbald flog ein mächtiger Adler zu seinem Schuß herab, der ihn mit dem einen Flügel gegen die brennende Sonne schüßte und mit dem andern ihm Kühlung zufächelte.

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Auch von St. Medardus dargestellt als Bischof mit einem über ihm schwebenden Adler weiß die Legende, daß er, so oft ihn ein Regen überraschte, von einem Adler vor dem Naßwerden geschüßt wurde. Von St. Prisca dargestellt als junges Mädchen, einen Löwen neben und einen Adler über sich wird berichtet, daß sie als Christin von der heidnischen Obrigkeit zum Tode verurtheilt, aber von dem Löwen, dem sie im Amphitheater vorgeworfen wurde, verschont, und nach qualvollen Leiden, 275 zu Rom enthauptet, ihr Leichnam aber durch einen mächtigen Adler vor jeder Beschimpfung geschüßt worden sei.

XIII. Der Hahn.

Warum der Hahn, von Alters her wegen seines frühen Morgengeschreis ein Symbol der Wachsamkeit, dem Apostel Petrus als Attribut beigegeben und speciell als Symbol der christlichen Wachsamkeit gebraucht wurde, ist aus der Verleugnungsgeschichte klar; und als solches fand er, namentlich insofern die Wachsamkeit sich auf die Erhaltung der Rechtgläubigkeit bezog, seinen Plag vornehmlich auf dem Kreuz der Kirchenthürme. Hoch oben, weithin sichtbar sollte er stehen, für Jedermann ein Warnungszeichen vor aller Keßerei; und als Attribut des Apostels Petrus, der die Römische Kirche repräsentirte, war er nicht bloß die symbolische Aufforderung zur christlichen Wachsamkeit, sondern zugleich auch Triumphzeichen der römischen, oder wie das Mittelalter es auffaßte, der christlichen Kirche überhaupt.

Auf Heiligenbildern erscheint der Hahn selten; nur St. Vitus, als Kind oder Jüngling in fürstlicher Kleidung dargestellt, hat ihn in der Regel neben sich, und noch bis in die Mitte des XVIII. Jahrhunderts brachte das böhmische Landvolk diesem Heiligen alljährlich an seinem Gedächtnißtage (15. Juni) im Dom zu Prag einen Hahn zum Opfer. Der Grund davon scheint in der vormaligen Verehrung des altslawischen Heidengottes Swantowit zu suchen zu sein. Auch dieser gehörte, seitdem das Volk den heidnischen Gößendienst als Teufelswerk verabscheuen gelernt hatte, zu jenen Dämonen des Reiches der Finsterniß, deren Macht durch das Christenthum gebrochen war, die aber, wie man glaubte, aus Rache für den ihnen verweigerten Opferdienst, in der Nacht ihr Wesen desto schrecklicher trieben, und von deren Wüthen und Toben erst das Hahngeschrei am Morgen wieder befreite. Nun hatte der heil. Wenceslaus, König von Böhmen, aus Italien eine Reliquie des St. Vitus mitgebracht, und da sein Name einige Aehnlichkeit mit dem Heidengott Swantowit hatte, so sah das Volk in ihm gleichsam den guten Engel, der es von jenem Teufel erlöste und brachte ihm zum Zeichen, daß es nun nicht mehr das Geschrei des Hahnes bedürfe, um vor Nachtgespenstern sicher zu sein, einen Hahn zum Opfer dar.

XIV. Der Löwe.

Da der Löwe, eines der beliebtesten Symbole, in so vielfach verschiedener Beziehung vorkommt, so erscheint es auf den ersten Anblick allerdings schwierig, den einen Grundgedanken aufzufinden, aus dem der anderweitige Gebrauch dieses Sinnbilds zu erklären ist. Die Schwierigkeit wird indeß bedeutend vermindert, wenn man zuvörderft die Fälle aus

scheidet, in denen der Löwe nicht symbolisches, sondern historisches Attribut ist.

Wenn z. B. der Prophet Daniel in betender Stellung zwischen zwei Löwen dargestellt wird, so sollen diese an seinen Aufenthalt in der Löwengrube erinnern; ebenso ist es bei St. Pontianus, der, wie die Legende berichtet, unter Marcus Aurelius den Löwen vorgeworfen wurde. Auch bei dem Propheten Joel und dem Märtyrer St. Basilius soll der Löwe nur die Todeŝart anzeigen. Gleiches gilt von den Löwen auf den Bildern des St. Ignatius, der zu Rom im Amphitheater den Löwen vorgeworfen wurde, und des St. Marcian, der St. Natalia und St. Prisca, die zu eben dieser Todesstrafe verurtheilt wurden.

Was dagegen den symbolischen Löwen betrifft, so wird man ihn fast überall als Symbol der Kraft erklären können. So erscheint er namentlich als Träger von Kanzeln, Chor- und Kirchenstühlen, und auch die beiden Löwen, die man hier und da in den Vorhallen der Kirchen gewahrt, sollen nur die starken Wächter des Heiligthums vorstellen.

Das Symbol der Kraft ist gemeint, wenn der Erzvater Jakob in seinem Segen (1. Mose 49, 9) im Hinblick auf Juda's künftige Macht und Größe sagt: „Juda ist ein junger Löwe," und wenn mit Beziehung auf diese Weissagung in der Offenbarung (c. 5, 5) der Aelteste zu dem Seher, der tief betrübt ist, daß Niemand da ist, der das mit sieben Siegeln verschlossene Buch zu öffnen vermag, mit den Worten: „Weine nicht, siehe es hat überwunden der Löwe, der da ist vom Geschlecht Juda" auf Chriftum hinweist.

In ganz ähnlicher Weise, wie hier Chriftus, wird aber auch der Teufel, um seiner Macht willen, mit einem Löwen verglichen (1. Petr. 5,8,Euer Widersacher, der Teufel, gehet umher, wie ein brüllender Löwe “).

Seine Macht sei indeß noch so groß, Christus ist stärker, und wo er gebeut, kann selbst der grimmigste Feind dem Christen nichts anhaben; er muß sich vielmehr unterwerfen und ihm dienstbar werden. Dies ist der Grundgedanke in den Legenden und bei den Bildern, welche den Löwen oder eine andere wilde Bestie als dienstbares Hausthier eines Heiligen darstellen. So wird St. Gerasimus mit einem Löwen zur Seite abgebildet, der einen Korb im Rachen trägt, und die Legende be= richtet, daß dieser ihm treu wie ein Hund gedient habe.

Bei St. Makarius, dem Einsiedler, auf dessen Bild sich zwei Löwen zeigen, die eine Grube graben - wie die Legende meldet, um ihn zur Strafe für ein fleischliches Vergehen auf einige Zeit hineinzustecken und bei St. Hieronymus, der meist schreibend oder lesend, mit einem Löwen zur Seite abgebildet wird, mag man diesen immerhin als ein Symbol der Einsamkeit und des Aufenthaltes in der Wüste auf

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