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7. Das Doppelkreuz, bei welchem die dem Querbalken parallel laufende kürzere Querleiste auf die Inschrift am Kreuze Chrifti hindeuten soll, entweder in Form eines kurzen Handkreuzes, oder eines langen, oben als Doppelkreuz endigenden Stabes, der zu den päpstlichen Infiguien gehört.

8. Das dreifache Kreuz der russischen Raskolniks, die außer der oberen Querleiste unterhalb noch eine zweite hinzufügten, weil sie wissen wollten, daß an dem Kreuz Christi auch zu seinen Füßen ein Querbalken gewesen sei.

II. Das Lamm.

Einer ebenso frühen Zeit, wie das Kreuz, gehört das Lamm, als Symbol des Weltversöhners, an. Schon Johannes, der Täufer, ruft auf Christum hindeutend aus:,,Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt" (Joh. 1, 29). In ähnlicher Weise sagt der Apostel Paulus: „Wir haben auch ein Osterlamm, das ist Christus, für uns geopfert" (1. Kor. 5, 7) und ebenso erinnert Petrus die Christen daran, daß sie mit dem theuren Blüte Chrifti als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes erlöst worden seien (1. Petr. 1, 19).

Je weniger man nun in den ersten chriftlichen Jahrhunderten die Person Christi selbst darzustellen wagte, desto willkommner mußte ein solches symbolisches Bild für ihn sein, und wie eifrig und ausdauernd es selbst in weit späteren Zeiten noch gebraucht wurde, mag daraus hervorgehen, daß noch auf dem Trullanischen Concil in Konstantinopel (682) eine eigene Verordnung darüber gegeben wurde, daß die Maler nicht mehr, wie bisher, Christum in Gestalt eines Lammes, sondern in Menschengestalt, wie er auf Erden erschienen sei, darstellen sollten. *) Denn wie ehrwürdig dieses Bild auch sein möge, so sei es doch immer nur ein Sinnbild des Erlösers, das man um so eher entbehren könne, da man ihn in seiner Menschengestalt selbst habe.

* Concil. Trull. c. 82. Εν τισι τῶν σεπτῶν εἰκόνων γραφαῖς ἀμνὸς δακτύλῳ τοῦ προδρόμου δειχνύμενος ἐγχαράττεται, ὃς εἰς τύπον παρελήφθη τῆς χάριτος, τὸν ἀληθινὸν ἡμῖν διὰ τοῦ νόμου προϋποφαίνων ἀμνὸν Χριστὸν τὸν θεὸν ἡμῶν. Τοὺς οὖν παλαιοὺς τύπους καὶ τὰς σκιὰς, ὡς τῆς ἀληθείας σύμβολά τε καὶ προχειράγματα παραδεδομένους τῇ ἐκκλησία κατασπαζόμενοι, τὴν χάριν προτιμῶμεν καὶ τὴν ἀλήθειαν, ὡς πλήρωμα νόμου ταύτην ὑποδεξάμενοι. Ως ἂν οὖν τὸ τέλειον κἂν ταῖς χρωματουργίαις ἐν ταῖς ἁπάντων ὄψεσιν ὑπογράφηται, τὸν τοῦ αἴρον τος τὴν ἁμαρτίαν τοῦ κόσμου ἀμνοῦ Χριστοῦ τοῦ θεοῦ ἡμῶν κατὰ τὸν ἀνθρώπινον χαρακτῆρα καὶ ἐν ταῖς εἰκόσιν ἀπὸ τοῦ νῦν ἀντὶ τοῦ παλαιοῦ ἀμνοῦ ἀναστηλοῦσθαι ὁρίζομεν.

Vergleicht man diese Verfügung mit den Ansichten und der Praris der früheren Zeit, die von eigentlichen Christusbildern durchaus nichts wissen und höchstens dergleichen Symbole gestatten wollte, so kann man fich allerdings über sie nur wundern. Indeß hatte doch auch sie ihren guten Grund. Denn abgesehen von dem ungebildeten Volke, das sich durch die nahe liegende Verwechselung des Symbols mit der Sache selbst leicht zu allerlei abergläubischen Vorstellungen verleiten ließ, bot der Gebrauch desselben, wie bereits oben erwähnt worden, den Muhammedanern und Juden, die erwünschteste Gelegenheit var, sich über die Christen lustig zu machen, als beteten sie ein Schaf an.

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Gleichwohl blieb auch späterhin, zumal seitdem man den Spott jener Bilderfeinde nicht mehr zu fürchten hatte, das symbolische Lamm fort und fort im Gebrauch. In der Griechischen Kirche heißt das Abendmahlsbrot noch heutzutage „das Lamm" und hat das Bild eines solchen als Siegel. Ebenso hat sich in der Römischen Kirche der Gebrauch des Agnus Dei bekanntlich ein rundes Stück Wachs, mit der Figur des heiligen Lammes und der Kreuzesfahne oder Johannes der Täufer mit Lamm und Fahne, der Jahreszahl und dem Namen des Papstes bis in unsere Zeiten erhalten und der Papst weiht und verschenkt deren noch jezt eine große Menge, wie denn auch jene kleinen Lämmer von Wachs mit der Fahne, und Backwerk in Form eines Lammes um die österliche Zeit in protestantischen wie katholischen Gegenden noch gegen= wärtig üblich find.

Auf alten Bildwerken erscheint das Lamm häufig unten an einem einfachen Kreuz, oder in der Mitte desselben - eine Zusammenstellung, die keiner weiteren Erklärung bedarf, wenn man sich erinnert, daß die Crucifire (oder die Bilder des ans Kreuz gehefteten Erlösers) erst in den Zeiten nach Karl d. Gr. gebräuchlich wurden, während man sich vorher aus Scheu vor der Darstellung der Person Christi mit dem einfachen Kreuz begnügte. Wollte man also den Erlöser am Kreuz dargestellt haben, so schien es das Beste, dazu das symbolische Lamm zu brauchen.

Ebenso leicht erklärt es sich, warum Johannes der Täufer mit einem Lamm im Arm, oder dasselbe auf einem Buche tragend abgebildet wird: Als Vorbote Chrifti trug oder führte er diesen gleichsam in die Welt ein, und das Buch, auf dem er das Lamm trägt, deutete auf die Weissagungen des A. T. hin, die in Christo ihre Erfüllung hatten.

Bei St. Agnes, die gleichfalls mit einem Lamm zur Seite oder im Arm abgebildet wird, gründet sich diese Darstellung auf eine Erzählung des Bischofs Ambrosius von Mailand, nach welcher den am Grabe der St. Agnes wachenden Eltern eine Schaar heiliger Jungfrauen in prächtigen Gewändern erschienen war, unter denen sich auch die fromme Tochter befand, gleichfalls in ein prächtiges goldenes Gewand gekleidet und ein

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schneeweißes Lamm tragend. Jedenfalls soll dies auch hier zunächst das Symbol Christi sein, der als Opferlamm für sie gestorben war, wie ste den Märtyrertod für ihn starb; wahrscheinlich aber ist mit dem Lamm (agnus oder agna) zugleich auf ihren Namen angespielt.

Das Bild eines Lammes mit sieben Hörnern und sieben Augen, als Symbol Chrifti und der sieben Geistesgaben, ist aus Offenb. 5, 6. 12. entlehnt.

Außerdem ist das Lamm aber auch nicht selten Symbol der Christen. Wenn nämlich Christus schon im frühen Alterthum als der gute Hirt, ein Lamm oder Schaf auf der Schulter oder im Arm tragend dargestellt wurde und schon Tertullian *) kennt dies als eine Verzierung des Abendmahlskelches so konnte das leßtere natürlich hier nur Symbol der heilsbedürftigen und vom Heiland aufgenommenen Menschen sein. Demgemäß sind auf alten Bildern auch die Jünger bisweilen als zwölf Lämmer dargestellt, und vielleicht hat man ebenso bei den Heiligenbildern und Legenden, in denen die Heiligen selbst als Hirten dargestellt sind, welche die Schafe hüten, als Grundgedanken nur den festzuhalten, daß fie Seelenhirten waren, wie ja das griechische лov und das lateinische pastor schon frühzeitig zur Bezeichnung des geistlichen Standes gebräuchlich war.

An und für sich ist es allerdings nichts Unwahrscheinliches, wenn die Legende von St. Wendelin berichtet, daß er, ein schottischer. Königssohn, der aber auf allen irdischen Glanz verzichtete und ganz den Andachtsübungen hingegeben, lange Zeit als Einsiedler lebte, späterhin zu Trier als Viehhirt in den Dienst eines gottlosen Edelmannes trat, diesen bekehrte, und darauf sich in ein Benedictinerkloster begab, wo er 1015 starb. Indeß liegt doch auch der Gedanke nicht fern, daß der Legenden= erzähler aus dem Seelenhirten, wenn der Maler in seiner symbolischen Darstellungsweise ihn als Hirten unter seinen Schafen abgebildet hatte, einen wirklichen Viehhirten gemacht haben kann. Schon der Contrast zwischen dem Glanz der königlichen Herkunft und der Niedrigkeit des Hirtenstandes konnte ihn dazu auffordern, und will man in seinen kritischen Zweifeln noch weiter gehen, so kann selbst der Königssohn seinen Grund darin haben, daß man zu dem wirklichen Viehhirten, den man aus dem geistlichen Seelenhirten gemacht hatte, einen recht schlagenden Gegensatz haben wollte.

Aehnliches gilt von St. Magnus, der, wie die Legende meldet, schon als Kind große Luft zum Studiren zeigte. Sein Vater jedoch, in äußerst dürftigen Umständen, zwang ihn, des Unterhalts wegen die Schafe zu hüten, was der Knabe weinend that. Da erschien ihm einst

*) Tertull. de pudicit. c. 10.

ein Engel, der ihm zehn Pfund Goldes schenkte, die er sogleich bem Vater brachte. Dieser theilte ste brüderlich mit den Armen des Ortes; dem Knaben aber kaufte er achtzehn Schafe, die sich so schnell vermehrten, daß er nunmehr die Mittel hatte, seinem innern Beruf zum geistlichen Amt zu folgen. Die späteren Bilder stellen ihn daher häufig als einen die Schafe hütenden Knaben dar, einen Engel zur Seite, der ihm jenes Geschenk darreicht.

Nicht minder fühlt man sich bei St. Florens, der 675 als Bischof v. Straßburg starb, versucht, die Legendenerzählung, daß er vorher im Walde Hassat im Elsaß als Einsiedler lebend Ackerbau getrieben und die Schafe gehütet habe, wobei ihm Bären und andere Thiere des Waldes behülflich gewesen seien, so aufzufassen, daß es dem Heiligen durch seine Weisheit und seinen beharrlichen Eifer endlich gelungen sei, die wilden trozigen Heiden so weit zu bringen, daß ste aus Feinden und Verfolgern der chriftlichen Gemeine zulezt Hüter und Beschüßer derselben wurden.

III. Der Weinstock.

Nach Joh. 15, 1. 5 nennt Christus selbst sich einen Weinstock und seine Jünger die Reben. Es konnte daher nicht fehlen, daß man beides frühzeitig als symbolische Zeichen für Christum und die Christen brauchte, wenn man gleich in den ersten Zeiten etwas vorsichtig sein mußte, da diese Bilder auch dem heidnischen Bacchusdienst eigen waren. Sobald jedoch die christliche Kirche über das Heidenthum gestegt hatte, und in dieser Hinsicht kein Anstoß mehr zu befürchten war, wurde dieses Symbol ziemlich häufig, und zwar um so lieber gebraucht, weil die Trauben des Weinstocks zugleich an den Abendmahlswein erinnerten. Zur Stüße für den sich emporrankenden Wein bot sich von selbst das Kreuz dar, oder es wurde auch wohl das symbolische Lamm mit Reben oder Weintrauben geschmückt.

Nächstdem findet sich der Weinstock oder eine Weintraube auch auf einigen Heiligenbildern. So namentlich bei St. Urban, Bisch. v. Langres, dem Schuppatron der Weingärtner, welcher der Legende zufolge auf Anrufen derselben eine Menge Wunder in den Weinbergen gethan haben soll. Bekanntlich fällt auch sein Gedächtnißtag auf den 25. Mai, also in eine Zeit, die für die Weinblüthe entscheidend ist.

Auf dem Bilde des St. Davinus, das ihn in der Regel an einem Grabe stehend darstellt, auf dem ein Weinstock fichtbar ist, be= zieht sich dieser darauf, daß aus dem Grabe des Heiligen ein Weinstock hervorgewachsen sein und so wunderbare Trauben gehabt haben soll, daß die Kranken durch fie alsbald wieder gesund wurden. Vielleicht hat man aber auch hier zunächst nur an die wunderbare Wirkung des Abendmahls

weines bei (Geistig oder Leiblich-) Kranken zu denken, und das Hervorwachsen des Weinstocks aus dem Grabe des Heiligen könnte darin seinen Grund haben, daß die Kirchen und namentlich der Altar, an welchem die Communion stattfindet, gern über dem Grabe der Märtyrer errichtet wurde.

Auf dem Bilde des St. Marimus, Bisch. v. Nola, steht man seitwärts ein Weintraube an einem Dornstrauch, und die aus einem Gedicht des Paulinus v. Nola entlehnte Legende berichtet: Er sei in einer Christenverfolgung geflüchtet und statt seiner habe man seinen Diakon Felix v. Nola gefangen genommen, nachher aber wieder freigelassen, worauf er in einer Wüste den ganz verschmachteten Bischof wieder ge= funden, und durch eine Traube, die an einem Dornenstrauch gehangen, wieder belebt und erquickt habe.

Auch hier wird man leicht in der poetischen und der bildlichen Darstellung den Grundgedanken wieder erkennen. Der Bischof, der sich, statt in der Verfolgung seine Glaubenstreue 'zu bewähren, der Gefahr durch die Flucht zu entziehen gedachte, kam dadurch zwar für den Augenblick in Sicherheit. Aber fern von der Gemeinschaft mit Christo, und der Stärkung durch das heilige Abendmahl beraubt, sah er sich, wo er auch sein mochte, gleichsam in einer Wüste, in der er an Leib und Seele verschmachten mußte, und nur indem sein Diakon ihm jene Stärkung darreichte, fühlte er sich wieder neubelebt. Die Traube am Dornbusch erinnert außerdem zu lebhaft an das Wort Chrifti: Liest man auch Trauben von den Dornen?" als daß man sie nicht von daher abTeiten sollte.

IV. Der Pelikan.

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Bei einigen Bildwerken steht man über der Dornenkrone des am Kreuz hängenden Erlösers das Nest eines Pelikans mit seinen Jungen, und ebenso findet sich derselbe häufig an Hochaltären. Bekanntlich be= richtet die mythische Naturgeschichte von ihm, daß er unter allen Thieren am meisten die Schlange zu fürchten habe, die sich in seiner Abwesenheit gern in sein Nest schleiche, und seine Jungen tödte. Um diese nun wieder lebendig zu machen, rigt sich der alte Pelikan selbst mit dem Schnabel die Brust auf, und sein Blut hat die wunderbare Eigenschaft, daß die Getödteten davon wieder aufleben. In der That ein höchst passendes Symbol des zum Heil der Menschen, die ja auch seit den Zeiten des Paradieses in der Schlange ihren größten Feind zu fürchten haben, fich opfernden und sein Blut vergießenden Erlösers, vielleicht zu passend, um nicht auf die Vermuthung zu kommen, daß die Pelikanfabel selbst ursprünglich nur eine allegorische Darstellung der chriftlichen Erlösungslehre sein sollte.

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