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vierfüßigen Thieren, Fischen, vornehmlich aber die von Menschen für unzulässig und sündhaft erklärten. Selbst der geistvolle und gelehrte Rabbi Maimonides (ft. 1205) wollte zwar die Bilder von Thieren, Bäumen, Blumen, Landschaften 2c, nicht aber die von Menschen gelten lassen, da es in der Thorah heiße: Lasset uns den Menschen machen nach unserm Bilde und uns ähnlich, und auf dieser Aehnlichkeit die ganze Herrschaft des Menschen über die sichtbare Natur beruhe eine Ansicht, welche bekanntlich die Muhammedaner mit den Juden theilten, weshalb fte auch nach 5. Mos. 4, 16 ff. alle Abbildungen von lebendigen Wesen, Männern und Frauen, vierfüßigen Thieren, Vögeln, Fischen und Ge= würm für Sünde hielten, und sich vor ihnen um so mehr scheuten, da es im Koran (Sur. VI. v. 30) heißt, daß in der Stunde der Auferstehung mit dem Menschen zugleich alle seine Werke auferstehen werden, worüber Jahias, ein Commentator des Koran, folgende Erklärung giebt: „Wenn der Ungläubige aus seinem Grabe hervorgehen wird, dann wird ihm sein Werk, das er in dieser Welt gemacht hat, vorgestellt werden in einer abscheulichen Gestalt, mit gräßlichem Gesicht und düsterer Stimme. Und auf die Frage, wer es sei? wird es ihm antworten: „Ich bin dein böses Werk; du stiegst in der Welt auf mich, heut aber will ich auf dich steigen und nun sollst du mich tragen." Darum wird es auf ihn steigen, und Alles, was er sehen wird, wird ihn erschrecken und sagen: „Laß dirs wohl bekommen, du Feind Gottes; du eben bist der, von welchem geschrieben steht: sie werden ihre Last tragen." — Da nun nach derselben Sure v. 37. auch die Thiere der Erde und die Vögel des Himmels auferstehen und von Gott, ihrem Schöpfer, wieder die belebende Seele empfangen werden, so werden auch jene sündlich nachge= äfften Thiergestalten von ihren Urhebern eine Seele verlangen, und da diese ihnen keine geben können, als ihr böses Werk sie unabläfftig quälen und verfolgen.

In dieser Vorstellungsweise haben bekanntlich auch die seltsamen und phantastischen, meist an die Formen von Bäumen und Blumen erinnernden Darstellungen ihren Grund, die von ihren Erfindern den Namen Arabesken und Moresken erhalten haben. Man wollte mit solchen freien Phantasiebildern dem Vorwurf entgehen, als wage man es, irgend etwas aus dem Bereich der göttlichen Schöpfung nachzuäffen. Gleicherweise haben auch die Arabischen Münzen, einem großen Theil nach, auf beiden Seiten nur Schrift; indeß finden sich doch auch, namentlich aus älterer Zeit, viele, die auf der Vorderseite das Bild des Chalifen haben, was ein sicherer Beweis ist, daß die Scheu vor der Nachbildung der menschlichen Gestalt nicht so groß war, als es bisweilen dargestellt wird. Eigentliche Gemälde aber und namentlich Portraits scheinen dem Muhammedanismus allerdings von Anfang an

ein Gegenstand des Abscheus gewesen zu sein, und daher wurden die Christen hauptsächlich wegen ihrer Bilder von den Muhammedanern wie von den Juden als Gözendiener auf das Heftigste angefeindet.

In diesen Kreisen der religiösen Bildung hatte "also, und zwar schon seit der Makkabäischen Zeit — denn Muhammed hatte in dieser Beziehung nur auf- und angenommen, was er im Judenthum vorfand, und dieses war seit jener Reformationsperiode ein fertiges Ganze der Glaube an den Einen, unsichtbaren Gott, dem eine rein geistige Anbetung zukomme, über alle Versuchungen zum Gößen- und Bilderdienst den Sieg davon getragen. Die sinnliche Natur mit ihren Bes dürfnissen und Forderungen war endlich, zwar nicht befriedigt, wohl aber zum Schweigen gebracht, und was im höheren Sinne des Wortes Kunst heißt, war als Product der lüfternen und sündhaften Sinnlichkeit für immer verbannt worden. Die Erinnerung an eine so leidenreichen Vergangenheit, der Gedanke, daß der Verlust jeglicher politischen Freiheit und Selbstständigkeit und das schwer auf dem Volke lastende Joch der Römischen Herrschaft eigentlich nur Strafe für die vormalige Abgötterei sei, der glühende Haß endlich und die troßige Verachtung, mit der die Juden, stolz auf ihre reinere Gotteserkenntniß, auf die in religiöser Hinsicht so unwissenden, und doch äußerlich so übermächtigen Herren der Welt hinblickten, alles das hatte eine fast leidenschaftliche Feindschaft gegen Alles, was dem heidnischen Gößendienst irgendwie ähnlich sah, erzeugt, und diese Stimmung des streng orthodoren Juden muß man sich vergegenwärtigen, wenn man den Eindruck begreifen will, den die Erklärung Jesu Christi, daß er der Sohn des lebendigen Gottes sei, auf den hohen Rath machte. Dort der hocherhabene, unsichtbare Gott, der jeglichen Versuch, ein Bild von ihm zu machen, so feierlich verboten und jegliche Uebertretung seines Gebotes so streng bestraft hatte, und hier ein äußerlich so niedriger Mensch von Fleisch und Bein, der sich selbst für das sichtbare Ebenbild Gottes erklärte es konnte in der That keinen größeren Contrast geben, und der hohe Rath mußte entweder in tiefster Ehrfurcht vor dem Menschgewordenen Gottessohn die Kniee beugen, oder über den, welcher eine so furchtbare Gotteslästerung ausgesprochen, den Stab brechen. Und gerade damit war wiederum der das Erlösungswerk vollendende Tod Jesu vorbereitet, durch welchen die Scheidewand niedergerissen wurde, die in dem Jüdischen Spiritualismus Gott und Menschen so schroff von einander trennte, daß die Hoffnung einer Gemeinschaft und Wiedervereinigung als absolute Unmöglichkeit und somit die legte und höchste Aufgabe alles menschlichen Strebens als unlösbar hatte erscheinen müssen.

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III. Der Ursprung der Bilder in der

chriftlichen Kirche.

Waren im christlichen Alterthum, namentlich in den drei erften Jahr

hunderten bei den Christen Bilder im Gebrauch, oder nicht? — Das ist die in dem Streit über die Bilder so häufig wiederholte Frage, die von den Vertheidigern ebenso oft bejaht, als von den Gegnern verneint worden ist. Beide Theile haben sich auf Zeugnisse des Alterthums berufen, und doch kann nur entweder der eine oder der. andere Recht haben, oder es muß eine dritte Ansicht die wahre sein, welche eine so allgemein hingestellte Frage weder entschieden zu bejahen, noch zu verneinen wagt, sondern vor allen Dingen eine genauere Verständigung darüber verlangt, was für Bilder hier gemeint sind.

Die ersten Christen, sofern ste aus dem Judenthum stammten, brachten in die christliche Kirche mit der Anerkennung des Dekalogs natürlich auch all den Abscheu vor der Abgötterei der Heiden und ihren Gößenbildern mit, den sie vorher als Juden gehabt hatten. Waren ihnen schon damals die heidnischen Bildwerke ein Gräuel gewesen, wie hätten sie als Christen dieselben mit günstigeren Augen ansehen können?

Ebenso aber konnten auch die aus dem Heidenthum zum Christenthum Bekehrten nur mit Abscheu auf ihre vormaligen Götterbilder zurückblicken, und schon die Furcht vor einem Rückfall in den alten Gößendienst mußte sie bestimmen, dieselben soviel, wie möglich, aus ihrer Nähe zu entfernen. Mochte das Volk sie auch „Atheisten" schimpfen, weil sie weder den Göttern in den öffentlichen Tempeln ihre Verehrung bewiesen, noch auch zu Hause andere Götter hatten, die sie verehrten, sie ließen sich dadurch nicht irre machen, und selbst die nur zur Ausschmückung der Häuser, Gemächer und Geräthschaften dienenden Gemälde und Sculpturarbeiten mußten, da ste meist an die heidnischen Götterfabeln erinnerten, wenigstens bei den Strenggesinnten, fort.

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Der Abscheu vor den Bildwerken konnte natürlich auch in Betreff

ihrer Verfertiger nur ein durchaus verwerfendes Urtheil zur Folge haben. Ein Künstler, der sich vorher mit Gözenbilderarbeit ernährt hatte, und als Christ sein Gewerbe fortseßen wollte, erschien, wenn nicht selbst als Gözendiener, so doch als Beförderer des Gößendienstes, und was auch zu seiner Entschuldigung vorgebracht wurde, das christliche Alterthum ließ nichts davon gelten. Ganz kurz und bestimmt heißt es in den Apost. Constitutionen '): „Ein Gößenbildverfertiger, welcher Christ wird, lasse entweder ab von dieser Arbeit, oder werde ausgestoßen aus der Kirche."

Nicht minder entschieden erklären sich Justin, der Märtyrer 2), und Clemens Alexandrinus 3) dagegen, mit Berufung auf das Bilderverbot im Dekalog, besonders aber Tertullian, der diesen Gegenstand in einer eigenen Schrift (de idololatria) behandelte.

„Wie haben wir denn, heißt es in dieser unter andern, dem Teufel und seinen Engeln entsagt, wenn wir sie machen? Wie haben wir denn denen abgesagt, mit denen, oder vielmehr, von denen wir leben? Kannst du wohl mit dem Munde leugnen, was du mit der Hand be= kennst? mit dem Wort niederreißen, was du durch die That aufbaust? Kannst du Einen Gott predigen, der du so viele machst? den wahren Gott predigen, der du die falschen machst? Ich mache sie, sagst du, aber ich verehre sie nicht. Als ob der Grund, weshalb du sie nicht zu verehren wagst, nicht einerlei wäre mit dem, warum man sie nicht machen soll, da es hier wie dort die Beleidigung Gottes ist. Aber du verehrst ste auch, indem du machst, daß sie verehrt werden können. Du verehrst fte nicht mit dem Opferdampf eines schlechten Opferthieres, sondern mit deinem eigenen Lebenshauch. Du bringst ihnen nicht das Leben eines Thieres, sondern dein eigenes dar. Ihnen opferst du deine Geisteskraft, ihnen spendest du deinen Schweiß, ihnen zündest du das Licht deiner Einsicht an. Du bist ihnen mehr, als der Priester, da ste nur durch dich einen Priester haben. Dein Fleiß ist ihre Götterwürde. Leugnest du auch, daß du verehrst, was du bildest; Jene leugnen es

1) Constit. VIII. c. 32. Εἰδωλοποιὸς προςιὼν, ἢ παυσάσθω ἢ ἀποβαλλέσθω.

2) Justin. Dial. c. Tryph. p. 321. Εἴπατε γάρ μοι, οὐχὶ θεὸς ἦν ὁ ἐντειλάμενος διὰ Μωσέως, μήτε εἰκόνα, μήτε ὁμοίωμα μήτε τῶν ἐν oùpávw ävw, pýte twv ènì rõs ölws noiñoai;

3) Clem. Alex. Protrept. ad gent. p. 54. Kai ràp d'ỳ xai ảnŋγορεύεται ἡμῖν ἀναφανδόν, ἀπατηλὸν ὁρίζεσθαι τέχνην· οὐ γὰρ ποιήσεις, φησὶν ὁ προφήτης, παντὸς ὁμοίωμα, ὅσα ἐν τῷ οὐράνῳ καὶ ὅσα ἐν τῇ γῇ κάτω.

nicht, denen du dies vorzüglichere und größere Opfer, dein Seelenheil, darbringst." 4)

Daher nennt er auch weiterhin die Verfertiger solcher Bilder „Schußpatrone der Gößen" und auf den gewöhnlichen Einwurf, daß der Künstler, als solcher, nicht verantwortlich sei für den Gebrauch, den man von seinem Kunstwerk mache, entgegnet er treffend: „Ich darf Anderen in nichts behülflich sein, wenn sie etwas thun, was mir nicht erlaubt ist. Denn aus dem, was mir zu thun verboten wird, soll ich auch erkennen, daß ich dafür zu sorgen habe, daß es nicht durch mich geschieht.“ 2)

Alle diese mißbilligenden Urtheile aber beziehen sich, wie man sieht, auf die Bildwerke immer nur insofern, als sie mit dem heiðnischen Gößendienst in Verbindung standen, und werden hin und wieder alle Werke der bildenden Kunst ohne Ausnahme verdammt, so darf man nicht vergessen, daß es damals überhaupt nicht leicht ein Kunstwerk gab, das nicht an die heidnische Mythologie erinnert hätte.

Eine christliche Kunst kannte man noch nicht, und diese ließ sich in der That auch nicht eher denken, als bis man das Mittel gefunden hatte, die übersinnliche Idee mit der sinnlichen Form so zu verbinden, daß trog dieser Vereinigung jede ihren eigenthümlichen Charakter behielt, und auf diese Weise die Schönheit des klassischen Heidenthums mit der Wahrheit des Judenthums in jener höheren Einheit darzustellen, wo die Wahrheit des Offenbarungsglaubens die Formen der sinnlichen Schönheit nicht mehr als sündlich verwirft, sondern als Träger für ihre höchsten Ideen benugt, und die sinnliche Schönheit sich gern ihrem Dienste widmet, weil ste weiß, daß er ihr einen eigenthümlichen Adel verleiht, der ihre Reize erhöht. Das aber gerade ist es, worin das eigentliche Wesen der christlichen Kunst besteht. Denn wie im Dogma, so predigt das Christenthum auch in der Kunst das Wort von der Versöhnung. Im klasfischen Heidenthum war die Sinnlichkeit die Gebieterin, und der das Göttliche ahnende Geist der Diener, der sie mit allem, was er hatte, schmücken mußte, und ihm hatte sie den Charakter jener idealen Schönheit zu danken, in der sie prangte. Im Judenthum war der Geist der Gebieter, dem die Sinnlichkeit mit dem Reichthum ihrer Formen vielleicht gern gedient hätte. Aber er fürchtete das Verführerische ihrer Reize, und um durch sie nicht in dem Ringen nach Wahrheit gehindert zu werden, hielt er ste fern von sich und duldete von ihr höchstens die nothwendigsten Sclavendienste. Das Christenthum erst, das der orientalischen Sclavin die Würde der christlichen Hausfrau gab, während sie dem Geist die

1) Tertull. de idololatr. c. 6.

2) Tertull. 1. 1. c. 11.

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