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invidia vel amore vigil torquebere.

nam cur

quae laedunt oculum festinas demere, siquid est animum differs curandi tempus in annum dimidium facti qui coepit habet: sapere aude: incipe. vivendi qui recte prorogat horam, rusticus exspectat dum defluat amnis: at ille

sagte aus: spannst und richtest du deinen Geist nicht auf edle Ziele, so wird er von der Leidenschaft angespannt und gefoltert werden. vigil: wenn du die Zeit, wo du von Leidenschaft noch frei sanus bist, verschläfst, so werden dir Neid oder Liebe den Schlaf rauben: vigilia 'Schlaflosigkeit❜. Die Verse besagen in zwei anschaulichen Bildern dasselbe wie die allgemein gehaltene Mahnung des Ariston, τοὺς τῶν ὑγιαινόντων πόνους ἀναδέχεσθαι, ἵνα μὴ τοὺς τῶν νοσούντων ὑπομένωμεν Gnom. Vat. ed. Sternb. 123.

37. nam cur führt keine Begründung ein, sondern steht, wie nam quid I 1, 76, für curnam, was die Sprache vermeidet: nam cur me verberas? Plaut. aul. 3.

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38. quae laedunt oculum, Körperchen, die in das Auge geflogen sind: daher der Singular oculum, der übrigens wohl auch, wenn von einem Augenleiden die Rede wäre, in der Antithese zu animum der Konzinnität wegen stehen würde. — est edit, wie ein fressendes Geschwür, welches die cura des Arztes heischt. in annum aufs nächste Jahr: I 18, 109. Denselben Gegensatz des Verhaltens bei leiblicher Krankheit und bei seelischen Gebrechen hebt die Popularphilosophie häufig hervor, nach dem Vorgange Aristipps: ἐκεῖνος γὰρ εἰώθει λέγειν, ὅτι πολλὰ μέν τις ἐσθίων, πολλὰ δὲ πίνων, πληρούμενος δὲ μηδέποτε, πρὸς τοὺς Ιατροὺς βαδίζει καὶ πυνθάνεται τί τὸ πάθος καὶ τίς ἡ διάθεσις

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καὶ πῶς ἂν ἀπαλλαγείη· εἰ δέ τις ἔχων πέντε κλίνας δέκα ζητεῖ, καὶ κεκτημένος δέκα τραπέζας ἑτέρας συνωνεῖται τοσαύτας, καὶ χωρίων πολλῶν παρόντων καὶ ἀργυρίου οὐ γίνεται μεστός, ἀλλὰ ἐπ ̓ ἄλλα συντέταται καὶ ἀγρυπνεῖ καὶ ἀπλήρωτός ἐστι πάντων, οὗτος οὐκ οἴεται δεῖσθαι τοῦ θεραπεύσοντος καὶ δείξοντος ἀφ ̓ ἧς αἰτίας τοῦτο πέπονθε Plutarch π. φιλοπλουτίας 3.

40. ἀρχὴ γὰρ λέγεται μὲν ἥμισυ παντὸς ἐν ταῖς παροιμίαις ἔργου Plato legg. VI p. 753 e, nach Diogenian II 97 dem bekannten hesiodischen Spruch do léov ἥμισυ παντός nachgebildet. sapere aude besagt in unübertrefflicher Kürze, daß man sapiens nur durch eigenes Handeln werden kann, daß es also dabei wie bei jedem anderen schweren Werk auf den ersten energischen Entschluß ankommt: wagen gewinnt auch hier. Man beachte, wie in den immer kürzeren Sätzen gleichsam das Drängen des Mahners sich steigert. vivendi qui recte, mit derselben Nachstellung von recte wie in vivere si recte nescis II 2, 213.

42. rusticus, doch wohl ein Bauer, der aus seiner Heimat nur torrentes kennt, die bald nach jedem Regenfall wieder versiegen, und der zum erstenmal an einen wirklichen amnis kommt: vielleicht aus irgendeinem griechischen Schwank vom Schlage der Schnurren des Philogelos. rusticus expectat similis est rustico qui expectat: H. liebt diese eigentümliche Verkürzung

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labitur et labetur in omne volubilis aevum. quaeritur argentum puerisque beata creandis uxor, et incultae pacantur vomere silvae: quod satis est cui contingit, nihil amplius optet.

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44. Und worüber wird der Beginn des vivere recte, die Heilung der an Leidenschaften krankenden Seele immer wieder weiter hinausgeschoben? Über dem Hauptfehler der Menschen, dem leidigen quaerere vergänglicher Güter, wie argentum (Geld, wie sat. I 1, 86), uxor dotata, frumentum, von denen man umsonst das Glück erwartet. beata, reich mit Glücksgütern gesegnet, also dotata od. III 24, 19. creandis procreandis wie od. IV 4, 29. Q. Metellus censor (131) censuit ut cogerentur omnes ducere uxores liberorum creandorum causa Liv. per. LIX. Mit beißender Ironie umrahmen die Worte, die in ehrsam altväterischer Weise den Zweck der Ehe angeben, das Postulat beata, das für den Heiratslustigen die Hauptsache

ist.

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45.pacantur: die Urbarmachung der Wildnis ist ein Kampf mit ihren bisherigen Bewohnern, den reißenden Tieren, welche heute vor der Pflugschar fliehen, wie sie einst den Heroen erlagen: für deren Tun ist uɛo@oα stehen

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der Ausdruck, was schon Cicero (und dann Virgil Aen. VI 803 Stat. Theb. IV 250) mit pacare übersetzt: haec dextra (Herculis) Lernam taetra mactata excetra pacavit Tusc. Ι 22; ἡμερῶσαι τὴν γῆν heißt aber auch unkultiviertes Land anbauen. Die frische Rodung gilt als besonders fruchtbarer Ackerboden: Verg. Georg. II 207-211.

46. Wie falsch! berechtigt ist nur das Verlangen nach dem zum Leben Erforderlichen, quod satis est: eine Lieblingsformulierung des H., s. od. III 1, 25; 16, 44, epp. I 10, 46. Wem die Verhältnisse das gewähren, beschließe damit nicht nur sein Streben, sondern sogar sein Wünschen, wie es H. selbst tat: nil amplius oro sat. II 6, 4. Und 'genug' haben die allermeisten, ἐπεὶ τῶν γε ἀρκούντων οὐδεὶς πένης ἐστίν Plutarch π. φιλοлhovτias 2, neque enim est umquam penuria parvi Lucr. V 1119: die Bedürfnislosigkeit des Südländers, sowie die sozialen Verhältnisse des Altertums, Sklaverei und scharfe Absonderung des Bürgers vom Fremden, erklären es, weshalb der Gedanke an Proletarierexistenzen den Alten so

fern liegt. contingit, das Präsens, wie in ubi quid melius contingit I 15, 44 oder cui gratia fama valetudo contingat abunde I 4, 10.

47. Denn äußerer Besitz kann weder in körperlichen noch worum es sich hier handelt seelischen Leiden Abhilfe schaffen: πολλάκις ἀκηκοὼς μνημονεύεις, ὡς οὔτε ποδάγρας ἀπαλλάττει κάλτιος (calceus senatorius) οὔτε δακτύλιος

non domus et fundus, non aeris acervus et auri aegroto domini deduxit corpore febris,

non animo curas. valeat possessor oportet, si conportatis rebus bene cogitat uti.

qui cupit aut metuit, iuvat illum sic domus et res ut lippum pictae tabulae, fomenta podagram, auriculas citharae collecta sorde dolentis. sincerum est nisi vas, quodcumque infundis acescit.

πολυτελὴς παρωνυχίας οὔτε διά δημα κεφαλαλγίας Plut. π. εὐθυ ulas 1. Die parataktische Anapher non domus non aeris acervus deduxit corpore febris, non animo curas verschleiert wieder eine zugrunde liegende Vergleichung. aeris acervus: unde divitias aerisque ruam. acervos sat. II 5, 22. aegroto ist auch mit animo zu verbinden. deduxit medizinischer t. t., schon bei Cato si quid antea mali intus erit et de capite et de oculis omnia deducet et sanum faciet de agr. 157, 6. Das Perfektum als Ausdruck der Tatsache, daß ein solcher Fall noch nie eingetreten ist. febris 'Fieberschauer', wie I 7, 9.

con

49. Im Gegenteil, die Gesundheit ist Vorbedingung für den Genuß des Erworbenen. portatis lehnt sich an den zuletzt genannten aeris acervus et auri an. cogitat 'vorhaben' a. p. 144.

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bene uti 'nach Herzenslust'. 51. Denn dem geistig Kranken, der an Begierde oder Furcht leidet daß der Mensch dia φόβον κακοδαιμονεῖ ἢ δι ̓ ἀόριστον καὶ κενὴν ἐπιθυμίαν (fr. 485) ist einer der Grundsätze epikurischer Ethik, vgl. auch I 6, 9; 16, 65; II 2, 156 macht der Besitz keine Freude, non iuvat, ebenso wenig (sic) wie dem leiblich Kranken das, was dem Gesunden ein Genuß dünkt, tabulae, citharae, fomenta, ein Vergnügen zu bereiten vermag: vals

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μὲν γὰρ τῆς σαρκὸς ἡδοναῖς ἡ τοῦ σώματος εὐκρασία καὶ ὑγίεια χώραν καὶ γένεσιν δίδωσι· τῇ δὲ ψυχῇ οὐκ ἔστιν ἐγγενέσθαι γῆθος οὐδὲ χαρὰν βέβαιον, ἂν μὴ τὸ εὔθυμον καὶ ἄφοβον καὶ Θαρραλέον ὥσπερ ἔδραν ἢ γαλή νην ἄκλυστον ὑποβάληται Plut. de virt. et vit. 3. fomenta sind weiche Hüllen, welche der Haut ein wohliges Empfinden verursachen: Seneca de vita beata 11, 4 von den Schlemmern beim Gelage mollibus lenibusque fomentis totum lacessitur eorum corpus et ne nares interim cessent odoribus variis inficitur locus ipse in quo luxuriae parentatur. Der Gedanke daran, daß fomenta beim Podagra als Kurmittel angewandt werden (Cels. IV 31 p. 157, 22 D.), liegt ganz fern; es kommt auf die Empfindung vergnüglichen Behagens an, welche Arzneimittel dem von Gliederschmerzen Gefolterten niemals verursachen können. Absichtlich wechselt in den drei Beispielen die Bezeichnung des Kranken (lippus) mit der der Krankheit (podagra) und der des erkrankten Körperteils (auriculae) ab. Die ennianische Form podager лodayoós tritt erst im Spätlatein wieder auf.

54. Der Vergleich der Seele mit einem Gefäß, welcher dem das Gesagte abschließenden Sinnspruch zugrunde liegt, ist der populären Ethik geläufig, z. B. ἄνθρωπε ποῦ βάλλεις; σκέψαι εἰ

sperne voluptates: nocet empta dolore voluptas. semper avarus eget: certum voto pete finem. invidus alterius macrescit rebus opimis: invidia Siculi non invenere tyranni

κεκάθαρται (sincerum est) τὸ ἀγγεῖον ἂν γὰρ εἰς τὴν οἴησιν αὐτὰ βάλῃς ἀπώλετο· ἢν σαπῇ, οὗρον ἢ ὄξος ἐγένετο (acescit) ἢ εἴ τι τούτων χεῖρον ruft Epiktet cum animadverterat hominem corruptis moribus.. studia quoque et disciplinas philosophiae contrectare Gell. XVII 19, 3, und Epikur hat nach Lucrez VÍ 17 f. erkannt, daß, wenn die Menschen trotz aller äußeren Güter nicht glücklich seien, vitium vas efficere ipsum omniaque illius vitio corrumpier intus quae conlata foris et commoda cumque venirent, was H. in ein Monostichon zusammendrängt.

55. Es folgt eine Reihe lose aneinandergereihter Einzelsprüche, welche mahnen, das Gefäß der Seele nicht durch schlimme Leidenschaften zu verunreinigen, und gleichzeitig lehren, wie jede solche Leidenschaft ihre Strafe in sich selbst trägt; zwei Paare, φιληδονία und φιλοπλουτία, die sich auf Dinge, φθόνος und ὀργή, die sich gegen den Mitmenschen richten, werden zusammengestellt. Die Form ist nachgebildet den Schatzkästlein griechischer Spruchweisheit, deren Ausläufer die Monosticha des sog. Menander enthalten. voluptates, nicht voluptatem, denn nicht die dový überhaupt soll im Sinne der Stoa als ἄλογος ἔπαρσις gemieden werden, sondern, wie die folgende Begründung zeigt, die sinnlichen Lüste, weil, wer sich ihnen hingibt, Schaden erleidet, peûy ἡδονὴν φέρουσαν ὕστερον βλάβην Alexis inc. 44 M. Men. mon. 532, wie auch Epikur lehrte συμφέρει τῶνδέ τινων ἀπέχεσθαι

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Horatius III. 4. Aufl.

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τῶν ἡδονῶν ἵνα μὴ ἀλγῶμεν ἀλγηδόνας (dolores) χαλεπωτέρας fr. 442.

56. semper eget: egens aeque est is qui non satis habet et is cui satis nihil potest esse führt die Rhet. ad Her. IV 17, 24 als Sentenz an. certum voto pete finem: richte dein Wünschen nicht ins Ungemessene, sondern auf ein bestimmtes Ziel, um, wenn erreicht ist quod erat in votis, wie H. selbst sagen zu können bene est, nil amplius oro sat. II 6, 4. Anders petite hinc (sc. ex philosophiae praeceptis, also petere hier holen, sich verschaffen) puerique senesque finem animo certum Pers. 5, 64. pete nicht etwa von den Göttern das würde ein anderes Verbum erfordern an die auch bei voto hier ebensowenig gedacht ist wie in horum tu in numerum voto ruis I 14, 41.

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57. @ δὲ τὸ κάκιστον τῶν καὶ κῶν πάντων φθόνος, φθισικὸν πεποίηκε και ποιήσει καὶ ποιεῖ Menand. inc. 12 M. Dasselbe Bild schon sat. I 1, 110 quodque aliena capella gerat distentius uber tabescat. rebus opimis Abl. instr.; daß der 'fette' Besitz des einen wie eine Krankheit am andern zehrt, ihn ‘abmagèrt', ist die Pointe der Sentenz. Siculi tyranni spielt auf die Martervorrichtungen der wegen ihrer Grausamkeit berüchtigten sikelischen Tyrannen, den ehernen Stier des Phalaris, die Kerker des Dionysios an: tulit illa quondam insula multos et crudeles tyrannos Cic. in Verr. V 145. Vielleicht aber hat H. hier ein Apophthegma im Sinn, das sich

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maius tormentum. qui non moderabitur irae, infectum volet esse dolor quod suaserit et mens, dum poenas odio per vim festinat inulto. ira furor brevis est: animum rege; qui nisi paret, imperat: hunc frenis, hunc tu conpesce catena. fingit equum tenera docilem cervice magister ire, viam qua monstret eques: venaticus, ex quo

auch der späte Verfasser der Phalarisbriefe zunutze macht, wenn er den Tyrannen seine Erfolge einem Neider melden läßt ἵνα . . στένῃς ἀδιαλείπτως, λαμβάνων παρὰ τῆς σεαυτοῦ φύσεως τὰς ἀξίας .. βασάνους epp. 8. tormentum: v. 37.

59-63. Etwas länger verweilt H. bei der Warnung vor dem Jähzorn, dem die Jugend besonders ausgesetzt ist. moderabitur irae, denn excidi penitus vitium irae nequit sat, I 3, 76.

dolor et mens zerlegt zunächst den Begriff des Zorns in die Komponenten einer erlittenen Kränkung und der dadurch erzeugten Gemütserregung, vuós (mens ungewöhnlich für animus wie in timido addere mentem II 2, 36); das führt v. 61 aus: der Zornige hat es eilig, der ungesättigten Rachsucht gewaltsam Genugtuung zu verschaffen: eine erschöpfendere Definition der doyń als die stoische: ἐπιθυμία τιμωρίας τοῦ δοκοῦντος ἠδικηκέναι οὐ προσηκόντως Diog. L. VII 113. odium inultum ist gleichsam personifiziert, im Ausdruck ähnlich ob iras graviter ultas Liv. II 17, 6: gerächt werden eigentlich nicht odium und ira, sondern ihr Anlaß, die iniuriae. furor: quidam itaque ex sapientibus viris iram dixerunt brevem insaniam Seneca de ira I 1. animum = mens 60.

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63. Wie ein Roß soll die Leidenschaft gezügelt, oder wie ein Hund an die Kette gelegt wer

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den: beide Bilder führt das Folgende 64-67 weiter fort, die Möglichkeit der hier gestellten Forderung zu begründen, wenn man sie nur beizeiten, in der Jugend in Angriff nehme. Damit nimmt der Schluß des Briefes die persönliche Beziehung auf den jungen Lollius wieder auf.

64, Das Bild geht auf Aristipp zurück, der sich mit seinen Lehren an die Jugend wandte und dies rechtfertigte καὶ γὰρ ὑμᾶς, ὦ πολῖται, ὁρῶ οὐ τοὺς γέροντας τῶν ἵππων δαμάζοντας ἀλλὰ τοὺς лálovs Gnomol. Vat. 45 (W. St.

IX 196). fingit, das technische

Wort für das Zähmen des Pferdes: angusto prius ore coercens insultare docet campis fingitque morando Varius bei Macrob. VI 2, 19. magister sc. pecoris: equus qui ad vehendum est natus, tamen hic traditur magistro Varro sat. fr. 559. ire viam qua monstret eques dahin zu gehen, wohin der Reiter will, denn (equum) non ille sinit lentae moderator habenae qua velit ire Varius a. a. O., und die Kunst des flectere equum (od. III 7, 25) besteht wesentlich darin, daß der Reiter es zwingt in gyros ire Ov. a. a. III 384 (vgl. her. 4, 79. Pan. Mess. 94), wie denn carpere gyros das erste ist, was das zukünftige Reitpferd lernt Verg. Darum georg. III 191. auch monstrare, womit viam wohl zu verbinden ist, wie in qua fortuna salutis monstrat iter quaque ostendit se dextra sequamur

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