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an qui Fortunae te responsare superbae

liberum et erectum praesens hortatur et aptat? quodsi me populus Romanus forte roget, cur non ut porticibus sic iudiciis fruar isdem,

Tragödie. lacrimosa, weil diese Rührstücke die Tränendrüsen der Zuschauer in Bewegung setzen. Pupius ist sonst nicht weiter bekannt: tragoediographus ita movit affectus spectantium ut eos flere compelleret: inde distichon fecit flebúnt amici et bene noti mortem meam, nam pópulus in me vivo lacrimavit satis'. Comm. Cruq. propius s. zu 58.

68. Fortunae, der Túzn, wenn sie als übermütige Herrin, ludum insolentem ludere pertinax od. III 29, 50, dich unter ihr Joch beugen will, den angemessenen Bescheid erteilen, d. i. mutig und unbeugsam sie in ihre Schranken weisen, wie das Plutarch л. Evμ. c. 17 ausführt. responsare (ähnlich sat. II 7, 85) ist das eigentliche Wort für den Sklaven, der Befehl oder Vorwurf des Herrn nicht ruhig hinnimmt, sondern dawiderredet: numquis servorum deliquit? num ancillae aut servi tibi responsant? Plaut. Men. 620. liberum et erectum, also nicht capite obstipo, multum similis metuenti sat. II 5, 92, sondern ἀνατεῖναι τὸν τράχηλον πρὸς τὰ πράγματα ὡς ἐλεύ

egov, was nach Epiktet II 17, 29 die erste Stufe wahrer Philosophie ist; ad beate vivendum opus est. . tantum animo sano et erecto et despiciente fortunam Sen. epp.9, 13.

praesens, wie ein hilfreicher Gott, der über dich wacht und dir zur Seite steht: man denke etwa an Athene und Diomedes: yvta S ἔθηκεν ἐλαφρά, πόδας καὶ χεῖρας υπερθεν, ἀγχοῦ δ ̓ ἱσταμένη ἔπεα πτερόεντα προσηύδα Il. E 122.

hortatur et aptat besagt weit mehr als das voraufgehende sua

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det: er ermutigt dich, hortatur, den Widerstand gegen die mächtige Fortuna aufzunehmen, und wenn du dazu entschlossen bist, gibt er dir auch Wehr und Waffen, aptat.

70. Die Antwort auf die letzten Fragen liegt schon in deren Fassung: zweifellos ist der Philosoph ein besserer Berater als Ianus medius. 'Wenn also der populus Romanus, verwundert darüber, daß ich meinen eigenen Weg gehe, mich zu sich locken will, so würde ich mich wohl hüten, darauf einzugehen'. In cur non liegt weniger die Frage nach dem Grunde als die Aufforderung, zu tun, was bisher verwunderlicherweise unterlassen wurde: cur non potamus od. II 11, 13; cur non hunc regem iugulas? sat. I 7, 34. populus Romanus 'das souveräne Volk meiner Mitbürger', die des Glaubens sind, ich gehöre von Rechts wegen zu ihnen. Während in v. 28-52 die Paränese völlig allgemein gehalten war, hatten v. 53-68 ganz speziell die römischen Verhältnisse ins Auge gefaßt (54. 58 f. 62. 64. 67), wobei es im folgenden bleibt (77. 83 fg.). Auch Cicero liebt pop. Romanus zu sagen, wo ihm das Volk nicht als der 'große Haufen', sondern als geschlossenes Ganzes vor Augen steht, daher oft mit der Nuance des Respekts, die auch an unserer Stelle ironisch anklingt, vgl. Roma potens II 1, 61. porticibus: die Portiken (sat. I 4, 134) als öffentliche Spaziergänge, wo sich die 'Welt' trifft und sieht, die ambulatio Magni (Catull. 55, 6), die

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nec sequar aut fugiam quae diligit ipse vel odit: olim quod volpes aegroto cauta leoni respondit, referam: quia me vestigia terrent, omnia te adversum spectantia, nulla retrorsum. belua multorum es capitum. nam quid sequar aut quem? pars hominum gestit conducere publica; sunt qui

porticus Agrippae I 6, 26 u. a.

fruar, im Sinne der Welt, welcher ihre Lebensanschauungen höchst ersprießlich dünken. olim 'seinerzeit', damals als der Löwe den Fuchs fragte: Anspielung auf eine bekannte aesopische Fabel, welche schon Lucilius im XXX. Buche seiner Satiren ausführlich vorgetragen: leonem aegrotum ac lassum deducta tum voce leo 'cur tu ipsa venire non vis huc?' 'quid sibi volt, quare fit ut introvorsus et ad te spectent atque ferant vestigia se omnia prorsus' (980-989). H. schließt daran sogleich im eignen Namen an: 'Ein Untier, wie jener Löwe, bist auch du, und noch dazu vielköpfig, wie die Ungeheuer des Mythus' denn quot capitum vivunt, totidem studiorum milia sat. II 1, 27: Ariston лoluxépaλον θηρίον εἶπε πάντα δῆμον (Gnomol. Vat. ed. Sternb. 121), wohl in ähnlichem Zusammenhange, vgl. totus populus in alia discors in hoc (admiratione auri argentique) convenit Seneca epp. 115, 11. nam ist hier bloß Fragepartikel wie in nam quid tu malum me rogitas quid agas Plaut. most. 368, oder in höherem Stil in namquis te iuvenum confidentissime nostras iussit adire domos? Verg. georg. IV 445, also quidnam. Freilich ist es nur eine Ausflucht der Höflichkeit, wie sie im Verkehr mit dem Herrscher Demos geziemt, wenn der Dichter vorgibt, das sequi quae diligit ipse populus (72) sei nicht so einfach,

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da keiner dem anderen (77-80), keiner auch sich selbst gleich bleibe (80-90) ebenso wenig ernsthaft lehnt H. II 2, 58 weiteres Dichten mit der Begründung ab, er wisse nicht, welcher Gattung er sich zuwenden solle, da jeder etwas anderes von ihm erwarte -; in Wahrheit wird hier die für den populus recht wenig schmeichelhafte Moral der zitierten Fabel gegeben: 'so hüte auch ich mich, den Spuren der Vielen zu folgen, denn ich sehe, was aus ihnen wird: die Geldgier stumpft ihr Gefühl für Anstand und Vornehmheit ab (77-80), und der ersehnte Reichtum macht sie, wenn er endlich da ist, nicht einmal glücklich, wie das Hin und Her ihrer Wünsche beweist (80-90).' Daß die Fabel schon von Früheren in gleichem Sinne verwendet worden ist, zeigt wohl Senecas schwerlich auf H. zurückgehende Anspielung de otio c. 1 pendemus enim toti ex alienis iudiciis nec viam bonam ac malam per se aestimamus, sed turba vestigiorum, in quibus nulla sunt redeuntium, woraus Seneca eben den Zustand ableitet, den nachher H. schildert: aliud ex alio placet... fluctuamur aliudque ex alio comprendimus, petita relinquimus, relicta repetimus: das alles sind deutliche Symptome der vitiositas, s. zu 94.

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77. conducere publica sc. vectigalia, Staatseinnahmen: Pachten, Hafenzölle portoria u. dgl., Wofür publica der technische Ausdruck ist, während die öffent

crustis et pomis viduas venentur avaras excipiantque senes, quos in vivaria mittant; multis occulto crescit res fenore. verum esto aliis alios rebus studiisque teneri:

idem eadem possunt horam durare probantes? 'nullus in orbe sinus Bais praelucet amoenis' si dixit dives, lacus et mare sentit amorem festinantis eri; cui si vitiosa libido

lichen Arbeiten, die gleichfalls conducuntur, nur ganz ausnahmsweise so bezeichnet werden. Daß die Beteiligung an den publica hier neben Erbschleicherei und Wucher genannt wird, ist eine Bosheit gegen die im letzten Jahrhundert der Republik so mächtigen und angesehenen publicani, deren politischer Einfluß freilich seit Begründung des Prinzipats im Schwinden begriffen war; die gleiche Verachtung liegt Lucilius' stolzem Wort publicanus vero ut Asiae fiam, ut scripturarius pro Lucilio, id ego nolo et uno hoc non muto omnia 671 zugrunde. crustis et pomis: sat. II 5, 10-17. viduas avaras, also orbae, welche ein großes Vermögen zusammengescharrt haben. excipiant und mittant bleibt in dem mit venentur Inoar begonnenen Bilde der Jagd, das auch dem für Erbschleichen üblichsten Ausdruck captare (sat. II 5, 23) zugrunde liegt. vivaria: pecudum silvestrium quae nemoribus clausis custodiuntur vivaria Colum. VIII 1. Zuerst (in sullanischer Zeit, Plin. VIII 211) für Schwarzwild aufgebracht, das dort förmlich gemästet wurde (Colum. IX 1); der Name ward dann auf die sich rasch einbürgernden Fischteiche übertragen. occulto: weil man von solchen Geschäften nicht gern redet: das Gewerbe des fenerator, wohl zu scheiden von dem des argentarius, galt

Horatius III. 4. Aufl.

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für unsauber: improbantur ei quaestus, qui in odia hominum incurrunt, ut portitorum, ut feneratorum Cic. off. I 150.

80. verum: Adversativpartikel, die hier zur Überleitung dient wie bei Cic. de fin. II 92 verum esto; consequatur summas voluptates u. ö. esto gibt nicht die Richtigkeit der Tatsache zu, sondern will sie lediglich dahingestellt sein lassen, ohne aus ihr weitere Konsequenzen ziehen 'ich will es mir gefallen lassen', ebenso wie sat. II 2, 30 hanc magis illa inparibus formis deceptum te petere esto. 83. Bajae: s. zu od. II 18, 20. praelucet praenitet od. I 33, 4, in dieser Bedeutung sonst nicht belegt; Bais ist Dativ.

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zu

84. lacus, eine der an dem niedrigen Strande zwischen Bajae und Puteoli liegenden Lagunen, wie die des Lukrinersees (s. od. II 15, 3); er hat es eilig, seine Zuneigung dadurch zu betätigen, daß er anfängt, sich dort eine Villa zu bauen, deren Substruktionen in das Meer reichen, deren Anlagen den Landsee in ihren Bereich ziehen: aber rasch läßt dieser Eifer nach. erus meint auch hier, wie in der Regel, den Herrn mit Rücksicht auf seine Sklaven, denn da der erus festinat, sind alle verfügbaren Sklaven in rastloser Tätigkeit.

85. cui. . fecerit auspicium: während sonst der Menschen Tun sich richtet nach dem gött

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fecerit auspicium, 'cras ferramenta Teanum tolletis, fabri.' lectus genialis in aulast: nil ait esse prius, melius nil caelibe vita; si non est, iurat bene solis esse maritis. quo teneam voltus mutantem Protea nodo? quid pauper? ride: mutat cenacula, lectos,

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lichen Wink, den der Flug der Vögel erteilt auspicium facere wird von den aves, nicht von der Gottheit gesagt, Liv. I 34, 9; Serv. Aen. III 246 erhält es hier seinen Anstoß durch die Regungen eines die vitiositas verratenden (zu 94) Gelüstes, denen der dives eben so unbedingt und unverzüglich folgt, wie einem auspicium: aves eventus significant aut adversos aut secundos; virtutis auspiciis video esse usum Deiotarum, quae vetat spectare fortunam, dum praestetur fides Cic. div. II 79. Teanum Sidicinum die vornehmste Binnenstadt Kampaniens: er hat die eben noch gepriesene Schönheit des sinus Baianus satt bekommen und siedelt nach dem Innern über. - fabri sind die eben noch beim nunmehr aufgegebenen Bau der Bajaner Villa beschäftigten Maurer, genauer structores.

87. Der lectus genialis qui nuptiis sternitur in honorem Genii Paullus p. 95 (Genius als Gott der Zeugung) stand im atrium der Eingangstür gegenüber, daher auch lectus adversus genannt. Für das weite Atrium des vornehmen Hauses in neuem Stile (od. III 1, 46) steht das mit der höfischen Sitte der hellenistischen Fürstenhöfe in die Sprache eingewanderte aula wie od. II 10, 8.

88. nil prius wird durch melius nil lediglich verstärkt, wie im folgenden Vers iurat ein verstärktes ait ist; so nihil prius nec potius visum est Liv. XXXIX 47, 4 u. Ô. In der Umgangs

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sprache ist dieser Gebrauch von prius alt: si quidem hercle possis, nil prius neque fortius Ter. eun. 50, die klassische Prosa vermeidet ihn.

90. Proteus: sat. II 3, 71; von Menelaos (Od. 8 459) mit den Händen festgehalten, wird er von Aristaeus bei Virgil georg. IV 439 in Fesseln geschlagen. Wie Proteus dem Menelaos über die Mittel und Wege zur Heimkehr, so sollte der populus Romanus dem Dichter Rede stehen über den Weg der rechten Lebensführung vitae via.

91. Freilich ist diese Launenhaftigkeit nicht an den Reichtum gebunden; treibt es doch der Unbemittelte ebenso im kleinen, lächerlicherweise ride

und

als setze er seinen Ehrgeiz darein, es eben so schlecht zu haben wie jener. Wechselt jener den Wohnsitz und baut bald in Bajae, bald in Teanum, so zieht dieser aus einer Mansarde in die andere, besucht bald dies, bald jenes der öffentlichen Bäder und läßt sich bald hier, bald dort die Haare schneiden: 'kurz nun wird, nach echt horazischer Weise (ähnlich gleich v. 100), ganz unvermittelt in ein Bild übergegangen - in seinem Mietskahn ist ihm nicht weniger übel zumut wie dem Reichen auf seinem eigenen Luxusschiff. Das Leben mit einer Seefahrt, die Lebenslage mit einem Fahrzeug zu vergleichen ist H. ganz geläufig: s. zu od. II 10, 1 und III 29, 62 me biremis praesidio scaphae tutum

aura

balnea, tonsores, conducto navigio aeque nauseat ac locuples, quem ducit priva triremis. si curatus inaequali tonsore capillos

feret; besonders nahe steht ego utrum nave ferar magna an parva, ferar unus et idem epp. II 2, 199. Hier war ihm das Bild durch die Erinnerung an einen bekannten Tóлos griechischer Popularphilosophie besonders nahe gelegt: κυβερνήτης μὲν οὔτε ἐν μεγάλῳ πλοίῳ οὔτε ἐν μικρῷ ναυτιάσει, οἱ δ ̓ ἄπειροι ἐν ἀμφοῖν· οὕτως ὁ μὲν πεπαιδευμένος καὶ ἐν πλούτῳ καὶ ἐν πενίᾳ οὐ ταράττεται, ὁ δ ̓ ἀπαίδευτος ἐν ἀμφοῖν Ariston b. Stob. ecl. II p. 218 W. (fr. 396 Arn.), umgebildet bei Plut. л. εὐθυμίας 3. cenaculum ursprünglich Speiseraum, aber posteaquam in superiore parte cenitare coeperunt, superioris domus universa cenacula dicta Varro 1. 1. V 162. Diese Oberstuben wurden in der Regel an Unbemittelte vermietet. lectos: die Schlafstätte, mit der er umzieht, vom Bett zum Ruhesopha, von hier zum lectus tricliniaris. balnea, die öffentlichen Badeanstalten, wie tonsores die Friseurstuben (I 7, 50), mit denen der pauper wechselt, während der Reiche diese Bedürfnisse im eigenen Hause befriedigt, daher priva triremis (vgl. sat. II 5, 11): er hat sein 'Schiff' für sich allein.

94. Die Anrede an den populus v. 76 ist schon während der vorhergehenden Schilderung aus dem Bewußtsein entschwunden; ride 91 richtete sich wieder an den gleichgesinnten Leser, in erster Linie also, wie zuletzt v. 13 fg., an Maecen. An eben dies ride knüpft H. nun in überraschender Wendung den Schlußteil an, in dem das Wort darum dreimal stark hervorgehoben wird. Lachst du aber wirklich über solche inaequalitas? auch bei mir? Ja wenn

es sich um Ungleichmäßigkeiten
der äußeren Erscheinung han-
delt, gewiß: aber wie anders,
wenn du bemerkst, daß ich im
Punkte innerer aequalitas auch
nur ein Tor bin wie alle! Könntest
du mir sonst' dies ist der
unverkennbar gemeinte Abschluß
des gesamten Gedankengangs
'zumuten Gedichte zu machen,
statt an meiner eigenen Besserung
zu arbeiten?' Nachdem also II.
so schroff die Gemeinschaft mit
der Anschauungsweise der 'Welt'
abgewiesen und den Anschein er-
weckt hat, als beanspruche er
eine Wunder wie sehr erhabene
Sonderstellung, lenkt er unmerk-
lich ein und gibt sich als unus
de multis im Punkte der Unbe-
ständigkeit preis: freilich mit
dem wesentlichen Unterschiede,
daß er sich seiner Schwäche be-
wußt ist und ihr entgegenarbeitet.
Handelt es sich doch nicht nur
um gewöhnliche Inkonsequenz,
sondern in letzter Linie um den
Mangel an virtus, die nach stoischer
Lehre ist eine διάθεσις ὁμολο-
yovuévn (Diog. L. VII 89), d. h.
aequalitas ac tenor vitae per om-
nia consonans sibi (Sen. epp. 31,8),
während vitiositas (xaxia) est habi-
tus aut affectio in tota vita in-
constans et a se ipsa dissentiens
Cic. Tusc. IV 29, der ebenda noch
näher repugnantia und incon-
stantia unterscheidet wie H. v. 97
und 98.
curatus, denn die
Frisur ist cura comae (Prop. III
14, 28): voluerunt exonerare capita
molesto et supervacuo pondere,
sed celerior ventus distulit curatio-
nis propositum Petron. 107,
inaequali tonsore ist kein Abl,
abs., sondern einfacher Instrumen-
talis, da die Person des tonsor
lediglich als das Werkzeug emp-

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