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trachten die Versöhnung als ein auf das Verdienst Christi unmittelbar sich gründendes göttliches Gnadengeschenk; die Duäker dagegen, in deren Lehrconner allerdings die Lehre (von der Erlösung eine nicht unwesentliche Stelle einnimmt (f. §. 41, 2.), enthalten sich nicht allein meist unzweideutig bestimmter Aeußerungen über die Art des Erlösungswerks, sondern verdunkeln dasselbe noch zugleich durch eine mystische Deutung 3o), und die Socinianer betrachten in geradem Gegensaße gegen die Lehre jener Kirchen die Versöhnung als in Folge eigener sittlicher Besserung eintretende göttliche Wohlthat, und sehen das Verdienst Christi lediglich darein, daß er durch Lehre und Beispiel den untrüglichen Weg zur sittlichen Befferung gezeigt habe. Wenn der Tod Christi bei jenen Kirchen der Mittelpunkt alles dessen ist, was Christus für die Menschheit leistete, so erscheint er bei den Socinianern bloß als ein unterge: ordnetes Stück im Verdienste Chrifti, als Bestätigung seiner Lehre und kräftigere Ermunterung der Menschheit zum Gehorsam; und wenn bei jenen Lehre und Beispiel Christi nur als ein Theil seines Verdienstes und in der engsten Beziehung auf seinen Tod, als Mittelpunkt des ganzen Erlösungswerks, betrachtet wird, so erz

stimmt ausgesprochen, von der katholischen nicht ausgesprochen, von der arminianischen verneint wird, s. erst bei §. 45. das Nähere.!

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30) Auch die Quäker reden allerdings von dem Versöhnungstode Christi in biblischen Ausdrücken; aber theils meistens sehr allgemein, theils unterscheiden sie auch eine doppelte Erlösung, die eine factische oder äußerliche, welche durch den Tod Chrifti bewirkt worden ist, und dem Sünder die Făhigkeit, das Heil zu erlangen, gebracht hat, die andere innere, durch Mittheilung der von Christus ausströmenden Lebenskraft des inneren Lichts. Beide in Verbindung wirken erst die Entsündigung des Menschen, eine ist so nothwendig wie die andere. (S. Barclai. Apol. thes. 7, 2: Prima est redemtio a Christo peracta in corpore suo crucifixo extra nos. Altera est redemtio, quam Christus in nobis operatur, quae non minus proprie et dicitur et aestimatur redemtio, quam praecedens. Prior igitur illa est, qua homo, prout in lapsu stat, in salutis capacitate ponitur.. Secunda illa est, qua possidemus et cognoscimus puram et perfectam hanc redemtionem in nobis ipsis... Sicnemo potuit posteriore frui absque priore, sic etiam nemo priore frui absque posteriore potest: nobis igitur utraque iustificationis causae sunt. Prior est causa procurans et efficiens, secunda causa formalis. “)

ut

scheint beides, Lehre und Beispiel, vereinigt den Socinianern als Hauptsache, der auch der Tod Christi gedient habe. Außerdem uns terscheiden sich die Socinianer auch dadurch von jenen Kirchen, daß die leßteren je nach dem Maaße der Klarheit und Reinheit ihrer Ueberzeugung auch von einer Versöhnung Gottes mit den Menschen ebensowohl, als der Menschen mit Gott reden dürfen, während die ersteren nur diese zugeben. -Ferner weichen aber auch jene Kirchen, die an eine Versöhnung durch Christi stellvertretenden Lod glauben, wieder darin von einander ab, daß einige, nehmlich die lutherische Kirche mit der reformirten 3) und mennonitischen 32), diese Versöhnung Chrifti für völlig zureichend, Andere, nehmlich die Arminianer, und in anderem Sinne die katholische Kirche, für nur zum Theil zureichend, noch Andere, nehmlich ebenfalls zugleich, nur wieder in anderer Beziehung, die katholische Kirche, für überzureichend erklären, während die griechische Kirche diesen Punkt symbolisch nicht genau erörtert, obwohl sie sich durch stillschweigende Mißbilligung der dritten am meisten an die erstere und an die katholische Schattirung der zweiten Ansicht anschließt; s. §. 45. Endlich scheiden sich auch dadurch noch die lutherische und die reformirte Kirche in diesem Lehrpunkte von einander, daß nur die erstere, insofern nur sie die reine Wahrheit in Betreff der Person Christi festhält, die im innigsten Zusammenhange mit derselben stehende gemeinsame Lehre von dem Berföhnungswerke Christi wahrhaft lebendig und kräftig selbstbewußt zu erfassen vermag.

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31) Insofern nicht die reformirte Kirche durch das Calvinistische Prädestinationsdogma factisch sich zur entgegengesetten Ansicht, dahin nehmlich führen läßt, auch ihrerseits factisch die Versöhnung Christi für nur zum Theil zureichend zu erklären, nach Gottes Willen nur für die Auserwählten [ein Lehrpunkt, der aber noch weit tiefere Bedeutsamkeit haben würde, als der entsprechende arminianische und katholische, indem er die Bedeutung des ganzen Wesens und Werkes Christi für die gesammte Menschheit als solche an und für sich aufhöbe.]

32) Noch das Glaubensbekenntniß der Feinen vom J. 1755 lehrt ausdrücklich von Christo,,,daß er nicht bloß, um seine Lehre zu bestätigen, sondern vielmehr als unser allein genugsamer Bürge zur Versöhnung unferer Sünden sich freiwillig zum Kreuzestod und Begräbniß überliefert habe."

§. 45.

Vergleichende Darstellung der katholischen, (griechischen), lutherischen (und reformirten), und arminia nischen Lehre.

Die katholische Kirche, so wie die lutherische nebst der reformirten, und (wiewohl laxer) die arminianische Parthei be: kennen sich in ihrer Vorstellung über das Verdienst Christi wefentlich zur Lehre von einer stellvertretenden Genugthuung, zur Satisfactionslehre. Die lutherische Kirche insbesondere bekennt Conf. Aug. art. 3. von Christo: „welcher wahrer Gott und Mensch ist, wahrhaftig geboren, gelitten, gekreuziget, gestorben und begraben, daß er ein Opfer wäre, nicht allein für die Erbfünde, sondern auch für alle andere Sünde, und Gottes Zorn versühnet" (lateinisch:,, ut reconciliaret nobis Patrem, et hostia esset non tantum pro culpa originis, sed etiam pro omnibus actualibus hominum peccatis"), und art. 4: „daß wir Vergebung der Sünden und Gerechtigkeit für Gott nicht erlangen mögen durch unser Verdienst, Werk und Genugthun, sondern daß wir Vergebung der Sünden bekommen und für Gott gerecht werden aus Gnaden um Christus willen durch den Glaus ben, so wir gläuben, daß Christus für uns gelitten hat, und daß uns um seinetwillen die Sünde vergeben, Gerechtigkeit und ewiges Leben geschenkt wird" (,, quod homines.. gratis iustificentur propter Christum per fidem, cum credunt se in gratiam recipi et peccata remitti propter Christum, quia sua morte pro nostris peccatis satisfecit"); desgleichen in der Apol. art. 3. de dilectione et impletione legis p. 93:,,Christus, quia sine peccato subiit poenam peccati et victima pro nobis factus est, sustulit illud ius legis, ne accuset, ne damnet hos, qui credunt in ipsum, quia ipse est propitiatio pro eis, propter quam nunc iusti reputantur," und art. 6. de confessione et satisfactione p. 190:,,Mors Christi non est solum satisfactio pro culpa, sed etiam pro aeterna morte," sowie auch im Groß. Katech. zum 2. Art.:,,(Christus) dazu gelitten, gestorben und begraben, daß er für mich genug thäte, und bezahlete, was ich verschuldet habe, nicht mit Silber noch Gold, sondern mit seinem eignen theuren Blute;" und genauer

erklärt sich sodann hierüber die Concordienformel art. 3. de iustitia fidei coram Deo, indem sie zugleich, in vollkommenster materialer Harmonie mit Luthers und der lutherischen Kirche Lehre von jeher, formal zwischen einer obedientia Christi activa (dem heiligen Leben Jesu als vollkommener Erfüllung des göttlichen Gesezes durch Ihn anstatt der Menschen) und passiva (der durch den Tod geleisteten Genugthuung) unterscheidet 33). Aehnlich,

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33) Sol. decl. p. 684 sq.,, ‚Iustitia illa, quae coram Deo fidei aut credentibus ex mera gratia imputatur, est obedientia, passio et resurrectio Chr., quibus ille legi nostra causa satisfecit et peccata nostra expiavit. Cum enim Chr. non tantum homo, verum Deus et homo sit, in una persona indivisa, tam non fuit legi subiectus, quam non fuit passioni et morti (ratione suae personae) obnoxius, quia dominus legis fuit. Eam ob causam ipsius obedientia non ea tantum, qua patri paruit in tota sua passione et morte, verum etiam, qua nostra causa sponte sese legi subiecit eamque obedientia illa sua implevit, nobis ad iustitiam imputatur, ita ut Deus propter totam obedientiam, quam Christus agendo et patiendo in vita et morte sua nostra causa patri suo coelesti praestitit, peccata nobis remittat, pro bonis et iustis nos reputet et salute aeterna donet" -; u. p. 697: Et hoc modo fides nostra respicit in personam Christi, quatenus illa pro nobis legi sese subiecit, peccata nostra pertulit, et cum ad patrem suum iret, solidam, absolutam et perfectissimam obedientiam (iam inde a nativitate sua sanctissima usque ad mortem) patri suo coelesti pro nobis miserrimis peccatoribus praestitit. Qua sua obedientia omnem nostram inobedientiam (quae in nostra natura et huius cogitationibus, verbis et operibus haeret) texit, ut ea nobis ad damnationem non imputetur, sed ex mera gratia, propter solum Christum, condonetur atque remittatur.“ Von dieser activ und passiv durch Christum gelei= fteten Genugthuung wird zugleich bestimmt (gegen Andr. Osiander und Fr. Stancarus), daß sie Christus nur nach beiden Naturen zugleich geleistet habe und habe leisten können. Dextre considerandum est (p. 696), qua ratione Christus .. nostra iustitia dicatur. Nempe quod iustitia nostra neque in divina, neque in humana natura, sed in tota ipsius persona consistat: quippe qui ut Deus et homo in sola sua tota et perfectissima obedientia est nostra iustitia ... Quare credimus, docemus et confitemur, quod tota totius personae Christi obedientia, quam ille Patri usque ad ignominiosissimam crucis mortem nostra causa praestitit, nobis ad iustitiam imputetur. Humana enim natura sola, sine divinitate, aeterno omnipotenti Deo neque obedientia, neque passione pro totius mundi peccatis satisfacere valuisset,

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wenn auch theilweise minder bestimmt, kräftig und tief, namentlich auch hinsichtlich der lezteren (mit der Lehre von der Person Christi genauer zusammenhängenden) Unterscheidung 34), äußern sich die drei anderen Kirchengemeinschaften 3).

Divinitas vero sola sine humanitate inter Deum et nos mediatoris partes implere non potuisset. Cum autem.. obedientia illa Christi non sit unius duntaxat naturae, sed totius personae; ideo ea est perfectissima pro humano genere satisfactio et expiatio, qua aeternae et immutabili iustitiae divinae .. satis est factum.“

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34) Dieselbe fehlt übrigens nicht einmal den Quäkern ganz. Barclai. apol. thes. 7, 8. p. 142 erwähnt beiläufig neben mors und passiones Chr. auch dessen integra obedientia als zum Versöhnungswerk gehörig.

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35) Von reformirten Symbolen bekennt die Conf. Helv. II. cap. 15: Christus peccata mundi in se recepit et sustulit divinaeque iustitiae satisfecit. Deus ergo propter solum Christum passum et resuscitatum propitius est peccatis nostris, nec illa nobis imputat;" Conf. Gall, art. 17:,, Credimus, eo unico sacrificio, quod 1. Chr. in cruce obtulit, nos esse Deo reconciliatos Itaque testamur, Christum esse integram et perfectam nostram ablutionem, in cuius morte plenam satisfactionem nanciscimur, qua liberemur ab omnibus peccatis, quorum rei sumus et a quibus absolvi alio remedio non possumus;" Conf. Belg. art. 21:,, Credimus, I. Chr. summum illum sacerdotem esse,.. qui se nostro nomine coram patre stitit ad iram ipsius plena satisfactione sua placandam, offerens se ipsum in ligno crucis pretiosumque sanguinem suum ad purgationem peccatorum nostrorum effundens ;" Heidelb. Katech. Fr. 1: Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben? A. Daß ich mit Leib und Seele.. meines getreuen Heilandes I. Chr. eigen bin, der mit seinem theuren Blute für alle meine Sünde vollkömmlich bezahlet“ 2c. („auf daß er

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Fr. 37.

mit seinem Leiden, als mit dem einigen Sühnopfer, unser Leib und Seel von der ewigen Verdammniß erlösete"); u. Fr. 40: Warum hat Christus den Tod müssen leiden? A: Darum, daß von wegen der Gerechtig keit und Wahrheit Gottes nicht anders für unsere Sünde möchte bezahlet werden, denn durch den Tod des Sohnes Gottes. “ Eine obedientia Chr. activa wird nur in einigen späteren Bekenntnissen einigermaßen angedeutet, nehmlich Conf. Helv. II, 11. (,,Porro passione vel morte sua omnibusque adeo, quae a suo in carne adventu nostra causa fecit et pertulit, reconciliavit omnibus fidelibus Dominus noster patrem coelestem") und Heidelb. Kat. Fr. 36. (,, Was für Nugen bekommst du aus der h. Empfängniß u. Geburt Christi? A. Daß er unser Mittler ist, und mit seiner Unschuld u. vollkommenen Heiligkeit meine Sünde, darinnen

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