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Übergang von jenen zu diesen bilden die Paulicianer. Die erste Entstehung dieser Sekte und ihres Namens wird bis in's vierte oder fünfte Jahrhundert, auf Paulus und Johannes, die Söhne der Kallinike, einer dem Manichäismus ergebenen Frau in der Gegend von Samosata, zurückgeführt. Der Name Paulicianer sollte nämlich aus „Paulojohanniten“, wie man sie zuerst von jenen beiden Stiftern genannt habe, gebildet worden sein. Ob aber Kallinike und ihre Söhne wirklich Manichäer gewesen sind, oder ob sie einer in jenen Gegenden verbreiteten dualistisch-gnostischen Sekte, etwa der Marcionitischen angehörten und der Manichäismus ihnen nur beigelegt wurde, weil man später dualistische Lehren überhaupt als manichäische bezeichnete, diess lässt sich nicht bestimmen; das letztere ist indess wahrscheinlicher, da die auffallendsten Züge des Manichäismus und diejenigen, wodurch er sich von den gnostischen Systemen unterscheidet, in dem Paulicianischen Lehrbegriffe nicht zu

finden sind.

Die Paulicianer selbst wollten aber mit den Söhnen der Kallinike, welche ihre Lehren in Phanaröa, namentlich in dem Flecken Episparis ausgebreitet hatten, in keiner Verbindung stehen; wenn man später von ihnen begehrte, dass sie den Paulus und Johannes, so wie den Mani und einige Andere verdammten, so thaten sie es unbedenklich; und ihren Namen leiteten sie theils von einem ihrer Lehrer, dem Armenier Paulus, theils von dem A postel Paulus her. Der eigentliche Stifter oder wenigstens Reformator der neuen Sekte war gegen Ende des siebenten Jahrhunderts Constantin, der in dem Armenischen Flecken Mananalis lebte und zu der durch die Söhne der Kallinike ,dort gepflanzten Manichäischen oder gnostischen (Marcionitischen) Sekte gehörte. Damals und schon seit längerer Zeit wurden auf Befehl der griechischen Kaiser die Anhänger dieser Sekte, wenn man sie als solche erkannte, mit dem Tode bestraft. Constantin, der von einem Diakonus, welchen er bei sich beherbergt, die Evangelien und die Briefe Pauli erhalten hatte, wähnte wahrzunehmen, dass die Grundlehren seiner Sekte, mittels einer von ihm ersonnenen oder von älteren Gnostikern überkommenen Auslegung, mit dem Neuen Testamente sich in Einklang bringen liessen, ohne dass man gleich den älteren Gnostikern zu willkürlichen Verstümmlungen oder Interpolationen seine Zuflucht zu nehmen brauche, wenn man nur einiges allzu Anstössige und in zu grellem Widerspruche mit den Evangelien und den Paulinischen Briefen Stehende beseitige. Indem er also alle gnostischen und Manichäischen Schriften, deren seine Partei sich bisher als Quellen der Lehre bedient hatte, verwarf, und die Evangelien und Briefe Pauli für die einzige Quelle und Unterlage seines Glaubens erklärte, hoffte er durch diesen biblischen Anstrich den Lehren der Sekte eine empfehlendere, zu grösserer Ausbreitung geeignete Gestalt zu geben, und zugleich von den Kaisern und kaiserlichen Befehlshabern grössere Schonung und Duldung für die reformirte und biblisch gewordene Partei zu erlangen.

Constantin legte sich den Namen des Silvanus, jenes von Paulus nach Macedonien gesandten Jüngers, bei, womit er wohl nicht sagen wollte, dass, kraft der Seelenwanderung, die Seele des Silvanus in seinem Körper wohne, sondern nur, dass er, vom Geiste Pauli angeweht und erfüllt, ein ebenso treuer und glaubwürdiger Schüler des Apostels sei, eben so seine Sendung von Paulus empfangen habe, wie ehemals Silvanus. Seinem Beispiel folgten nachher die Häupter und Lehrer der Sekte, indem sie gleichfalls ihre Namen gegen die Namen Paulinischer Jünger vertauschten.

Sieben und zwanzig Jahre lang (zwischen 653 und 684) hatte Constantin seine Lehre zu Cibossa, in der Nähe von Colonea, einer befestigten Stadt des römischen Armeniens, mit bedeutendem Erfolge ausgebreitet, als der Kaiser Constantin Pogonatus einen Staatsbeamten Symeon, mit dem Auftrage, die neu aufstrebende Sekte zu unterdrücken, dahin sandte. Dieser liess alle Paulicianer von Cibossa nach Colonea bringen, wo er ihnen befahl, ihren Meister Silvanus zu steinigen; sie aber warfen die Steine hinter sich, nur Einer, und zwar gerade sein Adoptivsohn Justus, schleuderte einen schweren Stein nach ihm, der ihn tödtete. Constantins Anhänger wurden dem Befehle des Kaisers gemäss in verschiedene Kirchen vertheilt, wo man, jedoch vergeblich, an ihrer Bekehrung arbeitete. Dabei geschah es, dass Symeon selbst im Verkehre mit den Paulicianern, durch ihre Gründe und ihre Fertigkeit Bibelstellen zu citiren bestochen, Neigung für diese Lehre fasste, und mit solcher Neigung im Herzen nach Constantinopel zurückkehrte. Nach drei Jahren verliess er heimlich die Hauptstadt, sammelte in Cibossa die zerstreuten Glieder der Sekte, stellte sich an ihre Spitze und nannte sich Titus. Sie blieben nicht lange ungestört, doch waren sie es diessmal selbst, welche den neuen Versuch, sie auszurotten, veranlassten. Es erhob sich nämlich zwischen Symeon und jenem Justus, dem Pflegesohn Constantins, ein Zwist über die Stelle im Briefe Pauli an die Colosser (1, 16), wo es heisst, dass durch den Sohn Alles im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare erschaffen sei. Justus behauptete, dass in diesen Worten offenbar das Gegentheil von dem enthalten sei, was der dualistisch gesinnte Symeon von der Weltschöpfung als dem Werke des bösen Gottes lehrte; und da der Streit immer hitziger wurde, so wandte sich Justus an den Bischof von Colonea, unter dem Vorgeben, sich den Sinn des Apostels von ihm erklären zu lassen, wahrscheinlich aber in der feindseligen Absicht, an seinem Gegner Symeon dadurch Rache zu nehmen, dass er den Bischof und durch diesen die kaiserlichen Behörden auf das Wiederaufleben der bisher für zerstreut und unterdrückt gehaltenen Sekte aufmerk

sam machte. Auf den Bericht des Bischofs befahl der Kaiser Justinian II., dass alle Paulicianer festgenommen, befragt, und die bei ihrer Lehre beharrenden verbrannt werden sollten. Demnach wurde nahe bei der Stätte, wo Constantin gesteinigt worden, und die seitdem Ewpós, der Steinhaufe, hiess, ein grosser Scheiterhaufen errichtet, auf welchem Symeon mit einer nicht geringen Zahl seiner Anhänger im J. 690 starb.

Unter den dem Tod Entronnenen war ein Armenier Paulus, der sich mit seinen beiden Söhnen Gegnäsius und Theodor nach Episparis flüchtete und sich hier an die Spitze der bald wieder gesammelten Sekte stellte. Ihm folgte sein älterer Sohn Gegnäsius, mit Veränderung seines Namens in den des Timotheus. Gegen ihn erhob sich aber der jüngere Bruder Theodor, und während jener behauptete, ihm, als dem rechtmässigen Erben der dem Vater von oben mitgetheilten Gnade und Erleuchtung, gebühre das Vorsteheramt, gründete Theodor seine Ansprüche auf die ihm ebenso wie dem Vater unmittelbar von Gott eingeflössten Gaben des Geistes. Dadurch bildete sich eine Spaltung, die bis zum Tode der beiden Brüder fortdauerte.

Gegnäsius musste auf Befehl des Kaisers Leo des Isauriers in Constantinopel vor dem Patriarchen ein Verhör über seinen Glauben bestehen; hier half er sich theils durch Ableugnung einiger Beschuldigungen, theils durch zweideutige, scheinbar katholische, von ihm aber in ganz anderem Sinne genommene Antworten. Er sprach Anathema über den, der den orthodoxen Glauben und die katholische Kirche verwerfen würde, verstand aber darunter die eigene Lehre und die Paulicianische Kirche; er versicherte das Kreuz' zu verehren, meinte aber damit Christum selbst, der mit seinen ausgebreiteten Armen die Figur eines Kreuzes beschrieben habe. Eben so bekannte er sich zur Verehrung der heiligen Maria, in

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welche Christus ein- und von welcher er ausgegangen und die aller Gläubigen Mutter sei; diese Maria aber war ihm die Gemeinde der Seligen im Himmel, das obere Jerusalem, in welches Christus als Vorläufer für die Gläubigen eingegangen sei. Auf die Frage, warum nicht Theil nehme an dem Leibe und Blute Christi, sondern beides verachte, war er sogleich mit einem Anathema gegen die Verächter dieses Leibes und Blutes zur Hand, verstand aber hierunter nur die Worte und Lehren Christi, und in ähnlicher Weise sprach er sich zu Gunsten der Taufe aus, wobei er sich, da Christus sich das lebendige Wasser nenne, nur eben den Herrn selbst dachte. So konnte er, auf den Bericht des Patriarchen mit einem kaiserlichen Schutzbriefe versehen, nach Episparis zurückkehren, von wo er sich jedoch bald darauf mit seinen Jüngern wieder nach Mananalis wandte, auf saracenischem Gebiete sich sicherer wähnend.

Nach dem Tode des Gegnäsius entstand wieder eine Spaltung unter den Paulicianern, indem die einen seinem Sohne Zacharias, die andern dem Joseph, welchen Gegnäsius als Kind an der Strasse gefunden und erzogen hatte, anhingen. In dem Streite, der darüber entbrannte, hätte Zacharias seinen Nebenbuhler mit einem Steine beinahe erschlagen. Endlich beschloss man sich ganz zu trennen. Zacharias wollte sich mit seinem Haufen anderwärts niederlassen; die Saracenen, die aus der eingeschlagenen Richtung schlossen, dass sie wieder auf Römisches Gebiet sich begeben wollten, eilten ihnen nach; Zacharias zwar rettete sich durch schnelle Flucht, aber seine Anhänger fielen sämmtlich unter dem Schwerte der Araber. Mit glücklicherem Erfolge bewerkstelligte Joseph seine Übersiedelung nach Episparis, wo ihm die Einwohner freudig mit brennenden Fackeln entgegenzogen. Seine Anhänger fielen indess bald darauf in die Gewalt eines kaiserlichen Befehlshabers Krikoraches, während er nach Antiochia in Pisidien entkam, und in den dortigen Gegenden dreissig

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