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solchen ätherischen Leib, wie Christus ihn auf Erden getragen, anlegen. Während also die Gläubigen mit Christus Eines Leibes und Einer Gestalt (ovoœœμn xai ovuμoogo) werden und durch die Engel, die Apostel, geleitet, sogleich in das Reich des Vaters eingehen, fällt der abgelegte Körper, diese unreine Umhüllung, dieses Gefängniss der Seele, sofort der Verwesung anheim und wird nie wieder hergestellt.

Da die Bogomilen die Taufe der Katholiken als die blosse Wassertaufe des Johannes verwarfen und dagegen ihren Aufnahmeritus für die wahre Taufe Christi, die durch den heiligen Geist geschehe, erklärten, so wurde. jeder, der zu ihnen übertrat, nochmals getauft. Dieser sogenannten Taufe, die aber ohne Anwendung von Wasser vollzogen wurde, musste ein Sündenbekenntniss zur Reinigung und anhaltendes, sieben Tage und sieben Nächte fortzusetzendes Gebet vorangehen. Der Aufzunehmende durfte in dieser Zeit sein Gewand nicht wechseln und sein Weib nicht berühren. Dann musste er sich feierlich verpflichten, das zu Offenbarende niemandem mitzutheilen; meist musste er auch eine Handschrift -ausstellen, dass er nie mehr zur katholischen Kirche zu rückkehren wolle. Sofort legten sie ihm das Evangelium Johannis auf das Haupt, riefen ihren heiligen Geist an und beteten das Vaterunser. Nun folgte eine zweite Prüfungs- und Vorbereitungszeit zu besserer Reinigung und sorgfältigerer Gebetübung; nach Verlauf derselben und auf die Versicherung anderer, dass er alles beobachtet und fleissig gerungen habe, wurde der Proselyt zur vollständigen Einweihung (reλsíwois) geführt: man wendete ihn gegen Osten, legte ihm wieder das Johannes-Evangelium auf das Haupt, die anwesenden Männer und Weiber legten ihm die Hände auf und sangen einen Dankhymnus.

Die Eucharistie verwarfen sie; sie sei, sagten sie mit Berufung auf Jesaja 65, 11, ein Opfer, welches den in den Kirchen wohnenden Dämonen dargebracht werde;

das Brod der Gemeinschaft sei das Gebet des Herrn und insbesondere die Bitte um das Brod, und die letzten Reden Christi im Evangelium, welche er seinen Jüngern als Testament hinterlassen, seien der Kelch der Communion: die Theilnahme an beiden sei das einzige von Christo verordnete Abendmahl.

Auch die Ehe wurde als ein unreines Verhältniss verworfen; die Worte Christi, dass die Auferstandenen weder freien noch sich freien lassen würden, sollten dafür zeugen; denn unter der Auferstehung sei die Sinnesänderung und das Reich des Evangeliums gemeint. Hielt man ihnen den Ausspruch des Herrn, dass der Mann sich nicht von seinem Weibe trennen solle, entgegen, so antworteten sie, diess sei ein Geheimniss, welches nur der verstehe, der sich des Fleisches und des fleischlichen Sinnes zu entschlagen wisse.

Die Kirchen der Katholischen galten ihnen als Wohnstätten der bösen Geister, die sich nach ihrer Rangordnung dieselben erkoren hätten; Satanaël selbst habe ehemals den Tempel zu Jerusalem und später die Sophienkirche zu Constantinopel zu seiner Wohnung genommen; Gott aber wohne im Himmel und nicht in den von Menschenhänden erbauten Tempeln. Das Kreuz und dessen Zeichen verabscheuten sie als das Todeswerkzeug des Erlösers. Dass die Energumenen einen solchen Abscheu vor dem Kreuze zu bezeigen pflegten, erklärten sie als eine List der Dämonen, die dadurch bewirken wollten, dass die Menschen das Kreuz als ein vermeintliches Schutzmittel gegen die bösen Geister desto mehr ehrten.

Wie sie die Bilderverehrung für baaren Götzendienst erklärten, so priesen sie dagegen die Ikonoklasten, besonders den Kaiser Constantin Kopronymus, als Rechtgläubige. Die in der Kirche als Heilige verehrten Väter und Bischöfe waren ihrer Versicherung nach unter der Leitung und Belehrung der Dämonen gestanden, die noch immer an den Gräbern derselben weilten und dort durch

die Wunder, die sie wirkten, die Unwissenden täuschten und zur Anbetung dieser unreinen Menschen anlockten. Insbesondere wurden Gregorius der Theologe, Basilius und Chrysostomus als die falschen Propheten genannt, vor welchen Christus gewarnt habe. Dem letzteren, den sie durch den Namen vooóotouos schmähten, gaben sie Schuld, er habe die Exemplare des Neuen Testaments gefälscht und mehrere von den Bogomilen als Äusserungen Christi angeführte Sprüche ausgetilgt. Kein anderes Gebet hatten sie, als das, mit einer gewissen Anzahl von Kniebeugungen, siebenmal des Tages und fünfmal in der Nacht wiederholte Vaterunser; dieses Gebet sei der feste Grund, von dem die Schrift rede, und sie seien der kluge Mann, der auf diesen festen Grund sein Haus baue; jede sonstige Gebetsübung sei leeres, nach Christi Ausspruch nur den Heiden ziemendes Geschwätz.

Nebst dem Verbote des Fleischgenusses wurde noch ein dreimaliges Fasten wöchentlich, bis Nachmittags 3 Uhr, beobachtet. Übrigens hielten sie es für erlaubt, sich etwaigen Verfolgungen durch Trug und Verstellung zu entziehen: habe doch auch der Herr selbst mit den Ungläubigen in Parabeln, d. h. in List und Verstellung geredet, um sie die Gedanken seines Herzens nicht erkennen zu lassen. Dabei beriefen sie sich auf den Ausspruch Christi hinsichtlich des Verhaltens gegen die Pharisäer und Schriftgelehrten, die auf dem Stuhle Mosis sässen; in ihrem Evangelium lautete aber dieser Ausspruch so: „Alles, was sie euch zu thun gebieten, das thut in Verstellung: nach ihren Werken aber thut nicht in Wahrheit." Sie nahmen daher unbedenklich Theil am katholischen Gottesdienst, selbst an den Sacramenten, traten aber dann die öffentlich empfangene Communion im Geheimen mit Füssen und wuschen die Taufe, die ihren Kindern in Kirchen ertheilt worden, mit unreinem Wasser unter besonderen Gebräuchen ab.

Die Gemeinde der Bogomilen sollte die reine und

vollkommene Kirche Christi sein, das Bethlehem, in welchem Christus geboren werde, gleichwie auch jeder wahre Bogomile Gottesgebärer sei und heisse, da er den Logos, das Wort Gottes, durch die Unterweisung anderer gebäre. Dagegen sei die katholische Kirche der Herodes, der den von ihnen gezeugten Logos der Wahrheit tödten wolle. Desgleichen waren sie in ihren Augen diejenigen, die Christus prophetisch selig gepriesen hatte, die Armen im Geiste, die Trauernden, das Salz der Erde, das Licht der Welt; die Katholiken aber waren die Schweine und Hunde, denen man das Heilige und die Perlen (ihre Lehre nämlich) nicht vorwerfen dürfe, bis das Thierische in ihnen durch Fasten und Gebet ertödtet worden. Die katholischen Geistlichen bezeichneten sie als die Pharisäer und Sadducäer dieser Zeit; und wie Christus verlangt habe, dass die Gerechtigkeit seiner Jünger grösser sei als die der Pharisäer und Schriftgelehrten, so sei auch in der That ihre, der Bogomilen, Gerechtigkeit besser als die der heutigen Pharisäer, da sie der Ehe, des Fleisches und ähnlicher Dinge sich enthielten. Gelehrte verachteten sie; das seien die Schreiber, mit denen Christus sich nicht habe einlassen wollen und die darum auch von ihrer Kirche ausgeschlossen bleiben sollten.

Nach ihrer Ansicht von dem Verhältnisse des Satanaël zum menschlichen Geschlechte mussten die Bogomilen einen grossen Theil des Alten Testaments verwerfen. Ihr Kanon bestand, ihrer Zählung gemäss, aus sieben Schriften; diese sollten die sieben Säulen sein, auf welche sich (nach ihrer Deutung der Stelle Sprüche 9, 1) das von der Weisheit gebaute Haus, d. h. die wahre Kirche der Bogomilen, stütze. Ihre sieben heiligen Bücher waren aber die Psalmen, die sechzehn Propheten, die vier Evangelien und die apostolischen Schriften, Briefe, Apostelgeschichte und Apokalypse. Indess dienten ihnen auch Stellen aus den verworfenen Schriften des A. T. zu Beweisen für ihre Lehre. Das ganze Mosaische Gesetz

galt ihnen als ein zum Verderben und zur Knechtung der Menschen ersonnenes Werk des Satanaël, welches Christus vollständig aufgehoben und an dessen Stelle er das neue evangelische Gesetz gesetzt habe. Zur Bestätigung ihrer Ansicht hatten sie eine seltsame Deutung der Stelle Matth. 3, 4 erfunden, die zugleich als Probe ihrer allegorischen Auslegungsweise dienen mag. Wenn es dort heisst: Johannes hatte ein Kleid von Kameelhaaren und einen Gürtel von Fellen um seine Lenden; seine Speise waren Heuschrecken und wilder Honig", so verstanden sie unter den Kameelhaaren die Gebote des Mosaischen Gesetzes, welches unrein sei wie das Kameel, weil es seinen Anhängern unreine und schändliche Dinge zur Pflicht mache. Der lederne Gürtel sollte das auf Schafhäute geschriebene Evangelium bedeuten. Die Heuschrecken seien die Ermahnungen und Verheissungen des Mosaischen Gesetzes, in denen das Rechte nicht erkannt und das Bessere nicht unterschieden sei. Der wilde Honig bedeute wieder das Evangelium, welches (nach Ps. 118, 103) süss sei für die, welche es annähmen, wild aber für jene, welche sich demselben, wegen des dazu führenden engen Thores und schmalen Weges, entzögen. Der Vorläufer, sagten sie, sei nämlich in der Mitte gestanden zwischen dem alten und dem neuen Gesetze und habe an beiden Theil genommen, früher zu dem ersten, später zu dem zweiten sich haltend.

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In ähnlichem Sinne deuteten sie die Worte Christi (Matth. 5, 38): Ihr habt gehört, dass gesagt worden: Auge um Auge, Zahn um Zahn." Unter den Augen sollten die beiden Gesetze, das Mosaische und das evangelische, und unter den Zähnen die zwei Wege, der breite und der schmale, zu verstehen sein; Christus nun habe, als er gekommen, statt des einen Gesetzes das andere, statt des breiten Weges den schmalen gegeben. Den Widerspruch Christi (Matth. 5, 18), dass kein Jota und kein Strichlein vom Gesetze vergehen solle, suchten sie

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