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schiedene, vorübergehend persönlich gewordene Manifestationen des Vaters. Der Sohn ging zur bestimmten Zeit, als nämlich Christus scheinbar von Maria geboren wurde, aus dem Vater aus; aus dem Sohne ging der Geist hervor und beide kehrten nach vollbrachtem Werke wieder in den Schooss der Gottheit zurück, wie Ströme in den Ocean zurückfliessen. Der Geist aber hat auf geistige Weise die zwölf Apostel gezeugt; denn diess ist der Sinn des Geschlechtsregisters Christi; wenn es hier heisst: Abraham zeugte den Isaak, dieser den Jakob, Jakob den Judas und dessen Brüder, so sind unter den drei ersten der göttliche Vater, der Sohn und der Geist, unter Judas und dessen Brüdern aber Judas Iskarioth und die übrigen Apostel zu verstehen.

Gott hatte aber einen älteren, erstgeborenen Sohn, den Satanaël, der, dem Vater an Gestalt und Gewand gleich, ihm zur Rechten sass und als sein Verwalter über alle Wesen gesetzt war. Ihn nennt Christus, mit Weglassung der seine höhere Würde bezeichnenden Endsylbe El, Satan. Von seiner Hoheit und Macht berauscht, sann er auf Abfall und suchte auch einen Theil der dienenden Geister zu überreden, dass sie das Joch der Dienstbarkeit abschüttelten und ihm folgten. Er ist der ungerechte Haushalter im Evangelium und er war es, der zu den Engeln die Worte sprach: Ich werde meinen Thron auf den Wolken errichten und werde gleich sein dem Allerhöchsten (Ezech. 28, 2). Ein Theil der Engel, durch seine Verheissungen verführt, schloss sich ihm an, worauf Gott sie alle aus dem Himmel stiess. Herabgestürzt auf die damals noch formlose Erde, berieth sich Satanaël mit den Engeln, den Gefährten seines Abfalls, und sprach ihnen Muth ein; und da er die bildende Kraft noch besass, unternahm er es, wie Gott einen Himmel und eine Erde geschaffen hatte, so nun als ein zweiter Gott einen neuen Himmel hervorzubringen und der Erde Gestalt zu geben. Die im Beginne der Genesis beschrie

bene Schöpfung ist also sein Werk. Der hohe Berg, auf welchen der Satan Christum führte und von wo er ihm alle Reiche der Welt zeigte, war der zweite von ihm gebildete Himmel, und nur weil diese Reiche von ihm hervorgebracht und sein waren, konnte er Christo versprechen, sie ihm zu geben. Nachdem er seine Erde durch die Pflanzenwelt verschönert und mit Thieren belebt hatte, bildete Satanaël aus Lehm mit Wasser vermischt den Körper des Menschen; dabei floss durch die grosse Zehe eine Feuchtigkeit auf den Boden, wo sie mit der Erde vermischt Schlangengestalt annahm. Als nun Satanaël den menschlichen Körper beseelen und ihm seinen Geist einhauchen wollte, floss dieser Hauch gleichfalls durch den lockeren Körper hindurch und theilte sich dem Schlangengebilde mit, welches dadurch belebt wurde; und darum ist die Schlange ein kluges Thier, weil Satanaëls Hauch ihr inwohnt. Der Demiurg aber erkannte seine Unfähigkeit, den von ihm gebildeten Körper zu beleben; auf seine Bitte sandte der gute Gott den Lebensfunken aus dem Pleroma, der das Gebilde Satanaëls beseelte; auf gleiche Weise erhielt das erste Weib, aus dem Manne gebildet, Dasein und Leben. Der Mensch aber ist nun doppelten Ursprungs und zwieträchtiger Natur, denn den Leib hat er von dem bösen, die Seele aber von dem guten Gotte. Satanaël hatte diesem versprochen, dass der Mensch beiden gemeinschaftlich angehören und seine Nachkommenschaft die Plätze der aus dem Himmel gestossenen Engel ausfüllen solle; diess reute ihn nun; neidisch blickte er auf die dem Menschen verliehene Vorzüge und sann auf sein Verderben. In der Gestalt der Schlange überlistete er die Eva und wohnte ihr fleischlich bei, damit sein Same das Übergewicht erhielte über den Samen Adams und diesen womöglich ersticke oder doch sich zu vermehren hindere. Von ihm befruchtet, gebar das Weib den Kain und eine Zwillingsschwester Kalomena; von jenem sagt daher

Johannes, dass er aus dem Bösen sei. Adam aber, von Eifersucht ergriffen, wohnte nun auch der Eva bei und zeugte den Abel, den Kain tödtete. Hierauf entzog der gute Vater dem Satanaël die göttliche Gestalt, die bildende Kraft und den göttlichen Namen, und er wurde, von allem Himmlischen entblösst, finster und missgestaltet, blieb jedoch, unter Zulassung Gottes, Beherrscher seiner Welt und Gebieter der von ihm gebildeten Wesen.

Als die gefallenen Engel hörten, dass nach Satanaëls Übereinkunft mit dem Vater ihre Plätze im Himmel durch die Nachkommen der Menschen eingenommen werden sollten, schauten sie lüstern nach den Töchtern der Menschen und nahmen sie zu Weibern, damit ihr Same in den Himmel zurückkehren und die Söhne die Stellen der Väter erhalten möchten (1. Mos. 6, 2. 4). Aus diesen Ehen ward das Geschlecht der Giganten erzeugt, welche sich gegen Satanaël auflehnten und für die Menschen kämpften. Zugleich erfuhren die Menschen durch die mit den Engeln vermählten Weiber den Abfall und Sturz des Satanaël, wesshalb dieser erbittert die Flut erregte und dadurch die Menschen und alle lebenden Geschöpfe vertilgte. Nur Noe wurde mittels der Arche gerettet, denn da er keine Töchter hatte, erfuhr er nichts von Satanaëls Abfall und diente ihm fortwährend. Später ging Moses, als ein getäuschtes Werkzeug Satanaëls, nach Ägypten zurück, betrog das jüdische Volk, führte es durch Wunder und Zeichen, die er mit der von jenem ihm mitgetheilten Kraft wirkte, aus dem Reiche Pharaos, und empfing auf Sinai von demselben Fürsten dieser Welt das Gesetz, welches unzählige Menschen zu Grunde richtete und welchem daher Paulus so viel Unheil zuschreibt. Dieses vom Bösen stammende Gesetz trägt das Gepräge seines unreinen Ursprungs vorzüglich darin, dass es die Ehe, das Fleischessen, den Eid, die Thieropfer, den Todtschlag theils gestattet, theils gebietet.

Aber nicht nur auf den Juden, auf dem ganzen

menschlichen Geschlechte lastete das tyrannische Joch Satanaëls; jenem Vertrage zuwider, wusste er die Menschen dem guten Gott völlig zu entfremden, so dass nur sehr wenige, nämlich die in den Geschlechtsregistern bei Matthäus und Lukas Genannten und sechzehn Propheten, auf den Antheil des Vaters und in den Rang der Engel kamen. Spät endlich entdeckte der himmlische Vater, dass er hintergangen und verkürzt werde; zugleich fühlte er Erbarmen mit der schmählich misshandelten und in Knechtschaft gehaltenen menschlichen Seele, seinem eigenen Hauche. Er liess daher im J. 5500 den göttlichen Logos als seinen Sohn aus sich hervorgehen, der auch der Erzengel Michael oder der Engel des grossen Rathes genannt wird. Erzengel heisst er, weil er göttlicher ist als alle Engel, Jesus, weil er alle Schwäche und Krankheit heilt, und Christus, weil er dem Fleische nach gesalbt worden. Dieser Logos stieg vom obern Himmel herab, ging durch das rechte Ohr in die Jungfrau ein und nahm einen scheinbar irdischen, dem menschlichen gleichen Körper an; in Wahrheit aber brachte er einen feineren, geistigen Leib, wie er der Gottheit würdig ist, mit herab. In derselben Weise ging er auch wieder von der Jungfrau aus; diese aber bemerkte weder seinen Eingang noch seinen Ausgang, sondern fand ihn plötzlich in Windeln gehüllt in der Krippe liegen. Er vollbrachte nun die ihm gegebene Sendung, that und lehrte das in den Evangelien Verzeichnete, nur dass er allen menschlichen Leiden und Affekten bloss scheinbar unterworfen war, nur dem Scheine nach starb und auferstand. Den Satanaël überwand er, machte den Abtrünnigen zu Schanden und schloss ihn gefesselt in den Tartarus ein; seinen Namen aber veränderte er, mit Wegnahme der die höhere Natur bezeichnenden Sylbe El, in Satan. Zum Vater heimgekehrt, nahm er zu dessen Rechten die Stelle ein, welche Satanaël ehemals besessen; dann aber ging er zurück in das Wesen des Vaters, in

welchem er von Anfang an beschlossen und von dem er emanirt war.

Christus wollte die Herrschaft, welche die gefallenen Geister über die ganze niedere Welt besitzen, umstürzen; aber der Vater gestattete ihm das nicht, denn es liegt in seiner Ökonomie, ihrer noch zu schonen und sie bis zum Ende des Zeitenlaufes walten zu lassen. Daher ist es auch gut und rathsam, diese gebietenden Dämonen, welche vorzugsweise in den von Menschenhänden gemachten Tempeln (den christlichen Kirchen) wohnen, zu verehren und anzubeten; denn sie haben eine gewaltige und unüberwindliche Macht zu schaden, welcher auch selbst Christus und der heilige Geist nicht zu widerstehen vermögen.

Nach der Angabe des Basilius stand daher in dem Evangelium der Bogomilen das Wort des Herrn: „Ehret die Dämonen, nicht damit sie euch nützen, sondern damit sie euch nicht schaden." Solche Dämonen wohnen aber allen Menschen inne, und sie sind eigentlich die Urheber aller von diesen begangenen Verbrechen und Frevel; selbst nach dem Tode bleiben sie im Leichnam oder bei dem Grabe und erwarten die Auferstehung, um auch in der Strafe mit dem, welchem sie im Leben innegewohnt, verbunden zu bleiben. Nur vor den Bogomilen fliehen diese Dämonen und halten sich von ihnen auf Bogenschussweite entfernt; denn sie nur sind die wahren Gläubigen, welchen nicht ein Dämon, sondern der vom Sohne gezeugte heilige Geist innewohnt, und darum ist und heisst jeder Bogomile mit Recht Gottesgebärer (9ɛotóxos), denn er trägt den göttlichen Logos in sich und gebiert ihn, indem er andere lehrt. Darin liegt auch der Grund, warum die Bogomilen nicht, gleich den übrigen Menschen, eigentlich sterben, sondern nur wie im Schlummer umgewandelt werden, indem sie ohne Schmerz und ohne Mühe das schmutzige Gewand des hinfälligen Fleisches abwerfen und das göttliche Gewand Christi, d. h. einen

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