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bösen Tode und führe euch zu einem guten Ende.1) Diese Adoration wurde für besonders wichtig und nothwendig oder erspriesslich gehalten. Die Katharer pflegten ihre Glaubenden sorgfältig zu unterrichten, in welcher Form sie dieselbe zu leisten hätten, und nur der wurde als ein Glaubender anerkannt und zur Convenenza zugelassen, der sich bei jeder Gelegenheit zu dieser Huldigung verstand.2) Wohnten Glaubende mit Vollkommenen zusammen, so pflegten jene den letzteren jeden Tag einmal die Adoration zu leisten.")

Die Geweihten selbst adorirten sich wechselseitig. Die beiden Katharer Amelius und Petrus Auterii thaten diess sogar, und zwar durch Niederwerfung auf die Erde, in Gegenwart der Glaubensrichter, vor denen sie zum Verhöre erschienen.) Den Getrösteten, welche sich in die Endura versetzt hatten und dadurch in den Augen der Glaubenden in einen doppelten Nimbus der Heiligkeit gehüllt waren, wurde dieselbe Huldigung mit besonderer Ehrfurcht dargebracht.5)

1) Doc. p. 4. 18. 19. 25. 30. 39. Vergl. die von Carpentier, Glossarium II, 1221 s. v. Melioramentum angeführten Stellen und Sent. inq. Tolos. p. 23. 30. 50. 192. Neben adorare kommt auch reverentiam facere vor; Doc. p. 4. 27. 182. 195. Die Segensformel hiess zuweilen: Pater et Filius et Spiritus sanctus parcat vobis et dimittat vobis omnia peccata vestra (bei Cunitz S. 11: parcat vobis omnia peccata vestra), auch: Sanctus Spiritus vos benedicat (Acta inq. Carcass. Tom. V, f. 20), die Bittformel der Glaubenden: Dominum rogate pro isto peccatore, quod faciat me bonum Christianum et perducat me ad bonum finem (Ibid. Tom. II, f. 110), bei der Adoration geweihter Frauen: Benedicite, bonae mulieres, rogate Deum pro nobis (Ibid. Tom. II, f. 2).

2) Coll. Doat. Vol. XXXII, f. 170: Alias eum non reputarent talem. Vgl. Doc. p. 27. 145. 182. 183. 187. 236. 249.

9) Doc. p. 21.

4) Ambo unus alium mutuo coram nobis proni in terram modo haereticali adoraverunt. Sent. inq. Tolos. p. 37; vgl. p. 68.

") Guilelma uxor M. de Proaudo

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in abstinencia, quam

Nichts beweist besser, auf welches unbedingte Vertrauen, auf welche rücksichtslose Hingebung die Vollkommenen bei ihren Anhängern rechnen durften, als die Bereitwilligkeit und Freudigkeit, mit welcher Tausende von Personen aus allen Ständen ihnen diese an Vergötterung grenzende Ehre erwiesen, weshalb auch der einzelne, der etwa diesen Gebrauch mitzumachen sich weigerte, sich sofort thätlichen Misshandlungen von Seiten der übrigen aussetzte. So erzählte ein Zeuge, auf seine Weigerung, vor den Häretikern niederzufallen, habe ihm sogleich einer der Anwesenden einen heftigen Schlag versetzt, worauf er sich dann freilich dazu bequemt habe.1) Indess gab es auch solche, auf welche die Handlung und die Haltung der Vollkommenen dabei einen ganz entgegengesetzten Eindruck machte, die darin lächerlichen Hochmuth oder plumpe Täuschung des leichtgläubigen Volkes sahen. So sagte eine Frau vor dem Glaubensgerichte: aus Neugierde sei sie mit anderen hingegangen, den Katharer Guirald Ademar wie ein Wunderthier anzuschauen, der steif und unbeweglich wie ein Klotz auf seinem Stuhle sitzend die Adorationen der Glaubenden entgegengenommen habe. 2) Ein anderer, Arnold von Villanova, äusserte sich mit Entrüstung über die plumpen Betrüger, die sich anbeten liessen und ihm doch nicht einmal auf seine Einwürfe zu antworten vermocht hätten.3)

Die katholischen Theologen nahmen natürlich davon Anlass, den Katharern vorzuwerfen, dass sie, indem sie sich zum Gegenstande einer religiösen Adoration machten, göttliche Ehre sich anmassten; diese aber erwiderten, jener Act der Anbetung gelte nicht ihnen, sondern

ipsi vocant enduram, multis diebus perdurans ... se fecit tanquam. haereticam more ipsorum damnabili adorare. Sent. inq. Tolos. p. 33. 1) Doc. p. 34.

2) Doc. p. 34.
3) Doc. p. 38.

dem heiligen Geiste, dessen Träger und Gefässe sie seit dem Empfange des Consolamentum seien.')

Verschieden von der Adoration war die Begrüssung, welche jedoch auch eine religiöse Bedeutung hatte und gleichfalls nur den Geweihten erwiesen wurde. Sie bestand darin, dass der Glaubende seine Hände auf die Arme oder Schultern des Katharers legte, dann seinen Kopf auf dessen rechte und linke Schulter senkte und dazu dreimal Benedicite sagte.2)

Nach der Angabe des Peregrinus Priscianus war es Grundsatz der Katharer, dass die Glieder der wahren Kirche nichts für sich, sondern alles nur gemeinschaftlich besitzen sollten. Ob alle Geweihten sich wirklich jedes Eigenthums entäusserten, ist nicht klar; da sie es aber den neuen Orden der Minoriten und Dominikaner als Sünde anrechneten, dass sie, mit Aufgebung alles Besitzes, sich Kleidung und Nahrung von erbetenen Almosen verschafften,3) so scheint es, dass sie selber sich nicht gestatteten, Almosen zu begehren, oder vielmehr, dass sie alles für die Kirche", nicht für sich in Anspruch nahmen. Dabei ist es wahrscheinlich, dass sie das Geld, in welchem sie ein Erzeugniss der bösen Schöpfung und eine Erfindung der Bösen sahen, als etwas Befleckendes betrachteten und damit zu verkehren Bedenken trugen. Von einem dieser Sekte findet sich die Äusserung: Das Geld dieser Welt sei der Rost der Seele.4) Dabei wurde

"

1) Doc. p. 4. 376.

2) In den Acten der Inquisition von Toulouse wird Adoratio und Salutatio mehrmals unterschieden, z. B. p. 50: Item adoravit haereticos modo haereticali petendo benedictionem eorum et dicendo ter Benedicite. Item multotiens salutavit haereticos modo haereticali abstracto capucio, tenendo manus super brachia haeretici, inclinando tribus vicibus nunc ad dextram, nunc ad sinistram, et dicendo qualibet vice Benedicite. Vgl. p. 23. 62. 63. 68.

3) Moneta p. 451.

4) Doc. p. 36.

den Glaubenden eingeschärft, dass Almosen nur der Kirche Gottes, d. h. den Vollkommenen, gegeben werden dürften und dass sie, Fremden gereicht, völlig nutzlos seien,1) und Sacchoni führt es als etwas charakteristisches an, dass die Glieder dieser Sekte nie gegen Arme mildthätig seien, weil sie nämlich alles, was sie erübrigen konnten oder zu geben geneigt waren, den Geweihten zuwandten, in deren Händen ihr Heil lag und welchen zu geben allein für verdienstlich galt. Auch ist schon bemerkt worden, dass die Katharer nicht leicht eine Gelegenheit, sich Geld oder Geldeswerth zu verschaffen, vorbeigehen liessen, wohl weniger aus persönlicher Habsucht, als darum, weil sie für gesellschaftliche Zwecke und für den Unterhalt der Ihrigen, von welchen die meisten von solchen freiwilligen Gaben oder von der Gemeindekasse leben mussten, in der That bedeutende Summen brauchten. Jede Gemeinde hatte daher einen aus den Gaben der Glaubenden und den oft sehr reichlichen Vermächtnissen der Getrösteten gebildeten Schatz. In den Acten von Carcassonne wird erzählt, dass P. Rogerii bei der Eroberung des Schlosses Montsegur, eines Hauptsitzes der Katharer in Languedoc, zwei derselben verborgen und gerettet habe, weil sie den Ort im Walde kannten, wo der „Schatz der Kirche" vergraben gewesen.2) Auch unterstützten sich die einzelnen Gemeinden durch wechselseitige Geldsendungen, und es wird erwähnt, dass die Katharer in Languedoc an ihre Glaubensgenossen in der Lombardei Geld und Kleidungsstücke sandten.3)

1) Doc. p. 23.

2) Coll. Doat. Tom. II, f. 127.

9) Sent. inq. Tolos. p. 14: de pecunia ecclesiae haereticorum.

Dollinger, Geschichte der Sekten.

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Vierzehntes Kapitel.

Die Katharer in den slavischen Ländern.

Die Lehren der Katharer fanden überhaupt bei den slavischen Völkern des südöstlichen Europa Eingang; ganz besonders aber wurde Bosnien ein Hauptsitz dieser Sekte und hier erhielt sie sich länger als in irgend einem andern Lande. Bosnien war zu der Zeit, als die Katharer sich dort ausbreiteten, eine zum ungarischen Reiche gehörende oder doch von den ungarischen Königen abhängige Provinz, welche aber von eigenen Fürsten, Banen, verwaltet wurde. Ohne Zweifel kamen die neuen Gnostiker aus den östlicher gelegenen Ländern, namentlich aus Bulgarien, dahin, wie denn die ganze Bewegung dieser Häresie eine von Osten nach Westen sich ziehende ist, und zwar waren es die Dualisten, welche hier die herrschende Partei wurden. Das beweist eine alte Urkunde, 1)

1) Codices manuscripti latini Bibliothecae Nonianae a Jac. Morellio relati, Venetiis 1776, p. 12. 13; Cod. membr. XIII (aus dem 14. Jahrh.): Errores, quos communiter Patareni de Bosnia credunt et tenent: In primis credunt et tenent quod duo sunt Dii, et quod major Deus creavit omnia spiritualia et invisibilia, et minor, scilicet Lucifer, omnia corporalia et visibilia. Item negant Christi humanitatem et dicunt eum habuisse corpus phantasticum et aëreum. Item dicunt beatam Mariam angelum, non hominem extitisse. Item dicunt quod Christus non vere passus et mortuus fuerit. Item nec vere resurrexit. Item nec cum vero corpore coelum ascendit. Item condemnant antiquum Testamentum, excepto Psalterio, et omnes Patres Veteris Testamenti, Patriarchas et Prophetas dicunt esse damnatos, et quotquot fuerunt ante Christum. Item S. Johannem Baptistam condemnant et dicunt esse damnatum. Item dicunt legem Moysi a diabolo datam fuisse et diabolum Moysi in igne apparuisse. Item dicunt, Romanam Ecclesiam esse idolorum, et quod idola adorant, qui sunt de illa fide. Item dicunt se esse ecclesiam Christi et successores Apostolorum, habentes de ipsis unum, quem dicunt esse Vicarium Christi, id est successorem S. Petri. Item negant baptismum aquae et dicunt quod non datur in ipso remissio peccatorum. Item

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