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genannt, hat die vergängliche, sichtbare Ordnung der Dinge, die Elemente und den niedern Himmel mit seinen Gestirnen, alles, was auf dieser Erde, in diesem Wasser, dieser Luft ist, geschaffen, d. h. aus der von Ewigkeit existirenden Materie gebildet, während der gute Gott nur Bleibendes und Ewiges hervorgebracht hat; denn die Ursache ist wie die Wirkung, und Gott, der Urgute, der wesentlich selbst unveränderlich ist, kann nicht der Urheber einer dem Wechsel und der steten Veränderung unterworfenen Welt sein. Demnach ist die sichtbare Welt, in welcher alles eitel und vergänglich ist, ein dem Lichtgotte völlig fremdes Reich; sie gehört dem bösen Gotte, der sie ins Dasein gerufen, 1) und der daher auch als Versucher Christus alle Reiche der Welt anbot, was er nicht gekonnt hätte, wenn sie nicht sein Eigenthum wären. Darum spricht auch Christus von dem unvereinbaren Dienste zweier Herren, von dem guten und dem bösen Baume und ihren Früchten, von einer Pflanzung, die nicht der himmlische Vater gepflanzt habe, von einem ihm fremden Reiche dieser Welt, in welchem er nicht hatte, wo er sein Haupt hinlegen konnte; darum wird den Gläubigen untersagt, die Welt und was in ihr ist zu lieben.2) Wenn es aber heisst, der Vater im Himmel lasse seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und regnen über Gerechte und Ungerechte, 3) so ist hier die Geistersonne, die Sonne der Gerechtigkeit, Christus, und der Regen des göttlichen Wortes gemeint. Wären die Dinge dieser Welt vom guten Gotte, so würde Paulus sie nicht wie Koth achten.) Der gute Gott dagegen,

1) Belege für die Annahme eines guten und eines bösen Gottes in den Doc. p. 18. 23. 31. 40. 58. 218. 231. 273. 321. 374 u. a. 2) 1. Joh. 2, 15.

3) Matth. 5, 45.

4) Phil. 3, 8. Moneta adv. Catharos et Wald. ed. Ricchini, 1743, p. 3. 7-24. 81. Bonacursius, Manifestatio haeresis Catharorum bei Baluze, Miscellanea ed. Mansi II, 581. Vergl. die Aussagen der

der Vater der Gerechten, hat sich seine eigene, bleibende und unvergängliche Welt geschaffen, die gleichfalls aus vier, aber höheren Elementen besteht und mit einer anderen Sonne, mit einem eigenen Monde und anderen Sternen geschmückt ist. In dieser seiner himmlischen Welt hatte er neben sich ein Volk von Geistern oder Engeln, welche er nicht etwa durch einen Akt seines Willens aus dem Nichts ins Dasein gerufen, sondern welche er vor aller Zeit aus einem von Ewigkeit existirenden Stoffe gebildet hatte.

Wenn die dualistischen Katharer, gleich den älteren Gnostikern, nach dem Zeugnisse des Moneta 1) so entschieden den Begriff einer Schöpfung aus dem Nichts verwarfen und nur eine Bildung aus einer schon vorhandenen Materie gelten lassen wollten, so liegt die Annahme sehr nahe, dass sie, zur Emanationslehre sich bekennend, die Geister des Himmels als aus der Substanz der Gottheit selbst hervorgegangen sich dachten. Dieser Annahme könnte auch Moneta günstig zu sein scheinen; denn er sagt: „Vielleicht wird der Häretiker sagen, dass die präexistirende Materie die göttliche Wesenheit selbst ist, welche im Buch der Weisheit (11, 18) die unsichtbare Materie genannt wird," worauf er dann darthut, dass daraus eine Wesensgleichheit der Geschöpfe mit Gott folgen würde. Indess zeigt schon die Art, wie er diesen Einwurf vorführt, dass er denselben nicht wirklich von den Katharern vernommen hatte, und in der That konnte, wenn die Katharer die Emanationstheorie bis in ihre nothwendigen Consequenzen verfolgten, jene Ansicht nicht die ihrige sein, da sie, im Widerspruch gegen die katholische Lehre von der Zeugung des Sohnes aus dem Wesen des Vaters, Christus für ein blosses, von dem göttlichen

Katharer im Liber inquis. Tolosan. hinter Limborchs Hist. inquis. p. 5. 37. 92.

1) Moneta 1. c. p. 70.

Wesen durch eine weite Kluft getrenntes Geschöpf erklärten und sich dabei völlig die ehemals von den Arianern vorgebrachten Gründe aneigneten.1) Man müsste demnach annehmen, dass sie sich begnügten, die Schöpfung materieller Wesen aus Nichts zu leugnen, dass sie daher auch eine Bildung der den Engeln beigelegten himmlischen Leiber aus einem von Ewigkeit neben und ausser Gott existirenden Stoffe, dabei aber eine ewige Schöpfung der Geister lehrten. Erwägen wir aber die genaue Verwandtschaft ihrer Lehren mit den alt-gnostischen, mit Hilfe der Emanationstheorie erbauten Systemen,

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erwägen wir, dass die Gnostiker mit dem Begriffe der Emanation zugleich den einer Verringerung der göttlichen Vollkommenheit, eines stufenweise eintretenden Mangels, also doch einer Wesensdifferenz verbanden: so bleibt es das wahrscheinlichste, dass die Katharer die Geister, wie die alten Gnostiker ihre Aeonen, durch Emanation aus Gott hervorgehen liessen. Dass aber diese Geister gleich ewig mit Gott, wie die Sonnenstrahlen gleichzeitig mit der Sonne existirten, das sollte die Stelle darthun: Das Leben des Menschen hat seine bestimmte Zeit, Israels Tage aber sind unzählig" ;2) unter den „Menschen“ nämlich seien hier die der bösen Schöpfung, unter Israel aber die der guten, oder die Geister des Pleroma zu verstehen. Desgleichen beriefen sie sich auf die Worte des Predigers, dass nichts Neues unter der Sonne und alles schon in früheren Zeiten dagewesen sei,3) auf Jeremias: „Mein Volk hat meiner unzählige Tage vergessen, “4) und auf die Worte des Psalmisten: Gedenke an deine Gemeinde, die du von Anfang an besessen hast."5) Dabei waren sie jedoch hinsichtlich der Frage, ob diese

1) Moneta 1. c. p. 234 ff.

2) Sirach 37, 28.

$) Pred. 1, 9.

4) Jerem. 2, 32.

5) Ps. 73, 2.

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Engel einen Anfang ihres Daseins gehabt oder von Ewigkeit her existirt hätten, getheilt. Ein Theil der Dualisten nahm an, dass die Engel zwar eine überaus lange Zeit vor ihrem Falle, aber nicht von Ewigkeit her mit Gott in seiner Herrlichkeit zusammen gelebt hätten.

Die Katharer wussten manche Schriftstellen für ihre Annahme der zwei Urwesen und ihrer zwei entgegengesetzten Welten anzuführen.

Lucifer, lehrten sie, der Sohn des Gottes der Finsterniss, von Neid erfüllt, entzündete, als einer der Lichtengel gestaltet, durch den Glanz seiner Schönheit die Himmelsbewohner zu heftiger Liebe und spielte seine Rolle so gut, dass er auf ihre Verwendung vom guten Gotte zum Verwalter über sie bestellt wurde. Auf dieses Hinaufsteigen Lucifers und der ihn begleitenden Dämonen beziehen sich die Worte Christi von dem bis zum Himmel erhobenen und bis zur Hölle hinab zu stürzenden Kapharnaum, 1) die Stelle des Jesaias: „Du gedenkst in deinem Herzen, ich will in den Himmel steigen und meinen Stuhl über die Sterne Gottes erhöhen," 2) und was von den zum Himmel aufsteigenden Sünden Babels gesagt ist.3) Gott aber liess diess zu, damit er seine Macht an ihm zeigte 4) und damit sein Name auch in der fremden Schöpfung verkündigt würde. Der ungerechte Haushalter im Evangelium ist Lucifer als Verwalter im Himmel; der gute Gott begehrte Rechenschaft von ihm, nämlich über die Gebete und Lobgesänge, welche die ihm untergebenen Engel zu entrichten hatten; er aber rief die Schuldner, d. h. die Engel, zusammen und lehrte sie, Gott zu hintergehen. 5) Ein Theil der Engel unterlag der Versuchung, denn Gott hatte nur einige in

1) Luk. 10, 15.

2) Jes. 14, 13.

3) Apok. 18, 5.

4) nach Röm. 9, 17.

3) Doc. p. 86.

solcher Vollkommenheit, Kraft und Weisheit erschaffen, dass die verführerischen Künste Lucifers keine Hinneigung zum Bösen bei ihnen zu bewirken vermochten; die übrigen waren minder vollkommen und vermöge ihres geringeren Maasses von Kraft und Erkenntniss der Lockung zugänglich. Nur auf diese Weise, durch die Verführung des bösen Urwesens oder seiner Geschöpfe, lässt sich die Entstehung der Sünde bei den ursprünglich guten Geistern erklären; sich selbst überlassen und aus ihrem eigenen Innern hätten sie, als Geschöpfe des guten Gottes, von welchem nur Gutes kommen kann, die Sünde nimmermehr erzeugt. Denn die Sünde ging bei ihnen nicht aus freier Entscheidung ihres Wahlvermögens hervor, welches sie vielmehr gar nicht hatten, da ein solches Vermögen, als vom guten Gotte gegeben, auch nur gut sein und demnach auch nur für das Gute sich hätte entscheiden können, sondern sie war die Frucht eines äusserlichen Verführungszwanges, welcher, ungeachtet ihres widerstrebenden guten Willens, diese Geister überwältigte, weil ihre minder vollkommene Natur demselben nicht zu widerstehen vermochte.1)

Als Satan die Engel verführt hatte, kam es zwischen ihm und dem Erzengel Michael zu dem in der Apokalypse beschriebenen Kampfe; das vergossene Blut schwoll empor bis zu den Zäumen der Pferde und ergoss sich sechszehnhundert Stadien weit; Satan aber wurde besiegt und die Opfer seiner List wurden mit ihm aus dem Himmel ausgestossen, oder, wie die Apokalypse sagt, der Drache, die alte Schlange, zog den dritten Theil der Sterne, d. h. der Engel, mit sich herab.) Die Engel bestehen aber aus drei Theilen oder Substanzen, dem himmlischen Körper, der Seele und dem Geiste, so dass

1) Moneta 1. c. p. 38-44. Disputatio inter Catholicum et Paterinum bei Martene et Durand, Novus thes. anecd. V, 1719. 2) Apok. 12, 7-9; 14, 20. Vgl. Doc. p. 79. 294.

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