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Jahre lang unter dem Namen Epaphroditus die Lehren seiner Partei ausbreitete.

Ihm folgte als Haupt der Paulicianer Baanes, genannt der Schmutzige (ó évлαgóç), weil er, selbst dem Laster ergeben, unter seinen Anhängern die schändlichsten Ausschweifungen und zuchtlose Befriedigung wilder Begierden systematisch beförderte. 1)

Damals aber, im Beginne des neunten Jahrhunderts, schloss sich ein Mann der Sekte an, welcher, jener unsittlichen, antinomistischen Richtung entgegenwirkend, als Reformator zugleich und als der glücklichste Verbreiter der Sekte die bedeutendste Erscheinung in der Succession Paulicianischer Lehrer ist. Sergius diess war sein Name aus Ania bei Tabia in Galatien gebürtig, wurde schon als Jüngling durch den Umgang mit einer Paulicianerin zum Abfalle von der Kirche und zum Uebertritte zu der Sekte verleitet, und Photius hat das Verfahren, das sie dabei einschlug, näher beschrieben. Sie fragte ihn zuerst, warum er die Evangelien nicht lese, und als er erwiderte, dass ihm als Laien diese den Geistlichen vorbehaltene Beschäftigung nicht zustehe, versicherte sie ihn, diess sei nur ein Kunstgriff der Priester, die, da sie das Wort Gottes verfälschten, fürchteten, dass die Laien durch Lesung der heiligen Schrift ihren Trug durchschauen möchten; denn was ihnen von der h. Schrift in den Kirchen vorgelesen werde, das sei, als aus dem Zusammenhange gerissen, auch nur geeignet, das bethörte Volk in seinem Wahne zu erhalten. Darauf hielt sie ihm die Stellen Matth. 7, 22 und 8, 12 vor, und erklärte ihm: jene, welche im Namen Christi Wunder gewirkt und Dämonen ausgetrieben, und die der Herr doch nicht kenne, jene auch, welche als Söhne des Reiches doch aus demselben würden verstossen werden, seien die Verstorbenen, die in der Kirche als Heilige verehrt würden,

1) Photius contra Manichaeos I, 95.

und die, obgleich sie Krankheiten heilten und Dämonen austrieben, doch vom Richter einst hören würden: Weichet von mir, ich kenne euch nicht. Durch solche und ähnliche Einflüsterungen gewonnen, durch Eifer und Talent bald gehoben, trat Sergius unter dem Namen Tychikus an die Spitze der Partei. Sein äusserlich strenger und ernster, scheinbar durch manche Tugenden geschmückter Wandel bildete einen vortheilhaften Contrast gegen den zuletzt unsittlichen Charakter der Paulicianer. Mit wohl berechneter Vorsicht pflegte er in seinen Vorträgen und Unterhaltungen mit denen, die er gewinnen wollte, die auffallenderen, den katholischen schroff entgegenstehenden Dogmen anfänglich zu verschweigen und die Gunst und Aufmerksamkeit der Hörer nur durch solche in biblische Ausdrücke eingekleidete Gemeinplätze zu wecken und zu gewinnen, wie sie zu verschiedenen Zeiten als Same des Misstrauens und Widerwillens gegen die Kirche gute Dienste geleistet haben. Dabei durchwanderte er mit unermüdeter Anstrengung 34 Jahre lang die Provinzen von Kleinasien, besonders die Städte und Gegenden, in welchen ehemals der Apostel Paulus gelehrt hatte. Darum rühmte er sich in einem Sendschreiben an eine der von ihm gestifteten Gemeinden: „Von Osten bis nach Westen, von Norden bis nach Süden bin ich gelaufen, mit ermatteten Knieen das Evangelium Christi verkündigend." Es gelang ihm, selbst viele Priester, Mönche und Nonnen zu verführen; Weiber ver-liessen, ihm folgend, ihre Männer, und wurden dann mit seinen Schülern verheirathet; aber viele, die sich ihm anschlossen, fielen auch in die Gewalt der Saracenen und wurden zu Sklaven gemacht,1) andere starben als

1) Petrus Siculus (in dem unten zu erwähnenden Berichte p. 62) sagt, durch seine Schüler habe er viele Kinder ihren Müttern entführen lassen, die dann durch ihn theils ums Leben gekommen, theils an die Saracenen verkauft worden seien. Wenn dieses nicht etwa gegen seinen Willen geschah, so war seine Absicht wohl nur die,

Gefangene der Griechen im Kerker. Freilich behauptete Sergius, an solchem Unglück unschuldig zu sein; er habe, sagte er, seine Anhänger oft gewarnt, sie sollten sich enthalten, Römer (die Katholischen im griechischen Reiche) gewaltsam wegzuschleppen; sie hätten ihm aber nicht gehorcht. Überhaupt aber flössten ihm seine Erfolge einen solchen Dünkel ein, dass er sich von den Seinigen als Träger und Organ des heiligen Geistes oder als Paraklet göttliche Ehren erweisen liess, so zwar, dass, nach der Angabe des Petrus von Sicilien, seine Schüler in seinem Namen beteten, und die Paulicianische Gebetformel: die Fürbitte des heiligen Geistes möge sich unser erbarmen, 1) sich auf ihn bezog. In der That mussten auch die Ausdrücke, die er in seinen Sendschreiben von sich selber gebrauchte, die Vorstellung, dass er ein Wesen höherer Ordnung, ein göttlich beglaubigter Gesandter sei, erzeugen oder begünstigen. An die Einwohner von Colonea schrieb er: „Die Zuverlässigkeit eures Glaubens kennend, gedenken wir, dass, gleichwie die früheren Kirchen ihre Hirten und Lehrer aufgenommen, so auch ihr mich, die hellleuchtende Fackel, das glänzende Gestirn und den Führer zum Heil, empfangen habt." „Ich bin, schrieb er weiter, der Pförtner und der gute Hirt, der Führer des Leibes Christi und die Lampe des Hauses Gottes, und bleibe bei euch alle Tage bis zum Ende der Zeiten; denn wenn auch dem Leibe nach abwesend, bin ich doch dem Geiste nach bei euch." Wenn nun ein Mann, der eine solche Sprache führte, doch auch wieder sagte: was er vortrage, sei nicht das Ergebniss seiner eigenen Weisheit, sondern die Botschaft seines Lehrers

dass die Kinder in dem Glauben der Paulicianer erzogen werden und zur Verstärkung der Sekte dienen sollten; es mögen dann viele, weil ihnen elterliche Pflege abging, bald gestorben, andere saracenischen Streifparteien in die Hände gefallen sein.

1) Ἡ εὐχὴ τοῦ ἁγίου πνεύματος ἐλεήσει ἡμᾶς, nach den Worten Röm. 8, 26.

Paulus, von dem er auch seine Sendung habe, so war diese Versicherung nach der Bemerkung des Photius nur an den rohen Haufen, der erst gewonnen werden sollte, gerichtet; vor diesem trat er als Tychikus, der Schüler des Apostels, auf; vor seinen eingeweihten Jüngern behauptete er aber allerdings der Paraklet zu sein.

Sergius widersetzte sich nachdrücklich den Ausschweifungen und Lastern, welche unter dem Einflusse des Baanes um sich gegriffen hatten, und indem dieser sich auf die Tradition und Vollmacht seines Lehrers Epaphroditus (des Joseph) berief, dem Sergius aber seinen Mangel an aller Sendung vorwarf, kam es zu einer Spaltung; man gab sich wechselweise die Parteinamen Sergioten und Baaniten; doch blieb das Übergewicht auf der Seite des geschmeidigen, milden, gewinnenden Sergius. So lange er lebte, erfolgten indess noch keine gewaltsamen Ausbrüche des wechselseitigen Hasses, aber nach seinem Tode griffen die, nun auch durch den Beitritt des unten zu erwähnenden Paulicianischen Feldherrn Karbeas verstärkten Sergioten zum Schwerte, und viele Baaniten wurden erschlagen. Sie würden der Vertilgung nicht entgangen sein, wenn nicht einer der Synekdemen, Theodotus, an den gemeinschaftlichen Ursprung, den gleichen Glauben und die Geringfügigkeit des Unterschiedes mahnend, Friede gestiftet hätte.

Wenn diese Spaltung die Paulicianer innerlich schwächte, so waren dagegen äussere Verhältnisse ihnen damals um so günstiger. Der Kaiser Nicephorus (803811), in Pisidien geboren, stand schon von Jugend auf in Verbindung mit ihnen und mit der verwandten Sekte der Athinganer, liess sich von ihnen zukünftige Dinge verkünden, und suchte in den magischen Gebräuchen, die besonders von den Athinganern geübt wurden, Schutz und Hülfe gegen die Empörung des Bardanes. Ungestört konnten daher die Paulicianer ihre Lehren jetzt verbreiten, und die Zahl der durch sie Verführten war um so

beträchtlicher, als der Kaiser Constantin Kopronymus. schon im Jahrhundert vorher eine Anzahl Syrier und Armenier von Theodosiopolis und Melitene nach Thracien übergesiedelt hatte, wodurch die Paulicianische Lehre auch im europäischen Theile des griechischen Reiches Eingang gewonnen hatte. 1)

Der nächste Kaiser Michael Rhangabe liess sich anfänglich durch die Vorstellungen des Patriarchen Nicephorus und anderer Personen bewegen, die Todesstrafe gegen die Paulicianer zu verhängen; da aber die Untersuchung, ob ein Individuum wirklich zu dieser Sekte gehörig und den Lehren derselben hartnäckig zugethan sei, durch Geistliche geführt werden musste, so stellten Andere dem Kaiser vor, es sei unziemlich, Todesurtheile durch Priester fällen zu lassen, auch müsse man den Verirrten Raum zur Busse und Umkehr gestatten; dadurch bewirkten sie, dass keine allgemeine Massregel dieser Art ergriffen wurde, wiewohl Michael mehrere enthaupten liess.")

Schärfer verfuhr der Kaiser Leo der Armenier, obgleich in einem Punkte, dem Hasse gegen die religiösen Bilder, mit den Paulicianern gleichgesinnt. Der Metropolit Thomas von Neucäsarea in Kappadocien und der Abt Parakondaces erhielten den Auftrag, in der armenischen Provinz diejenigen, die nach längerer Belehrung ihren Irrthümern nicht entsagen würden, hinrichten zu lassen. Aber Parakondaces wurde von den Astaten, 3)

1) Gieseler (Über die Paulicianer, in den Theol. Studien und Kritiken 1829, XII, 90) und Neander (K.-G. III, 507) haben diese Nachricht bezweifelt oder eine Verwechselung mit jüngeren Vorgängern dabei vermuthet, weil sie von dem spätern Cedrenus herrühre; sie findet sich aber schon bei dem viel ältern Theophanes (ed. Paris. p. 360).

2) Theophanes p. 418. 419.

3) "Aotato, die Unstäten, hiessen sie wahrscheinlich, weil sie aus ihren früheren Wohnsitzen vertrieben oder um ihres Glaubens willen ausgewandert waren.

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