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terminus post quem für die Konzeption des Weißenburger Katechismus darstellt.

Nicht ganz richtig hat Scherer das Glossenzeichen beurteilt. So nennt er einen zuweilen an den Rändern, aber auch über Textworten auftretenden Halbkreis, durch dessen Halbierungspunkt meist von unten nach oben ein schräger Strich gezogen ist; flüchtig in einem Zuge hergestellt ähnelt das Zeichen einem kleinen griechischen q. Scherers Angaben mußten den Glauben erwecken, daß es nur neben den deutschen Stücken erscheine. Auf Enneccerus Tafel 21, 15 fand ich es aber auch der lateinischen Zeile baptismo ut aqua lauar& omnia peccata cũ chrisma & spū scō rechts beigesetzt. GMilchsacks gütige Vermittlung verschaffte mir dann Photographien derjenigen Seiten des fünften Bestandteils der Weißenburger Hs., auf denen es außerdem begegnet. Sie befinden sich jetzt auf der Erlanger Universitätsbibliothek. Ihre Prüfung ergab, daß ein Leser oder Korrektor, als der Kodex fertig vorlag, sich dieser Sigle bediente zur Kennzeichnung von Fehlern oder von Stellen, an denen er Anstoß nahm: vielfach hat er sich mit dem bloßen Zeichen begnügt, zuweilen aber die Berichtigung gleichzeitig eingetragen. Ich bringe Beispiele. Bl. 127 Omne sarmentu in me quod ñ adfert fructu (Joh. 15, 2), am Rand das Zeichen und über sarmentü, der Lesart der Itala, palmites (palmitem Vulg.). Bl. 145 testificor corā dō & in xpō ihū (1. Timotheus 5, 21), am Rand das Zeichen, im Text testificor zu testor radiert (so Vulg.). Bl. 147a De saluatore cui subiecta sunt omnia omnib; que ipse p passionē subiectus est (Inhaltsangabe von Hebr. 2, 8): das Marginalzeichen soll den Fehler, der in subiectus est statt sibi subiecit liegt, andeuten. Bl. 150 Obdistinatus, am Rand das Zeichen, unter d zwei Punkte. Bl. 154b endi fastlicho ni gilaubit, Randzeichen und im Text ni ausgestrichen. Bl. 157a uiro uenerabile, Randzeichen und im Text das letzte e zu i korr. Bl. 158 quae uiuit & reg, Randzeichen, weil qui stehen soll. Bl. 159 Vnosti currebant hinc tramite mesti, unter dem Marginalzeichen links die Korrektur onusti. Bl. 160a P&ri diuinis surrexit uocibus hortis, neben dem Zeichen am rechten Rand ein h, das Änderung von hortis in ortis andeuten zu sollen scheint. Nur ganz selten ist eine Korrektur ohne das Zeichen an den Rand gesetzt: so Bl. 158a confitentes, am Rand d, im Text das erste t in d korr., Bl. 160 Morbida horrendae motans discrimine poenae: am Rand a, im Text discrimine zu discrimina geändert. Nicht in jedem Einzelfall läßt sich feststellen, aus welchem Grund der Korrektor den Text beanstandete; daß er das Praet. gisaaz 52, das Aktiv ginotames (der Autor hatte compellimur als compellimus verlesen) 76 annotierte, ladhunga 54 mit dem üblicheren samanunga vertauschte, begreift sich, nicht aber, weshalb er z. B. neben ungimezzener 69 die Sigle setzte. Mit seinen Änderungen war er nicht immer glücklich: Betomes 111 als Wiedergabe von adoramus ist seinem pittemes entschieden vorzuziehen. viel ergibt sich jedoch, daß das 'Glossenzeichen' nicht bestimmt war, auf Randvermerke zu verweisen, und daß die mit ihm versehenen Doppelausdrücke farbiutit. edho biuuerit, henge. edho farstande, cnuati. edho

samanuuisti (77f. 87. 92) nicht etwa Zusätze des Glossators enthalten, sondern von ihm als irrtümlich charakterisiert werden sollten. Das zur Wahl gestellte zweite Wort wird in der Vorlage von anderer Hand, wie schon das edho gegenüber sonstigem erdho dartut, übergeschrieben gewesen und erst von dem Kopisten unserer Hs. in den Text aufgenommen sein.

VII. BASLER REZEPTE.

1.

II putdiglas, III, si plus necessarium est. murra, sulffor, piperus, plantagines tuos, sabina, incensum tuos, fenuglus, pipaoz, absintia, antor. II stauppo in uno die. XL dies ieiunet, quod nullus, quod in eadem die adquesitum sit, non manducat neque bibat, non panem, 5 non aqua, non leguminum, non carnem. non oculos lauet. in eadem die adquesitum cullentrum non manducat. III nocte1 stet.

6

murra, seuina, uuiroh daz rota, peffur, 2 uuiroh daz uuizza,3 uueramote, antar, suebal, fenuhal, pipoz, uuegabreita, uuegarih, heimuurz,5 zua flasgun uuines, deo uurzi ana zi ribanne, eogiuuelihha suntringun. 10 enti danne geoze zisamane enti laze drio naht' gigesen enti danne trincen, stauf einan in 10 morgan, danne in iz fahe, andran in naht, danne he en petti gange. feorzuc nahto uuarte he e tages getanes, daz he ni protes ni lides ni neouuihtes, 11 des e tages gitan si, ni des uuazares 12 nenpize, des man des tages 13 gisohe, ni in demo niduuahe14 15 ni in demo nipado, ni15 cullantres niinpiize ni des eies, des in demo tage gilegit si. ni eino nisi, ni in tag ni in naht,16 eino nislaffe, ni neouuiht niuuirce, nipuz de gisehe, de17 imo daz tranc gebe enti simplum piuuartan habe. erist do18 man es eina flasgun, unzin dera giuuere; ipu iz noh danne fahe, danne diu nah gitruncan si, danne gigare 19 man 20 de antra flasgun folla.

2.

uuidhar cancur. braenni salz endi saiffun endi rhoz aostorscala.20 al zesamene gemiscę. mid aldu uuaiffu aer þu hręne.21 rip anan daz simplę, unz dęz iz blode. filu oft analęgi, simblę þui ana, od đę 22 itzs

1 noctes schrieb Scherer 2 peffur] davor ein Buchstabe (h?) ausradiert 3 uuizza Maßmann] uueihha. Liegt Kontamination von uuizza und bleihha vor? 4 suebal] danach Rasur eines Buchstaben (1?) 5 heimuurz Sp. 2 eogiuuelihha 'naht] h über radiertem Buchstaben (n?) gigesen] das zweite g von anderer Hand übergeschrieben 9 stauf von anderer

12

15

8

Hand am Rand mit Verweisung 10 in auf Rasur ? 11 neouuihtes] nach
h ein weiteres h ausradiert uuaza res] das zweite a von anderer Hand zu-
gefügt 13 tages] ta hoch über Rasur 14 du" ahe
vor ni (n sieht wie
m aus) Rasur 16 nant
17 nach gisehe am Zeilenschluß und vor de am
Zeilenanfang größere Rasur 18 do] nach d Rasur, von der auch die vordere
19 gigare] ga auf Rasur von anderer Hand. Mit
20 aostor scalala

Hälfte des o betroffen wurde
Graff zu garwen, nicht mit Kögel zu gerian zu ziehen

21 brene

22 odde

1

3

arinne lot þęt1 al aba arinnę. ende nelaz iz naezen2 nesmeruen 25 hrinan daemo2 dolge. thanne iz al ob siae rhaeno, do zęsamone aegero dez uuizsae aende hounog rhene: lachina 5 mid diu daez dolg.

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1 der Anfang der drei letzten Zeilen des Rezepts ist so stark abgegriffen, daß er sich nicht mehr mit Sicherheit entziffern läßt. Das von den ersten Herausgebern gelesene lot faßte Scherer als lot vel ôð; wer dieser aus graphischen Gründen nicht gerade leichten Änderung zustimmt, muß die folgenden Worte bis arinnę nicht sowohl für ein Glossem als für eine Selbstkorrektur des Schreibers ansehen 2 das ae von naezen und daemo ist offenes a mit einer an den zweiten Schenkel gehängten e-Schlinge 3 Scherers Konjektur besmeruen ist mir nicht verständlicher als das Überlieferte, das auch Kögel kaum richtig gedeutet haben wird; Wackernagel scheint, nach Andeutungen in seinem Wörterbuch zu schließen, er klärt zu haben lass es nicht nass werden noch lass schmieren der Wunde zu Teil werden' 4 Kögel nahm ob siae aba sîh 'trockne ab'; ich übersetze 'wenn es alles oben (= oba) rein ist' lachina Scherer, lachani oder lachnae Pongs] lachnai

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Hs. F III 15a der Basler Universitätsbibliothek (aus dem Museum des 1667 † Remigius Fäsch, mit der alten auf den Deckel eingetragenen Fuldaer Signatur liber Isidori de ordine creaturarum id est rotarum VIII or. 7: PvWinterfeld in der Festschrift JVahlen (1900) 403), in Quart, 32 Bll. mit insularer Schrift des VIII. Jh., enthält Isidors Werk De natura rerum, beginnend mit scriptum est XV, 2; es fehlt auch XVIIII, 2 mira quadam prouidentiae XXII, 2 ut interuallo longo. Auf Bl. 17 wurde freier Raum von drei verschiedenen insularen Händen, deren erste sowohl offenes als geschlossenes a kennt, während die zweite nur geschlossenes, die dritte nur offenes verwendet, benutzt zum Eintrag eines lat. Rezepts, einer erweiterten deutschen Übersetzung desselben, endlich eines halb ags., halb hd. gegen den Krebs. Die zweite Hand schrieb, wie Kögel sah, zuletzt; aber zu Pongs Annahme, für diese Verdeutschung sei von Anfang der Raum ausgespart gewesen, und zu seinen darauf gebauten Schlüssen über Nachträge des Übersetzers liegt kein zwingender Grund vor.

HHoffmann, Vindemia basileensis (1834), 2 Bll. 8°. Danach W Wakkernagel, Die altd. Hss. der Basler Universitätsbibliothek (1836) 8f. und Lesebuch 1859, 55f., vgl. Wörterbuch (1861) XI, sowie HF Maßmann, Abschwörungsformeln (1839) 189f. MSD. LXII. KHofmann, Münchner Sitzungsberichte 1870, 1, 524-26. PPiper, Die älteste deutsche Litteratur (Berlin und Stuttgart o. J.) 137 Anm.; Höfische Epik 3 (Stuttgart o. J.), 700 teilt er einige lat. Segensformeln von Bl. 17 mit. RKögel, Ltg. 1, 2 (1897), 497-99. HPongs, Das Hildebrandslied (1913) 151-54. 175-77.- Faksimile bei MEnneccerus 17.

In dem ersten Rezept und seiner Verdeutschung wollte Scherer ein Mittel gegen Fieber finden: zu dieser Ansicht hat ihn neben den Ausdrücken danne in iz fahe 11 und ipu iz noh danne fahe 19 sicherlich Maßmanns Hinweis auf die Rezepte von Eckharts Francia orientalis 2, 980f. Ahd. Gll. 3, 601f. bestimmt. Aber ihr drittes, das fünf Pflanzennamen mit dem ersten Basler teilt, gilt nicht dem Fieber, son

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dern der infusio capitis (Benommenheit, Schwindel?). Und muß ein Fieberkranker, zumal wenn er tagsüber nicht bettlägerig ist, ständig gehütet werden? Mir scheint es sich eher um einen Trank wider Epilepsie zu handeln. Nimmt man tuos nicht = tus, sondern duos (vgl. antor, antar, antra), wobei freilich auffällt, daß entgegen sonstiger Gepflogenheit kein Zahlzeichen steht, und beachtet die handschriftlichen Interpunktionen, dann kommen die Heilmittel der lat. und der deutschen Fassung überein, nur daß letztere noch heimuurz (mercurialis, Bingelkraut) hinzufügt: die beiden Arten von incensum sind uuiroh daz rota und uuizza, die von plantago sind uuegarih und uuegabreita. Die Form stauppo des lat. Textes beweist natürlich nichts für nd. Ursprung: mlat. staupus ist zur Genüge belegt (Ahd. Gll. 2, 623, 33 stouppum, 3, 373, 55. 508, 48. 660, 11. 718, 14 staupus, 4, 98, 35 staupes; vgl. ferner Mülinensche Rolle Z. 62. 63 Folia persici manum .I. lactis caprini staupos .III. simul coque. dum ad staupum .I ueniat, V Rose, Lat. Meermannhss. 363b, lat. Rätsel des Clm. 642 Bl. 45a staupus, Pertzs Archiv 5, 485 und Ducange); auch liegt schwerlich ein Genetiv Plur. vor, sondern das Wort wurde nach Analogie von pondo indeklinabel verwendet. Der Satz III. nocte stet braucht nicht, wie Scherer meinte, hinter antor umgestellt zu werden; er kann ein Nachtrag sein, den der Übersetzer, welcher die knappen Angaben seiner Vorlage mit Detail ausstattet und um deren Wortfolge sich wenig kümmert, an einem ihm passend erscheinenden Ort einschob. Ob das lat. Stück Originalniederschrift oder Abschrift ist, läßt sich nicht entscheiden; denn Pongs Lehre, daß Abwesenheit von Schreibfehlern oder Vorhandensein von nur wenigen Abschrift erweise, wird nur beipflichten, wer Menschen zu Maschinen erniedrigt: je nach Umständen, Geschick und Aufmerksamkeit kann jedermann, wenn er etwas aus dem Stegreif aufsetzt oder aus dem Gedächtnis reproduziert, bald fehlerlos schreiben, bald zu mancherlei Korrekturen genötigt sein; und das gleiche gilt, wenn er kopiert, zumal dann der Grad der Lesbarkeit seiner Vorlage stark ins Gewicht fällt. Dagegen sieht Pongs wohl mit Recht die deutsche Version für erste Niederschrift an. Während der lat. Text Interpunktionen nur spärlich aufweist (neben Punkten einige Kommata), bedient sich der deutsche des Punktes, des Strichpunktes und namentlich einer Vereinigung beider Zeichen. Von einer andern Hand, die sich durch die Form ihres a und ihres g charakteristisch abhebt, hat er Änderungen erfahren: sie besserte giesen 10 in gigesen, trug am Rand mit Verweisung stauf 11 nach, ergänzte a am Zeilenschluß in uuaz res 14 und schrieb auf Rasur das ga von gigare 19; vielleicht rührt von ihr auch das übergesetzte u von duuahe 14 her. Alle drei Rezepttexte sind endlich, am seltensten der zweite, behufs deutlicherer Worttrennung von einer späteren Hand mit Kommaten versehen worden. Da die Verdeutschung kein anlautendes h vor Konsonanz kennt (uuizza, eogiuuelihha), so wird sie nicht aus dem achten Jh. stammen, sondern erst aus dem Anfang des neunten.

Von dem dritten Rezept oder dem zweiten deutschen, das fast hinter jedes Wort (bei alz. esamene in die Wortmitte sogar) einen Punkt setzt,

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