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V. SANGALLER PATERNOSTER UND CREDO.

Pater noster. 1

Fater2 unseer, thu pist in himile. uuihi namun dinan. qhueme rihhi din. uuerde uuillo diin3 so in himile sosa in erdu. prooth unseer emezzihickip uns hiutu. oblaz uns sculdi unsero, 5 so uuir oblazem 5 uns sculdikem. enti ni unsih firleiti in khorunka. uzzer losi unsih fona ubile.

Credo in deo.

Kilaubu in kot fater almahticun, kiscaft' himiles enti erda. enti in Ihesum Christ, sun sinan ainacun, unseran truhtin, der inphangan 10 ist fona uuihemu keiste, kiporan fona Mariun macadi euuikeru, kimartrot in kiuualtiu Pilates, 9 in 10 cruce pislacan, tot enti picrapan, stehic in uuizzi, in drittin take erstoont fona totem,11 stehic in himil, sizit az zesuun cotes fateres almahtikin, dhana chuumftic 12 ist sonen qhuekhe enti tote. kilaubu in uuihan keist, in uuiha khirihhun catho15 lica, uuihero kemeinitha, urlaz suntikero, fleiskes urstodali, in lip euuikan. Amen. 13

1 † Pat NTR unten auf S. 319, darunter in zwei Zeilen die Zahl XXX mehrmals ausgewischt oder ausradiert 2 S. 320 Fat 3 diin ausgewischt ob absichtlich? unseero 6 S. 321 Credo cum. kiscat 8 Ihm pilates, tes untergeschrieben

5

emez zihic, zi 7 fat almahti10 S. 322 in

11 totē 12 chuuftic] der zweite Strich des zweiten u fast ganz vom ↑ verdeckt: daher die Lesefehler der Herausgeber von Freher bis auf Piper 13 euui kan: Am

Hs. 911 der SGaller Stiftsbibliothek, 323 Seiten, ausgehenden VIII. Jh., besteht aus zwei selbständigen Teilen: 1) S. 4 (3 leer, 1. 2 Papiervorsatz) bis 289 (290 leer) zu 21-25 Zeilen in 19 Quaternionen (der 15. nach S. 226 fehlt), die zuerst durch Buchstaben und Zahlen, dann bis zum 18. nur durch Zahlen signiert sind, 16,8-17×10,5-11, die sogenannten Keronischen Gll. von verschiedenen Händen (Ahd. Gll. I); 2) S. 292 bis 322 (291 und 323 leer, 302 bei der Zählung übersprungen) in zwei Quaternionen (307 Signatur A), 16,5×11, Incipit doctrinae fides = Gennadius, De ecclesiasticis dogmatibus (Opp. Augustini VIII appendix 75 ed. Venet.), 319-22 unser Denkmal zu 14-15 Zeilen. Beide Teile differieren auch darin, daß nur der erste Miniierung kennt und im zweiten offenes a überwiegt.

MFreher, Orationis dominicæ et symboli apostolici alamannica Versio vetustissima (o. O. 1609), 8 Bll. 4o, vollständig wieder abgedruckt von JGEccard, Catechesis theotisca (1713) 187-97. IvArx, Geschichten des Kantons SGallen 1 (1810), 203f.1 und Berichtigungen zu den Ge

1 Graeters Idunna und Hermode 1 (1812), 12 wiederholte nach vArx, ohne seinen Namen zu nennen, das Vaterunser. Dadurch angeregt, wies in derselben

schichten usw. (1830) 35f.: danach HF Maßmann, Abschwörungsformeln (1839) 71f. HHattemer, Denkmahle 1 (1844), 324f. W Wackernagel, Lesebuch 1859, 23-26. MSD. LVII. ESteinmeyer, Zs. 17 (1874), 448. W Braune 1III. 2II. PPiper, ZfdPh. 13 (1882), 452f. Ich habe die Hs. zuletzt 1906 eingesehen. - Faksimile der Seiten 320-22 bei MEnneccerus 18-20, ein mangelhaftes der S. 320 bei FSteffen, Lat. Palaeographie 1 (1903), 33.

Über den Lautstand hat ausführlich RHenning, QF. 3 (1874), 149-53 gehandelt und nachgewiesen, daß das Denkmal in der zweiten Hälfte des Zeitraums zwischen 780 und 793 entstanden sein muß: er bestätigte damit Scherers Ansicht, daß es eine der ersten Wirkungen der Admonitio generalis von 789 darstelle. Für hohes Alter sprechen auch die bekannten groben Übersetzungsfehler: creatorem für creaturam genommen, Pontio für potentia, sanctific& für sanctifica (wie sich PSprockhoff, Ahd. Katechetik 5 Verlesung von sanctificetur zu sanctifices denkt, bleibt mir schleierhaft) und peccatorum von peccator statt von peccatum abgeleitet.

Z8. 1813, 76 ein Dr. C. F. E. zu Leipzig auf eine sonderbare Nachricht hin, welche die Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten 1779 VIII. 27 Nr. 137 als Eingesandt aus der Schweiz gebracht hatte. Bei der Abtragung des durch Blitzschlag beschädigten Turms der SPaulskirche von Ortenstein (Kanton Graubünden) hätte man in der Mauer einen Marmorstein entdeckt, auf dem in altd. Sprache Vaterunser und apostolisches Glaubensbekennt. nis eingegraben gewesen seien. Leider wird der Wortlaut nur des Vaterunsers, nicht des Glaubensbekenntnisses mitgeteilt. Nun bietet auch der Parnassus Boicus 2 (1723), 22 einen Text des Vaterunsers, welcher zwar noch stärker verderbt ist als der Ortensteiner, aber nicht nur mit ihm die Form Proath (Freher Prooth), den Ausfall von vns vor hivtv (Ortenstein hiete; darauf geht, bei Voraussetzung von Frakturschrift, das hinten des Parnassus zurück), die Trennung un sich bzw. vn sich teilt, sondern auch mit ihm und mit der Sangaller Hs. in der Schreibung uz zerlosi bzw. utz zerlosi übereinkommt, während bei Freher und den von ihm abhängigen Nachdrucken MZBoxhorns (Prima religionis christianæ rudimenta im Anhang zu Haymonis Historiæ Ecclesiastica Breviarium (1650) 6) und Eccards vzz erlosi steht. Freher hat seiner Angabe zufolge (Bl. Bb) den Kodex nicht selbst gesehen, sondern sich einer ihm überschickten Abschrift bedient. Sonach hat es den Anschein, daß auf Grund dieser oder einer andern Kopie neben oder nach dem Freherschen noch ein weiterer, bisher nicht ermittelter Abdruck herauskam; die Marmortafel freilich und was mit ihr zusammenhängt wird willkürlich erfunden sein. Hingegen geht auf Freher indirekt zurück das Glaubensbekenntnis, das JDWvWinterbach. Unpartheyische Gesch. der Reichsstadt Rothenburg und derselben Gebiet (1798) 45 in überaus kläglicher Gestalt und noch jämmerlicher in der 2. Ausgabe dieses Buches (Gesch. der Stadt Rothenburg an der Tauber und ihres Gebietes. Zeiter (sic) Theil (1827) 36f.) veröffentlicht hat, angeblich geschöpft aus dem pergamentenen Einband eines Kirchenbuchs oder Fasikels (sic). Maßmann 34f. sah, daß Winterbachs Vorlage mit Fraktur geschrieben war (h z. B. wird öfters durch s wiedergegeben: almastikun, Wustin, urstodasi): ich glaube daher, daß irgendein Pastor den Freherschen Text auf jenem Einband notiert hatte.

VI. WEISSENBURGER KATECHISMUS.

Fater unser, thu in himilom bist, giuuihit si namo thin. quaeme richi thin. uuerdhe uuilleo thin, sama so in himile endi in erthu. Broot unseraz emezzigaz gib uns hiutu. endi farlaz uns sculdhi unsero, sama so uuir farlazzem scolom unserem.1 endi nigileidi 5 unsih in costunga. auh arlosi unsih fona ubile.

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Fater2 unser, thu in himilom bist, giuuihit si namo thin. Gotes namo ist simbles giuuihit: auh3 thanne uuir thiz quedhem, thanne bittem uuir, thaz sin namo in uns mannom uuerdhe giuuihit thuruh guodiu uuerc.

Quaeme richi thin. Richi gotes ist simbles endi eogihuuar: thes bittem uuir thoh, thanne uuir thiz quedem, thaz gotes richi si in uns endi thes diufles giuualt uuerdhe arfirrit fona uns.

Uuerdhe uuillo thin, sama so in himile endi in erthu. Thes sculun uuir got simbles bitten, thaz sin uuilleo uuerdhe samalih 15 in erdhu in mannom, soso her ist in himile in engilom, ci thiu thaz man in erthu sinan uuilleon giuuurchen megin, sama so engila in himile magun.

Broot unseraz emetzigaz5 gib uns hiutu. Allo mannes thurfti sintun in themo brotes namen gameinito, thero er ci thesemo antuuerden 20 libe bitharf. bi thiu scal man dago gihuueliches thiz gibet singan, so huuer so uuili, thaz imo got gidago sinero thurfteo helphe.7

Indi farlaz uns9 sculdhi unsero, sama so uuir farlazzem scolom unserem. So 10 huuer so thiz quidhit, so bitharf, thaz er so due, so her quithit, huuanda her fluochot imo mer, thanne her imo guodes 11 25 bitte, ibu her so niduat, 12 so her quidhit: huuanda so huuer so andhremo arbolgan ist endi thiz gibet 13 thanne singit, ther bidit imo selbemo thanne ubiles.

Indi nigileiti 14 unsih in costunga. Nileitit got eomannan in ubilo thohheinaz, uzzar thanne her then man farlazzit, so ist her sar in 30 costungom. thaz meinit thaz uuort, thaz her unsih nifarlazze, ci thiu thaz uuir in ubil gileitte niuuerdhen.

1 unserem] über dem ersten e ein akzentartiger Haken, der auch sonst zuweilen vorkommt 2 Absätze bis Z. 57 nicht in der H8. 3 Bl. 150a auh

4

scu

lun] es ist mir zweifelhaft, ob die Tintenspur oben am zweiten Balken des n Ansatz eines m oder Rest eines radierten Striches ist; sicher aber liegt nicht Korrektur

von n aus r vor, wie Piper behauptete • em&zigaz • gib& 7 helphe, 8 Indi hier und Z. 28 gegen sonstiges endi (Z. 47 einmal enti) gehört, wie Scherer sah, dem Schreiber an, der Initialen in seiner Vorlage nicht eingetragen fand • das nach uns am Zeilenschluß stehende, z-ähnliche Zeichen ist das sonst am Anfang der einzelnen Bitten links befindliche, der Abbreviatur für er gleichende Paragraphenzeichen, das hier an den rechten Rand geriet so scheint durch einen Bogen über s zu So korr. 11 guodes] o aus ?e korr. 12 duat] a aus 13 gib& 14 gileiti] ti aus überpunktiertem di radiert

o korr.

10

Auh arlosi unsih fona ubile. In thesemo2 uuorde ist bifangan allero ubilo gihuuelih, thero manne giterian megi. bi thiu so huuer so thiz gibet hluttru muatu singit, gilouban scal her, thaz inan got 35 thanne gihorie: huuanda her nibitit thar ana ellies eouuihtes, nibu thes got selbo5 giboot ci bittanne, endi thar sintun thoh allo mannes thurfti ana bifangano.

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Ista sunt criminalia peccata, per quae diabolus mergit homines in infernum.8

Uitia carnis. acusti thes lichamen. Inmunditia. unhreinitha. Fornicatio. huar. Luxuria. firinlusti. Idolorum seruitus. abgoto theonost. Ueneficia. eittarghebon.10 Inimicitia. fiantscaf. Contentiones. baga. Emulationes. anthruoft. Irae. nidha. Rixae. secchia. Dissensiones. fliiz. Sectae. striiti. Inuidia. abunst. Obstinatus. einuuillig.11 Homicidia. 45 manslagon.10 Anxius. angustenter. Ebrietas. truncali.12 Adulteria. merhuara. Furta. thiubheit.

Gilaubiu 13 in got fater almahtigon, scepphion himiles enti erda. Endi in heilenton Christ, suno sinan einagon, truhtin unseran.14 Ther infanganer ist fona heilegemo15 geiste, giboran fona Mariun magadi, 50 giuuizzinot16 bi pontisgen Pilate, In cruci bislagan, toot endi bigraban. Nidhar steig ci helliu, in thritten17 dage arstuat fona tóotem, Úf steig ci himilom, gisaaz18 ci cesuun gotes fateres almahtiges, thanan quemendi ci ardeilenne quecchem19 endi dóodem. gilaubiu in atum uuihan, uuiha ladhunga20 allicha,21 Heilegero gimeinidha, Abláz sundeono, 55 Fleisges arstantnissi, Liib euuigan. amen.

1 ubile,

3 gib&

2 thesemo] o scheint aus Ansatz von u gemacht Bl. 150b gilouban 5 selbo 6 g 7 p quos, aber o durchstrichen 8 infernu • Idolo 4 10 übersetzt ist, als stände uenefici und homicidae. Kögels Versuch, die deutschen Formen als Infinitive zu fassen, scheitert schon daran, daß die von ihm aus Gallée beigebrachte Parallele durch Wadstein 14, 17 beseitigt wurde 11 Obdistinatus. einuuillig; Am linken Rand ein Glossenzeichen 12 trunclai 13 Bl. 152b Z. 20 Gilaubiu 14 unseran]

8 aus Korr. 15 heilegemo] das dritte e korr. aus o 16 gihuuizzinot: Scherer vermutete ghiuuizzinôt 17 thritten] ri aus Korr. 18 gisaaz] über g und am linken Rand ein Glossenzeichen 20 quecche | am linken Rand Glossenzeichen, am untern samanunga mit Glossenzeichen davor 21 Bl. 153a allicha

Credo in deum patrem omnipotentem, creatorem caeli et terrae. et in Iesum Christum, filium eius unicum, dominum nostrum. qui conceptus est de spiritu sancto, natus ex Maria virgine, passus sub Pontio Pilato, crucifixus, mortuus et sepultus. descendit ad inferna, 5 tertia die resurrexit a mortuis, ascendit ad caelos, sedet ad dexteram dei patris omnipotentis, inde venturus iudicare vivos et mortuos. credo in spiritum sanctum, sanctam ecclesiam catholicam, sanctorum communionem, remissionem peccatorum, carnis resurrectionem, vitam aeternam. amen.

So1 huuer so uuilit gihaldan uuesan, fora allu thurft2 ist, thaz er habe allicha gilauba. Thia3 uzzar eogihuuelih alonga endi ganza gihalde, ano ibu in euuidhu faruuirdhit. Gilauba allichu thisu ist, thaz einan got in thrinisse endi thrinissi in einnissi eremes, Noh 60 nigimisgente thio gomoheiti5 noh thea cnuat citeilente. Andher ist giuuisso gomaheit fateres, andher sunes, andher thes heilegen geistes, Uzzar fateres endi sunes endi heilegen geistes ein ist gotchundi, gilih diuridha,8 ebaneuuigu craft. Huueolih fater, sulih sún, sulih ther heilogo geist. Ungiscaffan fater, ungiscaffan sun, ungiscaffan endi 65 ther heilogo geist; Ungimezzan fater, ungimezzan sun, ungimezzan ther heilogo geist; Euuig fater, euuig sun, euuig heilogo geist: Endi thoh nalles thri euuige, uzzar einer ist euuiger, So nalles thri ungiscaffene noh thri ungimezzene, uzzar einer ist ungiscaffaner endi einer ungimezzener.10 So sama almahtigo fater, almahtigo sun,11 70 almahtigo12 endi heilago geist, Endi thoh nalles thri almahtige, uzzar einer ist almahtiger.13 So sama got fater, got sun, got heilago1 geist, Endi nalles thoh thri gota, uzzar einer ist got.

10

9

1 davor die Z. Quicumque uult saluus esse. & reliqui (doch könnte dies Schluß-i auch ein mißratenes a sein) 2 thurft, nicht thurfti oder thurfit (Schnurrs thurftit ist unmöglich): das t hat hier und in craft Z. 63 eine Gestalt, welche sehr häufig im lat. Text der SGaller Benediktinerregel begegnet, der wagerechte Strich des t wurde nach links unten umgebogen, so daß er eine bis zur Mitte des senkrechten Balkens reichende Schleife bildet 3 mit den großen, rot angemalten Buchstaben beginnt im Symbolum Quicumque stets eine neue Z. ♦ darüber aū, das gewiß nicht deutsches auur bezeichnet; vielmehr wurde das unübersetzt gebliebene lat. autem nachgetragen 5 gomoheiti! • daneben am rechten Rand mit Glossenzeichen eouuist 7 sunes! 8 diuridha! 9 euuige! 10 rechts am Rand ein Glossenzeichen 11 sun! 12 Bl. 153b almahtigo 13 almahtiger auf freiem Raum der vorangehenden Z. 14 heilago]

a aus o korr.

Quicumque vult salvus esse, ante omnia opus est, ut teneat catholicam fidem. Quam nisi quisque integram inviolatamque servaverit, absque dubio in aeternum peribit. Fides autem catholica haec est, ut unum deum in trinitate et trinitatem in unitate veneremur, neque confundentes personas neque substantiam separantes. Alia est enim 15 persona patris, alia filii, alia spiritus sancti, sed patris et filii et spiritus sancti una est divinitas, aequalis gloria, coaeterna maiestas. Qualis pater, talis filius, talis spiritus sanctus. Increatus pater, increatus filius, increatus et spiritus sanctus; immensus pater, immensus filius, immensus spiritus sanctus; aeternus pater, aeternus filius, aeternus 20 spiritus sanctus: et tamen non tres aeterni, sed unus aeternus, sicut non tres increati nec tres immensi, sed unus increatus et unus immensus. Similiter omnipotens pater, omnipotens filius, omnipotens et spiritus sanctus, et tamen non tres omnipotentes, sed unus omnipotens. Ita deus pater, deus filius, deus spiritus sanctus, et tamen non tres dii, 25 sed unus est deus. Ita dominus pater, dominus filius, dominus spiritus sanctus, et tamen non tres domini, sed unus est dominus: quia

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