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Richin war der Sohn Goffrieds, Herrn von Château-Landon. Weil dieses Schlofs dem alten Grafen Fulco von Anjou gehörte 1), wird Goffried von demselben Lehnsmann des Grafen gewesen sein. Ermengard, Tochter des Grafen Fulco von Anjou, hatte sich mit diesem Lehnsmanne ihres Vaters vermählt und mit ihm jenen Fulco Richin erzeugt, welcher daher ein Neffe des Grafen Gaufried war 2). Ein anderer Neffe desselben, auch Sohn seiner Schwester Ermengard war Gaufried mit dem Zunamen Barbatus 3). Sowohl dieser als sein Bruder Fulco Richin werden als Söhne des Grafen Albericus (contractus) von Gâtine oder Gâtinois bezeichnet 4). Diese Nachricht ist, soviel Fulco betrifft, falsch, weil er sich selbst den Sohn Goffrieds von Château-Landon nennt "). Möglich dagegen ist es, dafs Fulco Halbbruder des Gaufried Barbatus gewesen ist. Er nennt ihn wenigstens seinen Bruder 6). Eine andere Nachricht bezeichnet beide Brüder als Söhne der Adela, Schwester Gaufrieds 7).

Etwa ein halbes Jahr, nachdem Graf Gaufried die Grafschaft Saintonge abgetreten hatte, wurde er plötzlich krank. Unaufhaltsam nahm die Krankheit zu und warf ihn auf das Todtenbette 8). In bitterer Reue über seine Leidenschaftlichkeit und über seine Gewaltthaten, wodurch er manches Verderben angerichtet hatte 9), liefs er sich in einer Nacht, nachdem er die Regierung niedergelegt hatte, in dem von ihm und seinem Vater erbaueten Kloster St. Nicolai zu Angers vom dortigen Abte Harald (Abrardus, Adraldus, Airaudus, Aderoldus) als Mönch aufnehmen. Er starb aber schon, nicht ohne grofse Schmerzen 10), am folgenden Morgen den 14. Novem

1) Gesta consulum Andegavensium bei Bouquet 1. c. Tom. X. p. 250. 2) Historiae Andegavensis fragmentum auctore Fulcone bei Bouquet 1. c. Tom. X. P. 203.

3) Gesta Guillelmi ducis Normannorum auctore Guillelmo Pictavensi bei Bouquet 1. c. Tom. XI. p. 85, Gesta consulum Andegayensium ibidem p. 270, Chronicon Turonense ibidem p. 348, Chronicon Alberici ibidem p. 357 u. 358.

4) Chronicon S. Maxentii bei Bouquet l. c. Tom. XI. p. 220, Orderici Vitalis historia ibidem p. 231 u. 244, Chronicon Alberici ibidem p. 357 u. 358. 5) Historiae Andegavensis fragmentum auctore Fulcone bei Bouquet 1. c. Tom. X. p. 203.

6) Historiae Andegavensis fragmentum auctore Fulcone bei Bouquet 1. c. Tom. XI. p. 138.

7) Bouquet 1. c. Tom. XIV. p. 791. Nota b.

8) Gesta consulum Andegavensium bei Bouquet . c. Tom. XI. p. 270.

9) Gesta Guillelmi ducis Normannorum auctore Guillelmo Pictavensi bei Bouquet 1. c. Tom. XI. p. 85.

10) Gesta consulum Andegavensium bei Bouquet 1. c. Tom. XI. p. 270.

ber1). Seinen Tod setzt eine Nachricht in das Jahr 1055 oder 1056 2). Dieselbe wird durch Obiges zur Genüge widerlegt. Eine andere, welche das Jahr 1061 angiebt 3), ist auch falsch. Die Mehrzahl der Geschichtsschreiber stimmt für das Jahr 1060. Diese Angabe ist gewifs die richtige, weil Fulco, der eigene Neffe Gaufrieds, sie bestätigt 4). Der Körper Gaufrieds wurde im Dome zu Angers begraben und im Jahre 1096 zur Zeit, als Pabst Urban die Kirche St. Nicolai in der Vorstadt Angers einweihete, in derselben beigesetzt").

Weil Gaufried keine Kinder hinterliefs 6), schenkte er auf dem Todtenbette seinen beiden Neffen seine Herrschaften 7). Sein Neffe Gaufried mit dem Zunamen Barbatus erhielt nach dem Rechte der Erstgeburt das Prinzipat 3), Touraine mit der Hauptstadt Tours und das Schlofs Landon (nach Anderen Loudun), Fulco Richin aber die Grafschaft Anjou und die ihm mit der Stadt Saintes schon früher überlassene Grafschaft Saintonge 9). Unter dem Prinzipat (Principatus, Honor), welches an Gaufried Barbatus überging, ist vermuthlich die Lehnsherrlichkeit über die Besitzungen zu verstehen,

1) Historiae Andegavensis fragmentum auctore Fulcone bei Bouquet 1. c. Tom. XI. p. 138, Chronicon S. Maxentii ibidem p. 220, Chronicon Andegavense ibidem p. 30, Chronicon S. Albini Andegavensis ibidem p. 287, cfr. Bouquet 1. c. Tom. XIV. p. 83. Nota c; das breve Chronicon S. Florentii Salmuriensis bei Bouquet 1. c. Tom. XI. p. 349 berichtet irrthümlich, dafs er 1059 Mönch im Kloster S. Nicolai geworden sei.

2) Chronicon Turonense bei Bouquet 1. c. Tom. XI. p. 348.

3) Chronicon S. Albini Andegavensis bei Bouquet 1. c. Tom. XI. p. 287. 4) Historiae Andegavensis fragmentum auctore Fulcone bei Bouquet 1. c. Tom. XI. p. 138, Chronicon Andegavense ibidem p. 30, Chronicon S. Maxentii ibidem p. 220, Chronicon Alberici ibidem p. 357, Chronicon Kemperlegiense ibidem p. 372.

5) Historiae Andegavensis fragmentum auctore Fulcone bei Bouquet 1. c. Tom. XII. p. 491, Gesta consulum Andegavensium bei Bouquet 1. c. Tom, XI. p. 271 u. 647, Chronicon Turonense ibidem p. 348.

6) Orderici Vitalis historia bei Bouquet 1. c. Tom. XI. p. 231, Chronicon Turonense ibidem p. 348.

7) Chronicon Alberici bei Bouquet 1. c. Tom. XI. p. 357 u. 358, Gesta consulum Andegavensium ibidem p. 270, cfr. Chronicon S. Maxentii ibidem p. 220. 8) Orderici Vitalis historia bei Bouquet 1. c. Tom. XI. p. 231 u. 244, Gesta Guillelmi ducis Normannorum auctore Guillelmo Pictavensi ibidem p. 85, Chronicon Alberici ibidem p. 357 u. 358.

9) Chronicon Turonense bei Bouquet 1. c. Tom. XI. p. 348, Gesta consulum Andegavensium ibidem p. 270. Eine Handschrift dieser Gesta ibidem p. 647 berichtet grade das Gegentheil, und das Chronicon S. Albini Andegavensis ibidem p. 287 kennt nur den Fulco Richin als Erben des Grafen Gaufried.

welche dem Fulco Richin zufielen. Beide Brüder geriethen sehr bald wegen der Erbschaft in Fehde mit einander 1). Ueber Fulco's Leben und Schriften giebt die Histoire literaire Auskunft 2).

1) Historiae Andegavensis fragmentum auctore Fulcone bei Bouquet 1. c. Tom. XI. p. 138, Orderici Vitalis historia ibidem p. 231, Chronicon Alberici ibidem p. 358.

2) Histoire literaire 1. c. Tom. IX. p. 391–398.

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Bemerkungen zu den folgenden Briefen.

No. I.

Drogo zu Paris an Berengar, um das Jahr 1040.

Der Verfasser dieses Briefes, Droco, in dem Briefe No. VI. dieser Sammlung Draco Parisiacensis genannt, ist jener Drogo Parisiensis, welcher 1060 im Briefe Gozechins an Valcher 1) zu den Gegnern Berengars gezählt wird, und in Urkunden der Jahre 1067 und 1071 unter der Bezeichnung Drogo Archidiaconus Parisiensis als Zeuge erscheint 2). Aus dem Briefe geht hervor, dafs er geschrieben ist zu einer Zeit, in welcher Berengar der Welt noch wenig bekannt war und eben die Jahre der Juventus zurückgelegt hatte, etwa ums Jahr 1040, als er schon Archidiaconus zu Angers war 3), also zu einer Zeit, in welcher er seine Lehre vom Abendmahl noch niemandem mitgetheilt hatte, vielleicht die ersten Keime zu derselben in seinem Geiste noch nicht einmal geweckt waren.

Drogo war bei Berengar zum Besuche gewesen und hatte dabei Gelegenheit gehabt, die Treue, mit welcher Berengar seinen Beruf erfüllte, die Menschenfreundlichkeit, mit welcher er Rath und Trost allen zu ihm sich Flüchtenden ertheilte, und die Mäfsigung und Nüchternheit, welche er den Bedürfnissen seines Körpers entgegensetzte, zu bewundern; sein Eifer in Erforschung der heiligen Schriften, seine Geschicklichkeit in Erklärung derselben, seine Beredsamkeit und seine aufserordentlichen Kenntnisse in der Arzneiwissenschaft setzten ihn in Erstaunen. Nach Paris zurückgekehrt fühlte Drogo sich gedrungen, dem Manne seiner Bewunderung den

1) Mabillon Analecta Tom. IV. p. 385, nova editio p. 444.

2) Sammarthan 1. c. Tom. VII. Instrumenta p.35. No. XL, p.37. No. XLII. 3) Labbeus 1. c. Tom. IX. p. 939 und Harduin 1. c. p. 918: conventus episcoporum ad dedicationem Vindocinensis monasterii. Mabillon Annales Tom. IV. p. 439 u. 440, d'Achery Acta Sanctorum 1. c. praefatio p. 11.

Eindruck zu beschreiben, den derselbe auf ihn gemacht hatte, und ihm offen zu gestehen, dafs er seines Gleichen nicht gefunden habe und niemanden so hoch achte, wie ihn. Da Drogo seinen Brief mit der Versicherung schliefst, dafs er, so viel in seinen Kräften war, dazu beigetragen habe, das Lob und den Ruhm Berengars bei Hohen und Niedrigen zu verbreiten, so darf man, falls diese Aeufserung Drogo's keine Anmafsung enthält, aus derselben schliefsen, dass er selbst als Gelehrter und Geistlicher in hohem Ansehen stand. Dadurch erhält sein obiges Zeugnifs allerdings grofses Gewicht.

No. II.

Berengar an Joscelin von Partenai, Schatzmeister in der Domkirche St. Hilarii zu Poitiers, zwischen den Jahren 1047 und 1049.

Dieser Brief ist derselbe, welchen Martene mitgetheilt hat1). Martene und Stäudlin 2) stimmen darin überein, dafs Berengar denselben geschrieben habe. Es fragt sich nur, an wen der Brief gerichtet sei. Berengar nennt den Freund, an den er schreibt, seinen geliebten Bruder I. Martene fügt in einer Note die Vermuthung hinzu, dafs dieses I. vielleicht L. heifsen müsse und Lanfranc bedeuten könne, wogegen sich die Verfasser der Histoire literaire 3) erklären. Im vorliegenden Manuscripte steht I. Aus der Anrede: ,,geliebter Bruder" darf man schliefsen, dafs derselbe geistlichen Standes war, aber kein höheres Amt als Berengar selbst bekleidete, nicht Bischof oder Erzbischof war, weil Berengar in diesem Falle ihn nicht blofs Bruder sondern wenigstens auch Herr genannt haben würde. Unter den Geistlichen, zu welchen Berengar in freundschaftlicher Beziehung stand, befindet sich, so viel bis jetzt ermittelt ist, kein anderer als Joscelin, Erzbischof von Bourdeaux 4), dessen Name mit I. beginnt. Joscelin war zugleich Erzbischof von Bourdeaux und Schatzmeister in der Kirche St. Hilarii zu Poitiers. Mit beiden Ämtern bekleidet erscheint er in Urkunden der Jahre 10605), 10686) und 10787). Weil der Brief nicht an einen Bischof oder Erzbischof geschrieben sein kann, so mufs er in die Zeit gesetzt

1) Martene 1. c. Tom. I. p. 195. 2) Stäudlin 1. c. p. 15 u. 16.

3) Histoire literaire 1. c. Tom. VIII. p. 21.

4) cfr. die Bemerkungen zum Briefe No. XIX. u. XXII.

5) Martene 1. c. Tom. I. P. 186 u. 187.

6) Mabillon Annales Tom. V. p. 13.

7) Sammarthan 1. c. Tom. II. Instrumenta p. 271 u. 272. No. VIII, Mabil

lon Annales Tom. V. p. 127.

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