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23. Mit dem obigen Beweise ist ein anderer, auf den die Thelogen, namentlich Bellarmin und Gregor von Valenza, mit Recht großes Gewicht legen, verwandt. Gar vieles nämlich, was im alten Testamente von Gott ausgesagt oder erzählt wird, schreibt das neue unserem Herrn Jesus Christus zu. Wir lesen im Briefe an die Epheser: „Einem jeden von uns ist Gnade verliehen nach dem Maße, in dem Christus sie gegeben hat. Darum spricht (der Psalmist): Er ist aufgefahren in die Höhe, hat gefangen geführt die Gefangenschaft, und Gaben den Menschen ausgetheilt“ (4, 7. 8). Nun sagt dies aber der Psalmist vom Gott Israels, der vor seinem Volke in der Wüste einhergieng, vor dem die Erde erbebte, und die Himmel troffen, der auf Sina war, von seinen Heerschaaren umgeben (Ps. 67, 8. 9. 18. 19).

„Ich will euch,“ spricht ferner in seinem Briefe der Apostel Judas, „obschon ihr schon alles wisset, daran erinnern, daß Jesus sein Volk aus dem Lande Egypten rettend, sóðann jene, die nicht glaubten, zu Grunde richtete: die Engel aber, welche ihre Hoheit nicht bewahrten, sondern ihre Wohnung verließen, hat er zum groBen Gerichtstage mit ewigen Banden in der Finsterniß aufbehalten“ (v. 5. 6). Jesus also ist eben jener Gott Jehovah, der die zehn Gebote mit den Worten beginnt: „Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Lande Egypten geführt hat“ (2. Moys. 20, 2); er ist derselbe, von dem wir im Buche Job lesen: „Ist etwa der Mensch im Vergleiche mit Gott gerecht, oder der Mann reiner, als sein Schöpfer? Siehe, die ihm dienen, sind nicht beständig, und in seinen Engeln fand er Verkehrtheit" (4, 17. 18). Und wenn der Apostel Petrus, dieselben Gedanken wie Judas ent= wickelnd, sagt: „Gott hat der Engel, die sich verjündigten, nicht geschont, sondern mit Ketten der Hölle sie in den Abgrund gezogen und der Pein übergeben, um sie zum Gericht aufzubehalten“ (2. Petr. 2, 4); wer kann da läugnen, daß die Apostel die wahre Gottheit Jesu anerkannten und lehrten? Was Petrus von Gott, eben das sagt Judas von Jesus.

In jenem berühmten Gesichte endlich, worin Jsaias die Seraphim vor dem Throne Gottes mit verhülltem Antlige anbeten sah, und den Lobgesang vernahm: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr Gott der Herrschaaren,“ sprach eben dieser Gott der Herrschaaren,

Jehovah, zum Propheten: „Geh hin und sage diesem Volke: Höret, höret und verstehet nicht! sehet das Gesicht und erkennet nicht! Verblende das Herz dieses Volkes und verstopfe seine Ohren, und schließ ihm die Augen, daß es nicht sehe mit seinen Augen, noch höre mit seinen Ohren, noch erkenne in seinem Herzen, noch sich bekehre, und ich es heile" (J. 6, 9. 10). Der Sinn dieser Worte Gottes ist: das Volk wird sich, dich anhörend, nur noch mehr verstocken; nichtsdestoweniger geh' hin, und rede ihm: denn das soll seine Strafe sein, daß ich es in seiner Blindheit lasse. — Nun vergleichen wir hiemit die Erzählung des Evangelisten: „Obwohl er (Jesus) aber so große Wunder vor ihnen gethan, glaubten sie doch nicht an ihn, so daß das Wort des Propheten Jsaias erfüllt wurde, das er sprach: Herr wer glaubt unseren Worten? und der Arm des Herrn, wem wird er kund? Darum konnten sie nicht glauben, weil wiederum Isaias sprach: Er hat ihre Augen geblendet, und ihr Herz verhärtet, daß, sie nicht sehen mit den Augen, noch erkennen in ihrem Herzen, noch sich bekehren, und ich sie heile. Dies sagte Isaias, da er seine Herrlichkeit sah, und von ihm redete“ Joh. 12, 37–40). Jesus also, an den die Juden, als sie seine Wunder sahen, nicht glaubten, ist jener Gott der Herrschaaren, den die Seraphim mit verhülltem Antlig anbeten, dem sie das Dreimalheilig zurufen.

24. Wir halten es für für unnöthig, die Anführungen dieser Art fortzusetzen 1), und wenden uns schließlich zu jenen Schriftstellen, in welchen Jesus Christus geradezu Gott genannt wird. Zu den am öftesten besprochenen gehören: Joh. 20, 28, wo Thomas zum auferstandenen Erlöser spricht: „Mein Herr und mein Gott!" Und Röm. 9, 5, wo der Apostel von Christus sagt: „Der da ist über alles Gott, hochgelobt in Ewigkeit." Wir brauchen uns bei den bekannten Einwendungen der Rationalisten umsoweniger lange aufzuhalten, als sie die Beantwortung, die sie kaum verdienen, schon vor Jahrhunderten gefunden haben. Daß die Worte des Apostels Thomas nicht als Bekenntniß seines Glaubens an Christus gerichtet, sondern ein Ausruf seiner Verwunderung seien, wird bereits auf dem

1) Man vergleiche Jf. 8, 13. 14. mit Röm. 9, 32. 33. 3. 45, 24. mit Röm. 14, 10-12. Js. 41, 4. 44, 6. 48, 12. mit Offenb. 1, 8 und 17. Ebenso 1. Tim. 6, 15. mit Offenb. 17, 14 und 19, 16.

fünften allgemeinen Kirchenrath als eine Erfindung Theodors von Mopsuestia verworfen; und unsere Rationalisten hätten sich umsomehr schämen sollen, sie zu wiederholen, als Bellarmin 1) und andere vor ihm längst darauf aufmerksam gemacht hatten, daß der heilige Text ausdrücklich erklärt, Thomas habe diese Worte zu Christus gesprochen. Respondit Thomas et dixit ei: Dominus meus et Deus meus.Dem Texte des h. Paulus aber durch Veränderung der Unterscheidungszeichen die Beweiskraft zu nehmen, hat zuerst Erasmus, der Vorläufer jener Exegeten, die mehr Philologen als Theologen sind, versucht 2). Aber stimmt es etwa auch nur mit den Grundsägen der Philologie überein, wider das Ansehen aller alten Handschriften und sämmtlicher Ausleger 3) eine Saheintheilung zu machen, durch welche der Lauf der Rede in unnatürlicher Weise gestört, und ihr Sinn nicht bloß abgeschwächt, sondern ganz und gar fade wird? Möge man, wie Erasmus wollte, den Punkt vor „der da ist“, oder wie Neuere für besser finden, vor „Gott“ sezen; man braucht nur die Stelle im Zusammenhang zu lesen, um sich zu überzeugen, daß

1) L. c. cap. 6.

2) Greg. de Val. 1. c. §. 11. Bellarmin 1. c.

3) Auch katholische Theologen haben sich, durch Westen, wie es scheint, getäuscht, verleiten lassen, zu behaupten, daß mehrere hh. Väter die fraglichen Worte des Apostels nicht auf Christus, sondern auf Gott den Vater bezögen. Aber diese Väter, Origenes, Athanafius, Basilius und Gregor von Nyssa, sagen zwar, (ohne Beziehung jedoch auf diese Stelle Pauli) daß der Vater vielmehr als der Sohn,,Gott über alles" genannt werde; weil nämlich der Vater ohne Ursprung und der Sohn aus ihm ist; wie sie aus demselben Grunde auch zugeben, daß der Vater größer als der Sohn genannt werden könne. (Suarez de SS. Trin. 1. 2, c. 4.) Allein sie läugnen deßhalb nicht, daß, wo nicht vom Ursprunge und den persönlichen Eigenthümlichkeiten, sondern von der Wesenheit der göttlichen Personen die Rede ist, der Sohn ebensowohl als der Vater „Gott über alles" ist; und sind soweit entfernt, jene Auslegung oder vielmehr jene Zerreißung der Paulinischen Stelle zu billigen, daß sie diese vielmehr, und zwar als den offenbarsten und stärksten Beweis für die Wesensgleichheit des Sohnes wider die Arianer anführen. Orig. in Ep. ad Rom. 9, 5. S. Athan. ad Epitet. p. 10. ad Serap. ep. 2. n. 2. S. Basil. contra Eunom. 1. 4. c. 2. S. Greg. Nyss. Contra Eunom. 1. 10. (Tom. II. p. 265). Hoffentlich_wird_eine_Ab= handlung des P. Franzelin, die hierüber alles Licht verbreitet, bald durch den Drud der Deffentlichkeit übergeben werden. Bis jetzt ist sie nur in seinen litho graphirten Heften (De verbo incarnato thes: VII.) zu finden.

eine Lobpreisung Gottes als Schluß derselben ebenso ungehörig, als eine Erklärung der göttlichen Würde Christi passend ist.

25. Um so nichtiger aber muß eine solche Ausflucht erscheinen, wenn man bedenkt, daß derselbe Apostel nicht bloß hier, sondern bei mehreren andern Gelegenheiten die Gottheit Christi auf das bestimmteste behauptet. Wir haben schon den Eingang des Briefes an die Hebräer betrachtet, wo er den Herrn nicht bloß schlechthin Gott, sondern auch den unwandelbaren Schöpfer Himmels und der Erde, „der alles trägt mit dem Worte seiner Kraft," nennt; und jene seine Worte an die Philipper, worin er ihm die göttliche Wesenheit beilegt, lassen ebensowenig eine andere Deutung zu. Ueberdies lesen wir nun aber in seiner Rede an die Bischöfe von Ephesus: „Habet Acht auf euch und auf die ganze Heerde, in welcher euch der h. Geist zu Bischöfen gesetzt hat, die Kirche Gottes, die er sich mit seinem Blute erworben hat, zu regieren" (Apostelg. 20, 28). Derjenige also, welcher uns durch sein Blut erlöst hat, ist nach der Lehre Pauli Gott. Wie ihn aber der Apostel an der oben erwogenen Stelle nicht bloß Gott, sondern Gott über Alles" nennt; so spricht er auch: „Wir erwarten die selige Hoffnung und die Ankunft der Herrlichkeit unsers großen Gottes und HeiLandes Jesu Christi.“ (Tit. 2, 13.) Wir überseßen „unsers großen Gottes und Heilandes“ und nicht des großen Gottes und unsers Seilandes; senn fo forbert Ser Hrtegr: ἐπιφανειαν της δοξης του μεγάλου θεου και σωτηρος ήμων Ιησου Χριστον. 23äre, mie wiederum Erasmus wollte, von zweien, von Gott dem Vater nämlich, und vom Erlöser Jesus Christus die Rede; so müßte nach der richtigen Bemerkung Gregor's und Bellarmin's vor owτngos der Artikel wiederholt werden. Und was von viel größerer Wichtigkeit ist, nirgend ist in der Schrift von einer Ankunft oder Erscheinung Gottes des Vaters, sehr oft aber, besonders in den Briefen Pauli, von der Ankunft des Sohnes Gottes, unsers Erlösers die Rede 1).

26. Doch wenden wir endlich noch unsere Aufmerksamkeit den Zeugnissen jenes Evangelisten zu, der, wie die Väter und unter

1) 1. Cor. 1, 8. 15, 23. 1. Thess. 2, 19. 3, 13. 4, 14. 5, 23. 2. Thess. 2, 1. 8. 1 Tim. 6, 14. 2. Tim. 4, 1. 8. Jac. 5, 7. 2 Petr. 3, 4. 12. 1 Joan. 2, 28. Jud. 24. Apoc. 22, 20.

ihnen schon Jrenäus bezeugen 1), zu dem besonderen Zwecke schrieb, die Gottheit Christi zu lehren. Wir heben aus dem erhabenen Eingange dieses Evangeliums nur den einen Vers hervor: „Das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“ Wäre wirklich in der Schrift der Gebrauch des Namens Gott so schwankend, daß irgend ein bestimmtes Geschöpf jemals geradezu Gott hieße; so könnte man doch nicht annehmen, daß in einem und demselben Satz Schöpfer und Geschöpf Gott genannt würden. Dennoch hat man dieses auf den Grund hin behauptet, weil in der ersten Hälfte des Saßes ó Deos, in der zweiten Feos gesagt wird. Aber schon der h. Chrysostomus bemerkt2), daß in diesem selben Hauptstücke zweimal dɛos ohne Artikel steht, wo ganz gewiß von dem einen wahren Gott die Rede ist; nämlich v. 6: „Es war ein Mensch von Gott gesandt,“ und v. 18: ,,Niemand hat je Gott gesehen." Glaubt man dennoch, weil in unserm Sate das Wort Gott zweimal hintereinander vorkommt, einen Grund fordern zu dürfen, weßhalb es das zweite Mal ohne Artikel stehe; so kann man diesen darin finden, daß es dort Prädikat ist. Wie wenig man aber berechtigt ist, ihm eine andere Bedeutung zu geben, zeigt Bellarmin auch noch daraus, daß der Evangelist nicht bloß in diesem Sate, sondern auch im vorhergehenden und in den folgenden jene rednerische Figur anwendet, der gemäß das letzte Wort des einen Sates das erste des andern mit ihm verbundenen ist. „Im Anfange war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort . . . . In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht des Menschen, und das Licht leuchtet in der Finsterniß, und die Finsterniß hat es nicht begriffen." Wie also „Wort“, „Leben“, „Licht“, „Finsterniß“, so muß auch „Gott“ in dem nachfolgenden der beiden verbundenen Säße dasselbe, wie in dem vorhergehenden bedeuten.

27. Nun dürfen wir aber auch noch von Johannes, wie oben von Paulus sagen, daß er nicht hier allein, sondern an manchen andern Orten die Gottheit seines geliebten Meisters auf das klarste bekennt. Um nicht auf die schon oben erwähnten Stellen seines Evangeliums zurückzukommen, so lesen wir in seinem ersten Briefe: ,,Daran haben wir die Liebe Gottes erkannt, daß er sein Leben für

1) L. 3. c. 11

2) In Joan. hom. 3. 4.

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