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Auch dem Hunger, dem Durste, der Ermattung konnte der Sohn Gottes nur unterworfen sein, weil er einen beseelten Leib angenommen hatte.

Es ergiebt sich aber auch aus manchen dieser Schriftstellen, daß die Seele des Erlösers keine bloß finnliche, sondern eine zugleich vernünftige sein mußte. Denn eine Seele, die er für uns in den Tod hingeben und wiedernehmen konnte, war unsterblich und folglich geistiger Natur. Nachdem er aber gesagt: „Jett ist meine Seele erschüttert,“ fährt er also fort: „Und was soll ich sagen? Vater, rette mich aus dieser Stunde! doch darum bin ich in diese Stunde gekommen. Vater, verherrliche deinen Namen!" Es ist klar, daß der Heiland nicht in seiner Gottheit, sondern nur in jener seiner erschütterten Seele also überlegen und beten konnte. Diese Seele mußte somit mit Vernunft und Freiheit begabt sein. Dasselbe gilt vom Gebete, das er verrichtete, als seine Seele betrübt war bis in den Tod: „Vater nicht mein, sondern dein Wille geschehe". Dieser von dem Willen des Vaters verschiedene, aber sich demselben unterwerfende Wille konnte nur der Wille der Seele sein, die mit der Angst des Todes rang. Er war aber ohne Zweifel ein vernünftiger; also auch die Seele, sein Prinzip, geistiger Natur. Ferner kam auf Jesus, nachdem er von Johannes getauft worden war, der heilige Geist in sichtbarer Gestalt hernieder, und von eben diesem Geiste ward er in die Wüste geführt. Es konnte aber Jesus nicht seiner göttlichen, sondern nur seiner erschaffenen Natur nach den heil. Geist empfangen, und von ihm in die Wüste geführt werden. Diese geschaffene Natur mußte also mit Vernunft begabt sein. Dasselbe müssen wir folgern, wenn es vom Knaben Jesus heißt: „Die Gnade Gottes war in ihm;" und: „Er nahm zu an Weisheit und Alter und Gnade bei Gott und den Menschen“ (Luc. 2, 40. 52). Aus dieser lezten Stelle leuchtet ein, daß hier nicht von der Gnade, die in Gott ist, von seiner Güte und Liebe, sondern von der Gnade, die Gott schenkt, und die uns ihm wohlgefällig macht, die Rede ist. Die Seele Christi also, die sie empfing, konnte keine bloß sinnliche Seele sein.

Weil wir jedoch oben der arianischen Irrlehre in Betreff der Seele Christi erwähnten; so ist zu bemerken, daß wider diese die angeführten Schriftstellen nur insofern beweisen, als die Gottheit des Logos vorausgesetzt wird. Denn wenn dieser vielmehr, wie

Arius wollte, ein geschaffener Geist war; so konnte er den heil. Geist und seine Gnade empfangen, konnte in der Traurigkeit und Angst mit sich selber kämpfen, und seinen Willen dem göttlichen unterwerfen. Arius brauchte ferner nur, in seinem Irrthum fortschreitend, dem Logos gleich unserem Geiste sinnliche Lebenskräfte beizulegen, um auch die übrigen Stellen von diesem, und nicht von einer von ihm verschiedenen Seele deuten zu können. Ist aber zuvor die wahre Gottheit des Wortes, das Fleisch wurde, dargethan, dann lassen die angeführten Zeugnisse der Schrift, die noch durch viele andere vermehrt werden könnten, gewiß keinen Zweifel übrig, daß jenes Fleisch von einer wahrhaft menschlichen, d. i. sinnlich vernünftigen Seele belebt war.

9. Es wird daher nicht nöthig sein, diese Wahrheit auch noch besonders in der Ueberlieferung der Väter nachzuweisen; die Erklärungen der Kirche jedoch dürfen wir um so weniger mit Stillschweigen übergehen, als wir in ihnen zugleich eine Grundlage für die folgenden Untersuchungen gewinnen.

Wenn schon der ephesinische Kirchenrath dem Ausspruche des Evangeliums:,,das Wort ist Fleisch geworden" erklärend beifügte: „und gleich uns Mensch“1); so lesen wir in den späteren Beschlüssen der Kirche sehr oft, daß der Sohn Gottes die ganze und vollkommene menschliche Natur angenommen, und darum ebenso wohl wahrer und vollkommener Mensch, als Gott, und wie dem Vater der Gottheit, so uns seiner Menschheit nach wesensgleich ist. Und um das Geheimniß der göttlichen Erbarmung noch vollständiger auszusprechen, werden überdies die wesentlichen Theile der Menschennatur genannt: Er ist wahrer und vollkommener Mensch, aus einem Leibe und einer vernünftigen Seele bestehend oder zusammengesett 2).

1) . . . γέγονε σάρξ καὶ καθ' ἡμᾶς ἄνθρωπος. can. 10.

2) Απαντες ἐδιδάσκομεν τέλειον τόν αὐτὸν ἐν Θεότητι. καὶ τέλειον τὸν αὐτὸν ἐν ἀνθρωπότητι, Θεὸν ἀληθῶς καὶ ἄνθρωπον ἀληθῶς τὸν ἀυτὸν ἐκ ψυχῆς λογικῆς καὶ σώματος, ὁμοούσιον τῷ πατρὶ κατὰ τὴν θεότητα, καὶ ὁμοούσιον ἡμῖν τὸν αὐτὸν κατὰ τὴν ἀνθρωπότητα.

Conc. Chalced. In definitione. Cf. Syn. V. (Constp. II). can. 8. Syn.VI. Def. In integra veri hominis perfectaque natura verus natus est Deus totus

in suis, totus in nostris. Leonis P. ep. ad Flav. c. 3.

Perfectus Deus, perfectus homo ex anima rationali et humana carne subsistens. Symb. Athen.

Endlich tritt an die Stelle des Wortes Menschheit auch die strenge Definition: Wir bekennen die hypostatische Vereinigung des göttlichen Wortes mit dem von einer vernünftigen Seele belebten Fleische1).

Aber es mangeln uns auch die kirchlichen Entscheidungen nicht, welche über die Wahrheit des Leibes Christi insbesondere sich aussprechen. Auf der Synode, auf welcher die Bischöfe Spaniens und Portugals auf Anordnung des Pabstes Leo wider die Priscillianer im J. 447 sich versammelten, wird die Lehre vom yhantastischen Leibe Christi ausdrücklich verworfen 2), und im Glaubensbekenntniß, das Innocenz III. den Waldensern vorschrieb, lesen wir, daß der Sohn Gottes wahres Fleisch aus dem Leibe seiner Mutter annahm 3). Am schärfsten jedoch spricht sich das allgemeine Concil von Florenz wider den doppelten Frrthum der Manichäer und Valentinianer aus 4).

Derselbe Kirchenrath erklärt sich unmittelbar nachher, den Arius und Apollinaris verurtheilend, über die Seele Christi 5); und auch bezüglich dieser liegen manche ältere Entscheidungen vor. Schon der

Verus homo factus ex anima rationali et humana carne compositus. Conc. Lat. IV cap. Firmitur.

Veram hominis integramque naturam ex immaculato utero Mariae V. assumsit. Conc. Florent. Decr. pro Jacob.

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1) Εἴ τις οὐχ ὁμολογεῖ τὴν ἕνωσιν τοῦ Θεοῦ λόγον προς σάρκα ἐμψυχωμένην ψυχῇ λογικῇ καὶ νοερᾶ κατὰ σύνθεσιν ἤγουν κατὰ ὑπόστασιν yeyevñodaɩ . . Syn. v. (Constantinop. II.) c. 4.

2) Nec imaginarium corpus aut phantasmatis alicujus in eo fuisse, sed solidum et verum.

3) Homo verus ex matre veram carnem habens ex visceribus matris et animam rationabilem.

4) Anathematizat etiam Manichaeum cum sectatoribus suis, qui Dei filium non verum corpus sed phantasticum sumsisse somniantur, humanitatis in Christo veritatem penitus sustulerunt: necnon Valentianum asserentem, Dei Filium nihil de Virgine Matre cepisse, sed corpus celeste sumsisse atque transisse per uterum Virginis, sicut per aquaeductum defluens aqua transit. Decret. pro Jacob.

5) Arium etiam (anathematizat), qui asserens, corpus e virgine assumtum anima caruisse, voluit loco animae fuisse Deitatem. Apollinarem quoque, qui intelligens, si anima corpus informans negetur in Christo, humanitatem veram ibidem non fuisse, solam posuit animam sensitivam, sed deitatem Verbi vicem rationalis animam tenuisse. Ibid.

Pabst Damasus sprach auf einer zu Rom versammelten Synode das Anathem wider jene, welche behaupteten, daß statt des Menschen vernünftiger Seele das Wort Gottes im menschlichen Fleische gelebt habe. Denn der Sohn selbst sei das Wort Gottes, und habe in seinem Leibe nicht die Stelle der vernünftigen Seele vertreten, sondern unsere, d. i. eine geistige Seele, ohne Sünde jedoch, angenommen und erlöset 1). Ebenso verwarf das oben erwähnte Concil Spaniens und Portugals ganz ausdrücklich den Irrthum des Arius 2). Jenem des Apollinar aber ward von neuem auf dem fünften allgemeinen Kirchenrath in den Beschlüssen wider Origines widersprochen 3). Aber am vollständigsten drückt das Concil von Vienne die Glaubenslehre aus: „Der eingeborne Sohn Gottes, der von Ewigkeit mit dem Vater wahrer Gott war, nahm, um wahrer Mensch zu werden, in der Zeit im Schooße der Jungfrau, die vereinigten Bestandtheile unserer Natur, nämlich einen menschlichen des Leidens fähigen Körper und eine vernünftige Seele, des Leibes wesentliche Form, zur Einheit seiner Hypostase und Person an“ 4).

1) Anathemizamus eos, qui pro hominis anima rationali et intelligibili dicunt Dei Verbum in humana carne versatum, cum ipse Filius sit Verbum Dei, et non pro anima rationali et intelligibili in suo corpore fuerit, sed nostram i. e. intelligibilem sine peccato animam susceperit atque salvaverit.

2) Si quis dixerit vel crediderit, carnem tantum sine anima a Filio Dei fuisse susceptam, anathema sit. can. 5.

3) Sm 9. Canon lefen wir: ὁ Λόγος τοῦ Θεοῦ σαρκωθείς σαρκὶ ἐμψυ χωμένη ψυχῇ λογικῇ καὶ νοερά.

4) Cum s. matre Ecclesia confitemur, unigenitum Dei Filium in iis omnibus, in quibus Deus Pater existit, una cum Patre aeternaliter subsistentem, partes nostrae naturae simul unitas, ex quibus in se verus Deus existens fieret verus homo, humanam scilicet corpus passibile et animam intellectivam seu rationalem, ipsum corpus vero per se et essentialiter informantem, assumsisse ex tempore in virginali thalamo ad unitatem suae hypostasis et personae. Clementina de summa Trinit. et catholica fide.

II.

Beweis für die Wahrheit der göttlichen Natur Christi aus der Schrift.

10. Obwohl es, wie wir bemerkten, keines umständlichen Beweises bedarf, daß die h. Schrift die Wahrheit der menschlichen Natur Christi bezeuge; so kann es doch nicht befremden, wenn man wider die Läugner derselben sich auf dieses Zeugniß beruft. Denn weil sie das, was sie über die Gottheit oder das Uebermenschliche in Jesus Christus behaupten, nur auf das Ansehen des göttlichen Wortes stüßen können; so müssen sie diesem sich auch unterwerfen, wenn es über seine Menschheit sich ausspricht. Wohl aber dürfte es unangemessen erscheinen, die Gottheit Jesu durch Zeugnisse der Schrift erhärten zu wollen; da diejenigen, welche diese läugnen, auch den himmlischen Ursprung der christlichen Religion, und folglich das Ansehen der heiligen Bücher nicht anzuerkennen pflegen. `Indessen erinnerten wir im Eingange dieser Abhandlung an die Irrlehrer der ersten Jahrhunderte, welche an die Offenbarung glaubten, und dennoch die Gottheit Jesu Christi in Abrede stellten. Ueberdies haben auch in neuerer Zeit nicht wenige Rationalisten behauptet, daß die Lehre, Christus sei wahrer Gott, sich weder in der Bibel, noch in der ältesten Ueberlieferung nachweisen lasse. Diese Behanptung verdient aber um so mehr geprüft zu werden, als die bloße Widerlegung derselben sich leicht auch zu einem vollgültigen Beweis für die Göttlichkeit unserer Religion gestalten läßt.

Warum glauben jene Rationalisten nicht zugeben zu dürfen, daß die Lehre von der Gottheit Christi in der h. Schrist und dem ursprünglichen Bekenntnisse der christlichen Religion enthalten sei? Weil sie, was die Geschichte der Menschheit gar zu laut bezeugt, nicht wegläugnen wollen noch können, daß nämlich durch die christliche Religion die Erkenntniß des einen wahren Gottes und seines heiligen Gesetzes unter den Völkern des Erdkreises verbreitet und erhalten, und somit eine dauerhafte religiöse und sittliche Umwandlung hervorgebracht worden ist. Es läßt sich aber nicht annehmen, daß diese Religion in dem ursprünglichen Bekenntniß, durch das sie

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