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Maschinen. § 27.

jamais vide, les intervalles des actes n'étant marqués que par des hymnes et par des moralités du choeur qui ont rapport à ce qui se passe.<<

Die » Maschinen«, die Göttererscheinungen, sind nur im Notfall zu gestatten, weil das Drama menschliche und nicht göttliche Handlungen nachahmt, und haben nur in der Darstellung ferner mythologischer Zeiten eine gewisse innere Berechtigung.

Aristoteles ist strenger, er gestattet die Maschinen nur für Ereignisse, die außerhalb der eigentlichen Handlung liegen, in Fällen, wo menschliches Wissen versagt, wie beim Auflösen alter Rätsel oder bei Prophezeiungen. Doch sollen solche Unwahrscheinlichkeiten im eigentlichen Verlauf des Dramas vermieden werden. Dacier 1) aber erklärt Aristoteles für zu streng und gestattet, wie nach ihm Gottsched, dem Dichter, sich in unlöslichen Konflikten durch göttlichen Beistand zu Beide citieren den Ausspruch des Horaz:

>> Nec deus intersit, nisi dignus vindice nodus

>> Inciderit.<<

helfen.

Racine seinerseits meint in der Vorrede zur Iphigenie zur Entschuldigung dafür, daß seine Heldin am Leben bleibt, die Lösung durch Maschinen (oder Verwandlung) sei dem modernen Empfinden unglaubhaft.

Gottsched sieht auch ein, daß eine solche Lösung eigentlich recht wohlfeil ist und hebt ihre Seltenheit hervor; und wenn er meint: >>Es ist nehmlich keine Kunst, durch einen unmittelbaren Beystand des Himmels und durch Wunderwerke eine Fabel glücklich auszuführen«, so ist er ganz einer Meinung mit Corneille: »La machine n'a pas plus d'adresse quand elle ne sert qu'à faire descendre un Dieu pour accommoder § 28. toutes choses « 2).

Gottscheds Polemik gegen die unglaubwürdigen >> Zaubereyen, welche man die Maschinen der neuern Zeiten nennen 1) Chap. XVI. Rem. 19.

2) Disc. des trois unités S. 106.

könnte<< und die in der II. bis IV. Auflage dafür angeführten Beispiele aus Gryphius Dramen, aus der »> Cleopatra << eines Italieners und aus dem » Cäsar« können wir hier übergehen.

Auch über die Dekoration weiß er wenig zu sagen, er betont nochmals die Einheit des dargestellten Ortes, der wohl in verschiedenen Tragödien, aber nicht in den einzelnen Akten einer Tragödie verschieden sein darf. Die Dekoration ist aber Sache des Theatermeisters und nicht des Dichters. Auch Aristoteles weist die Sorge für die Herstellung der Scenerie dem Theatermeister, nicht dem Dichter zu. (Schluß von Kap. VI.)

Technischer

Apparat.

§ 29.

Einen sehr gesunden Naturalismus bekundet Gottsched in § 30.der Forderung des Studiums und der strengen Beobachtung der Zeit tracht gegenüber der Gepflogenheit, die alten Römer mit Federhüten und Staatsperücken darzustellen. In der III. Auflage wird der Hinweis auf die Unsinnigkeit des modernen Kostüms noch verstärkt. Vorgänger hierbei waren ihm der Spectator und Riccoboni. Der erstere spottet über den lächerlichen Aufzug der französischen Opernhelden, über die griechischen Flußgötter in Federhut, Perrücke und mit roten Strümpfen. Der Italiener aber spottet: »Ces poètes, aiant donné aux Grecs et aux Romains les sentiments Français, ont aussi crû leur devoir donner jusqu'à la civilisation Française, c'est pourquoi on voit sur la tête d'Achille et de César un chapeau avec un bouquet de plume...« (S. 316) 1).

Für den Vortrag des Schauspielers verweist Gottsched § 31. selbst auf einen Traktat des le Faucher, von der II. Auflage ab auch auf Riccoboni (in der IV. auch auf dessen Sohn) und d'Aubignac und von Anbeginn auf Horaz, dessen Verse über Zusammenhang, Bedeutung und Ursprung wahrer Empfindung und naturgetreuer Wiedergabe er citiert. Aristoteles 2) verlangte, wie wir oben sahen, bereits für den Dichter alles, was Gott

1) Reichel irrt also mit seiner Vermutung, daß G. hier »>überhaupt zum ersten Male, ganz aus eigenem Nachdenken« geflossene Anweisungen gibt. (Gottsched« p. 541).

2) (P. d'Arist. (Dacier) ch. XVIII 3.)

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sched dem Schauspieler überläßt, also auch Gesten und Mienenspiel.

Das Lob der Neuberschen Truppe fehlt begreiflicherweise in der III. und IV. Auflage.

Zum Schlusse wird noch auf die »Liaison des Scènes << hingewiesen, die Forderung der Franzosen, daß die Bühne während des Aktes nie ganz leer sein soll.

Außer dem von Gottsched citierten Boileau wäre hier noch Corneille zu nennen, der allerdings die Verbindung der Auftritte nicht für eine eigentliche Regel, sondern nur für einen großen Schmuck des Dichtwerkes hält, da darin der Zusammenhang der Handlung auch durch den Zusammenhang der Vorstellung hergestellt würde 1).

Der abschließende Hinweis auf andere Theoretiker des Tragischen, der einem allerdings recht spärlichen Quellenverzeichnis gleichkommt, ist in der II. Auflage durch das Hinzutreten von d'Aubignac, Brumoy und Riccoboni bereichert worden, ohne daß durch diese Schriftsteller, wie wir gesehen haben, irgend eine wesentliche Wandlung in Gottscheds dramatischen Anschauungen hervorgerufen würde. Auch die III. Auflage verrät nichts davon, bietet also für die Quellenkunde nichts Neues. Neu sind nur außer Kleinigkeiten die erwähnten wiederholten Angriffe auf den » Cäsar<< und vereinzelte Spuren der literarischen Kämpfe, die eine gewisse Nervosität bei Gottsched zeitigen, wie sie sich besonders in seinen gelegentlichen polemischen Ausfällen (S. 721, 722) und in seinem Selbstlob (betreff des Cato) äußert. Die IV. Auflage bringt ebenfalls keine wesentlichen Änderungen; einige Unklarheiten sind beseitigt. Neu ist der angehängte § 33, worin das Fehlen des gewohnten historischen Rückblicks entschuldigt und auf entsprechende Werke hingewiesen wird.

1) Disc. des trois Unités S. 101.

Eingehende Betrachtungen über die Liaison des Scènes finden sich auch bei d'Aubignac (S. 222 ff.).

11. Hauptstück. Von Comödien oder Lustspielen.

Bei seiner Darstellung über die Comödie, die im Wesentlichen an die Tragödie anknüpft, gibt Gottsched eine ganze Reihe von Gewährsmännern an, Autoren verschiedener Völker.

Obenan stehen natürlich Aristoteles und, da dieser nicht viel über die Comödie berichtet, besonders Horaz. Es folgen St. Evremond, Boileau und einige englische Schriftsteller, dazu kommen in den späteren Auflagen noch Brumoy, d'Aubignac, Riccoboni und Muratori, ferner Fénelon, der aber schon in der ersten Auflage stark benutzt ist, Voltaire, der Père Porée und verschiedene Abhandlungen in den Memoiren der Academie des Inscriptions et Belles Lettres.

Ersichtlich sucht Gottsched in der ziemlich flüchtig geschriebenen Abhandlung mit der Menge und der Berühmtheit seiner Gewährsmänner vielfach nur zu paradieren, ohne sie wesentlich zu benutzen, wenigstens finden sich die meisten neuen Hinweise der späteren Auflagen ziemlich unvermittelt in dem sonst unverändert gebliebenen Text. Außer einigen neuen Beispielen findet sich eine wirkliche Änderung nur in seiner Ansicht von der italienischen Comödie, die später nicht mehr, wie in der ersten Auflage, ohne weiteres verworfen, sondern milder beurteilt wird, weil sie erst nach und nach so schlecht geworden sei. Das ist zurückzuführen auf Riccobonis Versuch einer Ehrenrettung der italienischen Comödie, deren Kenntnis Gottsched wohl zunächst nur durch französische Angaben vermittelt worden war. Die wichtigeren Änderungen der IV. Auflage, besonders in Gottscheds Darstellung des älteren deutschen Lustspiels, sollen im einzelnen erwähnt werden.

Ein Versuch, den erreichbaren Quellen Gottscheds nachzugehen, lehrt, daß er überall nur Einzelheiten übernimmt, während er sich weiterhin oft in einen geraden Gegensatz zu den einzelnen Gewährsmännern setzt. Diese sind ja auch untereinander keineswegs einig, sondern vertreten völlig hetero

§ 1.

gene Anschauungen, sie treten für oder gegen die strenge Handhabung der Regeln auf, Riccoboni verwahrt sich ausdrücklich gegen eine wegwerfende Äußerung d'Aubignacs, die der Gottschedschen Schilderung der italienischen Comödie nahekommt, und St. Evremond spricht sich am Schlusse seiner sehr wohlwollenden Betrachtung über die englische Comödie gar folgendermaßen aus: »Il faut aimer la régle pour éviter la confusion; il faut aimer le bon sens qui modere l'ardeur d'une imagination allumée: mais il faut ôter à la régle toute contrainte qui gêne, et bannir une raison scrupuleuse, qui par un trop grand attachement à la justesse, ne laisse rien de libre et de naturel. Ceux que la nature a fait naître sans génie, ne pouvant jamais se le donner, donnent tout à l'art, qu'ils peuvent acquerir<< etc.

»

So findet auch Molière, der Regelnverächter, St. Evremonds ungeteilte Hochachtung, während sich wiederum Boileau und Fénelon als strenge Anhänger der »Regularité« nicht stark genug gegen seine gelegentlichen Übergriffe verwahren können. Riccoboni wiederum zählt zu den schärfsten Kritikern Molières, aber aus moralischen Gründen, während er den >> Regeln« keine absolute Gültigkeit zuerkennt: »En un mot je respecte les regles, lorsqu'elles me paroissent dictées par la nature et conformes à la raison; mais je ne les écoute pas quand elles forcent la nature, et que, contraires au bon sens et à la raison, elles ne tendent qu'à nous mettre aux fers comme des esclaves«. (Ref. du Th. p. 126 f.). Gottsched aber nimmt von allen Parteien an, was er nur immer gebrauchen kann, und was nur irgend sich mit seinen eigenen dürftigen Anschauungen vereinigen läßt.

Der Bericht über die Trennung der ursprünglich vereinigten Tragödie und Comödie ist der Darstellung des Aristoteles im V. und VI. Kapitel der Dichtkunst nachgebildet; ebendaher 1) stammt auch die etymologische Erklärung des Wortes

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