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Herr Dr. Hermann Paul, o. Professor für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Freiburg i. Br.

B. als correspondirende Mitglieder:

Herr Dr. Bernhard Suphan, Vorstand des Göthe-SchillerArchives in Weimar.

Herr Dr. August Luchs, o. Professor für klassische Philologie an der Universität Erlangen.

Herr Dr. Adam Flasch, o. Professor für Archäologie an der Universität Erlangen.

III für die historische Classe:

A. als ausserordentliche Mitglieder:

Professor Dr. Alfred Dove, zur Zeit Chefredakteur der Allgemeinen Zeitung dahier.

Professor Dr. Ludwig Quidde, Herausgeber der deutschen Reichstagsakten dahier.

B. als correspondirende Mitglieder:

Herr Geheimer Hofrath Dr. Richard Schröder, o. Professor für deutsches Privatrecht, Handels- und Wechselrecht an der Universität Heidelberg.

Herr Hofrath Dr. Karl v. Amira, o. Professor für deutsches Recht, Kirchen- und Völkerrecht an der Universität Freiburg i. Br.

Herr Dr. Graf Carlo Cipolla, o. Professor der Geschichte an der Universität Turin.

Herr A. L. Herminjard, Herausgeber der Correspondance des Reformateurs in Lausanne.

Hierauf hielt Herr F. v. Reber, o. Mitglied der historischen Classe, die Festrede über

„Kurfürst Maximilian I. von Bayern als Gemäldesammler."

Dieselbe wird als besondere Schrift der Akademie veröffentlicht werden.

Philosophisch-philologische Classe.

Sitzung vom 3. Dezember 1892.

Herr v. Brunn hielt einen Vortrag:

Eine kunstgeschichtliche Studie."

Wie die Bücher, so haben auch die Denkmäler ihre Schicksale: Zufälligkeiten walten, wie bei ihrem Entstehen, so bei ihrem Verschwinden. Zufall bleibt es, ob bei ihrer Wiederentdeckung Zeit und Umstände ihrem Verständniss förderlich oder hinderlich sind. Nicht immer liegen die Verhältnisse so günstig, wie z. B. bei der Eirenegruppe oder dem sich salbenden Athleten der Glyptothek, wo es, wenn auch erst lange Zeit nach ihrer Entdeckung, doch bei einem neuen Anlaufe zu ihrer Erklärung gelingen konnte, diesen Werken mit einem Schlage und fast ohne Widerspruch ihren sicheren Platz in unserem Denkmälervorrathe anzuweisen. Oft bedarf es einer Reihe von Zwischenstationen, um sich langsam und schrittweise dem Ziele nur zu nähern, das wirklich zu erreichen irgend ein zufälliger Umstand, der Mangel eines sicheren Vergleichungspunktes, irgend ein Missverständniss sich lange Zeit als hinderlich erweist. Hier darf die Gefahr zu irren uns von immer erneuten Erklärungsversuchen nicht abschrecken. Es gilt hier vielmehr, zwischen verschiedenen Ansichten, Meinungen und Beobachtungen ruhig abzuwägen, zuerst einzelne Thatsachen festzustellen, in der Erwartung, dass dieselben von andern Seiten weitere Ergänzungen finden, um sie endlich einmal zu einem Ganzen einheitlich zusammenzuschliessen. Solche Betrachtungen drängen

sich mir auf, wenn ich zum Ausgangspunkte meines heutigen Vortrages die Statue Nr. 162 der Glyptothek wähle, die Anspruch auf eine bestimmte Stellung in der Entwicklung der Kunstgeschichte hat, wenn es auch bisher noch nicht gelungen ist, dieselbe mit Sicherheit nachzuweisen.

Schon bei der ersten Abfassung meines Kataloges der Glyptothek im J. 1868 hatte ich dieser Statue eines kriegstüchtigen jungen Mannes etwas ernstere Beachtung geschenkt, als ihr bisher zugewendet worden war, zum Theil wohl in Folge der unrichtigen Ergänzung, die ihr eine zwar antike, aber nicht zugehörige kleine Nike in die Hand gegeben hatte. Ich begnügte mich damals, den künstlerischen Charakter an sich, aber noch nicht im kunstgeschichtlichen Zusammenhange zu betonen, ging aber in anderer Richtung allerdings weiter, indem ich für die Gestalt den Namen des Diomedes bei der Entführung des Palladiums glaubte in Anspruch nehmen zu dürfen. Um über das in ungünstiger Beleuchtung aufgestellte Werk sicherer urtheilen zu können und um auch weiteren Kreisen Gelegenheit zu eingehenderem Studium zu bieten, liess ich, da die Restaurationen für den Gesammteindruck nur störend sind, die antiken Theile in Gyps abformen. Längere Zeit verging, ehe sich das Verlangen auch nur nach einem einzigen Abgusse zeigte; erst in den letzten drei Jahren ist das Werk, man kann geradezu sagen, Mode geworden: der Abguss befindet sich jetzt bereits in acht auswärtigen Sammlungen, und von verschiedenen Seiten hat man angefangen, sich wissenschaftlich mit ihm zu beschäftigen. Bei der Philologenversammlung in München (1891) hat Flasch das Werk besonders nach der formalen Seite einer eingehenden Betrachtung unterzogen. Weiter ist es von Winter in einem Artikel über Silanion (Jahrb. d. I. V, 167; 1890) berücksichtigt worden. Ich selbst habe theils im Verkehr mit Freunden, theils im Zusammenhange mit andern Studien die verschiedenen Probleme, welche der Gegen

stand darbietet, nicht aus den Augen verloren, und es erscheint mir daher nicht ausser der Zeit, den allmählig angewachsenen Stoff einmal in grösserem Zusammenhange zur Erörterung zu bringen, um, wenn auch nicht zu einer definitiven Lösung der wissenschaftlichen Fragen zu gelangen, doch dieselbe vorzubereiten. Von Abbildungen mögen nur die in den Bruckmann'schen Denkmälern Nr. 128 erwähnt werden.

Ich beginne mit der Frage: ist die Bezeichnung als Diomedes wissenschaftlich gerechtfertigt? Als sich mir die Vergleichungen mit andern Diomedesdarstellungen darboten, war ich zuerst schwankend, ob ich mich mit dem blossen Hinweise auf dieselben begnügen oder sofort die dargestellte Gestalt mit dem Namen des Heros bezeichnen sollte. Halb im Scherze verfiel ich auf den Ausweg, im Kreise der mir näher befreundeten Schüler die Frage durch Abstimmung zur Entscheidung zu bringen: de consili sententia wurde der Name angenommen. Nur in neuerer Zeit ist von einem der damaligen Getreuen, nemlich von Flasch, Widerspruch erhoben worden. Anstoss erregte ihm besonders die viereckige Marmorstütze mit Bohrloch zwischen den Falten der Chlamys in der Höhe der linken Achselhöhle, die sich mit der Annahme eines von Diomedes gehaltenen Palladiums nicht vereinigen lasse; sie deute vielmehr auf ein Attribut, das von der 1. Hand schräg gegen die Schulter gerichtet gewesen sei und weiter mit dem Gewande keinen Zusammenhang gehabt habe, also etwa den Speer eines Doryphoros. Der Widerspruch würde gerechtfertigt sein, wenn es sich um ein grösseres im Arm gehaltenes und gegen die Brust gedrücktes, ausserdem in Marmor ausgeführtes Palladium handelte. Mehrfach aber findet sich in Darstellungen des Diomedes, besonders in Gemmenbildern, ein kleines mehr in der Weise eines einfachen Attributes behandeltes auf der Hand getragenes Idol (Overbeck Heroengall. 24, 20-22; 25, 9 ff.). Ein solches

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lässt sich aber auch für die Statue als durchaus geeignet voraussetzen. Das Original derselben war ursprünglich für Bronze erfunden, woraus sich die Anlage des 1. Armes, das Hervortreten des Unterarmes mit dem ihn leicht belastenden Palladium sehr einfach erklärt. Den Künstler aber, der das Werk in Marmor übertrug, können wir nur loben, wenn er das Palladium als kleines Bronzebild beibehielt, das der Sicherheit wegen nur leicht durch einen Bronzestift an der Marmorstütze befestigt zu werden brauchte, künstlerisch aber sich vortrefflich von den umgebenden Theilen loslöste, um so mehr als die Bronze eine sehr saubere und sorgfältige Durchführung gestattete, die im Marmor bei einem kleinen Figürchen nicht so leicht in den richtigen Einklang mit der reichlich lebensgrossen Hauptgestalt zu setzen gewesen sein würde.

Neben der Anordnung des attributiven Beiwerkes muss aber auch auf die gesammte Erscheinung der Hauptfigur ein besonderer Nachdruck gelegt werden und hier möchte ich von einer etwas aussergewöhnlichen, aber gerade deshalb charakteristischen Einzelnheit ausgehen, nemlich von dem noch nicht voll entwickelten, das Kinn noch völlig freilassenden Barte. Der Kopf gewinnt dadurch einen etwas individuellen Charakter, der schon zu der Frage Anlass gegeben hat, ob in der dargestellten Persönlichkeit nicht geradezu ein Portrait zu erkennen sei. Und doch besitzen wir ein Zeugniss, welches die Art des Bartwuchses gerade bei Diomedes rechtfertigt. Philostratos im Heroïkos (IV, 4) beschreibt die körperliche Erscheinung des Diomedes mit folgenden Worten: Τον Διομήδην δὲ βεβηκότα τε ἀναγράφει καὶ χαροπὸν καὶ οὔπω μέλανα καὶ ὀρθὸν τῶν ῥῖνα, καὶ οἴλη δὲ ἡ κόμη καὶ σὺν αὐχμῷ. Der Ausdruck οὔπω μέλανα scheint aus der Terminologie des Bühnenwesens entnommen. Unter den tragischen Masken bei Pollux (IV, 136, 49) repräsentirt der ushas dvig das kräftigste Mannesalter, das seinen Ausdruck

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