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Attest der Todtenschau.

Den 6. Dec. 1791.

Der Titt. Herr Wolfgang Amadeus Mozart k. k. Kapellmeister und Kammer-Compositeur in der Rauhensteingasse im kleinen Kaiserhaus Nr. 970 am hißigen Frieselfieber beschaut, alt 36 Jahr. Im Freyhof a St. Mary.

III Classe in der Pfarre St. Stephan 8 fl. 56 Kr. Wagen 3 fl.

Verzeichniß der Verstorbenen in der Stadt.

Den 5. Dec. Der wohlgeborne Hr. Wolfgang Amadeus Mozart, . . Kapellmeister und Kammer-Compositeur, im klein Kaiserhaus Nr. 970 in der Rauchsteing. am hißigen Frieselfieber, alt 36 Jahr.

17.

Pensions-Gesuch der Wittwe Mozart.

Eure Majestät!

Unterzeichnete hatte das Unglück den unerseßlichen Verlust ihres Gatten erleben zu müssen, und von demselben mit zwey unmü ndigen Söhnen in Umständen zurückgelassen zu werden, die sehr nahe an Dürftigkeit und Mangel gränzen.

Sie weiß zu ihrem noch größeren Betrübnisse, daß sie bei noch nicht vollendeten 10 Dienstjahren ihres seeligen Mannes nach dem bestehenden Pensions Normal nicht den mindesten Anspruch auf irgend einen Gnadengehalt habe, und ihr daher nichts übrig bleibe als ganz in Eurer Majestät Gnade, und der bekannten Liebe vollen Vorsorge für Dürftige jeder Art zu beruhen.

Um aber der allerhöchsten Milde nicht vielleicht unwürdig zu scheinen, wagt es dieselbe eine schwache Schilderung ihrer höchst mißliche Lage, und deren Urquelle allerunterthänigst vorzulegen:

1tens Hatte ihr seel. Gatte nie das Glück hier in Wien eine günstige Gelegenheit abzuwarten, welche ihm erlaubt hätte, seine Talente zur Begründung befferer Aussichten der Welt auffallend genug zu machen, und eben daher war er außer Stande einiges Vermögen zu hinterlassen. Zwar wäre es demselben.

2tens sehr leicht gewesen im Auslande — sein Glück zu finden, und seine Familie in einen glänzenden Zustand zu versezen; wenn er den so häufig gemachten Anträgen Gehör gegeben, und nicht in der Gnade dem hiesigen allerhöchsten Hofe zu dienen seinen größten Ruhm gesucht hätte.

3tens Gestatteten seine noch blühenden Jahre, und die sehr wahrscheinliche Aussicht den Wohlstand seiner Angehörigen durch das seltenste Talent noch immer früh genug dauerhaft gründen zu können, auch dem entferntesten Gedanken von der Möglichkeit der gegenwärtigen Lage in seinem Gedächtnisse keinen Raum.

Daher geschah es auch, daß er nicht einmal daran dachte durch Einverleibung in die musikalische Wittwen und Waisen Gesellschaft seinen Nachkommen diese obgleich geringe Versorgung zu versichern.

4tens Endlich wird dieses Gemählde um so rührender, als er der Welt gerade in demjenigen Augenblicke geraubt wurde, wo seine Aussichten für die Zukunft rings umher heiterer zu werden begannen.

Denn nebst der vor Kurzen erhaltenen Anwartschaft auf die Kapellmeisters Stelle am Dom zu St. Stephan, langte noch wenige Tage vor seinem Tode von einem Theile des ungarischen Adels die Versicherung einer Subskription von jährlichen 1000 fl. und von Amsterdam die Anweisung eines noch höheren jährlichen Betrages an, wofür er nur wenige Stücke ausschließend für die Subskribenten komponiren sollte.

Bittstellerin wagt es noch einmal sich in die allerhöchste Gnade, und bekannte väterliche Vorsorge, besonders gegen Dürftige Dieser Art, um so mehr gänzlich zu ergeben, als dieselbe in ihrem Jammervollen Zustande nur die Zuversicht: Eure Majestät werden sie mit ihren zwey unmündigen Söhnen von der allerhöchsten Mildthätigkeit nicht ausschließen: noch einigermaßen aufrecht zu erhalten fähig ist.

Wien den 11ten Dezember 1791.

Konstantia Mozart geborne Weber hinterlassene Wittwe des feel. Wolfgang Amadeus Mozart k. k. Kammer - Komvositor.

Rubrum

An
Seine Majestät

Konstantia Mozart geborne Weber hinterlassene Wittwe des feel. Wolfgang Amadeus Mozart kk. Kammer-Kompositor

bittet in Ansehn ihrer äußerst mißlichen Lage um einen Gnadengehalt für sich und ihre unmündigen 2 Söhne, und wagt es aus Mangel eines gegründeten Anspruches sich ganz in die allerhöchste Gnade zu ergeben.

Bescheid.

Die Bittstellerin wird auf Veranlassung eines kk. Obersthofmeisteramts anmit bedeutet, daß sie nach der bestehenden höchsten Anordnung ihr Gnadengehalts Gesuch mit dem Abhandlungs Verlaß oder einer sonstigen gerichtlichen Urkunde gehörig belegen zu gleich sich ausweisen soll, daß Sie aus dem Hofmusik Sociaetaets Fond keine Pension anzuhoffen habe.

Wien den 5. Jäner 1792.

Per K. K. Hofmusik-Direktion v. Caballini imp.

(Zeugnis der Wittwen- und Waifengesellschaft) 11.

Daß der Verstorbene Herr Wolfgang Amadeus Mozart, k. f. Hof Kompositor kein Mitglied der Musikal. Wittwen- und Waisengesellschaft ware und dahero seine hinterlassene Wittwe aus besagtem Societaetsfonds weder dermalen eine Pension beziehe, noch in Zu kunft anzuhoffen habe, wird hiemit bezeuget.

Pr. Musikal. Wittwen- und Waisengesellschaft.
Wien den 20. Jan. 1792.
Joseph Scheidler

Societ. Secret.

Vortrag des ersten Oberhofmeisters Fürsten Adam v. Starhemberg das Pensionsgesuch der ganz mittellos rückgelassenen Kammercompositorswitwe Constantia Mozart betreffend. Wien 12. März 1792. Nr. 289 12.

Allergnädigster Herr!

Gleich nach erfolgtem Tode des k. k. Kammercompositors Wolfgang Mozart hat der Musikgraf Graf v. Ugarte das unterthänigste Gesuch seiner Witwe hieher einbegleitet, womit selbe in Rücksicht ihrer zwei unmündigen Kinder und des gänzlichen Mangels an Vermögen um einen jährlichen Gnadengehalt anfleht.

Da diese Bittschrift mit dem vorschriftsmäßigen Zeugnisse der Dürftigkeit nicht versehen war: so habe ich dem Grafen v. Ugarte mitzugeben befunden, daß die Witwe fördersamst ihre Mittellosigkeit erprobe und zugleich erweise, daß sie aus dem Hofmusik-Societätsfond keine Pension zu hoffen habe.

Diesem zufolge hat der Musikgraf die anverlangten Erfordernisse in seinem weiteren Berichte beigebracht, welche vollkommen bestätigen, daß der verstorbene Mozart seine Witwe mit zwei Kindern wirklich ohne Vermögen und Anspruch auf die Societätscasse zurückgelassen hat.

Um alles zu erschöpfen, was in Pensionsfällen vor Erstattung des Vortrages normalmäßig vorgeschrieben ist, sind diese Actenstücke der Kön. Hofkammer um ihre Wohlmeinung zugestellt worden.

Worauf diese Hofstelle ihre Äußerung in der Nebenlage dahin abgegeben hat:

Die Witwe sei zwar nach der Strenge des Pensionsnormales zu keiner Pension, sondern nur zur Abfertigung mit einem vierteljährigen Betrag geeignet, weil ihr Mann nicht durch 10 Jahre in Kais. Diensten gestanden ist.

Jedoch erfordere die Billigkeit wegen der besonderen Umstände eine Ausnahme für die Witwe zu machen.

11 [Nottebohm S. 16 nach Pohls Denkschrift aus Anlaß des hundertjährigen Bestehens der Tonkünstler-Societät (Wien 1871) S. 18.]

12 [Nach Köchel, Zur Biographie W. A. Mozarts, Jahrbuch für Landeskunde von Nieder-Österreich. Jahrg. I S. 356. Wien 1888.]

Jahn, Mozart. II.

45

Der verstorbene Kammerkompositor sei in die Hofdienste aufgenommen worden, damit ein Künstler von so seltenem Genie nicht bemüßigt werde, sein Brod im Auslande zu suchen. Es wäre demnach wider das Ansehen des höchsten Hoses, die Witwe dieses Mannes dem Bettelstabe zu überlassen.

Aus diesen rücksichtswürdigen Gründen erachtet die Hofkammer, daß in diesem besonderen Falle und ohne Consequenz für gedachte Witwe und ihre zwei Kinder auf das Drittel von dem Gehalte ihres Ehegatten pr. 800 fl. mit 266 fl. 40 kr. vom 1. Januar laufenden Jahrs anzufangen, zur Pension eingerathen werden könne, ohne jedoch auf einen besonderen Beitrag für die 2 Kinder anzutragen, weil vermög Normale wenigstens vier vorhanden sein müßten.

Allergnädigster Herr! Bei dieser Witwe treten allerdings solche Umstände ein, welche sie einigermaßen berechtigen, auf die Milde Ew. Majestät Anspruch zu machen. Höchst dieselbe dürften demnach um so mehr geneigt sein, ihr die von der Hofkammer vorgeschlagene Pension von 266 fl. 40 kr. gnädigst zu verwilligen, als nach der Meinung des Hofmusikgrafen die Compositorstelle nicht mehr zu erschen ist, mithin die Besoldung von 800 fl. in Ersparung kömmt.

Aus eben dieser Ursache wird es auch der Gesinnung Euer Majestät angemessen sein, daß die 2 Competenten, welche um diesen Play bittlich eingekommen sind, abweislich verbeschieden werden. Eigenhändige Resolution des Kaisers.)

Placet.

Franz m. p.

Bescheid.

Starhemberg.

Seine Majestät haben der Bittstellerin sammt ihren zwei unmündigen Kindern das Drittel von dem Gehalte ihres Ehegatten pr. 800 fl. mit 266 f. 40 xr. zur Pension vom 1. Jänner d. J. aus der Universalcameralcasse aus besonderer Gnade und ohne Consequenz zu ertheilen geruht.

Prag 13, den 13. März 1792.

13 [Prag nach Köchels Vermuthung ein Schreibfehler, da weder Kaiser Franz damals in Prag war, noch das Obersthofmeisteramt anderswo als in Wien seinen bleibenden Sitz hatte.]

II.

Marianne Mozart.

Wolfgang Mozarts Schwester, Maria Anna Walburga Ignatia, in der Familie und unter den Bekannten Nannerl ge= nannt, war am 30. Juli 1751 geboren und also fünf Jahr älter als er. Sie zeigte schon frühzeitig ein so entschiedenes Talent zur Musik, daß sie unter der Anweisung des Vaters die außerordentlichsten Fortschritte machte und bei den ersten Kunstreisen der Familie Mozart in den Jahren 1762, 1763 bis 1766, und 1767 als eine Klavierspielerin auftrat, welche sich mit den ersten Meistern messen konnte und nur gegen die unerhörten Leistungen ihres jüngeren Bruders zurücktrat. Nicht allein der Vater schreibt (London 8. Juni 1764): „Genug ist es, daß mein Mädel eine der geschicktesten Spielerinnen in Europa ist, wenn sie gleich nur 12 Jahre hat"; die Berichte anderer stimmen damit vollständig überein (Beilage III, 2). Während des Aufenthaltes im Haag im Oktober 1765 wurde sie von einer heftigen Krankheit ergriffen, welche sie an den Rand des Grabes brachte; zur großen Freude der Ältern, welche an ihrem Aufkommen verzweifelten, erholte sie sich wieder. Im Nov. 1767 wurde sie in Olmüß mit Wolfgang zugleich von den Blattern befallen, die sie ebenfalls glücklich überstand.

Bei den späteren Kunstreisen nach Italien begleitete sie den Vater und Bruder nicht mehr, sondern blieb bei der Mutter daheim. Indessen fuhr sie fort als Klavierspielerin sich auszubilden und fonnte auch später mit Recht darauf Anspruch machen, als eine Virtuosin zu gelten, als welche sie auch Burney's Berichterstatter im Jahre 1772 anerkennt1. Dem Beispiel und Unterricht des Bruders, mit dem sie, wenn er in Salzburg war, fortwährend musicirte, verdankte sie, wie sie das gern und bereitwillig eingestand, das Beste was sie leistete. Leopold theilt seinem Sohne mit (26. Jan. 1778), daß der Violinist Janitsch und der Violoncellist Reicha aus der Kapelle von Wallerstein, welche in Salzburg ein Konzert gaben, „absolute die Nannerl spielen hören wollten. Sie ließen es sich entwischen, daß es ihnen nur darum zu thun war, aus ihrem gusto auf Deine Spielart zu schlüßen, so wie sie sehr darauf drangen etwas von Deiner Composition zu hören. Sie spielte Deine Sonate von Manheim recht treflich mit aller expression. Sie waren über ihr Spielen und über die Composition sehr verwundert. Sie accompagnirten der Nannerl auch Dein Trio ex B [254 K.] und recht vortrefflich". Er berichtet ihm dann weiter, wie diese

1 Burney, Reise III S. 262.

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