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Des ersten Theiles

Sechste Abhandlung.

Von dem Uebernatürlichen.

1. Obgleich die Lehre von der Freiheit des Schöpfers ihrer selbst wegen von hoher Bedeutung ist; weil sie uns die innere Vollkommenheit des göttlichen Wirkens enthüllt, und jene Weisheit, Macht und Güte, die außer sich nur Beschränktes hervorbringen, in sich als unendlich bewundern läßt: so erhält sie doch eine noch viel größere Wichtigkeit dadurch, daß sie mit so vielen andern Wahrheiten, welche wir als Christen zu unserm Heile glauben und bekennen, in nothwendigem Zusammenhang steht. Wir haben bereits als eine nächste Folge aus ihr den Sag erkannt, daß Gott die Welt auch nicht erschaffen konnte. Er wurde zum Schaffen weder durch einen blinden Drang seiner Natur, noch durch eine ethische Nöthigung seiner Weisheit bestimmt; sondern er bestimmte sich dazu mit freier Wahl. Da er nun aber schaffen wollte, konnte er nur zu seiner Verherrlichung schaffen. Denn der eigentliche Gegenstand, d. i. der lekte Zweck alles seines Wollens kann nur Er selbst, der Unendliche, sein; und alles, was er außer sich will, das kann er nur seinetwegen, nur nach dem Verhältniß wollen, das es zu ihm, dem Anfang und Ende aller Dinge, hat. Darum, so schlossen wir weiter, ist der Endzweck des Schöpfers weder die Beseligung der Geschöpfe, noch seine Verherrlichung in ihnen und durch sie, sondern seine inncre Verherrlichung, jene Seligkeit, die ihm aus der unendlichen Vollkommenheit alles seines Wirkens, sei es ein Wollen oder Nicht-Wollen der Welt, sei es Schaffen oder Vernichten, entspringt. Aber eben

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darin, daß er in allem was er will, sein heiligstes Wesen will, fanden wir den Grund, weßhalb der Zweck der Schöpfung, das in und durch die Geschöpfe zu gestaltende Gute, nichts anders als seine Ehre und unsere Glückseligkeit sein konnte. Jst nun demzufolge der Zweck des göttlichen Wirkens nach außen der Art nach durch die Vollkommenheit seines Wesens nothwendig gegeben; so kann doch eben dieser Vollkommenheit wegen der Grad, in dem er verwirklicht werden soll, wiederum nur durch die frei Wahl des Schöpfers bestimmt werden. Seine Verherrlichung in der Welt und die Glückseligkeit der Geschöpfe hängt von der Offenbarung seines Wesens ab. Eben deßhalb jedoch, weil dieses unendlich ist, kann es keine Offenbarung desselben im Endlichen geben, über die hinaus nicht eine größere möglich wäre. Wo aber Grade des Guten ohne Ende sind, da kann auch der beste Wille sich nur durch freie Wahl bestimmen; und vom göttlichen Willen gilt dies um so mehr, als die Vollkommenheit seines Wirkens nicht von dem Maße des Guten, das er außer sich hervorbringt, abhängt. Ob er das vollkommenste oder geringste Geschöpf in's Dasein setze, sein Wirken ist immer von dem selben undendlichen Werth.

2. Alle Geschöpfe sollen Gott verherrlichen und des Guten durch ihn theilhaftig werden; jedoch jedes nach seiner Art, und folglich die vernünftigen mit Bewußtsein und Freiheit. Es konnte also des Menschen wie der Engel Bestimmung keine andere sein, als ihren Schöpfer zu loben, zu verehren, ihm unterwürfig zu sein, und das durch zur Glückseligkeit zu gelangen. Insofern können sie den Schöpfer verherrlichen und durch ihn selig sein, als sie ihn erkennen und lieben. Nun giebt es aber in dieser Erkenntniß und Liebe eine große Verschiedenheit, nicht nur dem Grade, sondern auch der Art nach. Etwas anderes ist es, Gott aus seinen Werken erkennen, und aus der Größe und Schönheit der Geschöpfe auf die Größe und Schönheit des Schöpfers schließen; etwas anderes, ihn unmittelbar in sich selber erkennen, und seine Herrlichkeit von Angesicht zu Angesicht schauen. Dasselbe gilt von der Liebe, die von gleicher Bes schaffenheit ist, als die Erkenntniß, aus der sie hervorgeht. Je vollkommner aber beide in den erschaffenen Geistern sind, desto mehr wird in diesen als in seinen Ebenbildern Gottes heiligstes Wesen geoffenbart, desto größer ist die Ehre, welche durch ihren Preis,

ihre Anbetung und ihren Gehorsam ihm wird, desto größer aber auch die Seligkeit, die ihnen aus der Vereinigung mit ihm, dem Quelle aller Wonne, zuströmt, mit einem Worte, in desto höherem Grade wird der Zweck der Schöpfung erreicht. Den Grad aber, in dem er erreicht werden soll, konnte nur der freie Wille des Schöpfers bestimmen. Er konnte die Engel und Menschen nur zi seiner Erkenntniß und Liebe erschaffen; das lag in der Natur der Dinge, und kann aus ihr erkannt werden: aber in welcher Art und in welchem Maße sie ihn erkennen und lieben sollen, das hängt nicht von der Natur der Dinge, sondern von dem freien Willen des Schöpfers ab, und ist darum, wenn er es nicht offenbart, in den Tiefen seiner Rathschlüsse verborgen.

3. Er hat es uns aber geoffenbart. Wir sollen ihn sehen, wie er ist, und von Angesicht zu Angesicht schauen, und sollen dadurch ihm ähnlich, in seinem Lichte verklärt werden. So find wir also nicht zu was immer für einer, sondern zu der erhabensten Erkenntniß und Liebe Gottes, und zur vollkommensten Theilnahme an seiner Seligkeit berufen. - Es lehrt uns aber dieselbe Offenbarung auch, was wir schon aus der eben besprochenen Wahrheit folgern mußten, daß wir für jenen Beruf den Grund nicht in der Natur der Dinge, sondern in dem Willen des Schöpfers suchen müssen. Denn sie lehrt, daß die Kräfte, für jenes Ziel und Ende zu wirken, in keines Geistes Natur verborgen sind, sondern durch die Gnade Gottes müssen verliehen werden; daß die Versezung des Menschen in einen Zustand, in welchem er für jenes Ziel thätig sein könnte, und folglich seine Berufung zu demselben eine Erhöhung über seine Natur, daß sie also keine nothwendige Folge der Schöpfung, sondern, auch diese vorausgesetzt, immer noch die Wirkung freier Güte des Schöpfers war. Wie also aus der Glaubenslehre, daß Gott zum Schaffen nicht genöthigt wurde, folgt, daß er auch nicht schaffen konnte; so muß aus dieser Wahrheit, daß jene Berufung des Menschen keine nothwendige Folge der Schöpfung war, gefolgert werden, daß Gott den Menschen auch nicht berufen konnte. Das ist die Lehre von der übernatürlichen Ordnung, die uns jezt beschäftigen. wird.

Sie ruht, wie man sieht, auf dem Glauben an die göttliche Freiheit: aber sie hängt auch mit der Lehre von der Gnade und

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