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PETER FREIHERR VON PARCHEVICH

ERZBISCHOF VON MARTIANOPEL

APOSTOLISCHER VICAR UND ADMINISTRATOR DER MOLDAU, BULGARISCHER INTER-
NUNTIUS AM KAISERLICHEN HOFE UND KAISERLICHER GESANDTER

BEI DEM KOSAKEN-HETMAN BOGDAN CHMIELNICKI.

(1612-1674.)

NACH ARCHIVALISCHEN QUELLEN GESCHILDERT

VON

JULIAN GRAFEN PEJACSEVICH.

MIT EINEM HOLZSCHNITT.

WIEN, 1880.

IN COMMISSION BEI CARL GEROLD'S SOHN
BUCHHÄNDLER DER KAIS. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.

Slav 9137.68

HARVARD COLLEGE

DEC 171919
LIBRARY

G. J. Parkman fund

Aus dem Archive für österreichische Geschichte (LIX. Bd. II. Hälfte, S. 337) besonders abgedruckt.

Druck von Adolf Holzhausen in Wien,
k. k. Hof- und Universitäts-Buchdrucker.

VORREDE.

Mit Forschungen über die Geschichte meiner Familie beschäftigt, stiess ich auf Nachrichten über eine bedeutende, unserem Geschlechte angehörige Persönlichkeit, deren öffentliche Thätigkeit weit über die Grenzen des Familienkreises und ihres engeren Vaterlandes hinausging. Die ersten Spuren weiter verfolgend, sammelte ich nach und nach hinreichendes Material, um das Lebensbild Peters Freiherrn von Parchevich nach seiner hervorragenden, sowohl kirchlichen als diplomatischen Laufbahn darstellen zu können. Bei seinem Eingreifen in die allgemeinen Weltereignisse seiner Zeit, namentlich die orientalischen Angelegenheiten, scheint mir diese Darstellung auch für weitere Kreise nicht ohne Interesse zu sein, und sogar manche Lücke in geschätzten Geschichtswerken ausfüllen zu können. Der Genannte und die mit ihm in Verbindung stehenden Vorgänge sind nicht nur Coleto und Gams, sondern auch Hammer-Purgstall, Lelewel und Zinkeisen völlig unbekannt geblieben. Andere kennen ihn fast nur dem Namen nach. Und doch bietet uns die Schilderung seines Lebens manchen erklärenden Einblick in die politische Geschichte, manchen interessanten Beitrag zur Culturgeschichte seiner Zeit.

Für Kundige bedarf es nicht der Erwähnung, dass die Sammlung des quellenmässigen Materials zu dieser Biographie einige Mühe verursacht hat. Denjenigen aber, welche mich dabei so bereitwillig unterstützten, namentlich den Vorständen und Arbeitern in den betreffenden Archiven zu Wien, Ofen, Rom, Venedig und Klausenburg, und mehreren anderen hervorragenden Gelehrten, so wie denjenigen, welche mir bei der Verarbeitung dieses Stoffes behilflich gewesen sind, sage ich hierdurch öffentlich meinen anerkennendsten und ergebensten Dank.

Dass ich zur Entwerfung des politischen Hintergrundes, auf dem das Leben des Erzbischofs Parchevich sich abspielt, mich der vortrefflichen Darstellungen anderer Geschichtsschreiber, wie ausser den früher genannten auch Engels, Schimeks, Kemeny's, Jirečeks u. s. w. bedient habe, wird man nicht tadeln können, wenn man überhaupt die Verflechtung persönlicher und allgemeiner Geschichte gutheisst. Um die von mir angestrebte Vollständigkeit zu erreichen und um die hier zur Sprache kommenden Ereignisse und Persönlichkeiten dem Leser möglichst schnell und genau vorzuführen, bin ich hierin vielleicht etwas weiter gegangen, als es Einigen nöthig erscheinen mag; Andere aber dürften es mir Dank wissen.

Es kommt dem Geschichtschreiber nicht zu, sich auf Gedankenreihen einzulassen, die auf Wenn und Aber hinauslaufen. Und dennoch kann ich mich des Gedankens nicht erwehren, dass, wenn Parchevichs Pläne zur Ausführung gelangt wären, uns die Belagerung Wiens im Jahre 1683 und der letzte russisch-türkische Krieg erspart worden wären. Dass aber Parchevichs Leben und Streben im Ganzen so wenig wirkliche Frucht getragen hat, das ist, wie man sehen wird, nicht seine Schuld gewesen.

Wien, im Juni 1879.

Der Verfasser.

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Peter Parchevich entstammte der Familie Knezevich, einer der ältesten bulgarisch-bosnischen Dynastenfamilien. Sein Urgrossvater Gyoni (Johann) Parchevich hatte 1481 seine Güter unter seine vier Söhne getheilt, welche nun vier verschiedene Familien stifteten, die sich nach ihren Schlössern mit besonderen Namen benannten. Der älteste derselben war Johann Parchevich (Peters Grossvater), der zweite hiess Demetrius Pejacsevich (nach dem Schlosse Pejacsevo), der dritte Stefan Knezevich (nach dem alten Stammschlosse Kneže, wodurch er der Stammvater des jüngeren Zweiges Knezevich wurde), der vierte und jüngste Thomas nannte sich blos Thoma-Gyonovich (Sohn des Gyoni). Der älteste dieser vier Brüder, Johann Parchevich, hatte ausser Michael Parchevich, dem Vater unseres Peter Parchevich noch einen anderen Sohn, welcher von seinem Schlosse Cserka, den Namen Cserkiczy oder Cserkich annahm. 2

1

Als Sultan Murad I. 1388 den vielbesungenen letzten König der Romano-Bulgaren Šisman besiegte und 1389 auf dem Amselfelde (Kossovo) die vereinigten Serben, Bosnier, Bulgaren, Albanesen und Walachen unter dem tapferen Despoten Lazar von Serbien schlug (wobei Murad und Lazar fielen), ward Bulgarien ein türkisches Vilajet. 3

1 Vgl. Anhang u. Beil. I, II.

2 Nicol. Schmitth: Imperatores Ottomanici a capta Constantinopoli cum epitome principum Turcarum, Tyrnau 1761, II, 41. Vgl. Anhang u. Beil. I, II. 3 S. Eudoxius Freiherr von Hurmuzaki: Fragmente zur Geschichte der Rumänen, 1. Bd., Bukarest 1878.

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