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Kost ja sterben müsse, erzählt ihr Coyllur wie sie Ollanta geliebt, ihr Vater ihn aber verbannt und sie selbst in diesen finstern Kerker habe werfen lassen. Aus den gegenseitigen Fragen und Antworten erkennt Cusi Coyllur in Ima Sumak die Frucht ihrer Liebe zu Ollanta und fällt, unter dem Eindrucke der heftigsten Gefühle, wieder in Ohnmacht. Ima Sumak klagt unter verzweifeltem Schluchzen, fürchtend ihre Mutter werde sterben. Pitu Salla beruhigt sie und führt sie von der Gefangenen weg.

Der dritte Auftritt spielt im Incapalaste in Cuezo. Inca Yupanki fragt den Oberpriester, ob er nichts von Rumiñahui erfahren habe; dieser erwiedert er habe Abends vorher gefesselte Männer in der Nähe der Stadt gesehen und habe gehört, dass die Antis besiegt seien. Während des Gespräches bringt ein Bote einen Kipu von Rumiñahui, den der Oberpriester sogleich entziffert, und dem Inca mittheilt, Ollanta's Festung sei verbrannt, Antisuyu unterjocht und Ollanta mit all' den Seinen Kriegsgefangene. Auf des Inca's Aufforderung gibt der Bote eine lange Beschreibung der Einnahme der Festung. Bald darauf tritt Rumiñahui als siegender Feldherr auf (4. Scene), begrüsst den Inca und berichtet ihm ebenfalls mit dem Bemerken, dass die Gefangenen vor der Stadt auf dem Felde stehen. Der Inca befiehlt ihre Vorführung. Mit verbundenen Augen und gefesselt werden Ollanta, Orco Huaranca, Auki Hanco, Piki und viele Andere hereingeführt (5. Scene). Der Inca befiehlt den Gefangenen die Binden von den Augen zu nehmen, dann wendet er sich strenge an sie und fordert sie zur Verantwortung auf. Ollanta bekennt zerknirscht seine Schuld. Inca Tupak Yupanki fordert nun Uillak Umu und Rumiñahui auf, das Urtheil über die Gefangenen zu sprechen. Der würdige Oberpriester gibt eine einfache edle Antwort, ein strenger Gegensatz zu den blutdürstigen Vernichtungsurtheilen der fanatischen Priester, die zu Tausenden diesseits und jenseits des Oceans die unschuldigen Opfer auf den Scheiterhaufen gebracht haben. Uillak Umu erwiedert nur: Der Sonnengott hat mir ein erbarmungsvolles Herz gegeben'. Rumiñahui hingegen will, dass die Anführer an vier Pfähle gebunden und von ihren eigenen Leuten zu Tode getreten, die Soldaten aber mit Pfeilen erschossen werden. Der Inca willigt scheinbar in dieses Urtheil ein und befiehlt die Gefangenen zum Richtplatze zu führen; aber in dem Augenblicke als Rumiñabui sich mit den Seinigen auf die Gefangenen losstürzen will, befiehlt der Inca, Ollanta von den Fesseln zu befreien und schenkt ihm nicht nur die Freiheit, sondern ernennt ihn auch zum Feldherrn von Antisuyu und lässt ihm als solchen durch Uillak Umu die Insignien überreichen. Von seinen Gefühlen überwältigt, dankt Ollanta dem Inca. Dieser wendet sich nun zu Orèo Huaranca, begnadigt auch ihn und sagt ihm, er möge nun in Antisuyu bleiben und dort seine (des Incas) Feinde friedlich stimmen. Auf Ruminahui's Frage, ob es nun zwei Herrscher in Antisuyu geben werde, erwiedert der Inca, nur Orco Huaranča werde dort herrschen, Ollanta aber als Inca-Stellvertreter in Cuzco bleiben und befiehlt dann dem Oberpriester die königlichen Abzeichen herbringen zu lassen, um Ollanta damit zu schmücken. Er, der Inca, werde noch im Laufe des Monats einen Feldzug nach Collasuyu unternehmen und Ollanta auf dem Throne zurücklassen.

Ollanta möchte lieber den Inca begleiten, als in Cuzco bleiben. Yupanki räth ihm an ein Weib zu nehmen, er werde dann glücklicher und ruhiger sein. Ollanta antwortet, dass er schon verheiratet war, aber hier in Cuzco sein geliebtes Weib spurlos verschwunden sei. Der Inca tröstet ihn und befiehlt dem Oberpriester seine Befehle auszuführen. Ollanta wird mit den königlichen Insignien bekleidet, auf den Thron gesetzt und als

Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXIV. Bd.

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Inca-Stellvertreter proclamirt, wozu ihn auch Rumiñahui wohl mit bittersüssem Gesichte beglückwünscht.

Ein Tumult entsteht in den äusseren Räumen, und die Diener melden, ein weinendes Mädchen verlange stürmisch den Inca zu sprechen; Yupanki befiehlt es hereinzuführen, und Ima Sumak kommt schluchzend und verwirrt herein (8. Scene) und fragt nach dem Inca. Der Oberpriester zeigt ihn dem Kinde, das sich zu dessen Füssen wirft und ihn anfleht seine Mutter zu retten, man tödte sie. Der Inca befiehlt Ollanta mit dem Kinde zu gehen, dieses aber will durchaus den Inca mitnehmen, der auch auf den Wunsch des Oberpriesters sich ihm sammt seinem Gefolge anschliesst. Vor Aclla huasi angekommen öffnet Mama Kaca über Ollanta's Aufforderung das Thor und Ima Sumak führt nun Alle in den Garten zu Cusi Coyllür's Gefängniss, das von Mama Kaca auf des Incas Befehl aufgeschlossen wird. Hier sehen die Ankommenden zu ihrem Staunen die gefesselte Fürstin besinnungslos daliegen. Auf Yupanki's Frage erwiedert Mama Kaca gleisnerisch, sein Vater habe befohlen diese Frau hier einzusperren, um sie zu bessern. Mit strengen Worten lässt der Inca die Matrone gefangen fortführen. Cusi Coyllur zu sich gekommen, sieht sich erstaunt um, ruft ihr Kind zu sich und fragt es wer diese Leute seien. Ima Sumak beruhigt sie und sagt es sei der Inca, verlangt aber, ehe sie dessen Frage nach dem Namen der Gefangenen beantwortet, dass ihr die Fesseln gelöst werden, was auch der Oberpriester, der immer den Bedrängten beisteht, selbst thut, dann erst nennt sie den Namen ihrer Mutter. Der Inca zweifelt, denn Cusi Coyllur ist ja schon lange begraben; aber Ollanta tritt vor und erklärt tief ergriffen, dass die Gefangene wirklich Čuši Coyllur, sein Weib sei. Der Inca, glücklich seine Schwester wiedergefunden zu haben, äussert seine Entrüstung über die Einkerkerung der schwergeprüften Fürstin. Ollanta und Cusi Coyllur geben in wenigen aber beredten Worten ihren Gefühlen Ausdruck; Inca Yupanki übergibt seine Schwester als Weib dem begnadigten und zu hohen Ehren erhobenen Ollanta.

VII. Die Personen des Dramas.

Es scheint mir nicht überflüssig, hier noch die Namen der handelnden Personen des Dramas sprachlich und zum Theile auch historisch zu beleuchten.

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1. Inca Pachacutek. Garcilasso de la Vega erzählt: Inca Huiracocha habe in seinem Testamente befohlen, dass sein ältester Sohn und Nachfolger Titu Manco Capak den Namen Pachacutek,der Weltändernde' führen solle. Dieser Inca soll selbst kein kriegerischer Fürst gewesen sein, aber sein Bruder Capak Yupanki und sein Sohn und Nachfolger Inca Yupanki, sollen unter Pachacutek's Regierung mächtige Provinzen im Norden und Westen Peru's erobert haben. Er habe für einen weisen Monarchen gegolten, die Werke des Friedens, Kunst und Wissenschaft, gefördert, neue Schulen gegründet und viele neue Gesetze gegeben.

Garcilasso nennt,Coya Anahuarque' als die legitime Frau und Schwester des Inca's und Mutter des Thronfolgers Inca Yupanki und fügt bei, dass er ausserdem noch drei

1 l. c. lib. V., Cap. XXVIII., fol. 126.

2 Pacha,die Erde', cutek part. präs. von cuti v.,an den Ort von dem man gekommen ist zurückkehren, umwenden, umstürzen, ändern'.

bis vierhundert eheliche und aussereheliche Kinder hinterlassen habe. Da es deren so viele waren, so sagen die Indianer, dass es doch noch wenige für einen solchen Vater waren, fügt der Incachronist bei.1

Balboa nennt den Inca Pachacutek nicht. Nach diesem Chronisten war der Inca Yupanki, Nachfolger des Inca Huiracocha. Siegestrunken von seinen Feldzügen zurückkehrend, entthronte Yupanki seinen alten Vater Huiracocha und liess seinen Bruder Inca Urco ermorden, zeichnete sich überhaupt durch raffinirte Grausamkeit aus. Sein Nachfolger war Tupac Yupanki. Nach Balboa starb Inca Huiracocha 1438 n. Chr.

Nach P. Oliva hiess der Sohn und Nachfolger Huiracocha's Pachacuti', diesem succedirte,Topa Inca Yupanqui', ebenso nennen Fray Geronimo und Acosta einen ‚Inca Pachacuti Inca Yupanqui', aber keinen Pachacutek.

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Auch Montesinos erwähnt keines Inca Pachacutek'. Nach ihm war der Sohn des Inca Tupu-Yupanqui-Huiracocha und seiner Frau Mama Runtucuy, der Inca Topa Yupanqui II.; er starb nach einer zwanzigjährigen Regierung schon in seinem fünfzigsten Lebensjahre. Er war mit seiner Schwester Coya Mama Ocho verheiratet; dieser Ehe entsprang der Inca Inticusi-Huallpa-Huayna-Capak, der Vater des von Pizarro ermordeten Inca Atahuallpa.

Wir finden, wie man sieht, bei den citirten Chronisten eine grosse Meinungsverschiedenheit über den Inca Pachacutek; die mehreren von ihnen kennen diesen Namen gar nicht und die beiden, die ihn anführen, verstehen unter demselben ebenfalls nicht den nämlichen Inca, der Sohn des Huiracocha sein soll. Garcilasso sucht vergeblich zu beweisen, dass durch die spanischen Schriftsteller wegen der häufigen Wiederkehr des Namens Yupanqui die Verwirrung entstanden sei, aber seine sehr unbefriedigende Erklärung löst keineswegs den chronologischen Knoten. Bedenken wir Bedenken wir nun, dass Inca Huiracocha kaum hundert Jahre vor der Ankunft der Spanier regiert haben soll und dass über dessen Nachfolger geradezu unentwirrbare Angaben vorliegen, so haben wir einen ungefähren Massstab, welchen historischen Werth wir der ganzen Incageschichte vor Huayna Čapak beizulegen berechtigt sind."

Wie oben angeführt, nennt Garcilasso den Incanamen Pachacutek; Acosta, Balboa, Oliva u. A. dagegen Pachacuti.5 Es ist nun sehr bemerkenswerth, was Montesinos bei der Nennung des vierunddreissigsten Königs,Ayay Manco' erzählt. Eine Versammlung von Gelehrten, die dieser Monarch nach Cuzco einberufen hatte, soll nämlich u. A. bestimmt haben, dass die Jahre in Gruppen von zehn, hundert und tausend gezählt werden sollen. Eine Gruppe von tausend Jahren hiess eine,Sonne' (Inti), der Zeitraum von fünfhundert Jahren dagegen Pachacuti. Diese Jahreszählung soll bis zur Ankunft der Spanier gedauert haben. Jeder Inca, der beim Ablaufe einer halben Sonne' regierte, erhielt den Titel ,Pachacuti'. Montesinos führt acht Pachacuti's an. Die ersten stimmen aber nicht mit der angeführten Rechnung überein. Der neunzigste König, unter dessen Regierung das vierte

1 1. c. fol. 162.

2 Nach Garcilasso 1. c. fol. 126,Coya Mama Runtu'.

3 Nach Juan de Velasco war der Inca Urco der eigentliche Nachfolger Huiracocha's; nach nur eilftägiger Regierung erkannten aber die Grossen des Reiches dessen gänzliche Regierungsunfähigkeit, entsetzten ihn daher seiner Würde und wählten seinen jüngeren Bruder Titu Manco Capak, der den Namen Pachacutek annahm.

4 Garcilasso 1. c. fol. 126 gibt eine geradezu kindische Erklärung, weshalb Huiracocha's Nachfolger diesen Namen erhalten habe. 5 Pachak heisst,hundert, cuti,mal', wobei pichca,fünf zu ergänzen wäre, also,fünfhundertmal' i. e. ist das Jahr vollendet. Man könnte nun leicht annehmen, dass im gewöhnlichen Leben das ,pichca' ausgelassen und es für hinreichend erachtet wurde, den fünfhundertjährigen Cyclus blos Pachakcuti zu nennen.

Jahrtausend nach der Sündfluth (nach Montesinos' Rechnung) abschloss, führte den Namen Inti Tapak Maytu Pachacuti VIII., also den Namen der ganzen Sonne' (Inti) und den der halben Sonne' (Pachacuti).

Ich gebe dem Namen Pachacuti den Vorzug vor dem etymologisch sehr gezwungen erklärten Pachacutek, werde aber den letzteren im Drama aufnehmen, da er in allen Manuscripten vorkommt.

2. Inca Tupak Yupanki.

Yupanki ist die 2. Pers. sing. praes. vl. fut. indicat. des Verbum yupa,für etwas halten, werth sein, schätzen, rechnen, kosten'. Nach Garcilasso's langathmiger Erklärung. soll yupanki heissen: ,du wirst erzählen', es heisst darin ferner: In dieser absoluten Verbalform (en solo el verbo dicho assi absolutamente) schliessen sie ein und zählen sie auf (nämlich die Peruindianer) Alles, was von einem Fürsten Gutes erzählt werden kann, als sollte es heissen: ,du wirst seine grossen Thaten, seine ausgezeichneten Tugenden, seine Gnaden, sein Mitgefühl, seine Sanftmuth etc. erzählen'. Es ist eine Phrase und Eleganz der Sprache es so auszudrücken'.

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Alle, welche über die Incas geschrieben und den Namen Yupanki erklärend anführen, folgen der eben angegebenen Uebersetzung Garcilasso's als einer geradezu unantastbaren, da sie vom Incaschriftsteller herrührt. Ich erlaube mir aber die Bedeutung des Wortes anders aufzufassen. Erzählen', in dem Sinne wie Garcilasso hier yupanki übersetzt, d. h. die Grossthaten und vortrefflichen Eigenschaften eines Inca's erzählen und sie gewissermassen der Nachwelt überliefern, heisst hahuari v. (hahuariny,ich erzähle'); ,erzählen', mehr im Sinne des Berichterstatters benachrichtigen, anzeigen, u. s. f. heisst uilla oder auch uyarichi v. (veröffentlichen, hören machen). Das Verbum yupa in dem Namen Yupanki hat die von mir oben angeführte Bedeutung,werth sein und Yupanki heisst ,du bist werth' oder,du wirst werth sein', und als Ergänzung etwa,unser König zu sein' oder dergleichen.

Die Unsicherheit, in der wir uns, wie oben angeführt, hinsichtlich des Inca Pachacutek befinden, ist nicht weniger gross in Bezug auf Inca Yupanki und seinen Nachfolger Tupak Inca Yupanki. Nach meiner Ansicht war Pachacutek (rect. Pachacuti) nur ein Beiname des Inca Yupanki, des Sohnes Huiracocha's; der Raum erlaubt mir leider nicht sie weiter zu begründen. Ich will blos darauf aufmerksam machen, dass im Ollantadrama (von Garcilasso abweichend) nicht Inca Yupanki sondern Inca Tupak Yupanki als Sohn und Nachfolger des Inca Pachacutek genannt ist.

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1 Z. B. payta allimanmi yupanki,du hältst ihn für gut', capakman yupayki,ich halte dich für reich', camta auchamanmi yupayki,ich schätze dich sehr', ancha yupanmi,er erzählt viel', iscay huarcup yupanmi,es ist zwei Thaler werth' oder ,kostet zwei Thaler', haycap yupanmi?,wie viel kostet es'?

2 Vergl. v. 1066—1071, in denen ausdrücklich gesagt wird Tupak Yupanki, der jüngste Sohn von Pachacutek wurde zum Inca erwählt. Markham hat in seinem Texte Capak Yupanki. Nach Garcilasso war aber Capak Yupanki Bruder des Inca Pachacutek und Oheim des Inca Yupanki.

Nach dem P. Blas de Valera hätte der Inca Tupak Yupanki dem Glauben an die Gottheit der Sonne einen gewaltigen Stoss gegeben. Er äusserte nämlich:,Viele sagen, dass die Sonne lebe und der Urheber aller Dinge sei, man muss aber annehmen, dass der ‚Macher' (hazedor) einer Sache auch bei deren Entstehung zugegen sei; nun aber entstehen viele Dinge, ohne dass die Sonne dabei zugegen wäre, folglich kann sie nicht Urheber aller Dinge sein, und dass sie nicht lebe ist daraus zu schliessen, weil sie immer umlauft und doch nicht ermüdet, wäre sie ein lebendes Wesen, so müsste sie ebenso ermüden wie wir, oder wenn sie frei wäre, so könnte sie auch Himmelsgegenden besuchen, wo sie nie hinkommt. Sie ist wie ein angebundenes Thier, das immer den nämlichen Kreis beschreibt, oder wie ein Pfeil der dahin geht, wohin man ihm die Richtung gibt, nicht wohin er will. Dieser prächtigen Incalogik ist noch beizufügen, dass Tupak Yupanki der wärmste Vertheidiger des Grundsatzes eines seiner Vorgänger,Sinchi Roca' war, der dahin lautete: ,Das Volk muss dumm bleiben (vergl. Garcilasso 1. c. fol. 206). Ein Grundsatz, der allerdings auch auf der östlichen Hemisphäre noch sehr warme Anhänger hat.

Nach Garcilasso's Schreibweise heisst der Beiname des Inca's,Thupac' und wäre part. praes. von tupa v.,schaben, glätten, poliren glänzen', also ,der Glänzende'. Andere Chronisten schreiben ziemlich übereinstimmend topa vl. tupa Inca. Tupa bezeichnet etwas Königliches, was dem Inca zukommt, auch das Beste, Vornehmste einer Art, z. B. tupa ñan ,die Königsstrasse' (camino real,Kaiserstrasse, Heerstrasse'). Da nun tupa vl. topa ein Prädicat ist, welches allen Incas und deren Söhnen und Verwandten selbstverständlich zukommt, thupak (tupak) sich dagegen auf hervorragende Eigenschaften eines Einzelnen bezieht, so gebe ich dieser Leseart um so mehr den Vorzug, als sie auch in meinen beiden Texten vorkommt.

3. Uillak Umu, der Oberpriester. In meinem Texte heisst der Oberpriester Huillca Uma. Im Kechua bedeutet huillea ein,Götzenbild' (i. q. huaca partim.), uillea vl. uilleay ,der Enkel'; uma ,der Kopf, die Bergspitze', auch,das Oberste', ähnlich wie im Deutschen ,das Haupt'. Huillea Uma könnte also als ,oberster vornehmster Enkel' übersetzt werden.' Einer solchen Annahme widerspricht aber ganz bestimmt eine Angabe von Garcilasso,* die ausdrücklich besagt, die Spanier haben den Oberpriester,Vuilaoma' genannt, es müsse aber,Uillac Umu' heissen, da der Name aus dem part. praes. des Verb. uilla,reden, sprechen und dem Subst. umu,Wahrsager zusammengesetzt sei'. Uillak Umu wäre also der sprechende Augur oder Priester.

Barranca erklärt huillea,Enkel' (nieto),Generation' und uma ,Kopf.4

Da Markham in seinem Texte Huillac Umu schreibt, so dürfte dieser Name im Valdez'schen Manuscripte ebenso lauten.

Das bolivianische Manuscript hat wie mein Text Huillea uma; Nodal aber Huillac homa,das sprechende Haupt', eine Combination, die am wenigsten annehmbar ist.

Da das, in diesem Punkte unverdächtige Zeugniss von Garcilasso de la Vega für die Bezeichnung Uillak Umu spricht, so nehme ich keinen Anstand diesen Namen auch im Drama zu gebrauchen.

4. Ollanta. Feldherr und Statthalter der Provinz Antisuyu. (Siehe pag. 185).

5. Rumiñahui. Feldherr und Statthalter der Provinz Hanansuyu.

Rumi,der Stein', ñahui,das Auge', also ,Steinauge'.

Diese Bezeichnung habe ich bei den Indianern in Mittel-Peru nicht selten für Augen mit Hornhauttrübungen in Folge von Keratitis gefunden. Sind die Hornhautflecke mehr weiss, so wird das so getrübte Auge auch kespiñahui,Krystall- (Quarz) Auge' genannt. Die Andenbewohner sind wegen der Reverberation der Sonne auf dem Schnee, in der sehr verdünnten Luft, den Hornhautentzündungen der Augen sehr ausgesetzt. Die Folgekrankheiten dieser Entzündungen sind sehr langwierig und oft unheilbar. Vielleicht hat der Feldherr Rumiñahui wegen eines solchen Leidens seinen Namen erhalten.

1 Die Bedeutung,Götzenbild' kann bei dieser Uebersetzung nur in Betracht kommen, wenn man zu der Erklärung greifen wollte, dass der Oberpriester als Haupt, Herr aller Idole (verkörperter Gottheiten), gewissermassen als ihr Organ zu betrachten sei. Huillea ist der Name einer Frucht mit drastischen Eigenschaften.

21. c., fol. 77.

3 1. c., pag. 56.

4 Unbegreiflicherweise sagt Markham I. c., pag. 124: ‚Barranca gives a derivation from Huillea grand father (sic!) and uma,head'. Als ob Grossvater und Enkel das Nämliche wäre!

5 Homa, nach der jetzigen Aussprache in Cuzco.

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