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FRANZ MIKLOSICH. DIE SLAVISCHEN ORTSNAMEN AUS APPELLATIVEN. II.

Schematismus cleri dioecesis Jaurinensis. Jaurini 1855.
Schematismus cleri dioecesis ritus latini Premysliensis. Jasło 1864.
Schematismus dioecesis Neosoliensis. Neosolii 1866.

Schematismus Segniensis et Modrussiensis seu Corbaviensis dioecesium. Zagra

biae 1847.

Schmaler, J. E., Die slavischen Ortsnamen in der obern Lausitz. Bautzen 1867. Schmutz, C., Historisch-topographisches Lexicon von Steyermark. Gratz 1822-1823. Skorowidz, Najnowszy, wszystkich miejscowości w Galicyi. Przemyśl 1868. Sláma, F. J., Pokus vysvětlení českých jmen místných slabíkami i a vice se ukončujících a jen ve množném počtu uživaných. Čas. mus. česk. 1834. 394. Status cleri et animarum dioecesis Rhacusinae. Venetiis 1857.

Statystyka, Krotka, gubernij krolewstwa polskiego. Warszawa 1870.

Stupnicki, H., Galieya pod względem geograficzno - topograficzno - historycznym Lwow 1849.

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Urkundenbuch des Hochstiftes Meissen. Herausgegeben von E. G. Gersdorf. Leipzig 1867.

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Verzeichniss, Alphabetisches, sämmtlicher Orte im Herzogthume Kärnten. Klagen

furt 1860.

Verzeichniss, Alphabetisches, sämmtlicher im Markgrafthume Mähren befindlichen Ortschaften. Brünn 1855.

Verzeichniss, Alphabetisches, sämmtlicher Orte Kroatiens und Slavoniens. Agram 1857. Vojevodstvo Koroško. V Ljubljani 1866.

Vojevodstvo Kranjsko. V. Ljubljani 1866.

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Zwahr, J. C. F., Niederlausitzisch - wendisch - deutsches Handwörterbuch. berg 1847.

Sprem

ÜBER DIE

MUNDARTEN UND DIE WANDERUNGEN

DER

ZIGEUNER EUROPA'S. IV.

Märchen und Lieder der Zigeuner der Bukowina.

Erster Theil.

Text mit lateinischer Interlinearversion.

VON

DR. FRANZ MIKLOSICH,

WIRKL. MITGLIEDE DER KAIS, AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.

VORGELEGT IN DER SITZUNG AM 20. MAI 1874.

Dass zur gründlichen Kenntniss einer Sprache Vocabulare nicht hinreichen, dass vielmehr dieselbe nur durch Texte ermöglicht wird, ist selbstverständlich. Wenn wir nun von jenen Texten, welche in der Mundart der englischen oder spanischen Zigeuner abgefasst in den Werken von G. Borrow, Ch. Leland und A. Jimenez zu finden sind, absehen, weil sie, für die Geschichte der Zigeuner und das Lexikon ihrer Sprache wichtig, für die Grammatik nur geringe Ausbeute gewähren, so beschränkt sich unser Vorrath an grammatisch verwerthbaren zigeunerischen Texten auf Folgendes: 1. A. J. Puchmayer, Románi Čib, das ist: Grammatik und Wörterbuch der Zigeuner-Sprache, nebst einigen Fabeln in derselben. Prag 1821. Die Fabeln sind von Puchmayer selbst übersetzt: die Sprache ist die der böhmischen Zigeuner, die mit der der ungrischen auffallend übereinstimmt. 2. A. F. Pott, Die Zigeuner in Europa und Asien. II. 464-521. Vorwiegend Übersetzungen. 3. O. Böhtlingk, Über die Sprache der Zigeuner in Russland. Bulletin de la classe historico-philologique. St. Pétersbourg 1853. I. 261. Es sind einige Lieder in der Mundart der Moskauer Zigeuner. 4. Bornemisza János, A' czigány nyelv elemei in: Új magyar muzeum. Pest 1853. IV. 83. Fünf kurze Lieder mit etwas übersetzter Prosa in der Mundart der ungrischen Zigeuner. 5. J. A. Vaillant, Grammaire, dialogues et vocabulaire de la langue des Bohémiens ou Cigains. Paris 1868. Gespräche in der Mundart der rumunischen Zigeuner. 6. F. Müller, Beiträge zur Kenntniss der Romsprache. I. Sitzungsberichte LXI. 149. Märchen und Lieder in der Mundart der ungrischen Zigeuner. 7. A. G. Paspati, Études sur les Tchinghianés

ou Bohémiens de l'empire Ottoman. Constantinople 1870. Märchen in der Sprache der griechischen Zigeuner. 8. F. Müller, Beiträge zur Kenntniss der Romsprache. II. Sitzungsberichte LXX. 85. Der Aufsatz enthält zwei von den in 6. bekannt gemachten Märchen in die Mundart der böhmischen Zigeuner übertragen.

Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXIII. Bd.

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Von diesen Texten sind für den Sprachforscher die unter 6. und 7. angeführten am werthvollsten, weil sie umfangreichere Originalerzählungen enthalten.

Durch die ausnehmende Güte und aufopfernde Bemühung meines ehemaligen Zuhörers, gegenwärtig k. k. Professors an der Oberrealschule in Czernowitz, des Herrn Leo Kirilo wicz, bin ich in den Stand gesetzt, die oben verzeichneten Texte um ein Ansehnliches zu vermehren. Was ich den Sprachforschern und Ethnographen biete, sind Märchen und Lieder der in der Bukowina lebenden Zigeuner: der Werth dieser Texte beruht auf der Stellung, welche die Mundart der rumunischen Zigeuner unter den Mundarten dieses Volkes einnimmt; auf der Originalität, da diese Märchen und Lieder nicht etwa von Nicht-Zigeunern in das Zigeunerische übertragen sind; und in nicht geringerem Grade auf der Treue, mit der mein verehrter Freund sie aufgezeichnet, und auf der Genauigkeit, mit der er sie erklärt hat, indem er dem Texte eine deutsche Interlinearversion hinzufügte und nicht müde ward, mir seine Bemerkungen über den nicht immer klaren Sinn der Erzählungen und Lieder, über den Ursprung einzelner Wörter und die Aussprache der Laute mitzutheilen.

Was den Inhalt betrifft, so sind in den Märchen Elemente nachweisbar, die wir in rumunischen und magyarischen Märchen wiederfinden; auf die Lieder hat die Volkspoesie der Rumunen und Kleinrussen einen unverkennbaren Einfluss geübt.

Die Lieder werden ohne Instrumentalbegleitung gesungen. Die Verse sind reimlos. Jeder Vers hat regelmässig zwei Hebungen. In der Hebung kann nur eine betonte Silbe stehen, der Ton mag der Wort- oder, bei einsilbigen Wörtern, Satzton sein. Die betonte Silbe in der Hebung bezeichne ich mit einem doppelten Acut.

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Die Sprache dieser Texte ist die der rumunischen Zigeuner, welche die zweite der dreizehn Gruppen bilden, in die sämmtliche Zigeuner Europa's zerfallen. Der Mundart der ungrischen Zigeuner am nächsten stehend, unterscheidet sich die Sprache unserer Texte von der der ungrischen Zigeuner, abgesehen von den aufgenommenen Fremdwörtern, vor allem durch den sogenannten unbestimmten Vocal, den Lepsius durch zeichnet, und der in einer grossen Anzahl von Sprachen, namentlich in der rumunischen, eine Rolle spielt. Ich bezeichne ihn durch das altslovenische ы. Da dieser Laut in den arischen Sprachen des heutigen Indiens dem altindischen a gegenübersteht,') so könnte

e

be

1) Whatever degradation from its pure open quality the a had suffered must have been, it seems to me, in the direction of the neutral vowel (English,short u in but, son, blood), which has so generally taken its place in the modern pronunciation of India, rather than toward an e or o, as suggested by Weber. W. D. Whitney im Journal of the American Oriental Society. VII. Seite 362.

man versucht sein anzunehmen, die Zigeuner hätten diesen Laut aus ihrer indischen Heimat mitgebracht: da jedoch dieser unbestimmte, neutrale Vocal allen anderen Zigeunermundarten fehlt, so muss er aus dem Rumunischen aufgenommen sein. Die Verbindungen tš (e) und dž verlieren meist ihren Anlaut: šaŭ ungr. čávo filius. žaŭ ungr. džav eo. Vergl. rum. dial. še für če; žune für džune. Revue de linguistique V. Seite 242. 243. Ein fernerer Unterschied besteht in dem Gebrauch des den anderen Mundarten fremden Artikels le, la: o rakloró le 'mparatósko der Sohn des Kaisers; la raklása mit dem Mädchen; im plur. nom. lautet der Artikel ol: ol raklí, bei den ungrischen Zigeunern o: o rakle die Jungen. Endlich hat das rumunische Zigeunerisch die Betonung der Endsilbe in den einheimischen Wörtern meist bewahrt, während die Mundart der ungrischen Zigeuner in der Accentuation vom Magyarischen beeinflusst wird: rum. parnó, ungr. párno. Was die Lehre von den Lauten anlangt, so biete ich hier eine Übersicht derselben und einige Bemerkungen über einzelne von ihnen.

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ь lautet wie etwa u oder o im engl. but, son.. und u stellen die verklingenden i und u im Auslaute rum. Wörter dar: amparáci plur. purkári. manúši; adámů. kroitorésů. Ausserdem besitzt die Sprache der Zigeuner in der Bukowina den Hauch h, jedoch meist nur in entlehnten Wörtern: dine hram scripserunt: hram, unmittelbar aus dem Kleinrussischen entlehnt, ist griech. pappa.

d;

Die übrigen Laute der Sprache, die in der obigen Tabelle nicht aufgeführt erscheinen, sind zusammengesetzt. Hicher gehören 1. c und è d. i. ts und tš. 2. Die erweichten Consonanten: k', g'; t, d; ń; f, I. Sie entstehen durch Verschmelzung von k, g; t, n; r, 1 mit j: k'iradó coctus vorausgesetzt in tiradó aus kiradó. g'íu triticum vorausgesetzt in điù aus giv. sutás dormivit. das dedit. kajúí gallina. fet nox. Toù sumsit. Man beachte ol katáń neben ol katáni milites. Dass bar lapis dem bar saepes gegenübersteht, befremdet, da man weiches r eher bei bar saepes, das bei Paspati bári lautet und fem. ist, als bei bar lapis masc., woher das demin. baroró, vermuthen möchte. 3. Die aspirirten Consonanten: kh, th, ph und bh: jakh oculus. thovó pono. pheráй impleo und bharó magnus, das einzige Wort mit aspirirtem b in der Sprache der Zigeuner der Bukowina, sonst findet man phabhi poma bei den ungr. Zigeunern Bornemisza 93. Die aspirirten Consonanten entstehen durch Verbindung von k, t, p, b mit dem Hauch h: nur in pchikó humerus wird nach p die Spirans ch vernommen. Der Hauch h scheint der Spirans ch sich zu nähern: phuv aus aind. bhumi terra möchte sich am ungezwungensten durch

die Annahme erklären lassen, der zur Spirans ch gewordene Hauch h habe die Verwandlung des b in p bewirkt; in einigen Mundarten tritt entschieden die Spirans ein. Puchmayer und Andere schreiben ch, nicht h: pchuv, kchas, tchan. pch geht manchmal in pš über, oder vielmehr es ist kaum zu entscheiden, ob ch oder gesprochen wird: pchikó und pšikó humerus. pšidel statt psirel ambulat neben pcljer ambula. Auch erweichtes t kann aspirirt werden: kathi hic neben kathi. Vergl. mathin musca bei Puchmayer 44. thil Schmalz 49. athōra oculi demin. bei Bornemisza 88. 122. Letzteres sonst wohl jakhora.

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Bemerkungen über einzelne Laute.

rat nox:

I. Mit dem k verbindet sich vor e oder i ein parasitisches j: kj, k', welches in tj übergeht, das wie erweichtes t, t gesprochen wird; t kann sich zu č vergröbern. Mit dem t verbindet sich vor e oder i gleichfalls j, daher tj, t, č. Wie k in k', t, so kann auch g in g', d verwandelt werden. Und so wie t in t, so kann d in d übergehen. In vielen Fällen ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen, ob k' oder t gesprochen wird. I. a. keraváva coquere. tiradó coctus. tiradi, tiragí, richtig tirag'í, coxerunt. tiról coquitur aus firjól, tirdól, tiralól. kermó vermis. termé, richtig termé plur., das fast wie čermé lautet. kilu paxillus. tilu, richtig tilu. Es ist nicht das klruss. kôľ. — kináva emere. tinás emimus, richtig finás. čindóu emit praet. aus tindóй. — kiru dominus. kira domina. tíru. tíra. ngriech. xóp. xvpá. tiráte dominae. kisí crumena. kísō, richtig k'ísz, tísz, richtig tísʊ. — dikáva videre. dik'ól, ditól, fast wie dičól, es ist sichtbar, aus diktól, bei Paspati 208. díkiol. - pekáva coquere. pek'ilás wie pečilás coctum est, aus peklilás. Man erwartet péklilas. — sikáva docere. sikilás, richtig sik'ilás, sitilús didicit aus siklilás, bei Paspati síklilas. I. b. láte ei f. láte. téju tilia wie k'éju. žouáte ex hordeo wie žouák'e. rati wie rak'. rátiovel nox ingruit. part. rátilo und rakilo Paspati. ratilóu, richtig ratilón, rakilóй, wohl rak'ilóu. sováva dormire. sutás, sučás, vielleicht sučjás, sučóú dormivit. čivava trahere, iacere: damit hängt wohl zusammen šutás, šučjás ingessit. tídvica calvaria, eigentlich cucurbita, ist klruss. tykvyća. II. a. giv triticum: diu wie giu, richtig g'u. II. b. dáva dare: das dedit aus diás, dinás. daj mater, daraus dej, dij, di, das fast wie gi d. i. g'i gesprochen wird. pandaváva, bandaváva includere, wofür man phandaváva erwartet. pandadóu, pandag'óu. vázdava, lázdava tollere. vazden, wohl vazden, und vázgen für vázg'en. Der hier bezeichnete Lautwandel ist rumunischen Ursprungs: I. a. kedru cedrus: tedru. kêe clavis: têe. kiot de vesыlie das Jubeln: tiot. okju oculus. otu. b. temu timeo: temu. timpŭ tempus: timpu. vêrde viridis: vjerde. Auch im Slavischen ergibt die Erweichung des k und g dasselbe Resultat wie die des t und d: man vergleiche serb. ćeramida aus xepauic und madjistrat, von andern magjistrat geschrieben (dj, gj für eyr. h), mit pozlaćen aus pozlatjen und kadjen (kagjen) aus kad-jen: cyr. kahen.

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II. Für e und o tritt manchmal i und u ein: léste und lésti ei m. pendás und pindás dixit. omparatiste und amparatósti imperatori. araklé und arakli invenerunt. balénca und balinca capillis plur. instr. chabé und chabí cibus. lové und loví pecunia. O und u scheinen nur in tonlosen Silben zu wechseln: chomér und chumér Teig. šordóu und šurdóu effudit.

III. O anderer Mundarten geht in uo über: čuon luna. luon sal für con, lon Paspati. Ebenso vurdonuoro demin. von vurdón, vordón Wagen. Auslautendes o geht, wenn es betont ist, in où über: gelóŭ ivit, geló Paspati.

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