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Beziehungen aufgegriffen werden, ist die Vernunft oder Ratio (ragione), deren erste Function eben die primitive Synthesis ist.1 Während der Intellect die unbestimmte allgemeine Seinsidee appercipirt, obliegt der Ratio, die Determination derselben in den zu der allgemeinen Seinsidee in Beziehung gesetzten Objecten der sinnlichen Wahrnehmung zu appercipiren. Die in Form eines Urtheiles sich vollziehende Aussage des Seins von dem sinnlich wahrgenommenen Objecte erhebt den sinnlichen Wahrnehmungsact zu einem intellectiven Perceptionsacte, dessen Bedeutung darin besteht, dass mittelst der Ratio der subjectiven Wahrnehmung objective Realität vindicirt wird.

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Die hiemit in einem ersten Acte abschliessende rationale Thätigkeit setzt sich in den Acten des Universalisirens und Reflectirens fort. Der Act der Universalisation vollzieht sich in der Loslösung der determinirten Seinsidee von ihrem sinnlichen Objecte; er darf nicht mit dem Acte der Abstraction verwechselt werden, von welchem er sich dadurch unterscheidet, dass in ihm die determinirte Seinsidee immer noch als ein Constitutivelement der determinirten Perception des sinnlichen Einzelobjectes festgehalten wird, während im Abstractionsacte die Beziehung auf dasselbe einfach fallen gelassen wird und die Idee rein nur auf ihren Universalgehalt hin angesehen wird. Während im Universalisationsacte die Idee des Objectes formirt wird, erzeugt die Abstractionsthätigkeit den Gedanken der generischen Allgemeinheit. Die reflexive Thätigkeit der Ratio besteht, wie schon ihr Name besagt, in der Zurückbeugung der geistigen Denkthätigkeit auf sich selber, um die Acte derselben zum Gegenstand ihrer bewussten Wahrnehmung zu machen. Sofern nun diese Acte Thätigkeiten des Ich sind, ist zunächst das Ich selber in seiner Fähigkeit, die allgemeine Seinsidee zu appercipiren, ferner das Vermögen der Universalisation, und endlich auch jenes der Reflexion selber Object der reflexiven Thätigkeit. Die reflexive Thätigkeit ist eine nothwendige Vorbedingung der abstractiven Thätigkeit, welche ohne Zurückbeugung des denkenden Ich auf seine intellectiven Perceptionen nicht möglich ist. Die Abstractionsthätigkeit ist eine willentliche Thätigkeit; die Impulse zu derselben sind durch den sprachlichen Verkehr der Menschen gegeben, welche ausserhalb desselben nie zur Bildung von abstracten Ideen kommen, sondern bei den intellectiven Perceptionen stehen bleiben würden. 5

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Auf Grund der abstractiven Thätigkeit kommt noch eine andere Art reflexiver Thätigkeit zu Stande in der Aufeinanderbeziehung von Ideen, welche vermöge gewisser zwischen ihnen obwaltender Wechselbezüge unter einem gemeinsamen Gesichtspunkte sich zusammenfassen lassen. Man nennt die auf diesem Wege entstandenen Gedankengebilde complexe Ideen, und die in der Bildung derselben statthabende Reflexionsthätigkeit die synthetische, während die in der Bildung der abstracten Ideen statthabende Thätigkeit die analytische Function des Reflexionsvermögens constituirt.

La ragione è la facoltà di ragionare e però primieramente d'applicar l'essere alle sensazioni, di veder l'ente determinato

ad un modo dalle sensazioni offerto, d' unire la forma alla materia delle cognizioni. Nuovo Saggio, §. 481.

2 La percezione intellectuale delle cose esterne e materiali consiste in un giudizio, mediante il quale lo spirito afferma sussistente qualche cosa percepita dai sensi. O. c. §. 337.

3 O. c. §. 1029.

4 L'astrazione è un'operazione, che appartiene alla facoltà di riflettere; chè io non posso astrarre nulla dalla mia percezione,

se sopra la mia percezione non mi ripiego; nè posso astrar nulla dalla mia idea, se non mi ritorco sopra di esse. O. c. §. 512.

5 0. c. §§. 521 sq.

Die abstracten und complexen Ideen fassen nach ihrem Realgehalte nicht mehr in sich, als die Species oder die Ideen im eigentlichen Sinne des Wortes;1 die Unterscheidung der genannten drei Arten von Ideen bezieht sich nur auf das unterschiedliche Verhalten des Intellectes zum Inhalte der intellectiven Apprehension. Die Ideen werden in unserem intellectiven Denken durch die universalisirende Thätigkeit erzeugt; was zu dieser weiter noch hinzutritt, um die abstracten und complexen Ideen zu erzeugen, ist abstracte Denkoperation, welche zunächst die abstracten Ideen und in weiterer Steigerung die complexen Ideen erzeugt.*

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Wir entnehmen aus dem Gesagten, dass Rosmini in Bezug auf das Wesen der menschlichen Intellection ganz auf dem Standpunkte der antik-mittelalterlichen Ueberlieferung steht, über welche er nur insoweit hinausgeht, als er den mit dem Ichgedanken in Verbindung gebrachten Gedanken einer Reflexion der geistigen Wahrnehmungs- und Denkthätigkeit auf sich selber herbeizieht. Versteht man unter Reflexion bemerkt Rosmini - das Vermögen des Verstandes, sich auf die Producte seiner Thätigkeiten zurückzubeugen, so ist, soweit es sich um die Universalisirung der appercipirten Species eines Dinges handelt, eine solche Zurückbeugung gar nicht nöthig, weil eben sowohl die Sensation, als auch die Intuition des Seins des wahrgenommenen Objectes directe Acte unseres Ich sind, in deren gleichzeitigem Vorhandensein unser Geist unmittelbar ein sinnlich wahrnehmender und geistig anschauender ist. Dies schliesst jedoch nicht aus, dass er auf diese Thätigkeiten selber reflectire; man kann sagen, dass eine solche Reflexion in der Synthesis prima und in der darin enthaltenen Universalisirung theilweise statthabe. Man hat hier eben zu unterscheiden zwischen dem Verhalten des Verstandes (intendimento) und des Geistes. Die Reflexion auf die Sensation ist, obschon directer Act des Verstandes, doch ein reflexiver Act für den Geist, der mittelst des Verstandes auf die Sensation sich zurückbeugt. Diese Art von Reflexion will jedoch Rosmini nicht in Anschlag bringen, sondern den Begriff der Reflexion auf die Acte des Verstandes beschränken. Dasjenige, was die Scholastiker ein Zurückbeugen des Intellectes auf die Singularia nannten, ist richtiger ein Zurückbeugen des Geistes auf dieselben zu nennen, und ist eben jene Zurückbeugung auf die sinnlichen Wahrnehmungen, welche in der Synthesis prima statthat. Es sei übrigens, bemerkt Rosmini, der Scharfsicht des heil. Thomas nicht entgangen, dass die Zurückbeugung nur in uneigentlichem Sinne dem Intellecte beigelegt werde; wie weiter auch die mit dieser scholastischen Ansicht zusammenhängende Annahme, dass die sinnliche Aussenwelt die alleinzige Quelle unserer rationalen Erfahrungskenntnisse sei, keineswegs Thomas' unbedingte Zustimmung für sich habe. Rosmini erschliesst dies daraus, dass Thomas zwischen einem doppelten

Le idee astratte e le idee complesse non racchiudono nulla di più che le idee piene. Tutte queste tre sorti d'idee si distinguono solo per la diversa maniera onde l'attenzione della mente nostra le considera: se la considera come stanno appena generate, sono idee piene; se la considera in alcuni loro parti, negligentando le altre (astrazione, analisi), prendono il nome d'idee astratte; se la considera legate insieme con altre (sintesi), prendono il nome d'idee complesse. Questi nomi indicano dunque tre modi della nostra attenzione intellettuale, e tre modi perciò delle idee, oggetto di quello; ma non rigorosamente tre classi d'idee. Nuovo Saggio, §. 509. La prima di queste operazioni si fa mediante l'universalisazzione, la seconda mediante un' astrazione che si esercita sulle percezioni, la terza mediante un' astrazione che si esercita sulle idee già formate. O. c. §. 510.

2 Tre operazione successive fa la mente nostra

3 O. c. §. 511, not. 2.

4 Rosmini citirt Thom. Ver. qu. 10, art. 9 ad 3 tium: Intelligere proprie loquendo non est intellectus, sed animae per intellectum, sicut calefacere non est caloris, sed ignis per calorem.

5 Vgl. Thom. Ver. qu. 10, art. 8.

Wissen der menschlichen Seele um sich selbst unterscheide, dem Wissen um ihre Existenz, und dem Wissen um ihre Quiddität. Das erstere Wissen falle mit demjenigen zusammen, was Thomas die natürliche Erkenntniss der Seele von sich selbst nenne, im Gegensatze zur scientifischen Erkenntniss, welche das Wesen der Seele zu ihrem Inhalte habe. Die erstere Erkenntniss ergebe sich unmittelbar aus den Thätigkeiten der Seele; nun seien das Empfinden und die Thätigkeit des Intellectus agens (mittelst dessen das Sein appercipirt wird) nach selbsteigener Lehre des Aristoteles und Thomas essentielle, nothwendig eintretende Acte der Seele, welcher es somit, sobald sie überhaupt zur Thätigkeit excitirt wird, auch nicht an der Wahrnehmung ihres eigenen Seins fehlen könne. Diese Wahrnehmung trete somit der äusseren sinnlichen Wahrnehmung als zweite Erkenntniss zur Seite; woraus sich weitere, allerdings von Thomas selber nicht gezogene erkenntnisstheoretische Folgerungen ergeben.

§. 3.

Rosmini's Bemühungen, eine relative Coincidenz seiner Anschauungen mit jenen der thomistischen Doctrin nachzuweisen, beruhen auf einer unrichtigen Grundauffassung des Wesens und Charakters der thomistischen Doctrin, welcher die Ueberzeugung von der Uebereinstimmung des subjectiven Denkens mit dem gegebenen Seienden als selbstverständliche Voraussetzung zu Grunde liegt, während der psychologisch-erkenntnisstheoretische Unterbau des Systems Rosmini's darauf angelegt ist, die Objectivität der menschlichen Erkenntniss sicherzustellen. Rosmini lässt sich hierin von einem der speculativen Scholastik völlig fremden Denkmotiv leiten, welches wesentlich der neueren nachscholastischen Philosophie angehört und auf die Ueberwindung eines philosophischen Skepticismus abzielt, der sich als natürliches Resultat aus der Verwerfung der im scholastischen Denken als selbstverständlich vorausgesetzten Uebereinstimmung des subjectiven Denkens mit dem objectiv gegebenen Sein herausgesetzt hatte. Demzufolge hat auch der Seinsgedanke, auf dessen intellective Intuition Rosmini die objective Wirklichkeit der sinnlich appercipirten Dinge gestützt sein lässt, bei ihm ausschliesslich die Bedeutung des Wirklichseins, obschon dieses Wirklichsein nur in einer bestimmten Determination des in seiner absoluten Allgemeinheit völlig unbestimmten Seins statthat, und auch da erst in der Ultima perfectio entis, d. i. in der vollkommenen Actualität seines Seins.' Rosmini nimmt von hier aus Stellung gegen die Anhänger Locke's, welche es für möglich halten, dass es Vorstellungen (idee) geben könne, welche gar nichts Universales in sich enthalten; zum Mindesten müssen die auf Particulares bezogenen Vorstellungen die Idee der Existenz in sich enthalten, durch welche das sinnlich percipirte Einzelobject den existenten oder möglichen Dingen eingereiht wird. Eben erst durch diese Einreihung wird die sinnliche Wahrnehmung zur Idee oder zum Gedanken von einem Dinge. Auch wäre, wenn die sogenannten particulären Ideen gar nichts Allgemeines (universale e comune) in sich enthielten, schlechthin undenkbar, dass aus ihnen, wie die Lockeaner meinen, durch Abstraction allgemeine Ideen gewonnen werden sollten. Die Lockeaner halten es für denkbar zufolge ihrer Annahme, dass jedem Dinge neben seinen besonderen Quali

È certe per l'osservazione, che l'intendimento non percepisce cosa alcuna se non mediante un interiore giudizio col quale dice a se stesso: la tal cosa esiste'; è certo pure che per pronunciare un si fatto giudizio egli dev' essere fornito dell' idea di esistenza, che aggiunge alle sensibili qualità percepite co' sensi. Nuovo saggio, §. 56.

täten (qualità proprie) auch solche Qualitäten zukommen, die es mit anderen Dingen gemein hat (qualità comuni); unter diesen sei die allgemeinste Qualität jene Existenz, welche man unter Fallenlassen der übrigen Qualitäten allein im Gedanken festhalten könne. Hiebei wird übersehen, dass die sogenannten allgemeinen oder gemeinsamen Qualitäten der Dinge einzig in unserem Denken existiren, während das mittelst der sinnlichen Wahrnehmung an den Sinnendingen Appercipirte durchaus nur particulär und individuell ist. Dass bestimmte Qualitäten mehreren Dingen miteinander gemeinsam seien, ist ein von den Einzeldingen als solchen unabhängig existirender Sachverhalt, der nur als ein gedachter im Intellecte existirt."

Wir entnehmen aus dem Gesagten, dass Rosmini in Uebereinstimmung mit der Cartesischen Schule das Universale in re schlechthin verwirft. Dass hiermit einer naturphilosophischen Speculation der Boden schlechthin entzogen sei, sei nur vorübergehend als eine für Rosmini's Weise zu philosophiren charakteristische Thatsache erwähnt. Wenn er nun anderseits den Nominalismus auf das Entschiedenste verurtheilt und mit Bedauern constatirt, dass ein Dugald Stewart den innern Zusammenhang des modernen Nominalismus mit dem Materialismus nicht erkannt habe, so erklärt sich dies daraus, dass er, wie wenig er immerhin ein Universale in re anerkennt, um so entschiedener das Universale post rem betont und diesem auch das von den speculativen Scholastikern in das Universale in re Verlegte beilegt. Die unbestimmte Seinsidee, welche Rosmini ausdrücklich von der Idee des absoluten Seins unterscheidet, kann im Denkzusammenhange des Rosmini'schen Systems einzig als angeborne Idee verstanden werden; in der Unterscheidung dieser angebornen unbestimmten Seinsidee von der Idee des absoluten Seins, die kein Gegenstand innerer Anschauung ist, beruht ja, wie bereits erwähnt, die erkenntnisstheoretische Grunddifferenz zwischen den Denksystemen Rosmini's und Malebranche's. Rosmini glaubt in Festhaltung der angebornen Seinsidee dem Aristoteles gegenüber auf Seite Platons zu stehen und meint, dass auch Thomas Aquinas trotz der Adoption des aristotelischen Satzes: Nihil est in intellectu, quod non prius fuerit in sensu, dem Intellecte nicht jene Forma universalitatis abgesprochen habe, in deren Kraft das an sich rein individuelle und particuläre Sinnending als Repräsentation einer Species angeschau werde. Das von Thomas dem Intellectus agens attribuirte Lumen könne zufolge eines von Thomas selber gebrauchten Bildes nicht anders verstanden werden, denn als dasjenige, in dessen Kraft sich die über die particulären, von einander unterschiedenen Dinge hinausgreifende specifische Einheit derselben geistig actuirt. Die ausser dem Intellecte existirenden Dinge einer bestimmten Art verhalten sich zum Lumen intellectus, wie eine besondere Farbe zu dem über die Unterschiede der besonderen Farben hinaus

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1 La parola,comune' implica un rapporto fra più oggetti, osservati dall' intelletto; ed un rapporto non è nè pure una qualità di qualsiasi specie, sicchè possa esistere in un reale, ma è fuori al tutto degli esistenti reali, e solo nel pensiero ha la sua esistenza. Nuovo Saggio, §. 60.

2 Chi pone che l'uomo non abbia idee della qualità degli enti, se non considerate negli individui a lui noti, e che tali qualità, quando si considerano fuori degli individui, come meramente possibili, sieno meri nomi, siccome fa lo Stewart, questi rinunzia e rinnega, non sapendolo e non volendolo, tutte le arti et tutte le scienze, non ha alcuna ragione, colla quale spiegare l'immaginazione intellettuale; l'uomo di tali filosofi non può avere che la povera reminiscenza delle cose vedute, non può immaginare enti possibili, e così si chiude il fonte di tutto l'operare ragionevole ed umano, giacchè l'operare umano scaturisce della potenza di fare e di ottenere de' beni futuri e possibili, e per immaginare cose possibili deve aversi prima nella mente le loro qualità considerate come possibili, cioè come qualità partecipabili da enti ancora non sussistenti, indefiniti. O. c. §. 177.

3 O. c. §. 253.

4 Rosmini citirt Thom. Comm. in Aristot. Anim. III, lect. 10.

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gestellten allgemeinen Lichte. Dieser Gedanke gehört eigentlich dem Aristoteles selber an, der hierin über sich hinausgreift, wird aber in ein ganz neues Licht gesetzt durch Thomas, der das dem menschlichen Intellecte eignende Licht als ein Theilhaben am Lichte des göttlichen Seins erklärt.

Es ist nicht schwer, zu zeigen, dass Rosmini's Bemühen, Thomas als Zeugen für die Wahrheit der angebornen Seinsidee zu gewinnen, auf einer Illusion beruht. Thomas lehrt ausdrücklich, dass die Allgemeingedanken der Dinge von den Dingen abstrahirt, d. i. aus den Dingen hervorgezogen werden. Rosmini legt ihm aber die Ansicht unter, dass die sinnlichen Affectionen der Seele durch die Aussendinge blos die Gelegenheitsursache, die von aussen kommenden Impulse zur determinirten Apperception des dem Geiste angebornen Seinsgedankens wären. Er übersieht ferner, dass die Idee bei Thomas den Wesensgedanken des Dinges bedeutet, der etwas von der bestimmten Determination des metaphysischen Seinsgedankens, um welche es sich bei Rosmini handelt, völlig Verschiedenes ist. Wenn Thomas, bei den Wesensgedanken der Einzeldinge stehen bleibend, nicht zur Erfassung des eigentlichen Wesens der Idee als eines eine differente Vielheit in ihrer centralen Einheit fassenden Wesens- und Grundgedankens vordringt, so muss seinerseits auch Rosmini auf ein speculatives Verständniss der Wirklichkeit verzichten, dessen Möglichkeit auf die Voraussetzung einer der Wirklichkeit immanenten, in derselben sich explicirenden Idee gestützt ist. Indem Rosmini das Universale in re verwirft, zieht er sich auf den Standpunkt einer abstract metaphysischen Ideologie und Ontologie zurück, welche ausschliesslich auf Eruirung der im göttlichen Denken existenten Determinationen des an sich unbestimmten Seinsgedankens gerichtet ist. Aufgabe und Bestimmung der empirischen Wirklichkeit ist, die continuirlichen Anregungen zur Eruirung jener Determinationen zu geben und die bestimmte Fixirung derselben zu ermöglichen; die Ziele der durch sie angeregten Gedanken aber liegen schlechthin ausser und über ihr, ihre Realität wird nur darum und insoweit festgehalten, weil und insoweit es nothwendig ist, sich der Wahrheit des durch sie angeregten Denkens zu vergewissern. Demzufolge liegt die wahrhafte Realität des menschlichen Zeitdaseins einzig nur in Metaphysik, Ethik und Religion; das kosmische Sein als solches tritt unverstanden hinter diese höchsten geistigen Wirklichkeiten des menschlichen Zeitdaseins zurück. Wir begreifen unter solchen Umständen, wie Rosmini vom realistischen Kosmismus des Aristoteles sich abgestossen fühlen musste, und wie er im Anschlusse an die idealistischen Traditionen des italienischen Cultur- und Geisteslebens in der platonischen Philosophie die antiken Anknüpfungspunkte für seine eigene philosophische Forschung erkennen konnte.

§. 4.

Plato war der Erste, welcher sich in einer genialen Lösung des Problems vom Ursprunge der menschlichen Ideen versuchte.2 Der Umstand, dass man einem Knaben. durch geeignete Fragen die Aussprache von Wahrheiten entlocken könne, welche derselbe früher nie gedacht, führte ihn auf die Annahme von angebornen Ideen, welche dem Menschen selber unbewusst in seiner Seele schlummern. Plato zog allerdings aus.

1 Nuovo Saggio, §§. 262 sqq.

2 O. c. §. 222 sqq.

Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXV. Bd.

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