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ihn von Sevilla zurück, worauf er sich aufs Neue nach Tordesillas begab (Februar/März 1555), wo Donna Juana mit gänzlich zerrüttetem Körper den langen Kampf um Leben und Tod bestand.

§. 7.

Der Tod der Königin.

Wenn auch die ungeheuren Veränderungen, welche das XVI. Jahrhundert mit sich brachte, spurlos an der Tochter König Ferdinands und der reina catolica, an der Königin Donna Juana, vorübergegangen waren, diese selbst einer überwundenen Periode angehörten, so musste doch jeder, welcher die gewaltige Katastrophe erlebte, sich sagen, sie sei eine der grössten gewesen, welche die Geschichte kennt; sie hatte den Einzelnen, die Staaten, die Familien, die Länder gleich sehr betroffen; es gab keinen selbstdenkenden Mann, an den nicht die Aufforderung herangetreten wäre, zu den grossen geistigen Fragen der Zeit Stellung zu nehmen. Isabella von Dänemark, ihre Brüder Karl und Ferdinand, ihre Tante Katharina von England waren davon so wenig befreit gewesen als Tausende und abermals Tausende niederer Gestellte. Nur Persönlichkeiten gleich Madame Germaine, die den zweiten Gemal, den Marchese Don Juan von Brandenburg, † 1525, mit dem dritten, dem Herzoge von Calabrien vertauschte, waren von der allgemeinen Bewegung unberührt geblieben, und Donna Juana in der Einsamkeit von Tordesillas. Noch immer wurden die königlichen Erlässe in ihrem und König Karls Namen gefertigt; Goldmünzen und Medaillen trugen ihr und ihres Sohnes Bildniss. Es waren dies die einzigen Lebenszeichen einer angeblich regierenden Fürstin, die alle ihre Schwestern und Kinder wie ihre Eltern an Lebensdauer übertraf, von der aber die jüngere Generation kaum mehr wusste, als dass sie lebe und die Mutter Kaiser Karls V. sei, dessen Macht und Grösse ja auch das Andenken seines Vaters in Vergessenheit versetzt hätte, würde nicht der Name seines Sohnes ihn wieder in Erinnerung gebracht haben.

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Die gewaltige Natur der Königin, welche mit Ausnahme des 5. December 1520 bei dem Sturme auf Tordesillas 46 Jahre lang ihre Gemächer nicht verlassen hatte,

fing endlich doch zu wanken an.

Schon im Jahre 1551 war bei der Königin eine Lähmung des unteren Theiles ihres Körpers eingetreten. Sie konnte nur mehr auf einer Seite liegen, und da sie sich statt eines Bettes nur der Polster bediente, trat die Unbehaglichkeit ihres Zustandes so hervor, dass sie, wie Çurita berichtet, gleich einer Wüthenden Tag und Nacht schrie, sie für ihre Umgebung unerträglich wurde. Nur ihre gewaltige Natur, gemacht zum Ertragen, konnte diese Qualen überstehen. Im Anfange des Jahres 1555 schien diese endlich zu erliegen. Nachdem sie Mitte Februar ein zu warmes Bad genommen, bildeten sich am Rücken höchst schmerzliche Geschwüre, die sie jedoch ihrem Arzte Dr. Santa Cara, welcher seit 21 Jahren sie mit aller Sorgsamkeit überwachte, verbarg. Nur als sie sich einmal waschen liess, konnte er, von ihr selbst unbemerkt, die Wunden beobachten und ihr ein Wasser verordnen, dessen sie sich in der Meinung, es sei frisches Wasser, bediente; sie blieb aber auf einer Seite liegen, duldete auch nicht, dass man sie hebe, liess Alles unter sich gehen, gestattete aber nicht, dass man sie reinigte. Die natürliche Folge

1 Sie sind so selten geworden, dass nicht einmal das kaiserliche Münzcabinet in Wien ein Exemplar besitzt.

war, dass die Wunden schlimmer wurden. Man musste endlich Gewalt brauchen, um sie zu reinigen, und als man sie nun auf die andere Seite legte, zeigte sich an dem linken Theile des Gesässes ein krebsartiges schwarzes Geschwür, das durch angewandte Mittel verhindert wurde um sich zu greifen. Als aber nun die Königin durchaus nicht gestattete, dass Dr. Santa Cara weiter mit ärztlichen Mitteln einschritt, nahm die innere Hitze zu, und als die Königin wieder sechs bis sieben Tage verstreichen liess, ohne sich heben oder ordentlich reinigen zu lassen, bildete sich auf der anderen, .rechten Seite ein noch grösseres krebsartiges Geschwür. Dieses liess sich gar nicht mehr heilen, es entstanden fortwährend kleinere, jeder Appetit hörte auf und die Kräfte sanken immer mehr. Der Marques von Denia begab sich nun nach Valladolid zur Prinzessin-Witwe von Portugal, Tochter König Karls, über das, was er dem Papiere nicht anvertrauen wollte, Bericht zu erstatten. Von da aus schrieb er auch an den Kaiser, welchen er fortwährend von der Zunahme der Krankheit, dem Verfalle der Kräfte, da die Königin weder esse noch schlafe, in Kenntniss setzte; nur durch Androhung von Gewalt konnte sie bewogen werden, sich einer Matratze statt der Polster zu bedienen. Nachdem so die Krankheit immer zugenommen, die Königin in der Nacht vom Mittwoch auf den Donnerstag in der Charwoche kein Wort gesprochen, gab ihr Gott ein, sich als katholische Christin zu bekennen, nachdem ein ehrwürdiger Vater aus dem Orden des heil. Franciscus mit ihr gesprochen. Sie legte eine General beichte ab, bat Gott um Vergebung ihrer Sünden, indem sie erkannte, ihn beleidigt zu haben, und erklärte, im heiligen katholischen Glauben sterben zu wollen. Dann sprach sie nicht mehr, bis sie am Charfreitage (12. April) 6 Uhr Morgens ihre Seele Gott übergab, dessen Angesicht sie sich nach unserem Glauben erfreuen wird. So lautete der Bericht ihres Arztes Santa Cara.

Ein anderer Bericht des Fray Domingo de Soto, jenes Franciscanermönches, von welchem Santa Cara gesprochen, reicht nur bis zum 11. April. Er ist an Juan Vasquez, Staatssecretär Kaiser Karls und somit indirect an Letzteren gerichtet und sagt, er habe, zu dem Sterbelager der Königin gerufen, sich am 11. April lange Zeit mit ihr allein befunden und die Königin Worte zu ihm gesprochen, die ihm in Betreff ihrer Trost gewährten. Er habe aber doch die Königin nicht geeignet gefunden, die heil. Communion zu empfangen, wohl aber die letzte Oelung, obwohl man auch mit dieser warten müsse, bis sie weniger Besinnung habe, indem ja hiezu nicht die volle Besinnung erforderlich sei und ,wir glauben, dass ihre Hoheit mit derjenigen, welche sie jetzt hat, aus Ehrbarkeit nicht dulden wird, dass es geschehe, obwohl ich überzeugt bin, dass sie die Nacht nicht überleben wird.'

Das Bedenken des Fray Domingo beruht zweifelsohne darauf, dass die Königin nicht dulden werde, dass auch ihre Füsse gesalbt würden. Wenn ihr die heil. Communion nicht gereicht werden konnte, so war klar, dass sie sich nicht in der dazu erforderlichen geistigen Stimmung befand. Nun ist aber noch ein dritter Bericht vorhanden, der, wie ich glauben möchte, auf späteren Aufzeichnungen des Dr. Herrera, eines Augenzeugen, beruht, und auf den sich P. Cienfuegos in der mir nicht zugänglichen Lebensbeschreibung des ehemaligen Herzogs von Gandia, nunmehr Priesters der Gesellschaft Jesu, P. Franz von Borja stützte. Leider finden sich in dem, was wir davon kennen, Widersprüche und Ungenauigkeiten, die eine vorsichtige Behandlung des Berichtes zum Gebote machen.

Die Königin habe sich bis zu ihrem 73. Lebensjahre (1553) im ungeschwächten Gebrauche ihrer Kräfte befunden, wohl aber seit Januar 1555 den grössten Theil des

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Tages den Palast mit ihrem Wehgeschrei erfüllt. Als die Krankheit an Heftigkeit zunahm, sei der Marques von Denia zu der Infantin Donna Juana gegangen, ihr darüber Bericht zu erstatten, die Infantin aber bat von Valladolid aus die Königin um die Erlaubniss, sie besuchen zu dürfen. Sie wurde ihr abgeschlagen; als die Infantin sich nichtsdestoweniger nach Tordesillas verfügte, wurde sie nicht angenommen; als sie die besten Aerzte der Stadt nach Tordesillas sandte, wurden sie abgewiesen. Auf dieses bat die Infantin den P. Francisco de Borja, nach Tordesillas zu gehen, der Königin geistlichen Beistand zu leisten. Dieser sei nun Ende Februar oder Anfang März dahin gegangen, und seinem eifrigen Gebete, sowie seinen persönlichen Vorstellungen sei es auch gelungen, erst der Königin Trost einzuflössen, dann auch Empfindungen von Reue über die Ausschreitungen ihres Wahnsinnes in ihr hervorzurufen. Er sei auch bis zum 11. April geblieben, an welchem Tage Charfreitag sie gestorben sei. Sie starb aber nicht am 11., sondern am 12. April, dem Charfreitage. Er habe die Königin zum grossen Erstaunen aller Hofleute geistig umgewandelt, die Königin ihm ihre Sünden mit so grosser Umsicht gebeichtet, als wenn sie fünfzig Jahre ihres Aufenthaltes von den Sacramenten Gebrauch gemacht hätte. Nichtsdestoweniger sei Franz von Borja in Zweifel gewesen, ob man der Königin die Sterbesacramente reichen dürfe, und habe er sich deshalb nach Salamanca - zum Bischofsitze oder an die Hochschule? gewendet und sei von da der Bruder Domingo de Soto nach Tordesillas gekommen und dieser habe nun erkannt, dass die Königin nicht nur hinlängliches Licht der Vernunft, sondern auch ein ihr wunderbarer Weise zugekommenes besitze, um die Sterbesacramente empfangen zu können was nun freilich mit dem Berichte des Bruders Domingo selbst im Widerspruche steht, namentlich wenn man das Datum seines Briefes mit dem des angeblichen Sterbetages vergleicht. In dem Augenblicke aber, als Franz von Borja der Königin die Communion reichen wollte, habe ein wiederholtes heftiges Erbrechen die heilige Handlung verhindert, sie jedoch die letzte Oelung mit unglaublicher Andacht empfangen. Als der Tod nahte, habe sie auf die Ermahnungen Borjas unter Thränen geantwortet, während sie mit schwacher Hand die Brust schlug, ihn aufgefordert, ihr das Glaubensbekenntniss vorzusagen, dasselbe nachgebetet, mit vernehmlicher Stimme das Amen ausgesprochen, Borja ihr das Crucifix zum Kusse gereicht, Donna Juana ausgerufen: Jesu Christ, der du am Kreuze starbst, sei mit mir! Als er ihr schliesslich auch ein Muttergottes bild gezeigt, habe sie dessen Füsse mit grosser Inbrunst geküsst und sei so gestorben (12. April). Am 13. April schrieb die Infantin Donna Juana ihrem Vater, die Königin, seine Mutter, sei am 12. April zwischen 5 und 6 Uhr Morgens gestorben, Gott dankend, dass ihr Leben zu Ende gekommen, und ihre Seele ihm empfehlend. Die Marquesa von Denia schrieb am 14. von Wundern der göttlichen Gnade, die Gott am Ende des Lebens verrichtet, als er die Königin aus einem so mühevollen Martyrium zu sich berufen. Franz von Borja selbst berichtete am 19. April dem Kaiser persönlich über das ruhige Hinscheiden der Königin; der Contador Juan Perez de Arispe, welcher sich immer um das Seelenheil der Königin bekümmert und Alles aufgeboten habe, sie zu Gott zu führen, werde dem Kaiser mündlich über das Ende der Königin berichten. Sie habe in der letzten Zeit ganz andere religiöse Empfindungen gezeigt als früher und sei mit Anrufung des gekreuzigten Heilandes gestorben. Gleichfalls auf Arispe hinweisend, bediente sich der Marques von Denia in Betreff des Todes selbst der gleichen Worte, trug aber dem Contador auf, dem Kaiser mitzutheilen, dass die Königin in

grösster Armuth starb, ihre Diener sich in grosser Noth befänden, eine Thatsache, die auch die Prinzessin von Portugal in ihrem Schreiben an den Kaiser und ihren Bruder Don Felipe und nicht minder auch der Erzbischof von Sevilla bestätigte.

Kaiser Karl hatte für den Fall, dass die Königin, seine Mutter, ihn überlebe, 10.000 Dukaten zu frommen Werken für die Seele seiner Mutter bestimmt. Der letzte Krieg mit dem treulosen Kurfürsten von Sachsen und die Vorbereitungen zu seiner Abdankung und zur letzten Reise nach Spanien hatten ihn selbst in einen Nothstand versetzt. Er wollte ein feierliches Todtenamt in St. Gudula in Brüssel halten lassen, als König Philipp ihm aus England schrieb, er möge es verschieben, bis er selbst nach Brüssel komme. Der König von England befand sich augenblicklich ausser Stande, wie er wünschte, die Kosten einer Trauerfeierlichkeit in London zu bestreiten. König Ferdinand, designirter Nachfolger seines Bruders im Kaiserthume, liess die Exequien in Augsburg halten, wo es sich um den Abschluss des Religionsfriedens zwischen Katholiken und Lutheranern handelte. Donna Juana, Regentin von Spanien, und ihr Neffe Don Carlos, König Philipps Sohn, wohnten in San Benito el Real zu Valladolid dem Trauergottesdienste für die Witwe König Philipps I., die Tochter Don Fernandos und der Donna Isabel, der reyes catolicos bei. Die tiefe Trauer zu zeigen blieb die Schwiegertochter der Königin Donna Catalina, selbst Witwe, im Chor der Kirche, während der Prinz mit allen Granden und Räthen bei dem Katafalke stand; es war derselbe Prinz, auf welchen die schlimme Anlage seiner Urgrossmutter, die Neigung zum Wahnsinne übergegangen war. In Tordesillas war schon am 15. April in Santa Clara der Gottesdienst gehalten worden. Die Leiche der Königin war an derselben Stelle aufgebahrt, wo so lange die ihres Gemales gestanden, bis sie auf Befehl Kaiser Karls nach der capella real in Granada gebracht worden war. Es ist eine Nachricht vorhanden, Don Pedro Gonzalez de Mendoza, Bischof von Salamanca, habe im Jahre 1574 auf Befehl König Philipps die Gebeine der Königin Donna Juana, seiner Grossmutter, nach dem Escurial gebracht. Es ist dieses wohl eine Verwechslung mit Granada, wo die Reste der zwei Könige und zwei Königinnen neben einander ruhen, die im Leben einander so nahe gestanden und so selten mit einander in Eintracht sich befanden. Der Tod gleicht alle Unebenheiten des Lebens aus.

Drei Jahre nach seiner Mutter starb in St. Just der älteste ihrer beiden Söhne, Karl V., nachdem er am 27. Juli 1556 auch das Kaiserthum des deutschen Reiches niedergelegt hatte. Es gab damals keine Deutschen mehr, nur mehr Katholiken und Protestanten in zwei von einander abgesonderten politisch-religiösen Körperschaften. Das alte Reich, wie er es übernommen, war zerrissen und innerlich aufgelöst, der Krönungseid nicht mehr zu halten, der Moment gekommen, nur mehr an das Unvergängliche zu denken. Neunmal war der Sohn König Philipps und der Donna Juana nach Deutschland, sechsmal nach Spanien, zehnmal nach den Niederlanden, seiner Heimat, zweimal als letzter Kreuzfahrer nach Afrika, eben so oft nach England, viermal nach Frankreich, siebenmal nach Italien gezogen, wo er, der letzte deutsche Kaiser alten Styles, in Bologna die päpstliche Krönung erhalten. Als er an der zunehmenden Schwäche das Herannahen seines Endes fühlte, liess er sich am 19. September 1558 die letzte Oelung reichen. Knieend empfing er noch einmal am 20. die heil. Communion, nachdem er

1 Avila, Hist. de Salamanca, pag. 508.

besonders an dem Psalm: Der Herr ist meine Zuflucht' Trost gefunden. Als am 21. September der letzte Moment nahte, die Aerzte erklärten, ihre Kunst sei zu Ende, befahl der Kaiser, ihm die Sterbekerzen vom Schreine der heil. Jungfrau von Montserrat, an die er sich so oft gewendet, und das Crucifix zu bringen, das die Kaiserin Isabella sterbend in der Hand gehalten. Er blickte das Bild des Erlösers schweigend an, dann rief er vernehmlich: Ich komme, o Herr! Seine Kraft verliess ihn, das Crucifix entsank seinen Händen; da fasste es der Erzbischof von Toledo, hielt es vor die brechenden Augen des Sterbenden, der, noch einmal auf dasselbe blickend: ,0 Jesus! ausrief und verschied. Eben hatte die Uhr zwei geschlagen (21. September 1558).

Noch immer wollten sich für die Kinder der Königin Juana die Gräber nicht schliessen. Am 18. October 1558 starb in Cigales, zwischen Valladolid und Dueñas in Altcastilien, die Königin Maria von Ungarn und Böhmen, Witwe König Ludwigs, den sie vor 32 Jahren durch den Tod bei Mohacs verloren. Nach dem Tode ihrer Tante, der Prinzessin Margaretha (1530) von Kaiser Karl zur Regierung der Niederlande berufen, besuchte sie wiederholt das deutsche Reich, um in der Nähe ihres Bruders Als ihre Schwester, die Königin Leonora, zum zweiten Male Witwe, Anfangs November 1548 Frankreich verliess, um nach den Niederlanden zu gehen, empfing sie dieselbe in Cambray und geleitete sie nach Brüssel. Von allen Kindern König Philipps hatte sie am meisten die Freudigkeit des Gemüthes und wie sie selbst an Herzog Albrecht von Preussen schrieb, der Waidmannschaft Liebhaberei1 geerbt und freute sich an dem Geschenke von acht bis zehn Jagdfalken, die ihr der Herzog jedes Jahr zu übersenden pflegte. Sie hatte sich an Bruder und Schwester angeschlossen, zur Todesfahrt, wie sie den Vater getroffen, und die Liebe, welche die Geschwister im Leben verbunden, vereinigte sie nun auch im Tode, der im Februar die älteste Schwester, dann den Bruder und endlich auch sie hinwegraffte, zwei Königinen und einen Kaiser.2 Damit endigte das Drama von König Philipp I. und der Donna Juana.

1 Voigt, Hofleben im XVI. Jahrhundert. Schmidt, Zeitschrift II. S. 245.

2 Als der Druck sich bereits dem Ende näherte, kam mir der erste Band der Geschichte Karls V. von Hermann Baumgarten zu Gesichte (1885). Es kann nicht meine Absicht sein, hier das Werk mit jener Gründlichkeit und Ausführlichkeit zu besprechen, die dasselbe nach seinem inneren Werthe verdient; wohl aber halte ich mich für verpflichtet, in Betreff Donna Juana's und ihres Gemales einige kritische Bemerkungen zu machen. Der Verfasser erwähnt nur mit wenigen Worten der Geburt des nachherigen Kaisers zu Gent, ohne über ein Ereigniss nähere Kunde zu geben, das von den Zeitgenossen als eines der folgenreichsten begrüsst wurde, und über das doch Molinet weitläufig höchst interessante Aufschlüsse gewährt. Wir erfahren nicht einmal, dass Karl Herzog von Luxemburg genannt wurde, während sein Vater, der Herzog von Burgund, den erzherzoglichen Titel beibehielt. Wenn dann gesagt wurde, dass 1501 sich eine überaus glänzende Zukunft dem Erzherzoge in Betreff Spaniens aufthat, so ist schwer zu begreifen, wie der Verfasser nur den Trienter Vertrag berühren, aber die vielfältigen französisch-burgundischen Verträge mit Stillschweigen übergehen konnte, die dem Herzoge Karl eine überaus glänzende Zukunft verhiessen, zu den grössten diplomatischen Verwicklungen, zu den grössten Zerwürfnissen zwischen dem römischen Könige, Ludwig XII. von Frankreich, König Ferdinand (el catolico) und König Philipp führten und sich bis zum Vertrage von Noyon (1516) erstreckten. Mir ist es nicht klar geworden, mit welchem Rechte man in einer Geschichte Karls V. diese tie feinschneidenden Verhandlungen, in welchen fortwährend an der Begründung einer europäischen Machtstellung für Herzog Karl gearbeitet wurde, Umgang nehmen durfte. Da ich nicht blos über diesen Gegenstand geschrieben, sondern auch neue Quellen veröffentlicht habe, die die grosse Tragweite dieser diplomatischen Verwicklungen darthun, bin ich auch berechtigt, mein Bedauern über dieses Verfahren auszusprechen. Wenn der Verfasser ferner sagt:,Als Erzherzog Philipp sich mit Johanna vermälte, schien das nichts weiter zu bedeuten, als dass die Interessen des spanischen Königshauses mit denen der Habsburger enge verbunden werden sollten, so wäre der richtige Ausdruck gewesen, dass die reyes beiden königlichen Personen Spaniens durch die Heirat ihrer Tochter mit dem einzigen Sohne Maximilians Letzteren in völlige Abhängigkeit von sich zu bringen, ihn geradezu in das Schlepptau der spanischen Politik zu nehmen hofften, wie dieses Dr. Puebla offen aussprach. Prof. Baumgarten sagt ferner: Die ersten Monate von Johanna's und Philipps Aufenthalt in Spanien brachten zwar eitel Jubel und Herrlichkeit (1502); aber auch dieses ist irrig. Ehe Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXV. Bd.

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