Obrazy na stronie
PDF
ePub

Marques bei dieser Gelegenheit dem Kaiser in Betreff der Infantin gab, nehmen bereits den Charakter einer Verdächtigung an, die allmälig so weit geht, dass der CardinalGobernador sich der Infantin annimmt und die Klagen über ihr Benehmen zur Zeit der feindlichen Occupation entschieden zurückweist. Marques und Marquesa suchten die Infantin, die schon mannbar geworden war, ganz und gar von sich abhängig zu machen, so dass sie zuletzt nur auf Umwegen ihren Bruder von ihrer Lage in Kenntniss setzen konnte. Auch über den Almirante, welche die Haupträdelsführer unter den Hofleuten, die sich an die Junta anschlossen, aus dem Kerker zog, ward schwer geklagt. Nicht blos die Thaten, auch die Gedanken derer, welche in diesem Hause lebten, müssten rein sein. Der König möge befehlen, dass jene Leute bestraft würden. Einen Hofbeamten, den der Almirante ernannt, habe er, der Marques, nicht bestätigt. Da von einer Veränderung des Aufenthaltes der Königin die Rede war, so weist der Marques darauf hin, dass dieses nur mit Gewalt geschehen könne, woran man ohne Befehl des Königs nicht denken, geschweige es thun dürfe, wenn es auch für die Gesundheit und das Leben der Königin in vielen Dingen nützlich sei. Zwei Tage später (30. Juli 1521) schrieb die Marquesa an den Kaiser, sie habe bei ihrer Rückkehr nach Tordesillas Vieles verändert gefunden, auch in Betreff der Infantin, welche die bestgeartete Person in der ganzen Welt sei. Allein die Königin lasse nur Juana Cortes, ihre Amme, und zwei oder drei andere Frauen zu ihr, die dieselbe Meinung hätten, und so könne die Marquesa der Infantin nicht so nützlich sein, als es der Dienst verlange, was sie zur Erleichterung ihres Gewissens dem Kaiser schreibe. Als Commentar zu diesem Schreiben erscheint nun ein Brief der Infantin vom 19. August, in welchem sie ihren Bruder, den Kaiser, erinnert, dass die Königin und sie keine andere Hilfe hätten als ihn, und bittet, das beigeschlossene Memoire, das ein Vertrauter überbrachte, würdigen zu wollen. Er möge daraus erkennen, wie ihr Leben und das der Königin nutzlos verstreiche. König Karl hatte mit Strenge ihr Benehmen zur Zeit der Occupation gerügt. Sie antwortete, dass sie es nicht habe vermeiden können, wenn die Procuratoren in den Palast zur Königin kamen, mit Einzelnen zu reden. Sie habe ihnen auch, che sie kamen, geschrieben, dazu aber hätten sie der Marques und die Marquesa gezwungen, und ebenso als die Junta gekommen war, zu verlangen, sie sollten den Marques nicht vertreiben. Das aber habe sie mit aller Rücksicht gethan, als wenn ihr Leben davon abhänge. Als Beide vertrieben worden waren, habe sie mit den Procuratoren gesprochen und gesehen, wie sie im Palaste herrschten, als wäre es ihr Eigenthum. Sie hätten mit ihr gesprochen über das, was ihnen unangenehm war, und als Juan de Padilla in Tordesillas war, ihr ein Schreiben zur Unterschrift gegeben, indem es zum Dienste der Königin gereiche, und deshalb beschuldige man sie nun, als wenn sie für jene eingetreten sei. Sie habe ohne Arg gehandelt, auch in Geheim ohne Wissen der Junta nach Lerma an den Marques geschrieben und damals Alles, was sie konnte, für ihn gethan, ohne eine Ahnung zu besitzen, in welcher Welt sie lebe, wie sie auch keinen anderen Wunsch habe, als dem Kaiser wie Gott zu dienen. Sie habe bisher vermieden, den Kaiser, in welchem sie ihren Vater verehre, mit ihren Klagen zu behelligen, auch sei sie von dem Marques und der Marquesa so bewacht, dass sie nur schreiben könne, was sie wollten; gewiss sei es aber nicht seine Absicht, dass sie in dem Hause der Königin, in welches er sie gebracht habe, misshandelt werde. Man wolle jetzt, dass sie weder mit den Dienerinnen der Königin, noch selbst mit den Gobernadoren verkehre, und da sie mit

der Gräfin von Modica, Gemalin des Almirante, die während ihrer Anwesenheit in Tordesillas ihr viele Liebe erwiesen, in Correspondenz stehe, habe die Marquesa ihr fast die Augen ausgekratzt, die Briefe der Gräfin und ihrer Schwester weggenommen und Wachen bestellt, dass sie weder rede noch schreibe. Sie bitte den Kaiser, er möge anordnen, dass man sie besser behandle und öffentlich einen Unterschied zwischen ihr und den Töchtern der Marquesa mache. Man wolle ihr auch ihren Beichtvater entreissen, der ihr angenehm sei. Der Kaiser möge den Cardinal beauftragen, eine von den Frauen der Königin mit der Sorge um ihre Garderobe und Kleidung zu betrauen und nicht die von ihm ernannte, welche nebst ihrem Gemale Diener des Marques seien und ihr Alles wegnähmen, so dass sie kein Eigenthum besitze. Auch aus anderen Gründen sei es nothwendig, dass die Garderobière bei ihr, der Infantin weile. Von Linnen, Kleidern, Gold, Juwelen der Königin komme ihr, der Infantin, nichts zu, auch wenn sie darum schreibe. Sie hätten ihr Alles genommen und es sei für sie verloren. Sie könne ihren Dienern nicht einmal eine Kleinigkeit schenken; den Guardian, der so gut diene, solle man auch gut behandeln; der Kaiser möge dem Marques befehlen, der Isabel Sarmiento, die auf ihre Bitten zu ihrer Sticklehrerin ernannt worden sei, eine Besoldung zu geben, sowie dass der Guardian nicht verhindert werde, so oft die Königin seiner begehre, sie zu trösten, da sie niemanden Anderen habe. Nicht minder, dass, wenn die Königin in ihrem Erholungssaale spazieren gehen wolle, sie daran nicht verhindert werde, noch die Marquesa, die Töchter oder Diener der Marquesa in das Zimmer der Infantin gingen, ehe die Königin gekommen sei, sondern nur die Personen vom Dienste. Denn die Marquesa und ihre Töchter seien, ohne von der Königin gesehen worden zu sein, in das Zimmer gegangen und liessen sie dann nicht in den Saal. oder den Corridor gehen, sondern beföhlen den Frauen, sie sollten die Königin in ihre Kammer einsperren, wo kein Sonnenlicht sei, nur Wachskerzen brennen und kein Ausgang sei, wo sie dann bleibe, bis man sie mit Gewalt wegbringe.

Der Cardinal war zwar nach den Nachrichten, die ihm der Marques und die Marquesa gegeben, dafür, dass die Infantin der letzteren gehorche; als er aber das Memoire gelesen, bat er am 18. September den Kaiser, Sorge zu tragen, dass der Infantin alle gebührende Ehre erwiesen werde. Sie sei klug, von grosser und hervorragender Tugend und in dem Alter, dass sie sehr wohl Dinge übernehmen könne, die zum Dienste und Troste der Königin gehörten. Es ist wohl unnöthig, hinzuzufügen, dass das Memoire weder ein besonderes Zeugniss von der Humanität des Marques, noch von dem Erziehungsberuf der Marquesa und dem Schicklichkeitsgefühle ihrer Töchter ablegte. Die Infantin sehnte sich nach der Rückkehr ihres kaiserlichen Bruders, mit dessen Interessen sie sich ganz identificirt hatte. Es war damals, wie aus dem Schreiben des Cardinals vom 30. August, aber nicht mehr aus Tordesillas, hervorgeht, die Absicht, die Königin und die Infantin nach Arevalo, zwischen Tordesillas und Avila, zu bringen, wo ihre Grossmutter gestorben war.

Ein Brief der Infantin an den Kaiser vom 29. September belehrt uns, dass dieser ihr die Sorge um die Königin auftrug; sie erklärte nochmals, dass sie nie eine Zuneigung für die Aufständischen gehabt und es deshalb nicht nothwendig war, dass der Kaiser sie ermahnte, sich nicht mit Personen zu unterhalten, deren Absichten sie immer für verbrecherisch angesehen! Nach einer Aeusserung des Marques hätten die Procuratoren ihr vorgespiegelt, sie wollten sie nach Portugal verheiraten. Dasselbe sprach

der Marques auch am 31. December in einer Instruction für Don Hernando de Tovar aus, wenn diese nicht etwa bereits dem Jahre 1520 angehört. Die Entschuldigung der Infantin ist aber so kategorisch und zeigt eine so grosse Entschiedenheit des Charakters, dass auch nicht der leiseste Schatten auf sie fällt. Am 13. December 1521 starb, nur 52 Jahre alt, König Manuel, der Gemal der Königin Leonor, ältesten Tochter der Königin Donna Juana nach kurzer Krankheit auf dem Höhepunkte der Macht und des Ansehens, zu welchem seine Regierung Portugal erhoben hatte. Es ist keine Nachricht von irgend einer Beziehung Donna Juana's zu ihrem königlichen Schwiegersohn vorhanden, wohl aber dass Donna Catalina, tief betrübt darüber, dass ihre Schwester Witwe geworden war, den mag. Fray Miguel zu ihr sandte, sie zu trösten. Ehe das Jahr schloss, gab es noch eine Scene im Schlosse von Tordesillas, indem in der Weihnachtsmette die Königin plötzlich die in der Kapelle betende Infantin ergriff und mit Geschrei verlangte, dass der Altar und alles Andere entfernt werde. Nur mit grosser Mühe konnte die Königin selbst weggebracht werden. Der Bericht des Marques hierüber ist vom 25. Januar 1522 und erzählt nicht nur, dass die Königin oftmal von dem Corridor gegen den Duero zu die Vorübergehenden anrief und ihnen befahl, die Capitäne und Soldaten der Besatzung in Tordesillas aufzufordern, sich gegenseitig zu ermorden, sondern auch, dass ihr Uebel eher zu- als abnehme. Der Marques drang noch darauf, dass diejenigen bestraft würden, welche Ursache waren, dass seinerzeit Juan de Padilla berufen wurde, aber in Betreff der Infantin herrscht eine andere Sprache vor. Sie heisst nur mehr Ihre Hoheit und die Klagen gegen sie verwandelten sich in Ehrenbezeugungen. Der Schlüssel dazu fehlt uns, indem wir den Brief nicht besitzen, in welchem der Kaiser auf die Klagen der Infantin antwortete. Wohl aber wird die Uebersiedelung von Tordesillas wieder nach Arevalo reiflich erörtert, und dass dabei Gewalt (premia) nothwendig sei, wie sie ja auch einst die Königin Donna Isabel gegen ihre Tochter angewendet habe. Die Anspielung bezog sich zweifelsohne auf die Scene in Medina del campo im Jahre 1503. Das Schreiben vom 25. Januar, welches auch die Frage der Anstellung eines Caplans der Königin erörtert, wohl an der Stelle des Fray Juan de Avila, der, endlich müde der Vexationen des Marques und erschöpft von der Noth, in die er ihn versetzte, sein Amt aufgab, und ebenso die Anstellung eines Dieners des Marques als Silberbewahrer der Infantin, ist das Einzige, welches wir aus diesem Jahre besitzen. Am 9. Januar 1522 wurde in Rom der Cardinal-Gobernador zum Papste gewählt; er trat, ohne mehr nach Castilien zu kommen, von Vitoria aus die Reise nach Rom an. Der Kaiser kehrte in dem selben Jahre, um die in vollste Verwirrung gerathenen Angelegenheiten von Spanien zu ordnen, nach Castilien zurück. Er landete am 16. Juli in Santander, kam am 26. August nach Valladolid und begab sich von da zu Mutter und Schwester nach Tordesillas. Er fand Erstere in einem Zustande, der wohl noch schlimmer, aber nicht besser werden konnte, seine Schwester in vollster Schönheit und Jugend (3. September). Die Verhandlungen, sie mit dem Sohne und Nachfolger König Manuels, dem am 6. Juni 1502 geborenen Don Joao III. zu verheiraten, waren im Zuge. Allein zwei Hindernisse stellten sich entgegen: die nahe Verwandtschaft, da der König Sohn der Donna Maria, Schwester der Königin Donna Juana, war, und bei den der Kaiserwahl vorausgehenden Unterhandlungen die Hand der Infantin zwei Male vergeben worden war, erst an den Herzog von Sachsen, dann an den Markgrafen von Brandenburg. Fray Garcia de Loaysa, General der Dominicaner und Beichtvater des Kaisers, wurde deshalb

nach Tordesillas gesandt, um zu erfahren, inwieferne die Infantin canonisch gebunden war. Diese selbst scheint aber von ihrer zweimaligen Verlobung sehr wenig in Erfahrung gebracht zu haben.

Viel grössere Schwierigkeiten bereitete die Frage der Trennung von Mutter und Tochter. Donna Catalina hatte wie ihre älteren Schwestern keinen anderen Gedanken, als sich dem Wunsche des Kaisers, dem Interesse ihres Hauses zu fügen, und legte wie schon 1517 so auch jetzt (1523) ihr Geschick in seine Hände. Fray Garcia rieth, die Angelegenheit nicht, wie man anfänglich wollte, von Burgos, sondern in Tordesillas (Valladolid) selbst zu betreiben, und wir finden auch den Kaiser vom 10. bis 14. Mai in Tordesillas; er war am 13. Juni dahin mit seiner Schwester, der Königin-Witwe von Portugal, aufs Neue gegangen und nach einem Berichte des Venetianers Contarini am 21. Juni noch nicht von da zurückgekehrt. Der Ordensgeneral der Franciscaner wurde nach Tordesillas berufen, auf die Königin einzuwirken; es hatte dieses aber nur zur Folge, dass Donna Juana keinem Franciscanermönche mehr beichten wollte. Man habe es aber auch nicht an anderen kräftigen Mitteln fehlen lassen, berichtet Contarini, ohne anzugeben, worin diese bestanden. Der Herzog von Bejar und der Bischof von Siguenza erhielten von König Karl V. den Auftrag, die 18jährige Königsbraut nach der portugiesischen Grenze zu geleiten, die vor wenigen Jahren Donna Leonor, eine goldene Kette am Arme und an dieser geleitet, zu gleichem Zwecke schweren Herzens überschritten hatte. Am 2. Januar 1525 verliess die neue Königin von Portugal den Schauplatz so vieler schmerzlicher Erfahrungen, man konnte sagen das Grab ihrer Jugend. Vom Corridore aus starrte Donna Juana dem Zuge nach, der ihr ihr Liebstes entführte, bis er ihren Augen entschwand, den nächsten Tag und noch eine Nacht. Dann erst verlangte sie zu Bette gebracht zu werden, und die Ermüdung schuf wenigstens vorübergehend Beruhigung, wenn auch seitdem ihr Leben ganz gebrochen war. Kaiser Karl hatte, was möglich war, gethan; er verweilte am 9. und 10. August in Tordesillas, blieb vom 3. October bis zum 4. November 1524 bei ihr. Auch der Almirante hatte sich, so lange die Heiratsangelegenheit nicht in Ordnung war, in Tordesillas eingefunden, die Königin zu trösten, und berichtete, dass der Zorn der Königin gegen den Marques und die Marquesa, als Donna Catalina abgereist war, grösser war als der Kummer über die Trennung von ihrer Tochter, die selbst einem schweren Geschicke entgegenging. Sie wurde schon am 11. Juni 1557 Witwe, und nur ihr Tod 1577 befreite sie von der schmerzlichsten Erfahrung, auch den Tod des von ihr aufgezogenen Enkels Dom Sebastian (1578), Sohn ihres am 2. Januar 1554 verstorbenen Sohnes Dom Joao, (Gemal der Donna Juana, Tochter König Karls V.), erleben zu müssen. Ihr Leben in Portugal war ein beinahe ununterbrochenes Oeffnen und Schliessen der Gräber derjenigen, die ihr die Liebsten waren: fünf Söhne in zartem Alter, ihrer Tochter Donna Maria, Gemalin ihres Neffen Don Felipe, des Thron folgers, ihres Gemales! Noch eine Persönlichkeit tritt bei Gelegenheit der Heirat der Donna Catalina in Tordesillas in den Vordergrund.

Zum ersten Male erscheint 1524 unter den Theilnehmern an dem grossen Drama, das sich daselbst abspielte, der nachher so viel genannte Franz von Borja, Herzog von Gandia. Er war ein Sohn des Herzogs Don Juan und der Donna Juana von Aragon, die selbst als Tochter des Don Alfonso Erzbischofs von Aragon und natürlichen Sohnes König Ferdinands, dessen Enkelin war. Don Juans, gleichnamiger Vater hatte eine nahe Verwandte (Base) der Mutter des Königs Ferdinand, der Donna Juana Henriquez, zur Gemalin,

die Donna Maria Henriquez, Tochter des Admirals Henrique Henriquez und Onkels König Ferdinands, zur Frau. War dadurch das Haus Borja mit dem Königshause selbst verwandt, so reichte sein Ursprung auf Rodriguez Lenzola, welchen sein Oheim Papst Calixt III. als Sohn seiner Schwester Isabella und des Jofredo Borja zum Cardinal erhob. Schon der älteste Sohn des Cardinales, (nachher Papst Alexander VI.) Peter Ludwig, ward Herzog von Gandia; nach seiner Ermordung 1497, Don Juan, Bruder des Don Cesare und der Donna Lucrezia Borja, und Grossvater des Herzogs Franz. Da die Begründer der Dynastien in Castilien, Aragon, Neapel, Portugal Bastarde waren, dem Erzbischof von Saragossa sein Sohn nachfolgte, Don Alonso von Saragossa die Königin Donna Juana seine Schwester nannte, darf man das widrige Gefühl, das uns bei solchen Dingen beschleicht, nicht als die Stimmung jener Zeiten ansehen.

Der Urenkel König Ferdinands und Papst Alexanders VI. (geb. 27. October 1510), in Saragossa unter den Augen seines mütterlichen Oheims Don Juan Erzbischofs von Saragossa erzogen, wurde, als Karl V. 1522 wieder nach Spanien zurückkehrte, als Gespiele der Infantin Katharina nach Tordesillas beordert und sollte diese bei ihrer Brautfahrt nach Portugal begleiten. Da er aber seine Studien nicht vollendet hatte, gestattete es ihm sein Vater nicht. Er kam dann an den Hof Kaiser Karls, als dieser die Infantin Isabella (Tochter der Königin Maria von Portugal) geheiratet hatte, heiratete selbst ein Edelfräulein der Kaiserin, Donna Leonora de Castro, dieselbe, welche, als die Kaiserin schon am 1. Mai 1539 nach kurzer Krankheit starb, allein die Leiche ihrer kaiserlichen Freundin berühren durfte. Sie und ihr Gemal erhielten den traurigen Auftrag, die Leiche in die königliche Capelle nach Granada zu bringen, und dort war es, dass, als zur Verificirung der Leiche bei der Uebergabe an Don Gaspar de Avalos, Erzbischof von Granada, der Sarg geöffnet wurde und das schöne Antlitz in voller Verwesung sich zeigte, Don Francisco, der 29jährige Herzog, von dem Gefühle ergriffen wurde, genug Zeit habe er dem Dienste eines sterblichen Königs gewidmet; was noch an Licht und Leben übrig sei, müsse fortan dem ewigen Könige gewidmet werden.

Als ihn im Jahre 1554 der Prinz von Spanien Don Felipe zu sich nach Madrid beschied und ihn aufforderte, seine Grossmutter Donna Juana in Tordesillas zu besuchen, hatte Don Francisco nach dem Tode seiner Gemalin (1546) bereits die ihm zugedachte Würde eines Cardinals ausgeschlagen und war er 1551 jener Gesellschaft von Priestern beigetreten, die durch Lehre und Beispiel die tiefgesunkene Welt wieder aufzurichten suchte. Zwei Jahre später berief ihn König Don João, Gemal der Königin Katharina, nach Portugal, auch dort an der sittlichen Umbildung des Volkes zu arbeiten. Bald blickte man auf ihn als den Reformator der katholischen Welt. Man kann die stattgehabte Veränderung jener merkwürdigen Zeit nicht schärfer bezeichnen als durch den Gegensatz im Hause Borgia Alexander VI. und der Bekenner', Franciscus Borgia S. J.! Er

sühnte durch seine Tugenden, was Alexander VI. verbrochen.

§. 6.

Die letzten dreissig Jahre (1525–1555).

Das Jahr 1525, in welchem der Abschied von der Infantin-Königin erfolgte, bezeichnet im Leben der unglücklichen Fürstin einen neuen Abschnitt, wenn es überhaupt bei der Umnachtung ihres Geistes noch Abschnitte gab. Immer unempfind

« PoprzedniaDalej »