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war nicht die Frau, welche die damit verbundene Kränkung ihres Gemales der Aussenwelt zu verheimlichen gedacht hätte. Die Dinge hatten für König Philipp eine äusserst unglückliche Wendung genommen. Die Anhänger König Ferdinands triumphirten; sie waren der Ueberzeugung, Donna Juana werde, sobald sie in Castilien angekommen sei, die Zügel der Regierung übernehmen und König Philipp dann nichts Anderes übrig bleiben, als sein Heil in der Rückkehr nach Burgund zu suchen und sich mit dem leeren Titel eines Königs von Castilien zu begnügen. Als es in Falmouth dem Don Pedro de Ayala erlaubt wurde, der Königin seine Aufwartung zu machen, bemerkte sie ihm, dass sie seit sechs Monaten keine Nachrichten von ihrem Vater besitze, er mit ihrer Abreise und mit ihr selbst sehr unzufrieden sei. Don Pedro versicherte sie der Zuneigung ihres Vaters, welcher nichts so sehnlich wünsche, als sie zu sehen, nichtsdestoweniger aber nach vier Monaten Castilien verliess, ohne Anstalten getroffen zu haben, mit seiner so sehr geliebten' Tochter zusammenzukommen. Der Vollzug der Heirat von Seiten König Ferdinands, die Absicht, einer Begegnung mit den Neuvermälten auszuweichen, der Umstand, dass bei dem grossen Sturme im Januar König und Königin und ein grosser Theil ihres Gefolges das Gelübde gemacht, im Falle ihrer Errettung nach San Jago de Compostella zu wallfahren, und noch andere politische Erwägungen veranlassten den König, auf der Höhe von Usente den Entschluss zu fassen, statt nach Viscaya sich nach Galicien zu wenden und statt in Laredo, in La Coruña zu landen, wodurch man der Nothwendigkeit entging, mit dem Könige und der Königin Germaine in Altcastilien zusammenzutreffen. Donna Juana, darüber in hohem Grade aufgebracht, rächte sich dadurch, dass sie bei ihrem Einzuge in La Coruña die Bitte der Einwohner, nach alter Sitte ihre Freiheiten zu bestätigen, zurückwies, bis sie ihren Vater gesprochen, den König zwang, das weibliche Gefolge zurückzusenden und nun in gewohnter unnahbarer Weise sich in ihrem Gemache einschloss. Mit Mühe erlangten die Granden, die sich in La Coruña sammelten, einmal die Vergünstigung des Handkusses, aber auch nicht mehr. Noch niemals hatte ein König Castiliens in solcher Weise den Boden seines Königreiches betreten.

Selbst am hohen Feste der Pfingsten, zu welchem endlich der Zug nach Santiago angestellt wurde, war sie nur mit Mühe zu bewegen, sich dem Volke einmal zu zeigen. Kein Wunder, dass die von den Anhängern König Ferdinands verbreitete Meinung, König Philipp schleppe die Königin von Castilien gleich einer Gefangenen mit sich, Glauben fand und König Ferdinand, von einem allgemeinen Abfalle der Castilianer bedroht, darauf einen Plan baute, durch die Befreiung der Königin sich selbst das Königthum zu sichern.

Am 26. April 1506 waren König und Königin unerwartet vor La Coruña angekommen; am 28. Mai trat der König zu Fuss über Betanzos die Wallfahrt nach Santiago zum Grabe des Apostels von Spanien an; am 3. Juni fand der Abmarsch von da statt, um, im weiten Bogen sich an die Grenze des befreundeten Portugals anlehnend, die Stellung König Ferdinands an der Hauptstrasse von Leon nach Santiago zu umgehen und den St. Johannestag im Schlosse des Grafen von Benevente zu feiern. Was König Ferdinand und König Ludwig für unmöglich erachtet, war erfolgt, der Abfall der Granden, selbst des Condestable von Castilien, Schwiegersohnes König Ferdinands, so allgemein, dass nicht blos der Vertrag von Salamanca, sondern selbst Castilien aufgegeben werden musste. Die Zweitheilung Spaniens war unvermeidlich geworden. König Ferdinand sah sich genöthigt, jeden Gedanken einer kriegerischen Lösung der

Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXV. Bd.

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obschwebenden Fragen aufzugeben, ohne mit seiner Tochter zusammengekommen zu sein, am 20. Juni im Eichenhaine von Remesal bei La Puebla de Senabria eine Zusammenkunft mit König Philipp zu halten, bei der es sich nur mehr darum handelte, den Schein friedlicher Begegnung nach Aussen hin zu wahren, während die moralische Niederlage, die er im Angesichte seiner Aragonesen erlitt, diese in Verzweiflung stürzte. Der Feldzug war für Don Fernando verloren, ehe er eigentlich begonnen hatte. Ohne für die Behauptung Castiliens eine Schlacht gewagt, ohne dadurch den Ruf der Mässigung erlangt zu haben, erlitt er in seinem Ruhme als einsichtsvoller, kluger Fürst die empfindlichste Niederlage, als er, von Remesal nach Asturianos zurückkehrend, seinem Gegner den Weg nach Benavente frei liess und sich nach Villafafila (gegen den Duero) zurückzog. Hier unterzeichnete er am 27. Juni 1506 den Vertrag, durch welchen er seine Tochter preisgab und Castilien dem Könige Philipp überliess. Die Sache wurde nicht besser, als er die feierlich beschworenen Verträge noch am 27. widerrief und seine Eide, mit denen er die Welt täuschte, durch eine neue Urkunde heimlich für ungiltig erklärte. Was am 27. vor sich ging, hatte in Benavente am 28., als Ferdinands Geheimsecretär Almazan, der den geheimen Protest unterzeichnet hatte, mit der Vertragsurkunde nach Benavente gekommen war, ein eigenthümliches Nachspiel. Die Königin hatte am Tage ihres Einzuges in Benavente (23. Juni) von der Zusammenkunft in Remesal Kunde erhalten. Ihr Zorn kannte keine Grenzen. Der Graf von Benavente und der Marques von Villena fielen ihm zuerst zum Opfer. Sie bezeichnete beide als Verräther, da sie ohne ihr Wissen ihren Gemal zur Zusammenkunft geführt hätten; sie sei Königin von Castilien. Sie werde aber nicht sterben, ohne ihnen den Tod als Verräther bereitet zu haben. Als sie dann in ihr Gemach zurückgekehrt war, hörte man sie noch lange Zeit schreien und mit dem Könige sich zanken; dann schloss sie sich in ihre Gemächer ein und verharrte daselbst in ihrer gewöhnlichen Abgeschiedenheit, bis der Plan reifte, den sie dort ausgebrütet hatte. Nach Andrea Bernaldez war es schon vor der Ausschiffung in La Coruña zu heftigem Streite mit Donna Juana in Bezug auf die Unterschrift der Regierungserlässe gekommen, da Donna Juana verlangte, es solle damit gehalten werden wie zur Zeit ihrer Mutter. Allein jeder, der sie kannte, hielt es für das grösste Unglück, wenn sie regieren wollte, und von einer Erledigung selbst der dringendsten Dinge, wie des Vertrages von Salamanca, war ja bei ihr keine Rede. Jetzt aber fühlte sie sich in ihrer Würde verletzt, man hatte ihr den Vater entzogen, der sie, wie sie glaubte, so sehr liebte. Es ist nicht undenkbar, dass Almazan sich mit ihr in Benavente in Beziehung setzte. Der Vertrag wurde ihr mitgetheilt, sie gab ihren Zorn nur zu deutlich zu erkennen, bezwang sich aber für den ersten Moment, schien selbst theilnahmslos und wartete, bis der König zum Stiergefechte sich begeben hatte. Dann verlangte sie den Park zu sehen, und als sie nun mit dem Grafen von Benavente und dem Marques von Villena in demselben herumritt, setzte sie auf einmal ihr Pferd in Galopp und sprengte davon. Sie kam aus dem Park und der Burg und begab sich nun in das Haus einer armen Frau, einer Kuchenbäckerin, wo sie die Scene von Medina del Campo erneute. Sogleich verfügte sich der König, dem der Vorgang augenblicklich gemeldet worden war, mit allen Granden von dem Stiergefechte hinweg zu dem Hause, vor welchem die Königin sass, vielleicht rathlos, vielleicht Hilfe erwartend. Der ganze Hof war in Aufruhr. Vermutheten die Einen, sie habe sich der Gefangenschaft entziehen wollen, so glaubten die Anderen an eine geheime Verabredung mit König

Ferdinand, der sie zu entführen gedenke. Die Anwesenheit Almazans musste diese Meinung bestärken. Rasch zog aber die deutsche Wache auf, die, unter Befehl des Grafen von Fürstenberg, die treue Begleitung des Königs bildete, das Haus wurde umstellt, alle Zugänge sorgfältig bewacht. Nur der König ging zu ihr, aber seine Bitten und Vorstellungen waren umsonst. Sie blieb den Tag, die Nacht daselbst und,will, wie Quirino am 29. Juni schrieb, ,auch jetzt noch nicht weichen, obwohl es schon Mittag ist. Es heisst', setzt er hinzu,,sie wolle nicht fortgehen, ehe sie nicht ihren Vater sah. Aber in Wahrheit kennt man die Ursache nicht, da das Haus von vielen Herren und den Wachen umgeben ist und der König allein hineingeht, äusserst bemüht, sie zu beruhigen. Ich weiss jedoch nicht, wie es ihm gelingen wird'.

Erst am 4. Juli schreibt er aus Mucientes, einem ziemlich elenden Orte in der Nähe von Valladolid, es sei dem Könige gelungen, sie zu beruhigen, worauf König und Königin Benavente verliessen, um nach Valladolid zu ziehen. Aber dahin war sie wieder nicht zu bringen. Sie blieb in Mucientes, während König Ferdinand, der über Tordesillas nach Tudela am Duero gegangen war, am 5. Juli nochmals mit König Philipp in Renedo zusammenkam, worauf er schmerzlich bewegt Castilien verliess, um über Aragon sich nach Neapel zu begeben, für dessen Besitz er Besorgniss hegte. Es hatte sich zuletzt nur mehr um den Schein, um die Rettung der Ehre nach aussen hin gehandelt. Hatte der venetianische Botschafter schon früher der Meinung Ausdruck gegeben, es würde in Spanien Schlimmes zu besorgen sein, wenn die Königin nicht ihren Charakter ändere, so war er, der so lange die Ansichten des Grafen von Haro und der Partei König Ferdinands vertreten, jetzt der Ueberzeugung, dass, was sie thue, beweise, dass es mit ihr nicht richtig sei. Sie hatte in Benavente nur sich so gezeigt wie in Medina del Campo, in Brüssel, in Windsor, in Falmouth, in La Coruña, in Santiago, unköniglich, unverständig, unweiblich. Der König aber hatte durch den Auftritt in Benavente das Gefühl aller Sicherheit in Betreff Donna Juana's verloren. Er musste befürchten, dass jeden Augenblick ähnliche Dinge sich erneuten. Er hatte vertragsmässig die Auseinandersetzung mit seinem Schwiegervater ins Reine gebracht, freilich ohne eine Ahnung zu besitzen, dass König Ferdinand alle seine Versprechungen für ungiltig erklärte, dieses aber fortwährend mit der Maske der grössten Freundlichkeit und des höchsten Wohlwollens bedeckte. Er hatte Don Diego de Guevara beauftragt, sich von Benavente nach Tordesillas zu begeben und dem Könige selbst über die Scene vom 28. Juni zu berichten. Ferdinand lehnte jedoch in seiner Antwort den von König Philipp erbetenen Rath völlig ab, da er in dem Augenblicke seiner Tochter keinen Rath geben könne. Philipp möge als Gemal der Donna Juana thun, was für die Mutter seiner Kinder am besten tauge, für sie am ehrsamsten sei. Wahrscheinlich war es damals, dass König Philipp seinen Schwiegervater bat, an Donna Juana zu schreiben, sie möge sich doch weibliche Bedienung gefallen lassen; auch der Erzbischof von Toledo hatte. deshalb mit dem Könige Rücksprache gepflogen. Am 29. Juli trug Don Fernando seinem Botschafter auf, König Philipp und dem Erzbischof zu sagen, er sei selbst im Begriffe gewesen, deshalb an Donna Juana zu schreiben, habe aber erfahren, die Königin habe bereits Frauen in ihren Dienst genommen.' Da es nun nicht mehr nothwendig sei, ihr selbst zu schreiben, und die Königin, wenn sie den Brief ihres Vaters sehe, in Auf

1 Was irrig war.

regung gerathe, sei es besser, nicht an sie zu schreiben.

Don Fernando befand sich selbst in grosser Verlegenheit. Es circulirten von ihm königliche Erlässe an die Behörden, und zwar von ihm selbst unterzeichnet und mit dem königlichen Siegel versehen, in welchen er die Regierungsunfähigkeit der Königin ausgesprochen hatte. Es charakterisirt den König, dass er den Behörden nach einiger Zeit mittheilte, diese seine königlichen Erlässe hätten keine Geltung, weil er selbst, ehe er sie erliess, im Geheimen eine formelle Protestation dagegen erlassen habe. Wie konnte er da eine Wirkung seiner im Mai beabsichtigten Proclamation gegen König Philipp hoffen, wie überhaupt auch nur den Gedanken einer solchen fassen? wie in der geheimen Urkunde von Villafafila, von einer Verletzung der Rechte der Donna Juana sprechen, die er selbst als wahnsinnig bezeichnet hatte? Wie konnte er eine Zusammenkunft mit seiner Tochter wünschen, die ahnungslos alle Hoffnung auf ihn setzte und deren Regierungsunfähigkeit er mit eigener königlicher Unterschrift und königlichem Siegel erhärtet hatte! Wie schamlos spielte dieser Fürst ohne Treu und Glauben mit der eigenen Ehre, mit der Tochter, mit dem ,heissgeliebten' Schwiegersohne! Das Document des obenerwähnten königlichen Widerrufes trägt das Datum vom 6. October, das heisst einen Tag, nachdem König Ferdinand den Tod König Philipps erfahren. Damals lag es in seinem Interesse, die Castilianer glauben zu machen, Donna Juana sei nicht regierungsunfähig. Längst hatte er sich von dem Zustande überzeugt, in welchem sie sich befand; ihre Einsperrung setzte er aber erst ins Werk, als sie ihm Vortheile brachte.

§. 12.

Die Königin übernimmt in Mucientes die Regierung. Huldigung in Valladolid.

Wie auch König Ferdinand über die Regierungsunfähigkeit seiner Tochter zu urtheilen sich den Anschein geben mochte, er hatte sie in Toro verkündet und nicht blos den Cortes, auch den königlichen Behörden mitgetheilt. Sein Schwiegersohn wusste am besten durch die tägliche Erfahrung, wie es in dieser Beziehung stand, aber die Massregeln, welche er ergriff, um die Cortes und dann auch die Granden zu einer bestimmten Erklärung und sodann zu einem der Erklärung entsprechenden Auftreten zu vermögen, erwiesen sich als vergeblich. Pedro Lopez de Padilla, welcher unter den Procuratoren der Cortes am eifrigsten für die Rechte der Königin gesprochen, erklärte nach einer Audienz, die man ihm bei ihr verschafft, unter Thränen, die ersten Worte, die sie gesprochen, seien vernünftig, setze man das Gespräch fort, so zeige sich der Wahnsinn. Dennoch könne er es mit seiner Loyalität nicht vereinbaren, einer Einsperrung der Königin wider ihren Willen beizupflichten. Der Admiral von Castilien verlangte gleichfalls eine Audienz, ehe er sich über die Frage der Internirung entscheide. Sie ward ihm am 7. Juli zu Theil. Noch immer hatte sie keine weibliche Umgebung. Das Gemach, das sie im Schlosse von Mucientes bewohnte, war schwarz verhängt, sie trug einen schwarzen Ueberwurf, der ihr Gesicht verhüllte, inwieferne nicht schon ihre niederländische Haube es bedeckte, sie selbst starrte regungslos vor sich hin, ihrer selbstgeschaffenen Trauer lebend. Don Juan Manuel und der vertraute Freund der Königin Isabella, der Primas von Spanien, Erzbischof von Toledo, waren bereits von ihrem Wahnsinne überzeugt. Der Admiral, welcher an seiner Meinung festzuhalten

pflegte, setzte die Unterredung am 8. Juli fort und war mit ihr wohl zehn Stunden beisammen, in welcher Zeit sie nichts Ungereimtes gesprochen habe. So weit uns die Unterredung bekannt wurde, drehte sie sich um den Aufenthalt König Ferdinands, von welchem sich der Almirante noch verabschiedet hatte, ehe er am 5. Juli abgereist war. Der Almirante machte die Königin aufmerksam, welcher Nachtheil aus ihren Misshelligkeiten mit König Philipp, sowie aus dem Umstande hervorginge, dass sie sich mit der Regierung nicht befasse, während ihr doch Alles gehöre. Man stand vor den Thoren von Valladolid, in welchem es bereits gährte; der Almirante, wie der Condestable in Burgos, so die entscheidende Persönlichkeit in Valladolid, bestand auf dem Einzuge der Königin; die Huldigung der Cortes konnte nicht weiter hinausgeschoben werden und der König drang darauf, dass sie noch in Mucientes erfolge und ihm gleichzeitig mit der Königin der Treueid geleistet werde, während Donna Juana verlangte, es solle ihr zuerst als Königin und Herrin von Castilien und dann König Philipp als ihrem Gemale geschworen werden. Die Königin schien endlich nachgeben zu wollen, die Cortes wurden zur Eidesleistung berufen, und als die feierliche Versammlung stattfand, richtete Donna Juana ganz unerwartet die Frage an die Procuratoren, ob sie sie kennen und für die rechte Tochter der verstorbenen Königin hielten ? Als Alle mit Ja geantwortet, rief Donna Juana aus: Nun, da Ihr mich anerkennt, befehle ich Euch, dass Ihr Alle nach Toledo gehet, dort mich abwartet, da ich beschlossen habe, dass mir dort als Königin von Castilien feierlich geschworen werde, wie ich die Gesetze und Eure Rechte beschwören will. Die Königin ging, nachdem sie diese Worte gesprochen, in ihr Gemach zurück, die Procuratoren standen gesenkten Hauptes da, ohne ein Wort zu sagen, der König, auf das Heftigste ergriffen, begab sich rathlos in ein benachbartes Kloster. Die Verwirrung, welche die Königin durch ihren ersten Regierungsact angerichtet, der selbst nur ihrer Gewohnheit, nichts zu erledigen, entsprach, war beispiellos. Niemand wusste, woran man war. Man kam endlich überein, dass die Procuratoren eine Audienz begehren und an die Königin drei Fragen richten sollten: 1. ob sie, nachdem ihr Vater nach Aragon (und Neapel) gegangen, allein zu regieren gedenke; 2. ob sie wolle, dass ihr Gemal mit ihr regiere; 3. ob sie sich nicht spanisch kleiden, spanische Frauen und Fräuleins in ihren Hofstaat nehmen wolle, wie sich für eine Königin zieme, und ihre Einsamkeit aufzugeben gedenke. Die Antwort der Königin trug vollkommen die Spuren der Umnachtung ihres Geistes. Sie antwortete auf den ersten Punkt, es scheine ihr nicht passend, dass ihre Königreiche von Flandrern regiert werden und ebenso wenig von der Frau eines Niederländers. Damit beseitigte sie ihr Thronrecht, das ihres Mannes, auch das ihres Sohnes, und hob sie alle bisher anerkannten Successionsrechte auf. Sie wünsche ferner, dass ihr Vater bis zur Grossjährigkeit ihres Sohnes Castilien-Leon regiere. Was die Frauen betreffe, so sei das ihre Angelegenheit und hätten die Procuratoren davon schweigen sollen. Da sie die Natur ihres Mannes kenne, wolle sie keine Frauen im Hause haben. Spanisch wolle sie sich kleiden. Weiter war nichts von ihr zu erhalten. Sie befand sich im vierten Monate ihrer sechsten Schwangerschaft, als sie dem Vater ihrer Kinder den grössten Schimpf anthat, dessen sie fähig war. Da sich der König zurückgezogen hatte das einzige Mittel, auf Donna Juana einzuwirken übernahm der Erzbischof von Toledo das Amt eines Vermittlers zwischen den königlichen Gatten. Während man aber glaubte, Donna Juana werde vernünftigen Vorstellungen Gehör schenken, sandte sie heimlich ihren ersten Caplan, den

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