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halbmondförmig, an der convexen Seite wenig geschärft. Nach rückwärts lauft sie in einen Zapfen aus, dessen Ende in den Holzstiel eingelassen und an denselben mittelst einer ausserordentlich sorgfältig und elegant ausgeführten Verschnürung von gedrehten Baumwollfäden, die kreuzweise und quer um den mit einer harzartigen Kittmasse überstrichenen Stiel gewickelt sind, befestigt ist. Die Art dieser Umwicklung ist überaus ähnlich derjenigen, wie sie an manchen Steinbeilen aus der Südsee vorkommt, namentlich an den Steinbeilen von Mangaia mit den kunstvoll geschnitzten Stielen. Die Schneide der Axt läuft parallel mit dem Stiele. Der runde Stiel besteht aus einem harten gelbbraunen Holz und trägt keine Zeichen, dass er früher umwickelt oder verziert war. Die Maasse sind folgende:

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Die zweite ebenfalls schon oben (S. 89) erwähnte, nunmehr in den Besitz des naturhistorischen Hofmuseums (Inv. C. 3367) übergegangene Streitaxt aus der Ambraser Sammlung (Tafel V, Fig. 2) unterscheidet sich von der ersten durch die etwas grössere Steinklinge, die aus einem weiss (Feldspath) und schwarzgrün (Hornblende) gesprengelten gleichfalls syenitartigen Gestein besteht, das bei dem Vorherrschen des HornblendeGemengtheiles im Allgemeinen eine schwarzgrüne etwas dunklere Färbung als das Gestein der erstbeschriebenen Axt hat, ferner durch den kürzeren Holzstiel und namentlich durch die oberhalb und unterhalb der Befestigungsstelle der Klinge am Stiel als Schmuck angebrachten Quastenreihen. Die Maasse sind folgende:

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Die Quasten bestanden aus vielen hunderten von Büscheln schwarzer und rother Federn, die jedoch alle abgefressen sind. Nur die mit Baumwollfäden umwundenen Kielenden der einzelnen Federbüschel sind noch erhalten. Ausserdem ist der von Baumwollfäden umwundene Theil des Stieles an der Befestigungsstelle der Steinaxt bis unterhalb den unteren Quastengürtel mit kleinen weissen Plättchen, deren Material Eierschalen zu sein scheinen, und die mittelst einer braunen harzartigen Kittmasse befestigt sind, mosaikartig belegt. Der Holzstiel besteht aus einem harten gelb braunen Holz und trägt deutliche

Spuren, dass er in ähnlicher Weise umwunden war, wie die in Fig. 4 und 5 auf Tafel V abgebildeten ähnlichen Aexte des Dresdener Museums.

Dass diese beiden Streitäxte der Ambraser Sammlung von einem und demselben Volke herstammen, ist mir bei deren Aehnlichkeit unzweifelhaft; allein trotz der alten Etikette, welche die eine derselben Aexte trägt, ist die ursprünglich mexikanische Herkunft derselben sehr unwahrscheinlich. Unter den zahlreichen Steinwaffen und Steingeräthen der alten Mexikaner, wie sie in den europäischen Sammlungen aufbewahrt sind, und welche fast nur aus Obsidian oder Jadeit gefertigt aus Obsidian oder Jadeit gefertigt sind, findet sich nichts Aehnliches; auf altmexikanischen Darstellungen von Kriegern, wie sie namentlich das in der Bibliothek des Vaticans aufbewahrte altmexikanische Manuscript nach den Reproductionen in Lord Kingsborough's grossem Werke enthält, habe ich vergeblich nach Abbildungen von Streitäxten mit der so charakteristischen halbmondförmigen Klinge gesucht. Dagegen stammen alle ähnlichen Steinäxte oder Steinbeile, welche in Museen und Sammlungen, soweit ich dieselben kenne, aufbewahrt sind, mit mehr oder weniger Sicherheit aus Südamerika und zwar aus Brasilien.

In erster Linie ist in dieser Beziehung anzuführen die schon oben (Seite 99 in der Anmerkung) erwähnte Streitaxt im britischen Museum zu London, welche Evans in seinen Ancient Stone Implements' pag. 142 abgebildet hat, und die von den GaviõesIndianern in Brasilien herrührt.

Ein dieser Streitaxt vollständig ähnliches Exemplar, welches jetzt im Besitze der ethnographischen Sammlung des k. k. naturhistorischen Hofmuseums ist, (Inv. A. 399) hat Dr. Pohl von seiner brasilianischen Reise (1817-1821) mitgebracht (vgl. Tafel V. Fig. 3). Sie stammt von den Paragramacras- (oder Poracramecrans) Indianern her, welche am Rio Tocantins in der Provinz Goyaz leben, also aus derselben Gegend, in welcher auch die Gaviões-Indianer ansässig sind. Der Name der Eingebornen für solche Aexte soll,Coi' sein. Bei dem Wiener Exemplar ist die steinerne Axt aus einem syenitartigen Gestein gearbeitet, welches die grösste Aehnlichkeit hat mit dem Gestein, aus welchem obige, Montezuma zugeschriebene Axt besteht. In einer stellenweise lichtgrünlich, theilweise etwas röthlich gefärbten Feldspathgrundmasse liegen zahlreiche schwarze Hornblendekrystalle eingebettet.

Die Maasse sind folgende:

Länge der halbmondförmigen Klinge

Grösste Breite derselben in der Mitte .
Länge des Zapfens bis zum Holzstiel.

cm.

17.1

6.8

6.2

Geringste Breite des Zapfens (an der Anschlussstelle an die Klinge) 7.3
Dicke des umflochtenen Holzstieles.
Länge des Holzstieles

3.0

22.7

Charakteristisch ist der kurze, oben etwas nach rückwärts gebogene Stiel und das doppelte aus Baumwolle geflochtene Tragband mit seinen Quasten am oberen und unteren Ende. Die acht Quasten am oberen Ende bestehen aus an Baumwollschnüren perlenartig aufgereihten Samenkernen von Scleria flagellum und einer Schale von Castalia multicostata Hupé am unteren Ende, die Quasten am unteren Ende des Stieles aus 95 cm. langen Baumwollschnüren und einigen kürzeren Schnüren, in welche rothe Federn eingebunden waren. Der untere Theil des Holzstieles ist mit gelben von braunem Bast

durchflochtenen Rohrstäbchen umkleidet, und die Umschnürung des Zapfens der Axtklinge und des Stieles mit einer braunen harzartigen Kittmasse überstrichen.

Dr. Pohl theilt in seinem Reisewerk über Brasilien1 (II. Band, pag. 195) bezüglich dieser Streitaxt Folgendes mit:

,Als Abzeichen ihrer Würde trugen der Capitao und dessen Unteranführer ein eigen geformtes Beil von Granit unter den Achseln. Dieses Beil, halbmondförmig zugeschliffen, sieben Zoll lang, ist an einem kurzen Stiele von zehn Zoll Länge befestigt, von welchem rothgefärbte Baumwollschnüre herabhängen. An beiden Seiten dieses Stieles ist ein dünnes Band befestigt, vermöge welchem das Beil auf der Achsel festgehalten wird. Es gelang mir nur mit vieler Mühe, ein solches Beil zu erhalten, weil die Verfertigung sehr mühsam ist. Im Kriege wissen die Indianer dieses Beil mit besonderer Gewandtheit zu führen und es hat die Bestimmung, vorzugsweise den Feinden die Köpfe zu spalten'. Zum Vergleich müssen auch die beiden, schon von Klemm (Culturgeschichte II. Band, Seite 62 und Tafel VI a und b) beschriebenen und abgebildeten Streitäxte herangezogen werden, welche früher in dem königl. historischen Museum zu Dresden und gegenwärtig in der königl. ethnographischen Sammlung daselbst aufbewahrt sind (vgl. Tafel V, Fig 4 und 5).

Das Inventar der Dresdener Sammlung enthält über diese beiden Aexte folgende Bemerkungen, deren Mittheilung ich der Gefälligkeit meines Freundes Dr. A. B. Meyer, des Directors des k. zoologischen und ethnographischen Museums in Dresden, verdanke. Nr. 697 (auf Tafel V, Fig. 4 abgebildet). Die Axt besteht aus Holzstiel, Stein und Tragband. Länge des breiten Stieles von hartem Holze 55 cm., er schneidet über dem eingezapften Stein kurz schräg ab. Der Stein ist halbmondförmig 27 cm. lang (Dolerit?). Um die Einzapfung des Steins herum ist der Stiel mit ziemlich grobem Baumwollgarn dicht umwickelt und darüber ein dicker dunkelrother Ueberzug aufgetragen. Der grössere untere Theil des Stieles ist mit Palmblättern bekleidet, welche mit dicken Bastschüren fest umwickelt sind. Das Tragband ist aus Baumwolle geflochten 5 cm. breit, 1⁄2 m. lang, oben festgebunden, unten angestochen.

Nr. 696 (vgl. Tafel V, Fig. 5). Die Axt hat einen 63 cm. langen, nach oben sich verbreiternden, aber schliesslich wieder spitz endenden Stiel von hellfarbigem hartem Holze. Ein Stück unterhalb der Spitze ist der graue, harte, geschliffene Stein (Petrosilex?, Quarz?) eingezapft. Er ist 13 cm. lang, halbmondförmig, ziemlich stark und hat einen scharf absetzenden Zapfen. Der ganze Stiel ist mit dünnen Garnfäden in Mustern umwunden. Am unteren Ende waren zwei Schnüre mit Federn, die eine von Bastfäden, die andere von starker Baumwolle mit grösseren Federn aufgewickelt. Nur an letzterer sind noch die Federn (Penelope und andere mehr bunte) erhalten.

,Diese beiden Nummern, welche einander in wesentlichen Stücken ganz ähnlich, müssen betreffs ihrer Herkunft aus einem Gesichtspunkte betrachtet werden.'

Die alten Kataloge der Dresdener Sammlung enthalten nichts über die Herkunft der beiden Stücke, nur so viel scheint gewiss zu sein, dass sie schon über 200 Jahre im türkischen Zelt des historischen Museums aufgestellt waren. Der historische Katalog

1 Reise im Innern von Brasilien. Auf Allerhöchsten Befehl Seiner Majestät des Kaisers von Oesterreich, Franz des Ersten, in den Jahren 1817-1821 unternommen und herausgegeben von Johann Emanuel Pohl, Dr. med. Zwei Bände mit Atlas. Wien 1832 und 1837.

enthält nämlich in Bezug auf einen verwandten Gegenstand des türkischen Zeltes folgende Notiz Ein indianisches Scepter von braunem Holz, welches am unteren Theil wie eine Schaufel geformt und in der Mitte mit Troddeln besetzt ist, in welchen kleine bunte Federn eingebunden sind. Ist von Carl Mildner im Jahre 1652 anher gegeben worden'. Dieses indianische Scepter, dessen Federnschmuck auffallend übereinstimmt mit der oben beschriebenen Federnzier der zweiten Steinaxt der Wiener Sammlung (Tafel V, Fig. 2) ist wohl sicher altbrasilianisch, wie aus dem Vergleiche mit einem ähnlichen Exemplar des Berliner Museums hervorgeht, welches als aus Brasilien herstammend bezeichnet ist. Für die brasilianische Herkunft der Aexte des Dresdener Museums spricht nach dem neuen Katolog der dortigen Sammlungen ausserdem noch folgendes: 1. Die dunkle Färbung der Baumwolle, die in der Art von Rucu ausgeführt sein dürfte, wie es in Guiana und NordBrasilien allgemein üblich ist. Die braungefärbte Baumwolle kommt ähnlich namentlich an Tupi-Pfeilen und an Waffen der Gèz-, Crên- und Goya-taesas vor. 2. Die Umwickelung

mit sich kreuzenden Bändern findet sich durchaus ähnlich an den Knochen- und Pfeilspitzen aus Guiana und Brasilien. 3. Die Umwickelung des Handgriffes mit Baumwolle ist an südamerikanischen Keulen vielfach vertreten.

,Aus alledem folgt, dass man die Heimath der beiden Aexte im östlichen Brasilien zu suchen hat, wo sie so vielfache nahe Berührungen haben'. Der neue Katalog der Dresdener Sammlung bezeichnet daher diese beiden Aexte wohl mit vollem Rechte als altbrasilianisch.

Man muss also annehmen, dass die Streitäxte mit halbmondförmiger Klinge einem engeren Kreise unter einander verwandter Völker Brasiliens angehören, zu welchen die Gaviões, die Poracramecrams, die Gès und Crên und andere Stämme am Tokantins zu zählen sind.

Der brasilianische Ursprung der halbmondförmigen Steinäxte wird auch noch weiter bezeugt durch die zahlreichen, in der oben (S. 99) erwähnten Abhandlung von Hartt abgebildeten ungefassten Steinäxte von diesem Typus, welche im Nationalmuseum zu Rio-Janeiro aufbewahrt sind und sämmtlich auf brasilianischem Boden gefunden wurden.' Auch die Wiener Sammlung besitzt eine solche ungefasste halbmondförmige Steinvom Rio-Machado, einem Zufluss des Madeira in N. W. Brasilien (Tafel V, Fig. 6, Invent. C. 130). Dieselbe besteht aus einem grauschwarzen, sehr feinkörnigen Gestein mit einzelnen Einsprenglingen von weissen Feldspath und schwarzen Kryställchen von Augit. (Melaphyr oder Augitandesit.)

Die charakteristische Halbmondform der Klingen mit den an der concaven Seite angesetzten Zapfen kommt in ähnlicher Weise allerdings bei einigen altmexikanischen und altperuanischen Objecten vor, deren Bedeutung jedoch noch nicht hinlänglich aufgeklärt ist. Es gehören hieher die eigenthümlichen axtförmigen Stücke aus Kupfer, die man in grosser Anzahl (276 Stück) in den Ruinen von Monte Alban westlich von der Stadt Oajaka oder Antequera in Mexiko gefunden hat, und von welchen Bancroft (The native Races of the Pacific States of North-Amerika', Vol. IV, S. 382) sagt, dass sie von den Nahua-Völkern als Geld verwendet worden seien, ebenso die altperuanischen

1 Auf der der Hartt'schen Abhandlung beigegebenen Tafel sind 12 Steinäxte abgebildet, von welchen namentlich Nr. 2 vom oberen Tocantins, Nr. 5 aus Gneiss von Piauhy, Nr. 7 aus Gneiss vom Amazonenstrom, Nr. 9 aus Diorit ohne Angabe der Localität, Nr. 10 aus Syenit ohne Bezeichnung der Localität und Nr. 11 aus Diorit von Blumenbau in der Provinz Santa Catharina, mit den hier beschriebenen Steinäxten der Form nach vollkommen übereinstimmen.

104 FERDINAND VON HOCHSTETTER. UEBER MEXIKANISCHE RELIQUIEN AUS DER ZEIT MONTEZUMA'S.

Kupferbeile, von welchen Bastian eine so grosse Anzahl für das ethnologische Museum zu Berlin erworben hat. Allein Steinbeile von dieser Form sind weder aus Mexiko noch aus Peru bekannt.

Aus allen diesen Darlegungen und Vergleichen muss man wohl den Schluss ziehen, dass die ursprünglich mexikanische Herkunft der berühmten Streitaxt Montezuma's mehr als zweifelhaft ist, und darf annehmen, dass diese Axt, wenn sie wirklich von Cortez in Mexiko erbeutet wurde, entweder als Geschenk oder als Kriegsbeute von einem brasilianischen Volksstamme in die Hände des ,Mörischen Khünigs Muteazumo', wie die ältesten Inventare der Ambraser Sammlung sagen, gelangt war.

Erklärung der Tafeln.

Tafel I. Fächerförmige Standarte aus Federn, mit Goldplättchen besetzt, aus der Zeit Montezuma's; ethnographische Sammlung des k. k. naturhistorischen Hofmuseums.

Tafel II. Altmexikanischer Krieger nach einem in Mexiko angefertigten Oelgemälde; ethnographische Sammlung des k. k. naturhistorischen Hofmuseums.

Tafel III. Altmexikanischer Krieger nach einer altmexikanischen Handschrift; aus Lord Kingsborough's Werk (Vol. II, Plate 82) reproducirt.

Tafel IV. Altmexikanische Schilde in Federn-Mosaik aus der Zeit Montezuma's; im k. Kunst- und Alterthumscabinet in Stuttgart.

Tafel V. Fig. 1. Streitaxt aus Stein, angeblich von Montezuma; in der k. k. Ambraser Sammlung.

Fig. 2. Streitaxt aus Stein, wahrscheinlich altbrasilianisch; ethnographische Sammlung des k. k. naturhistorischen Hofmuseums.

Fig. 3. Streitaxt aus Stein, von den Poracramecrams-Indianern am Rio Tocantins in Brasilien ; ethnographische Sammlung des k. k. naturhistorischen Hofmuseums.

Fig. 4, 5. Altbrasilianische Streitäxte aus Stein; k. ethnographisches Museum in Dresden. Fig. 6. Steinaxt vom Rio Machado in Brasilien; ethnographische Sammlung des k. k. natur historischen Hofmuseums.

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