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Manley. Ich bin strafbar, Madam, aber meine Geschäfte

Mad. Freeman. Haben solche junge, galante Herrn auch Geschäfte?

Manley. Ja wohl, aber freilich keine Geschäfte, die mich von einer Unterredung mit einer so liebenswürdigen Frau abhalten sollten. Nur Schade, daß es zu weiter nichts dienet, als mich unruhiger zu machen, mein Unglück zu vermehren.

Mad. Freeman. Ihr Unglück? wenn Sie von Uns glück reden! pfui, schämen Sie Sich! ich hätte ein größres Recht, mich über mein Schicksal zu beklagen.

Manley. Nennen Sie das kein Unglück, wenn ich nicht fühlen soll, wie schön Sie sind! wenn ich Sie in eines nur allzuglücklichen Nebenbuhlers Armen sehen soll?

Mad. Freeman. Vergessen Sie nicht, daß er mein Mann ist.

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Manley. Eben das ist für mich das Schrecklichste zwar ein Mann ein Mann ist nicht ein Liebhaber, und ich sehe nicht, warum ein Unglücklicher verhungern muß, wenn demjenigen, der im Ueberfluffe siht, vielleicht vor seis nem Ueberflusse ekelt.

Mad. Freeman. So erinnern Sie Sich, daß dieser Mann Ihr Freund ist.

Manley. Mein Freund! ja ja, das wäre schon etwas: aber wo Liebe und Freundschaft in einen Streit gerathen, da muß die leßtere den kürzern ziehen.

Mad. Freeman. Manley, ich hätte Ihnen diese Freigeisterei in der Tugend und Sittenlehre nicht zugetrauet. Wo sind die guten Grundsäße geblieben, die Sie sonst äußers ten? wo die bescheidene Mine, die se mir sonst so hochach, tungswürdig machte?

Manley. O Madam! ich habe mich selbst betrogen! wie leicht vernünftelt es sich, wenn man nicht empfindet.

Wären

Wären Sie nicht weiter bei mir als in die Augen gekommen, fo wåre es mir leicht gewesen, Ihnen zu entgehen: aber Sie haben Sich in mein Herz eingeschlichen, um níms mermehr daraus wieder vertilgt zu werden. Verzeihen Sie einem Bekenntnisse

Mad. Freeman. ''Halt! ich bin schon strafbar, daß ich Sie anhdre, und ich solltè Sie gleich unterbrechen: aber glauben Sie nicht, daß ich aus Beifall schweige. Ich habe an Sie eine Bitte zu thun, die ich nach dem, was ich jezt von Ihnen gehöret, nimmermehr wagen würde, wenn mich nicht die äußerste Bedürfniß dazu nöthigte: aber ich habe das Vertrauen zu Ihrer Großmuth, daß Sie dieselbe wers den statt finden lassen, ehe ich Ihre Liebeserklärung beantworte.

Manley. Und wie heisst denn diese? Sie wissen schon, daß Ihre Bitten für mich Befehle sind:

Mad. Freeman. Die Foderung ist groß, und ich sehe im Voraus, was ich wage, dergleichen an einen Mann zu thun, der sich für meinën Liebhaber ausgiebt. Ich halte Sie aber immer noch für zu edelgesinnt, als daß sie sich meiner Umstände zum Nachtheil meiner Tugend bedienen sollten. Nein, ich traue Ihnen wenigstens zu, daß Sie die Erfül lung Ihrer Wünsche mehr auf die Entscheidung meines Hers zens, als auf meine Noth werden ankommen lassen.

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Manley. Gut, gut, meine schöne Predigerin! Taffen Sie hören: doch erinnern Sie Sich, daß ich eben so viel Großmuth von Ihrer Seite erwarte, als Sie mir abzufor dern Sich befugt glauben, und daß die Liebe so viel #Recht, als die Noth hat, und im eigentlichen Verstände die grösste Noth ist.

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Mad. Freeman. Wollen Sie mir wohl 1200 Pfund leihen ? Manley! ich bitte Sie darum, und werde es Ihnen Lebenslang verdanken.

Manley. Zwölfhundert Pfund?

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Med. Freeman. Ha! empöret sich schon die Lizbe? es ist gut, daß ich weiß, womit Ihr Feuer zu löschen ist ?

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Manley. Sorgen Sie nicht: so bald Sie es zum Preis machen, wodurch ich Ihre Gegenliebe erkaufen kann, so werden Sie sehen, daß ich dieß für eine Kleinigkeit halte. Mad. Freeman. Die Freundschaft hat also gar keinen Anspruch auf Ihre Freigebigkeit?

Manley. O ja, nur in Ansehung des andern Ge schlechts habe ich mit der platonischen Freundschaft nichts zu thun: wenn mich das Feuer verbrennet, so halte ichs nicht mehr für ein eingebildetes.

Mad. Freeman. Aber Sie retten dadurch eine Uns glückliche, die ihrem Verderben nahe ist. ht

Manley. Wie so? Sie haben einen Mann, dessen Pflicht es ist, Sie zu retten.

Mad Freeman. Aber eben dieser ists, den ich fürchte, so sehr fürchte, daß ich den entseglichen Schritt wage, mich an einen jungen Liebhaber zu wenden.

Manley. Sie fürchten einen Mann? Hahaha! dieß ist etwas ganz neues! Sie müssen Ihre Rechte nicht kennen. Heut zu Tage fürchtet sich nur der Mann vor der Frau und die Frau vor ihrem Liebhaber.

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Mad. Freeman. Ja wohl, sollte ich sie fürchten, aber nicht in dem Verstande, den Sie diesen Worten beilegen. Hören Sie mich an und urtheilen Sie selbst: aber — mißs brauchen Sie nicht meine Vertraulichkeit. Ich habe gestern 600 Pfund verspielt. Vor ungefähr vierzehn Tage habe ich, aus Noth meinen Schmuck für 600 Pfund versetzen müß sen: diesen fodert mein Mann mit Ungestüm noch heute von mir, er droht, mich zu verstoßen, fortzugehen, mich meinem Elende zu überlassen: erfährt er vollends das erste, welches unausbleiblich ist, wenn ich nicht bezahlen kann, so tenne ich ihn zu gut, als daß er seinen. Entschluß nicht ausfüh ren sollte.

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Manley.

Manley. Desto besser, Madam, so überlassen Sie fich mir und meiner Liebe ganz! Sie sollen bei mir Nuhe und Gemächlichkeit finden.

Miad. Freeman. Grausamer! so ist dieß die Antwort, die ich von Ihrer Großmuth erwartete? Sie wollen mich zu einer Ungetreuen machen, einen Freund verrathen, und ein Band trennen

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Manley. Stille Madam! aus welchem Roman haben Sie diese Sprache gelernet? so dachte man nur vor zweis hundërt Jahren, als man die Galanterien der Weiber mit dem Scheiterhaufen belohnte, aber jeßt

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Mad. Freeman. Hat sich jetzt die Natur des Verbres chens geändert ?

Manley. Nein, aber der Gebrauch unserer Vernunft hat uns weiser gemacht, daß man es nicht mehr für so ers schrecklich hält, als es uns eine finstere Moral geschildert hat. Sagen Sie mir, ist etwas der Natur gemåßer, als daß eine artige liebenswürdige Frau, wenn die Liebe in ihrem Manne erkaltet ist, (denn Sie werden doch nicht glauben, daß er Sie noch liebt, wenn er Sie fortjagt) fich einem Liebhaber überlässt, der ihr alles aufzuopfern geneigt ist?

Mad. Freeman. Ihre Moral, Manley, ist sehr lies derlich: Sie haben viel zu viel Werstand, als daß ich Ihnen dieses zu beantworten brauche: Sie sehen auch die Folge dieser feinen Grundsåße gar wohl ein: aber wenn alles wahr wåre, würde dieser Liebhaber, der mir jetzt alles aufopfern will, nicht bald ein zweiter Mann für mich seyn? ich werde mich alsdenn wohl wieder einem dritten in die Arme werfen müssen, und was soll endlich daraus werden, wenn diese wes nigen Reste von Schönheit verwelket sind? In Wahrheit, eine solche Zumuthung hätte ich kaum dem Manley zuges

trauet.

Manley. Sie gerathen zu tief in die Sittenlehre, Madam. Wissen Sie was, ich will großmüthig seyn. Sie $ 3

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find jegt in der åußersten Noth, wie Sie sagen, es drücket Sie der Mangel des Geldes, durch eine gewisse Summe glauben Sie Ihres Mannes Gewogenheit zu erhalten, ich soll diese vorschießen, ich brenne für Sie bis bis zur Vers zweiflungs wenn ich Ihnen nun dieß Geld und allenfalls eine höhere Summe anbiete, die Sie aus allen Verlegenheiten heraus reissen könnte, ist es denn so gar unbillig, wenn ich eine kleine Vergütung verlange? ach! meine schöne Gebiete: rin wird roth: wie allerliebst! ich muß Sie tussen!

Mad. Freeman. (verwirrt) Sie treiben die Unvers schẳmtheit weit, Manley! eine solche Unbilligkeit

Manley. Unbilligkeit! nun ich will Ihnen noch mehr einräumen. Schreiben Sie mir eine Zeit vor, wie lange ich die Stelle eines Liebhabers bei Ihnen begleiten soll? und ich schwöre Ihnen hiermit bei allem, was heilig ist: ich will mich alsdenn auf ewig von Ihnen entfernen, niemals in der Welt will ich Ihnen weiter mit meiner Liebe beschwerlich fals len, kann man wohl billiger seyn?

Mad. Freeman. Sie sind ein seltener Liebhaber! ich kann mir daraus vorstellen, was ich zu gewarten hätte, wenn ich mich Ihnen überließ!

Manley. Dafür dürfen Sie mich sorgen lassen! Sie verlangen von mir nichts als Großmuth, und ich verlange eine ganz kleine Dankbarkeit..

W

Miad Freeman. Also scheint Ihnen das noch eine Kleine Belohnung, wenn ich Ihnen dasjenige, was einem Frauenzimmer lieber als ihr Leben seyn soll, aufopfere?

Manley. Sie haben die Wahl, Madam Freeman. Wollen Sie nicht, so ist meine Flucht noch diesen Abend nothwendig: ich brauche Geld zur Reise, und sie sehen leicht, daß ich in diesem Falle nichts geben kann,

Mad. Freeman. O ich sehe die Ausflüchte, die Ihnen eine rasende und ausschweifende Begierde eingiebt; aber wiffen Sie was, geben Sie mir, was ich von Ihnen fodere,

denn

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