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schon zu Anfange des vierzehnten Jahrhundertsz wir wissen aber nichts von ihrem Inhalt und ihrer Einrichtung. Zu Anfange des funfzehnten Jahrhunderts aber wurde zu Sarat gossa ein Schauspiel von Enrique de Villena aufgeführt, worin aber lauter allegorische Besen handelnd erschienen; und nicht lange hernach gab es auch spanische Hirtengespräs che, die schon etwas von der dramatischen Form in ihrer Auss führung hatten. Von ähnlicher Beschaffenheit waren die beliebtesten spanischen Schauspiele, nach des Cervantes Zeugs nisse, noch um die Mitte des sechszehnten Jahrhunderts; nur daß man sie durch Zwischenspiele aufzuftußen und zu vert långern suchte. Um diese Zeit lebte Lope de Rueda, der Schauspieler und Dichter zugleich war, und den man als den ersten Wiederhersteller, oder vielmehr Verbesserer, der spanischen Bühne anzusehen pflegt, worauf er doch wohl nach allem, was sich von seinen Stücken schließen lässt, ives nig Anspruch machen darf. Denn nach der Beschreibung, welche Cervantes in der Vorrede zu seinen Lustspielen davon macht, scheinen auch diese Stücke nur noch Hirtengespräche gewesen zu seyn. Taharro veränderte bald hernach diese Einrichtung, verbesserte die Bühne überhaupt, und brachte zuerst, wie es scheint, Plan und Berwickelung in die Schaus bühne; wiewohl seine Stücke, dem Zeitgeschmacke gemäß, noch voller unanståndiger Possen waren. Ihm folgte Juan de la Cueva, der mehr Regelmäßigkeit in das Drama brachte, und dessen Schauspiele sich in jeder Rücksicht von den Arbeiten seiner Vorgänger vortheilhaft unterscheiden. Nachher zeichneten sich Christoval de Virues und der bes rühmte Verfasser des Don Quixote, Miguel Cervantes de Saavedra, in der zweiten Hälfte des sechszehnten Jahrhunt dèrts unter den Schauspieldichtern ungemein aus, deren es um diese Zeit eine sehr große Menge in Spanien gab, die fast alle überaus fruchtbar, aber auch an Verdienst sehr uns gleich, waren. Von manchen wird indeß die Anzahl des,

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allerdings reichen, Borraths der Spanier an altern und neuern Schauspielen gar sehr übertrieben; am årgsten von einem ungenannten französischen Reisebeschreiber, der ihrer nicht weniger als vier und zwanzig tausend angiebt, und dem Fisgel diese unglaubliche Angabe nachschrieb..

Moch verdienen einige äußere Eigenheiten des komischen Theaters der Spanier hier eine kurze Erwähnung. Sie theilen ihre Lustspiele, außer den Comedias de Santos und den Comedias Burlefcas, noch in drei verschiedne Arten: in Comedias di Figuron, Comedias de Capa y Espada, und Comedias heroycas. Diese lettern heißen auch palaciegas, und sind; die eigentlichen Trägikomödien, dergleichen sie viele haben, deren Personen und Handlung aus der höhern Ephäre des Lebens, und historisch oder mythisch, find. Ferner theilen sie ihre Schauspiele überhaupt statt der Akte in Jornadas, oder Tage, deren schon beim Tabarro fünf vorkommen, die hernach la Cueva auf vier, und Cervantes auf drei einschränkte. · Zwischen diesen Jornaden wird eine besondre Art von Zwischenspielen, Entremefes, aufgeführt, die gewöhnlich mit Gesang verbunden, und, nach Beschaft fenheit ihrer besondern Einrichtung, wieder verschiedentlich benannt werden. In allen spanischen Komödien pflegen Justige Personen vorzukommen, welche die Rollen des Bedienten spielen, und dem Harlekin oder Skapin ähnlich find. Von der Art ist die Rolle des sogenannten Gracioso, deren oft zwei in Einem Stücke vorkommen, und dessen Charakter von sehr mannichfaltiger Art, gewöhnlich aber in die Verk wickelung und Entwickelung der Stücke vorzüglich einwirz kend, ist. Er hat in jedem Stücke seinen eignen Namen. Seltner kommt der Vejete vor, dessen Charakter Treuherzigs keit und Trunkliebe zu seyn pflegt; und der Gallega', ein galicischer Tropf. Viche Stücke der Spanier haben auch ihre eignen Prologen oder Loas, die zuweilen dialogirt,

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und förmliche Vorspiele sind, und die vorläufige Darlegung tes Stofs enthalten."

So viel sich der innere Charakter der spanischen Stücke im Allgemeinen angeben lässt, ist er von Lessing in wenig Worten sehr treffend geschildert? „In allen einerlei Fehler, und einerlei Schönheiten; mehr oder weniger, das versteht fich. Die Fehler springen in die Augen; aber nach dent Schönheiten dürfte man mich fragen. Eine ganz eigne Fabel; eine sehr sinnreiche Berwickelung; sehr viele, und sonderbare, und iminer neue Theaterstreiche; die ausgespars testen Situationen; meistens sehr wohl angelegte und bis ans Ende erhaltene Charaktere; nicht selten viele Würde und Stärke im Ausdrucke. — Das sind allerdings Schönheis ten: ich sage nicht, daß es die höchsten sind; ich leugne nicht, daß sie zum Theil sehr leicht bis in das Romanhafte, Abent theuerliche, Unnatürliche, können getrieben werden; daß sie bei den Spaniern von dieser Uebertreibung selten frei sind. Aber man nehme den meisten französischen Stücken ihre mechanische Regelmäßigkeit, und sage mir, ob ihnen andre, als Schönheiten solcher Art übrig bleiben. Was haben sie sonst noch viel Gures, als Verwickelung, und Theaterstreit che, und Situationen?" Man weiß auch, wie sehr die französischen Schauspieldichter der besten Epoche sich die spanischen Stücke, im tragischen sowohl als komischen Facher zu Nuse gemacht haben, und es ist nicht zu viel gesagt, wenn man die Spanier als die vornehmsten Lehrer der Franzosen in der dramatischen Kunst betrachtet...

Es giebt viele permischte Sammlungen spanischer Koz modien **) von mehrern Verfassern, die aber nicht immer genau genug angegeben sind; auch pflegen die Abdrücke sehr J 2 Fehler's

* Hamb. Dramaturgie, St. 68:"

**) S. Velazquez Gesch. der span. Dichtk. von Dies, G. 357 ff. und Sulzer's Allg. Theorie der són. Kanst. Neueste Aufl. Th. I. S. 549 ff.

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fehlerhaft zu seyn. Eine der zahlreichsten hat den Titel: Comedias efcogidas de los mejores Ingenios de España. Sie wurde zu Madrit, 1652. 4. angefangen, und besteht aus mehr als funfzig Bånden. Die beste aber ist das Theatro Efpañol, Mad 1785. 17 Voll. 8. welche Don Vincente Garcia de la Huerte veranstaltet hat. In dem lehten Bande befindet sich ein Catalogo Alphabetico de las Comedias, Tragedias, Autos, Zarzuelas, Entremefes, y otras Obras correfpondientes al Theatro Hespañol. Die Franzosen hat zuerst le Sage in seinem Theatre Espagnol; Par. 1700. 12. hernach du Perron de Castera in den Extraites de plufieurs Pieces du Theatre Efpagnol; Par. 1738. 3 Vol. 12. und zulett Linguet in dem Theatre Espagnol; Par. 1768. 4 Voll. 12. mit der spanischen Büh: ne, durch Auszüge und freie Ueberseßungen, näher bekannt zu machen gesucht. Dieß leßtere wurde von Zachariå und Gårtner, Braunsch. 1770. 3 Bde. 8. deutsch herausgeges ben, wozu noch, Riga, 1772. 8. ein Beitrag von Gårt ner kam. Alle diese Hülfsmittel sind indeß noch sehr unzus långlich zur genauen Kenntniß des Charakteristischen dieser Schauspiele; und es wäre zu wünschen, daß Hr. Bertuch sein Magazin der portugiesischen und spanischen Literatur fortseßen möchte, in dessen dritten Bande er den Anfang ges macht hat, den Deutschen solch eine, aus den Quellen selbst geschöpfte, Kenntniß mitzutheilen.

Hier nur noch etwas von den zwei berühmtesten spanis schen Lustspieldichtern der beiden vorigen Jahrhunderte :

Lope de Vega.

Lope Felix de Dega Carpio wurde zu Madrid 1562 geboren, und starb daselbst, 1635. Seine Lebensumstände, Talente und Schriften sind auch in Deutschland nicht mehr

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unbekannt, seitdem Diez und Bertuch ausführlichere Nachs richten darüber ertheilt haben *). Schon während seines Lebens genoß er des grössten Ansehens bei seiner Nation; fein Name war der Stempel des Schriftstellerruhms, und: Es de Lope, es ist von Lope, zum Sprüchworte von jedem vorzüglichen literarischen Produkte geworden. Auch ist seine ganz außerordentliche schriftstellerische Fruchtbarkeit bekannt; denn man zählt mehr als funfzig Bånde lyrischer und prosais scher, und sechs und zwanzig Quartbånde dramatischer Werke von ihm; und doch soll dieß noch nicht die Hälfte aller seiner Arbeiten seyn. Seiner Lustspiele und Trauerspiele rechnet man 1800, und 400 Autos Sacramentales, die alle auf die Bühne gebracht sind. Natürlicherweise musste diese Leichtigs keit im Schreiben, die so groß war, daß er zuweilen in der Zeit von einem Abend bis zum folgenden Mittage ein gans zes Schauspiel lieferte, eine auffallende Ungleichheit und Vernachlässigung alles Korrekten und Vollendeten zur Folge haben; indeß hatte er nun einmal das günstige 'und fast blinde Vorurtheil seiner Landesleute für sich. Es fehlte ihm jedoch nicht an Tadlern und Gegnern, die ihm besonders aus der Regellosigkeit seiner Schauspiele den bittersten Vors wurf machten. Diesen zu beweisen, daß er die dramatischen Regeln sehr wohl verstehe, und auf einen dazu von der kös niglichen Akademie zu Madrid erhaltnen eignen Auftrag, sich gegen die ihm gemachten Vorwürfe zu rechtfertigen, schrieb er das Gedicht, Arte nuevo de hazer Comedias en efte tiempo, d. i. Neue Kunst, Komödien zu diesen Zeir ten ju verfertigen **), und erklärte darin, daß er seine Manier, deren Mängel er gar wohl kenne, aus Bedürfniß und Hinsicht auf den herrschenden Zeitgeschmack angenoms I.3

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*) Velazquez Gesch. der span. Dichtkunft, S. 239`u. 328. Magazin der span. und portugies. Literatur, B. 1. S. 332. ** Veral. Leffing's Dramaturgie, St. LXIX.

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