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geborner der österreichischen Monarchie ein günstiges Vorurtheil in Hinsicht der Wahrheit und Gründlichkeit der Angaben und Quellen für sich erregt. Nur bin ich von der Ordnung, die Schaffarik befolgt, aus leicht begreiflichen Gründen abgewichen, und beginne, wie billig, mit den Böhmen und Mähren und den ihnen in Hinsicht ihres Dialects näher stehenden Slowaken, lasse dann die Polen folgen, ferner die Slawoserben griechischen Ritus (in Ungarn, Slawonien und Dalmatien), dann die katholischen Slawoserben (Dalmatiner, Bosnier, Slawonier, Croaten), und schliefse die slawische Literatur mit den Wenden in Illyrien, Kärnthen und Steiermark.

Literatur der Böhmen und Mähren.

Böhmen

öhmen war bis in Octavian's Zeiten von dem keltischen Stamme der Bojer bewohnt, und hiefs Bojohemum, d. i. Heimath der Bojer, welche von den einwandernden Markomannen nach Baiern verdrängt wurden. Nach der Besiegung der Markomannen von den Longobarden gehörte Böhmen (seit 526) auf kurze Zeit zu dem schnell sich vergröfsernden thuringischen Reiche. Nach dem Sturze dieses Reiches, der Vormauer gegen die Slawen, wanderten die Čechen (nach Dobrowsky: Vorderslawen) um das Jahr 550 in Böhmen ein. Der geographische Name des Landes überging auf die neuen Bewohner. Von ihrem Ursprunge und ihrer Festsetzung ist mehr Sage, als wahre Geschichte vorhanden.

Die Mähren, Stammverwandte der Čechen, und mit diesen wahrscheinlich zu gleicher Zeit eingewandert, werden in den ältesten Annalen mit unter den pannonischen Slawen, und umgekehrt diese unter jenen begriffen. In der That erstreckte sich das alte Mähren, von dem heutigen gar sehr verschieden, weit in das uralte Slawenland zwischen den Karpaten, der Theifs und der Donau, und südlich in Pannonien hinein.

Nur zwei Drittheile der heutigen Volksmenge in Böhmen sind Slawen; nur der Chrudimer, Taborer, Prachiner, Rakonicer, Berauner, Kauřimer und Časlauer Kreis ganz von Čechen, die übrigen entweder von Čechen und Teutschen gemeinschaftlich (der Bunzlauer, Bidžower, Königgrätzer, Klattauer und Pilsner Kreis), oder von Teutschen allein (der Leitmeritzer, Saazer, Ellbogner und Budweiser Kreis) bewohnt. Die Zahl der Čechen in Böhmen mag sich demnach auf 2/2 Millionen belaufen, die der grofsen Mehrzahl nach Katholiken, und nur der weit kleineren Zahl nach (etwa 60,000) augsburg. und helvetischer Confession sind. Da Mähren mit dem österreichischen Antheile von Schlesien im Jahre 1820 (nach Reichard) 1,749,486 Einwohner

zählte, so kann man ohne Übertreibung annehmen, dass auch hier ungefähr zwei Drittheile, also 1,200,000, slawischen Ursprungs sind. Der Iglauer, Hradischer und Prerauer Kreis sind beinahe ganz von Slawen, die übrigen von Slawen und Teutschen bewohnt. Der gröfste Theil der slawischen Mähren bekennt sich zur römisch-katholischen Kirche; doch zählen auch die augsburgischen und helvetischen Confessionsverwandten in Mähren gegen 40,000 Bekenner. Ein Theil der Mähren, der den kleinsten, aber fruchtbarsten Raum in der Mitte des Landes, um die Städte Ollmütz, Wischau und Kremsier, die sogenannte Hanna bewohnt, heifst die Hannaken, ein anderer in den Gebirgen des Hradischer und Prerauer Kreises, Walachen. Rechnet man zu den Obigen die Sprach- und Literaturverwandten Slowaken in Ungarn, gegen 1,800,000 Seelen, hinzu, so ergibt sich hieraus die ungefähre Gesammtzahl von 51⁄2 Millionen slawischen Individuen für den böhmisch - mährisch - slowakischen Stamm.

Die Sprache des čechischen Slawenstammes, welcher Böhmen bewohnt, gehört als eine besondere, durch Bau und Bildung wesentlich unterschiedene, Mundart zum nordwestlichen, oder böhmisch - slowakisch - polnisch - wendischen (im Gegensatze des ostsüdlichen, oder russisch - serbisch-kroatisch - windischen) Hauptast des weit verbreiteten slawischen Sprachstammes. Einerseits mit dem Slowakischen, mittelst dessen sie an der pannonischen Donau mit dem südöstlichen Hauptaste in Berührung kommt, anderseits aber mit dem. Polnischen, das ans Russische grenzt, enge verwandt, gewährt sie sowohl wegen dieser ihrer Stellung, als auch wegen der verschiedenen Entwickelungsperioden, die sie durchlief, und der Bildungsstufe, die sie erreichte, dem Forscher mehrere interessante Gesichts- und Vergleichungspuncte.

Schon zur Zeit der Einwanderung der Cechen in Böhmen wurden den heidnischen Slawen Gesang und Musik nachgerühmt, diese aber führen von selbst auf Naturpoesie, und so kam es, dafs die kostbaren Überreste der ältesten einheimischen Dichtkunst in den neuerlich entdeckten und dem böhmischen Museum zugesandten Bruchstücken und in den

Gedichten der Königinhofer Handschrift, deren einige ihrem Ursprunge nach gewifs bis in diese Periode hinaufreichen, auf ein viel früheres Alter der Volksbildung bei den Slawen hindeuten, als man gewöhnlich anzunehmen sich für berechtigt hielt. Diese Vollendung der Nationalpoesie ist nicht die Frucht eines Frühjahres, sondern eines JahrhundertFrühlings. Alle diese Gesänge gehören ihrer ersten Abfassung nach gewifs in die Epoche vor Ende des neunten Jahrhunderts, wenn sich gleich, aus leicht begreiflichen Ursachen, keine so alten Abschriften von ihnen erhalten haben.

Ungefähr um die Mitte des neunten Jahrhunderts brach das Licht des Christenthums in dem heidnischen Böhmen heran, und, von seinen milden, erwärmenden Strahlen bewältigt, trat das umfriedete Land nach kurzem Widerstande aus seiner dunkeln, häuslichen Abgeschiedenheit heraus, und schlofs sich an die grofse Familie christlich civilisirter Völker enger an. Im Jahre 845 liefsen sich vierzehn böhmische Fürsten in Regensburg taufen. Bald darauf kam mit dem Herzoge Bořiwog die christliche Religion auf den Thron. Seine kurze Regierung nach seiner Taufe liefs ihn weniger für das Christenthum thun, als sein Sohn Spitihnew that, den die ältesten Legenden als den Urheber und ersten Beförderer der christlichen Religion in Böhmen rühmen. Unter ihm kamen die ersten christlichen Lehrer aus Teutschland nach Böhmen, Diese brachten lateinische Schriftzüge, mit welchen sie schon früher slawische Wörter und das Nöthigste zum Unterrichte des Volkes zu schreiben gewohnt waren, nach Böhmen und theilten sie dem Volke mit, während fast gleichzeitig bei den südlichen Slawen an der Donau und von dort bis nach der Slowakei und Mähren hinauf Kyrill's eigentlich für Slawen verfertigtes Alphabet in Gebrauch kam. In Böhmen selbst fafste Kyrill's Erfindung nie Wurzel. Neben der böhmischen wurde die lateinische, als diplomatische, und bald auch die teutsche Sprache eingeführt. Teutsche Priester, teutsche Kriegsgefangene und bald auch eine teutsche Prinzessin, Hemma von Sachsen, brachten die böhmische Sprache bald dahin, sich von ihren Quellen

zu entfernen. Aus dieser Periode kennen wir aufser dem Vaterunser, dessen älteste Formel dem neunten bis zehnten Jahrhundert angehören mag, vorzüglich das dem heiligen Adalbert, zweiten Bischofe von Prag, einem gebornen Böhmen, zugeschriebene böhmische Kyrie eleison - Lied.

In der zweiten Abtheilung der ersten Periode von der gänzlichen Ausrottung des Heidenthums bis auf König Wenceslaw IV. (Jahr 1000-1410) wurde der Sieg des Christenthums in Böhmen entschieden. Die Zahl der Klöster wuchs; Schulen wurden eröffnet; gelehrte Kenntnisse drangen nach und nach ins Land. Um diese Zeit lebte der berühmte Cosmas (geb. 1045, gest. 1125), der erste Chronist Böhmens, und sein Zeitgenosse Vincentius, Domherr zu Prag, ebenfalls berühmt durch seine Chronik, die er dem Könige Wladislaw II. und der Königin widmete.

Durch Johann's grofsen, in Frankreich gebildeten Sohn, Karl I. (als Kaiser IV.), erreichte Böhmen seinen höchsten Glanz. Prag war zu seiner Zeit nicht nur die volkreichste Stadt in ganz Teutschland, sondern des kaiserlichen Hofes wegen auch zugleich der Sammelplatz der Künste und Wissenschaften. Er stiftete nach den Vorbildern von Paris und Bologna die erste slawische Universität in Prag (1348), damals für halb Europa die Sonne des wissenschaftlichen Lichtes. Die Ungarn, Polen, Böhmen, Mähren, Russen, Schweden und alle Teutschen trieben hier ihre Studien. Mehrere böhmische Geschichtschreiber zeichneten sich unter ihnen aus. Aber nicht lange währte dieser glückliche Zustand Böhmens. Die Schicksale der böhmischen Sprache waren seit dem eilften Jahrhundert, dem steten Wechsel der inneren und äusseren Verhältnisse des Landes gemäfs, sehr verschieden. Zu Anfang des eilften Jahrhunderts schien ihrer Cultur und Gestaltung ein neuer Glücksstern aufzugehen, aber die lateinische Geistlichkeit widersetzte sich nach allen Kräften der Einführung der slawischen Liturgie in Böhmen. Die böhmische Sprache gestaltete sich also fortwährend unter dem Einflusse der lateinischen und teutschen. Die gröfsten Fortschritte machte, besonders in der ersten

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