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fehlenden Magnesierbriefes gelegt, der einen Irrthum über das Wort Gottes bekämpfen soll, der sicher nach der Zeit des Ignatius aufgekommen sei. Jesus Christus wird dort 1) genannt: λόγος αΐδιος, οὐκ ἀπὸ σιγῆς προελθών. Es werde hier die Lehre bekämpft, dass der Logos ein Ausfluss Gottes sei, vermittelt durch das ewige Schweigen, welches, als der Gedanke Gottes, von sich selbst ursprünglich von dem Urwesen ausging. „Dieses ist, sagt Bunsen, nach allen Berichterstat,,tungen ausschliessliches System des Valentinus. Von diesem „merkwürdigen Manne sagt Irenäus, er sei nach Rom ge,,kommen unter Hyginus (130-133), er habe geblüht unter ,,Pius (134-152) und habe noch unter Anicet (153-163) „gelebt. Tertullian setzt ihn zusammen mit Marcion, der unter ,,Anicet zuerst auftrat, und lässt ihn mit diesem unter Pius ,,ausgestossen werden 2). Valentinus aber war Marcions nur ,,älterer Zeitgenosse. Auch Basilides, der älteste Gnostiker, ,,wird unter Kaiser Hadrian gesetzt." Hier triumphirt Bunsen und meint, einen augenscheinlichen Beweis der Unächtheit des bisherigen Textes gefunden zu haben, beständig kommt er darauf zurück. Er hebt es nachdrücklichst hervor, dass Pearson den verzweifelten Ausweg ergriffen habe, zu behaupten, dass hier keine Anspielung auf die Sige statt habe, sondern dieses Wort sei appellativ zu fassen und das Ganze ein blosser Ausdruck der Ewigkeit des Logos.

Wenn Pearson auch nur dieses gesagt hätte, so wäre immer noch kein Grund da, wie Bunsen thut, über die Kritik des 17. Jahrhunderts vornehm die Achseln zu zucken. Wir hoffen im Gegentheile zu zeigen, dass diese Auslegung der Stelle die meiste Wahrscheinlichkeit für sich hat.

1) n. 8. 2) Dass dieses nicht der Sinn der Stelle Tertullians (de praescriptionibus c. 30) sein könne, wie Bunsen behauptet, geht wohl daraus hervor, dass er Marcion und Valentinus noch unter Eleutherus, also zwanzig Jahre später, den katholischen Glauben bekennen lässt. Dann hat Tertullian den Valentinus offenbar mit Cerdon verwechselt, von dem Irenäus (1. 3. c. 4.) solches erzählt.

Doch Pearson und Massuet1), der ihm folgt, haben nicht bloss dieses allein zu sagen gewusst, und es wäre zu wünschen gewesen, Bunsen hätte mehr Rücksicht auf das genommen, was sonst von diesen Critikern über diesen Fragepunkt ist bemerkt worden,

Zwar kann auch ich auf dasjenige, was beide hinsichtlich der Zeit, in der Valentin lehrte oder gelehrt haben konnte, vorgebracht haben, kein eben so grosses Gewicht legen. Es lässt sich leicht zeigen, dass dieser Irrlehrer schon ehe er nach Rom ging seine Irrthümer verbreitet hat. Dieses bezeugt Epiphanius ausdrücklich, da er sagt '), er habe zuerst in Aegypten gelehrt, sei dann nach Rom gegangen und habe sich zuletzt auf die Insel Cyprus begeben. Es ist gewiss, dass er am Ende der Regierung Hadrians (138) schon Schüler und Schülersschüler hatte, dass um diese Zeit Justin der Märtyrer schon in seinem Buche gegen alle Häresien gegen ihn schrieb. Allein ebenso wenig sich zeigen lässt, dass er erst unter Hyginus, als er nach Rom kam, mit seiner Gnosis aufgetreten sei; ebenso wenig lässt sich schlagend erweisen, dass er schon zur Zeit zur Zeit des Ignatius ein bekannter Häretiker gewesen; im Gegentheile, die Zeugnisse der alten Schriftsteller führen alle mehr in die auf den Tod des Ignatius zunächst folgende Zeit.

Dagegen glaube ich, es lässt sich mit Pearson erweisen, dass die Lehre von der Sige der Sache und auch dem Namen nach bei weitem älter ist als Valentinus, und dass folglich eine Anspielung auf dieselbe kein Beweis nachignatianischer Verfälschung. Man bemerke vor Allem, dass die Lehre Valentins überhaupt nur eine Ausbildung früherer Irrthümer war. Die ältesten Häresiologen haben nicht ermangelt, hierauf aufmerksam zu machen, und sie haben einstimmig den Ursprung des gnostischen Emanationssystems von Simon Magus abgeleitet.

1) Haer. 31. Valentinianorum, n. 7. ed. Petavii.

Die ganze Anlage des ersten Buches des Irenäus gründet sich hierauf. Das Werk gegen die Gnosis kündigt sich in einer Vorrede als gegen die Valentinianer und die Ptolemaiten, einen Zweig derselben, geschrieben an. Nachdem er die Lehre dieser Häretiker dargestellt und als erstes Argument gegen sie ihre Uneinigkeit und ihre Spaltungen angewendet hat, kündigt er1) ein zweites folgendermassen an: Cum sit igitur adversus omnes haereticos detectio atque convictio varia et multifaria, et nobis propositum est, omnibus iis secundum ipsorum charactera contradicere, necessarium arbitrati sumus, prius referre fontem et radicem eorum, uti sublimissimum ipsorum Bythum cognoscens, intelligas arborem, de qua defluxerunt tales fructus.

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Er will also die Verkehrtheit dieser Lehren aus ihrem Ursprunge darthun, der sich von bereits erkannten und verurtheilten Irrthümern ableite, und zu diesem Zwecke unternimmt er die lange Darstellung der früheren Ketzereien 2). Schlusse derselben sagt er dann3): A talibus matribus et patribus et proavis eos, qui a Valentino sint, sicut ipsae sententiae et regulae ostendunt, eos necessarium fuit manifeste arguere et in medium afferre dogmata ipsorum. So sagt er auch am Anfange seiner Darstellung des Valentinianischen Systems 4): Απὸ τῆς λεγομένης Γνωστικῆς αἱρέσεως τὰς ἀρχὰς εἰς ἴδιον χαρακτῆρα διδασκαλείου μεθάρμοσας Ουαλεν τῖνος κ. τ. λ.

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Theodoret fängt seine Beschreibung der Irrthümer des Valentinus also an 5): Ἐκ τούτων πασῶν τῶν αἱρέσεων ὁ Βαλεντῖνος λαβὼν ἀφορμὲς τοὺς ἀπειράντους συνέθηκε μύ 9ους. Epiphanius nennt diese Lehre τὴν αὐτοῦ διδασκαλίαν, τὴν ἀπὸ τῆς μεγάλης ταύτης Γνωστικῆς ἐπαγγελίας υπάρχου σαν. Endlich sagt Tertullian 6) von Valentin: cujusdam veteris opinionis seminia nactus Colorbaso viam delineavit.

1) c. 22. n. 2. 2) c. 23-31. 3) c. 31. n. 3. 4) I. 1. c. 11. n. 1. 5) I. 1. c. 7. 6) c. 4. adv. Valentinianos.

Ebenso gibt es keinen dieser Schriftsteller, der nicht Simon als den Urheber der Gnosis hinstellte. So schon Irenäus in der Vorrede seines zweiten Buches, und der noch ältere Zeuge Hegesippus bei Eusebius 1). Namentlich aber hat Epiphanius auf den Zusammenhang, der zwischen Simon und den nachfolgenden Häretikern mittelbar oder unmittelbar besteht, fortlaufend hingewiesen 2). Wenn Neander 3) hingegen behauptet, die ältesten Kirchenväter hätten Simon mit Unrecht den Vater des Gnosticismus genannt, weil sie nur mit den griechischen Systemen, nicht aber mit der Theosophie des Orients bekannt waren, so ist dieses wiederum ein Musterstück von jener subjectiven Behandlung der Geschichte, welche statt den Denkmälern zu folgen, sich eine Geschichte a priori nach eigener Willkür aufbaut. Wir sind dagegen der Meinung, man dürfe sich nicht so schnell über das gemeinsame Zeugniss so vieler und so gewichtiger Zeugen hinaussetzen und sich einbilden, man könne den verwirrten Knäuel, der damals durch Vermischung griechischer und orientalischer Ideen entstand, besser lösen, als sie, besonders da wir sonst beinahe keine Nachrichten über Simon und überhaupt nur sehr spärliche haben.

Was nun insbesondere die Emanationen der Aeonen angeht, so ist es gewiss, dass die Ogdoas 1), zu deren ersten Syzygia die Sige gehört, älter ist als Valentinus. Irenäus sagt dieses deutlich genug. In der Vorrede des zweiten Buchs erwähnt er, wie er im ersten alle Irrthümer der verschiedenen

1) I. 4. c. 22.

2) Haer. Simon. n. 4. Haer. 3. Saturnilianorum n. 2. Haer. 25. Nicolaitarum n. 1 & 2. Haer. 26. Gnosticorum. Haer. 27. Carpocratis. 3) Genetische Entwicklung der gnostischen Systeme. Berlin 1818. p. 338.

4) Die Ogdoas der Gnostiker oder die erste Reihe von Aeonen, wovon je zwei, ein männlicher und ein weiblicher, eine Coyía bilden, ist folgende: Βυθός oder Αρχή und Έννοια oder Σιγή. Nach diesen 2) Νοῦς oder Μονογενής, auch Πατήρ (als Vater der Aeonen) und Αλήθεια, ferner 3) Λόγος und Ζωή, endlich 4) Ανθρωπος und Ἐκκλησία.

von Simon entstandenen Secten aufgeführt habe: In hoc autem libro instruemus quae nobis apta sunt et quae permittit tempus et evertemus per magna capitula omnes ipsorum regulas... Oportet enim absconditas ipsorum conjugationes per manifestarum conjugationum indicium et eversionem Bythum dissolvere. Also waren die Syzygien oder conjugationes eine gemeinsame Lehre der älteren Gnostiker und der Valentinianer. Nachdem er nun ihre erste Tetras widerlegt hat, wonach aus dem Bythos und der Sige der Nous und die Aletheia hervorgegangen sein sollen, fährt er fort: Haec autem, quae dicta sunt de Sensus (Nous) emissione, similiter et adversus eos, qui a Basilide sunt, aptata sunt et adversus reliquos Gnosticos, a quibus et hi initia emissionum (Apoßolai, der gnostische Ausdruck für die Emanationen) (προβολαί, accipientes convicti sunt in primo libro. Von der zweiten Vierzahl von Aeonen geht dieses gleichfalls hervor aus dem Factum, das er berichtet, dass manche Schüler des Valentinus, namentlich die Colorbasäer, ihre Reihenfolge in Folge der Einwendungen älterer Gnostiker umänderten und den Logos vom Anthropos ausgehen liessen, während Valentin die umgekehrte Ordnung aufgebracht habe 2): De ea autem, quae est ex his secunda emissione Hominis et Ecclesiae ipsi patres eorum, falso cognominati Gnostici, pugnant adversus invicem, sua propria vindicantes et malos fures semetipsos convincentes, aptabile esse magis emissioni dicentes, uti verisimile, ex Homine Verbum, sed non ex Verbo Hominem missum, et esse Hominem Verbo anteriorem, et hunc esse qui est super omnia Deus.

Es darf uns nicht wundern, dass Irenäus der Ogdoas früherer Häretiker bei Darstellung ihrer Lehre nicht ausführlich erwähnt. Da seine Schrift eigentlich gegen die Valentinianer gerichtet ist, so behandelt er die übrigen Systeme

1) L. 2. c. 13. n. 8.

2) 1. c. n. 10.

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