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Neigungen einstimmte! Dieser verachtete und verabscheute alle Künste als Dienerinnen ausgelassener Begierden und Leidenschaften, und Schmeichlerin nen der vornehmen Welt, Schon von jeher hatte er es mit Mißvergnügen gesehen, daß sein Joseph sich so sehr an die Musik gehängt hatte; und nun, da diese Liebe in dem Knaben immer höher wuchs, machte er einen anhaltenden und ernstlichen Versuch, ihn von dem verderblichen Hange zu einer Kunst, deren Ausübung nicht viel besser als Müffiggang sey, und die bloß die Lüsternheit der Sinne befriedige, zur Mediçin, als zu der wohlthätigsten, und für das Menschengeschlecht allgemein-nüßlichsten Wissenschaft zu bekehren. Er gab sich viele Mühe, ihn selber in den Anfangsgründen zu unterweisen, und gab ihm Hülfsbücher in die Hände.

Dies war eine recht quälende und peinliche Lage für den armen Joseph. Er preßte seinen Enthusiasmus heimlich in seine Brust zurück, um féinen Vater nicht zu kränken, und wollte sich zwingen ob er nicht nebenher eine nüßliche Wissens schaft erlernen könnte, Aber das war ein ewiger Kampf in seiner Seele. Er las in seinen Lehrbüs chern eine Seite zehenmal, ohne zu fassen, was er [as; immer sang seine Seele innerlich ihre me lodischen Phantasieen fort, Der Vater war sehr bekümmert um ihn,

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Seine heftige Liebe zur Musik nahm in der

Stille inimer mehr überhand. War in einigen Wochen kein Ton in sein Ohr gekommen, so ward er ordentlich am Gemüthe krank; er merkte, daß sein Gefühl zusammenschrumpfte, es entstand eine Leerheit in seinem Innern, und er hatte eine rechte Sehnsucht sich wieder von den Lönen begeistern zu lassen. Dann konnten selbst gemeine Spieler an Fest oder Kirchweihtagen, mit ihren Blasinstrumenten ihm Gefühle einflößen, wovon sie selber keine Ahndung hatten. Und so oft in den benachbarten Städten eine schöne große Musik zu hören war, so lief er mit heißer Begierde, im heftigsten Schnee, Sturm und Regen hinaus,

Fast täglich rief er sich mit Wehmuth die herrliche Zeit in der bischöflichen Residenz in seinen Gedanken zurück, und stellte sich die köstlichen Sas chen, die er dort gehört hatte, wieder vor die Seele. Oftmals sagte er sich die auswendig behale tenen, so lieblichen und rührenden Worte des geist lichen Oratoriums vor, welches das erste gewesen war, das er gehört, und welches einen vorzüglich tiefen Eindruck auf ihn gemacht hatte:

Stabat Mater dolorosa

Juxta crucem lacrymosa,

Dum pendebat filius;
Cujus animam gementem,
Contristantem et dolentem

Pertransivit gladius.

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O quam tristis et afflicta
Fuit illa benedicta

Mater unigeniti:

Quae moerebat et dolebat
Pia mater, cum videbat
Nati poenas inclyti,

Quis est homo, qui non fleret, Christi matrem, si videret

In tanto supplicio ? Quis non posset contristari Piam matrem contemplari, Dolentem cum filio?

Pro peccatis suae gentis,
Vidit Jesum in tormentis,

Et flagellis subditum.
Vidit suum dulcem natum,
Morientem, desolatum,

Dum emisit spiritum.

Eja mater! fons amoris,

Me sentire vim doloris

Fac, ut tecum lugeam. Fac, ut ardeat cor meum, In amando Christum Deum, Ut sibi complaceam.

Sancta mater istud agas,
Crucifixi fige plagas

Cordi meo valide;

Tui nati vulnerati,

Tam dignati pro me pati,

Poenas mecum divide.

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Paradisi gloria,

Ach aber! wenn ihm nun so eine entzückte Stunde, da er in ätherischen Träumen lebte, oder da er eben ganz berauscht von dem Genuß einer herrlichen Musik kam, dadurch unterbrochen wurde, daß seine Geschwister sich um ein neues Kleid zank

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ten, oder daß sein Vater der âltesten nicht hinreichend Geld zur Wirthschaft geben konnte, oder der Vater von einem recht elenden, jammervollen Kranken erzählte, oder daß eine alte, ganz krummgebückte Bettelfrau an die Thür kam, die sich in ihren Lumpen vor dem Winterfrost nicht schüßen konnte; ach! es giebt in der Welt keine so ents seßlich bittere, so herzdurchschneidende Empfindung, als von der Joseph alsdann zerrissen ward. Ec dachte: Lieber Gott! ist denn das die Welt wie sie ist? und ist es denn Dein Wille, daß ich mich so unter das Gedränge des Haufens mischen, und an dem gemeinen Elend Antheil nehmen soll? Und doch sieht es so aus, und mein Vater predigt es immer, daß es die Pflicht und Bestimmung des Menschen sey, - sich darunter zu mischen, und Rath und Allmosen zu geben, und ekelhafte Wunden zu verbinden, und häßliche Krankheiten zu heilen! Und doch ruft mir wieder eine innere Stimme ganz laut zu: Nein! nein! du bist zu einem höheren, edleren Ziel gebohren!" Mit solchen Gedanken quälte er sich oft lange, und konnte keinen Ausweg finden; allein eh' er es sich versah, waren die widrige Bilder, die ihn gewaltsam in den Schlamm dieser Erde herabzuziehen schienen, aus seiner Seele verwischt, und sein Geist schwärmte wieder unge stört in den Lüften umher.

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Allmählig ward er nun ganz und garder

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