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Kinder, fast alle gestorben, etliche in der Jugend, die andern so sie erwachsen waren; nur wir drey Brüder leben noch, so lange Gott will, nämlich ich Albrecht, desgleichen mein Bruder Hans und mein Bruder Andreas." So lange Gott will! Ein schöner Wahlspruch! Ein kindliches Gefühl, daß wir Menschen uns von Gott, in den theuren Bans den seiner Liebe hängend, so lange unter den Blus mengerüchen dieser grünen Erde hin und her wiegen lassen, als es ihm gut dünkt daß uns dienlich sey.

Ihm, unserm werthen Albrecht Dürer, hat er ein 57jähriges Alter dienlich gehalten; daben hat` er ihm aber auch gütig verliehen, in der Kunst ein weit größerer Mann als sein Vater zu werden. Anfangs lernte dieser ihn zum Goldschmidtgewerbe an, und wollte die großväterliche Kunst auf den Enkel verpflanzen, Denn wenn in den vorigen Zeiten Deutschlands die Kunst einmal dem Stamme eines Geschlechts eingeimpft war, so wurden gemeis niglich auch die nachschießenden Zweige veredelt, und das Band der Blutsfreundschaft ward gleichsam vergoldet durch diese erbliche Zugend der Kunst, wovon uns mehrere edle Künstlerfamilien, entspros sen aus den blühenden alten Städten des südlichen Deutschlands,. ein Beyspiel abgeben. Der junge Albrecht übte sich also unter seines Vaters Anweis fung in der Goldschmidtarbeit, und kam, (wie Sandrart erzählt,) so weit, daß er die sieben Fälle

des Leidens Christi in getriebener Arbeit verfertigte. Damals war es jedem, ohne sich zu besinnen, das nächste und natürlichste, sich durch heilige Gegen stände zur Kunft einzuweihen, und für die erlangte erste jugendliche Geschicklichkeit dem Himmel durch eine Vorstellung, die ihm wohlgefällig wäre, fich dankbar zu beweisen. Dürer aber trug inneclich weit größere Lust zur Mahlerey, "und obwohl der Bater ihn gar gern auch zum Sohné seiner Kunst behalten hätte, so gab er doch nach, und, spricht Albrecht Dürer, im Jahre 1486 am St. Ana ̧ dreas Tag versprach mich mein Vater in die Lehv jahr' zu Michael Wohlgemuth, drey Jahr lang ihm zu dienenz in der Zeit verliehe`mir Gott Fleiß, daß ich wohl lernete, aber viel von feinen Knechten leiden mußte; und da ich ausgedient hatte, schickt mich mein Vater hinweg, und blieb ich vier Jahr außen, bis daß mich mein Vater wieder fordert'." In diesen einfachen Tone zählt er die Umstände seines Lebens her; ohne sich zur Rechten oder Line ken umzusehen, geht, er seinen geraden Weg fort, und thut, als wenn alles, was ihm begegnet, sa und nicht anders seyn müßte.

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In seinen Gemählden, Kupferblättern und Holz stichen, welche zum großen Theil geistliche Vorstels lungen enthalten, zeigt unfer Dürer eine treue, handwerksmäßige Amfigkeit. Das Gemüth, wele thes ihm das Streben nach dieser in feines Linies

ausgeführten Vollendung, das man so offen und unverstellt in seinen Werken erblickt, einflößte, und welches ihn trieb, den besten und richtigsten Prox portionen des menschlichen Körpers sorgfältig nachz zuspüren, und sie in einem Buche aufzubewahren, welches nachher in allen Sprachen überseßt, allen zeichnenden Völkern zum Canon diente: dies war eben dasselbe Gemüth, welches ihn auch im Leben und Handeln überall das Rechte und Gute so vers folgen hieß. Obgleich aber die Posaune der Fama in den besten Ländern Europa's“, (nämlich außer dem deutschen Reiche in Italien, Frankreich, Spa nien, Holland und England,) weit und breit seinen Namen qusrief und verherrlichte, so daß er sowohl von den berühmtesten Mahlern damaliger Zeit, als von Kaysern und Königen, der größten Ehren ge= noß, welches seinem Vater, dem ehrlichen Goldschmidt, keinesweges begegnet war; so wich der theure Mann doch in der Art zu leben gar nicht von diesem ab, sondern sette den Pilgerstab seiner irrdischen Wanderschaft eben so Schritt vor Schritt, still und bedächtig fort, und war ein künstlicher und reiner Mann.

Aus solchen Beyspielen wird man ersehen, daß wo Kunst und Religion sich vereinigen, aus ihs ren zusammenfließenden Strömen der schönste Le bensstrom sich ergießt.

So wie aber diese zwen großen göttlichen We

fen, die Religion und die Kunst, die besten Führerinnen des Menschen für sein äußeres, wirkliches Leben sind, so sind auch für das innere, geis stige Leben des menschlichen Gemüths ihre Schäße die allerreichhaltigsten und köstlichsten Fundgruben der Gedanken und Gefühle, und es ist mir eine sehe bedeutende und geheimnißvolle Vorstellung, wenn ich sie zweyen magischen Hohlspiegeln vergleiche, die mir alle Dinge der Welt sinnbildlich ab, spiegeln, durch deren Zauberbilder hindurch ich den wahren Geist aller Dinge erkennen und verstehen lerne.

14.

Die Peterskirche.

Erhabenes Wunder der Welt! Mein Geist erhebt fich in heiliger Trunkenheit, wenn ich Deine uners meßliche Pracht anstaune! Du erweckest mit Deiner stummen Unendlichkeit Gedanken, auf Gedanken, und lässest das bewundernde Gemüth nimmer in Ruhe kommen.

Ein ganzes Jahrhundert hat gesammelt an Dei. ner steinernen Größe, und auf zohllosen Menschen: leben bist Du emporgeftiegen zu dieser Höhe!

In nackten Steinbrüchen ist euer Vaterland, the mächtigen Mauern und Säulen! Manche grobe Hand hat dort für kümmerlichen Lohn der trotzigen rohen Natur ihre Marmorfelsen abgezwungen, une bekümmert, was jemals aus dem unförmlichen Klumpen würde; nur sein Eisen, sein Werkzeug war täglich des Arbeiters einziger Gedanke, bis er es einst zum letztenmale in die Hand nahm und Barb.

Wie mancher, den nichts anders auf der Welt kämmerte, als diese Steine, einen fest auf den ans dern zu schichten für einen geringen Lohn, ist darü ber von der Erde gegangen! Wie mancher, dessen

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