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suspicionem quod non dicimus accipi volumus, non utique contrarium, ut in sigoveig sed aliud latens et auditori quasi inveniendum.*) Die Rhetoren fanden dann, dafs dies Tropos sei, da es freilich der Bedingung genügte, welche Quintilian (IX, 1, 5) hierfür aufstellt: in tropis ponuntur verba alia pro aliis, ut in uɛragooй

ἀλλεγορίᾳ, plerumque ὑπερβολῇ. Im übrigen sagt Quintilian freilich (VIII, 6, 14), dafs „usus continuus translationis in allegoriam et aenigmata exit" **), aber dieser Zusammenhang mit der Metapher ist der Allegorie keineswegs notwendig, wie denn (VIII, 6, 44 sq.) zwei Arten dieser letzteren, welche Quint. „inversio“ übersetzt, angegeben werden, sofern sie entweder nur anderes bedeutet, oder das Gegenteil, deren erstere meist aus fortgesetzten Metaphern bestehe, deren letztere aber die Ironie sei, der Sarkasmus, Asteismus, die Antiphrasis, Paroimia, und der Mykterismus. Die Definitionen bei Tryphon (Sp. Vol. III, p. 193), Anоn. Tεоì лоt. to̟óë. (ibid. p. 206), Greg. Cor. (ibid. p. 215), Kokondr. (ibid. p. 234), der als Arten ɛigovɛía und aïvırpa angiebt, Georg. Choerob. (ib. p. 244) bieten nichts Besonderes; Tiberius (ɛì oznu. ibidem p. 70) stellt die Allegorie unter die σχήματα λέξεως, sagt aber, dafs sie sich ἐν μεταφοραῖς“ ausdrücke; an Quintilian schliefsen sich an die Definitionen bei Donatus (III, 6, 2), Charisius (IV, 4, 14) mit dem Beispiel (Virg. Georg. 2, fin): Et jam tempus equum fumantia solvere colla, „significat enim, carmen esse finiendum"; Diomedes (p. 457 P.); Isidorus (or. I, 36, 22), der allegoria mit alieniloquium übersetzt; Beda (bei Halm p. 615), der als Beispiel giebt (Joan. 4, 35): Levate oculos vestros et videte regiones, quia albae sunt jam ad messem.

Wir können die Allegorieen, wie die Metaphern, danach unterscheiden, ob sie mehr ein ästhetisches Interesse befriedigen, also ein schönes Bild auch in seinen Einzelnheiten ausführen: Allegorieen der Schilderung; oder ob sie, die Wirkungen eines durch seine Bildlichkeit die Phantasie besonders beschäftigenden Ausdrucks benutzend, zu Zwecken der Rede die Energie der

*) Hierher gehören die oben (p. 16) erwähnten figurae colorum des Celsus. **) Ebenso heifst es IX, 2, 46: dhλnyoolar facit continua uɛragoná"; dafs nicht blofs die Metapher, sondern auch Synekdoche und Metonymie in dieser Art Fortsetzungen zeigen, will Vossius (inst. or. P. II, p. 196); aber, was er anführt: Sine Cerere et Libero friget Venus, zeigt wohl mehrere Metonymieen, aber nicht Fortsetzung und Entfaltung der einen. (cf. über den Unterschied der Tropen in dieser Beziehung das oben [p. 40 sq.] Bemerkte.)

Darstellung steigern: rhetorische Allegorieen. Es werden beide Arten sich mit besonderer Kraft solcher Übertragungen bedienen, welche aus dem Gebiet des Persönlichen auf das von unpersönlichen Dingen oder Abstrakten überleiten. Von ersterer Art ist etwa bei Heine (Neue Gedichte, 37):

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Horchend stehn die stummen Wälder

Jedes Blatt ein grünes Ohr,

Und der Berg, wie träumend streckt er
Seinen Schattenarm hervor";

oder (Buch der Lieder, Berg-Idylle, 2):

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„Tannenbaum mit grünen Fingern

Pocht an's niedre Fensterlein,

Und der Mond, der stille Lauscher,

Wirft sein goldnes Licht hinein."

oder Schiller (Spazierg.): „Die Sonne Homers lächelt auch uns"; oder Goethe (Tasso): „Die Schalkheit lauscht im Grünen halb versteckt, Die Weisheit läfst von einer goldnen Wolke Von Zeit zu Zeit erhabne Sprüche tönen"; wir stehen in einem Tempel voll allegorischer Statuen, wenn wir Schiller (Solon) hören: „Um den athenischen Gesetzgeber steht die Freiheit und die Freude, der Fleifs und der Überflufs, stehen alle Künste und Tugenden, alle Grazien und Musen herum, sehen dankbar zu ihm auf, und nennen ihn ihren Vater und Schöpfer." - So. Hor. (od. III, 1, 39): Sed Timor et Minae

Scandunt eodem, quo dominus; neque

Decedit aerata triremi, et

Post equitem sedet atra Cura (ähnlich od. II, 21).

Es ist hier zweier termini zu gedenken, welche bei Neueren den Tropen zugesellt worden sind. Adelung (Dtsch. Styl Bd. I, p. 427) behandelt als „Mythologie" die „mythologischen Bilder" der Alten und (ibid. p. 439) „die Prosopopöie, Personifikation, Personendichtung"; und ihm wurde vielfach gefolgt. Gottschall (Poetik, T. I, p. 195) nennt als Trope die Personifikation und unterscheidet dann als Arten die metaphorische, allegorische und mythologische. Personifikation ist indes keine besondere Art sprachlichen Ausdrucks, sondern bezeichnet allgemein die Art, wie unser Geist Dinge und Welt auffafst; sie durchzieht die ganze Sprache unwillkürlich und unbewufst in jeder Benennung, die dies verrät, wenn sie später auch Geistiges bezeichnet; sie drückt den Abstrakten mit dem Genus ihr Siegel auf, zeigt sich in der

Satzform als die Einheit u. s. w.; sie schafft auch die Mythologie, indem sie von ihr selbst gebildete Begriffe zu Eigennamen befestigt; sie gehört als terminus in die Psychologie, in der Sprachlehre ist sie nur als Grund unzähliger Erscheinungen in Betracht zu ziehen. Wie die Namen der Mythologie metonymisch gebraucht werden, besprachen wir schon oben (p. 64); aber aufser den legitimen Gottheiten wurden nach dem Vorgang Homers und Hesiods (cf. Herod. II, 53) für den einzelnen Fall auch neue geschaffen. Bei den Alten ist der Übergang zu ernst gemeinter Personifikation oft unmerklich. Dike, Nemesis, Peitho sind Gottheiten; die virtus bei Horatius (III, 2, 17 sq.): „recludens immeritis mori coelum", oder die doɛrá - „лαove" bei Aristoteles: an die Tugend" sind als Gottheiten vorgestellt; in der Komik auch die Λωρώ (Ar. eq. 529), oder ὦ παμβασίλει' Απαιόλη (id. nub. 1151); bei den Neueren ist das Bewusstsein, dafs man mit Produkten der Phantasie zu thun hat, und mit Wirkung erheben wir Abstrakta nur zu menschlicher Persönlichkeit, wie Schiller (Braut v. Messina): „Schön ist der Friede, ein lieblicher Knabe liegt er gelagert am ruhigen Bach."

Was die zweite Art anlangt, so bemerkten die Alten, dafs die Verhüllung des Ausdrucks in der Allegorie, durch welche sie der Dunkelheit und der Nacht gliche (τῷ σκότῳ καὶ τῇ νυκτί), Furcht erregend sei (πᾶν γὰρ τὸ ὑπονοούμενον φοβερώτερον), und so werde sie passend bei Drohungen verwandt, wie Dionys den Lokrern sagte: ὅτι οἱ τέττιγες αὐτοῖς ᾄσονται χαμόθεν statt ὅτι τεμεῖ in Aozoida, ebenso bei den Mysterien. (Demetr. de el. § 99 sq. Sp. Vol. III, p. 284 sq.) Gregor. Cor. (l. c. p. 216) sagt, man spreche in Allegorieen aus Scham, oder Behutsamkeit (di evháßsiav î di aloxývny); Georg. Choer. (l. c. p. 244) fügt hinzu: oder des würdig Feierlichen wegen δια σεμνότητα).

Dahin gehören z. B. die Abschiedsworte des Catilina bei Sall. (c. 31): incendium meum ruina restinguam; Vofs (Luise, Id. I.): ,,Schnippisches Kuckindiewelt! Nur gut, dafs der Dirne Geburtstag Einmal im Jahre nur kömmt, sonst wüchsen die Bäum' in den Himmel"; Sprichwörter, wie: „der Apfel fällt nicht weit vom Stamme";,, der Zopf, der ihm anhängt "; der Krug geht so lange zu Wasser, bis er bricht"; avaleur de charrettes ferrées (Renommist)“; „manger son blé en herbe (sein Vermögen vorausverzehren)"; mit Würde gedenkt Wallenstein bei Schiller (Wallst. Tod) seiner Person im Unglück: „Den Schmuck der Zweige habt ihr abgehauen: Da steh' ich, ein entlaubter Stamm; doch innen

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Gerber, die Sprache als Kunst. II. Band. 2. Aufl.

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im Marke lebt die schaffende Gewalt, die sprossend eine Welt aus sich geboren." Ebenso im Unglück sagt Wolsey bei Shakesp. (Henry VIII, 3, 2): The King has cur'd me, I humbly thank his grace; and from these shoulders, These ruin'd pillars, out of pity, taken a load would sink a navy. Keck aber energisch Tieck (Fortunat III):

Ja „Kamt-ihr-gestern" ist Geschwisterkind

Mit dem verruchten Balg „Ein Andermal".

Die Lumpenwirtschaft stammt von „Lug und Trug",

Und Kargheit" säugte sie an schlaffen Brüsten;

,,

Wohin man kommt, sind die Unholde da

Mit ihrem dummen Zähnefletsch und Grinsen.

Dahin gehört auch bei Schiller (Gl.): „Da zerret an der Glocke Strängen der Aufruhr, dafs sie heulend schallt". - Shakespeare hüllt oft den Ausdruck höchster Leidenschaft in Allegorie, wie z. B. (Oth. IV, 1): Ay, let her rot, and perish, and be damned to-night; for she shall not live: No, my heart is turned to stone, I strike it, and it hurts my hand; oder (King Rich. I, 2): Be Mowbray's sins so heavy in his bosom, that they may break his foaming courser's back, and throw the rider headlong in the lists!

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Da ein Bild anschaulicher ist, als eine abstrakte Darstellung, so kann wohl auch die Allegorie zur Verdeutlichung angewandt werden. Lessing (Anti-Goeze, 2) sagt von seinem Stil, dafs er ,,seine Erbsünde" sei: er verweilt sich bei seinen Metaphern, spinnt sie häufig zu Gleichnissen, und malt gar zu gern mitunter eine in Allegorie aus"; und dafs er allerdings, durch die Phantasie, mit auf den Verstand seiner Leser zu wirken suche, und es nicht allein für nützlich, sondern auch für notwendig halte, Gründe in Bilder zu kleiden" (Anti-G. 8). Die Allegorieen dienen allerdings nur dem Affekt, wenn Lessing z. B. sich gegen Klotz richtet (Briefe antiq. Inh. 54): „Mein wertester Herr, ein anderes ist, einem Weihrauch streuen; und ein anderes, einem - das Rauchfals um den Kopf schmeifsen. Ich will glauben, dafs es Ihre blofse Ungeschicklichkeit im Schwenken des Rauchfafses ist: aber ich habe demohngeachtet die Beulen, und fühle sie." „Es kitzelt mich freilich, mich von Ihnen unter die Zierden Deutschlands gezählt zu sehen aber nun genug mit dem Kitzeln: denn sehen Sie, ich mufs mich schon mehr krümmen, als ich lachen kann. Oder denken Sie, dafs meine Haut Elephantenleder ist?

Sie werden mich tot kitzeln."

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„Sie preisen die Felsenkluft wohl nur des Wiederhalles wegen." „Sie schneiden den Bissen nicht für meine, sondern für Ihre Kehle; was mir Würgen verursacht, geht bei Ihnen glatt herunter." Wenn das ist, mein wertester Herr, so bedauere ich Sie, dafs Sie an den Unrechten gekommen." „Den Ball, den ich nicht fangen mag, mag ich auch nicht zurückwerfen." Aber als Grund steht z. B. die Allegorie (A.-G. 1): Wie, weil ich der christlichen Religion mehr zutraue, als Sie, soll ich ein Feind der christlichen Religion sein? Weil ich das Gift, das im Finstern schleichet, dem Gesundheitsrate anzeige, soll ich die Pest in das Land gebracht haben?" wozu (A.-G. 6) Hieronymus citiert wird, der, in ähnlicher Lage wie Lessing ähnlich sagte: 0 impudentiam singularem! Accusant medicum, quod venena prodiderit! Dafs Allegorieen formelhaft werden können, bemerkte schon Quintilian. Er sagt (VIII, 6, 51): ceterum allegoria parvis quoque ingeniis et cotidiano sermoni frequentissime servit. nam illa in agendis caussis jam detrita partem conferre" et jugulum petere" et "sanguinem mittere" inde sunt, nec offendunt tamen; so bei uns „vom Zahn der Zeit verzehrt", „Etwas an die grofse Glocke hängen“, „Etwas aus der Luft greifen", „die Suppe nicht so heifs essen, als sie gekocht ist", im Sprichwort: „Lögen hebben korte Been," cet.

Die Natur der Allegorie bringt es mit sich, dafs sie nicht leicht ohne Hülfe eingemischter Ausdrücke von „eigentlicher" Bedeutung die schnelle, sinngemäßse Auffassung ihres Bildes zu sichern vermag (cf. oben p. 23 Anm.). Quintilian (VIII, 6, 47) bemerkt: habet usum talis allegoriae frequenter oratio, sed raro totius: plerumque apertis permixta est.*) Tota apud Ciceronem talis est: hoc miror enim, querorque, quenquam hominem ita pessundare alterum verbis velle, ut etiam navem perforet, in qua ipse naviget.

Illud commixtum frequentissimum (pro Mil. 21): Equidem ceteras tempestates et procellas in illis duntaxat fluctibus concionum semper Miloni putavi esse subeundas. Nisi adjecisset duntaxat fluctibus concionum, esset allegoria. Quo in genere et species ex arcessitis verbis venit, et intellectus venit ex propriis.

So ist es z. B. eine reine Allegorie, wenn Bossuet eine junge Fürstin rühmt: „Cette jeune plante, ainsi arrosée des eaux du ciel,

*) Vossius (Inst. or. P. II, IV p. 197) teilt darum ein in „alleg. pura, quae mere allegorica est, et mixta, quae proprium adjungit ad majorem claritatem."

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