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dazova, wird in Bezug auf die Darstellung bemerkt: „Nonnunquam eam figura conciliat, cum per omnes ferme schematum species adagium varietur." Metapher enthalten sie z. B. fast immer, wie: res omnis in vado est, Allegorie sehr häufig, wie: húzos exavev, oft eine Hyperbel, wie: ruuvóregos deßnoídos, zuweilen ein Änigma, wie: лhéоv μov naντóç u. d. m. Unter den „figuris proverbialibus“ erwähnt er solche: „,quae constant vel ejusdem aut similis iteratione vocis, vel contrarium contextu", wie zazov zógɑzos zazòv dóv, manus manum fricat, quo jure, quaque injuria, zaì dízaia nädixa cet. Von unsern Sprichwörtern zeigt eine grofse Zahl bestimmten Rhythmus; so: Frisch gewagt ist halb gewonnen; Viel Geschrei und wenig Wolle; Junge Lügner, alte Diebe; Morgen, morgen, nur nicht heute; Nach der Arbeit ist gut ruhn; Alter schützt vor Thorheit nicht; Allzuviel ist ungesund; Gutes Wort find't gute Statt; Wie die Arbeit, so der Lohn; Hunger ist der beste Koch; Ehrlich währt am längsten; Wie mans treibt, so gehts; Jung gewohnt, alt gethan; Ende gut, alles gut u. d. m. Tropischer Ausdruck ist sehr häufig, wie: Lügen haben kurze Beine; Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil; Wer's Glück hat dem kälbert ein Ochs; Das Kind mit dem Bade ausschütten; Kalbfleisch, Halbfleisch; Morgenstund' hat Gold im Mund u. a. m. Von den phonetischen und noëtischen Figuren finden sich wohl alle vertreten. auch die künstlicheren, wie z. B. Antimetabole: Besser ein Mann ohne Geld als Geld ohne Mann (bei Simrock); lorsqu'on n'a pas ce qu'on aime, il faut aimer ce qu'on a; häufig sind Hyperbeln, wie: Er lügt, dafs sich die Balken biegen; Paradoxa, wie: Keine Antwort ist auch eine Antwort; Oxymora, wie: Er will den Bock melken; Ironie, wie: Kleider machen Leute; am liebsten aber verwendet das Sprichwort Gleichklänge, um einen formalen Abschlus zu gewinnen, wie: Not kennt kein Gebot; Heute rot, morgen tot: Unverhofft kommt oft; Wer gut schmeert, der gut fährt; An Gottes Segen ist alles gelegen; Gut Gewissen, ein sanftes Kissen; Übermut thut selten gut; Wie gewonnen, so zerronnen; Wohlgeschmack bringt Bettelsack; Borgen macht Sorgen; Hoffen und Harren macht manchen zum Narren; Eigner Herd ist Goldes wert: Mitgefangen, mitgehangen; Geld regiert die Welt; Augen auf, Kauf ist Kauf; cet.; auch: Trunkner Mund, wahrer Mund: Art läfst nicht von Art; Ein Mal ist kein Mal; Mittelstrafs die beste Strals; Spare was, so hast du was; Ehestand, Wehestand; cet. Ferner: Gleich und Gleich gesellt sich gern; Wagemann, Winnemann: Wagen gewinnt, Wagen verliert; Allzu scharf macht

schartig; Frische Fische, gute Fische; Böses mufs man mit Bösem überbösern; Rast ich, so rost ich, u. d. m.

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Von einigen alten Rhetoren wurde das Sprichwort, da es von den Rednern nicht selten verwandt wurde, zu den Redefiguren gezählt; so von Cornelius Celsus (nach Quintil. IX, 2, 104). Quintilian, der den Gebrauch der proverbia opportune aptata" (VI, 3, 98) empfiehlt (VIII, 6, 57 sq.), entscheidet sich nicht bestimmt, ob die nagоiμía etwa als eine Art der Allegorie (cf. Kokondrios Sp. Vol. III, p. 236) oder als ein besonderer Tropus zu betrachten sei. Tryphon (Sp. Vol. III, p. 206) führt die nago. auf als „τρόπος τῆς φράσεως" und definiert sie als „λόγος εἰρημένος ἐν ἀρχῇ πρὸς ἕτερον, λεγόμενος δὲ ὑφ ̓ ἡμῶν κατὰ ἀνακύκλησιν πρός τινα τῶν ὁμοηθῶν. Es wird also die Anwendung des Sprichworts auf einen andern Fall, als welcher ursprünglich zu seiner Bildung den Anlafs gab, gewissermafsen als Gleichnis betrachtet, dem ja tropus zu Grunde liegt. Damit stimmt Bedas Bemerkung (Rhet. Lat. ed. H. p. 616): „hic tropus adeo late patet, ut liber Salomonis, quem nos secundum Hebraeos parabolas dicimus (

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similitudo, sententia, parabola), apud Graecos ex eo nomen paroemiarum, hoc est proverbiorum, acceperit." (cf. oben Bd. II, p. 72). Ebenso fassen die Tagouía Donat. (III, 6, 2), Charis. (IV, 4, 16), Diomed. (p. 458 P.), Isidor. (or. I, 36, 28).*) - Es ist klar, dafs das Sprichwort, wenn es zum Dienst der Rede in einem gröfseren Redeganzen verwandt wird, nichts ist, als ein Citat aus einem Gemeingut, und dafs ihm dadurch seine Selbständigkeit nicht verloren geht. Allerdings ist solche Berufung auf das allgemein Anerkannte von grofser Kraft, wie z. B. die Amme bei Euripides (Hippocr. 265) ihre bewegte Rede schliefst: Ovo tò λίαν ἧσσον ἐπαινῶ τοῦ μηδὲν ἄγαν· καὶ ξυμφήσουσι σοφοί μοι. So Cicero (Phil. III, 11): Etenim in contione dixerat se custodem fore urbis, seque usque ad Kalendas Maias ad urbem exercitum

*) Offenbar stützt sich diese Auffassung auf Aristoteles (vid. oben p. 403 sq.). Man beschränkte den Begriff der лagoμía auf deren Darstellung durch ein Bild, Allegorie, fafste die übrigen Sprichwörter als Gnome, sententia. Donats Beispiele sind: adversum stimulum calces“ und „lupus in fabula“, und es würde hierzu auch sein zum Asteismus gegebenes Beispiel passen (Virg. Ecl. III. 91): „atque idem jungat vulpes et mulgeat hircos,“ denn sowohl „hánŋg tòv four Eλavvɛt“ (Paroem. gr. Diogen. II, 73) wie „Toáɣor quéλywv" (ib. VII, 95) sind лagoμía. So bezeichnen auch Akron und Porphyr., Hor. ep. I, 17, 20: Equus ut me portet, alat rex (iллoç με φέρει, βασιλεύς με τρέφει bei Diog. V. 31) in demselben Sinne als παροιμία.

habiturum. O praeclarum custodem ovium, ut aiunt, lupum! Bei Schiller (Wallenst. T.) sagt Gordon zu Wallenstein: „Und doch erinnr' ich an den alten Spruch: Man soll den Tag nicht. vor dem Abend loben." Bei Molière (l'Avare I, 3) sagt höhnisch der Bediente: M'empêcherez-vous de maudire les avaricieux? Harp.: Non; mais je t'empêcherai de jaser et d'être insolent. Tais-toi. La Flèche: Je ne nomme personne. Harp.: Je te rosserai, si tu parles. La Flèche: Qui se sent morveux, qu'il se mouche. Schneidend spricht Lady Macbeth zu ihrem Manne bei Shakesp. (Macb. I, 7): Wouldst thou have that wich thou esteem'st the ornament of life and live a coward in thine own esteem, letting "I dare not" wait upon "I would", like the poor cat i'the adage? (Delius citiert hierzu aus Heywoods Proverbs (1560): The cat would eat fish and would not wet her feet.)

II. Das Epigramm.

Es ist erklärlich, dafs das Epigramm, wie es bisher als Werk der Poesie aufgefafst wurde, zu einer befriedigenden und festen Abgrenzung seines Begriffs nicht gelangen konnte. Die Sprachbilder, für welche man den terminus gebrauchte, *) zeigten keine bestimmte Form (Suidas: ἐπίγραμμα, πάντα τὰ ἐπιγραφόμενά τισι, κἂν μὴ ἐν μέτροις εἰρημένα, ἐπιγράμματα λέγεται) **) und in Bezug auf ihren Inhalt stand nur dies fest, dafs er aus einem

*) Von anderen Benennungen für das Epigramm z. B. Sinngedicht. Überschrift. Kurzgedicht. Stachelreime u. a. ist keine in allgemeineren Gebrauch gekommen. Der durch Goethes und Schillers Epigramme berühmt gewordene Name Xenien“ (cf. Hom. Ilias 11, 779; Od. 3. 490; Vitruv. VI, 7. 4) ist dem Martial entnommen, welcher lib. XII seiner Epigr. so betitelte (ähnlich lib. XIV: Apophoreta" (cf. Athen. VI, p. 229: Suet. Vesp. 19)). Es waren Epigramme aus Einem Distichon bestehend, im ursprünglichen Sinne von Inschriften verfafst, deren Überschrift auch von Martial selbst herrührt.

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**) Eichner (über den metr. u. rhythm. Bau cet. der Distichen des Cat. Tib. cet.) giebt als Resultat seiner Untersuchung über den Bau der latein. Disticha an, dafs sie dem Ausdruck solcher Gefühle und Betrachtungen sich besonders anpafst, welche lebhaft aus sich heraustreten, aber dann resignierend in sich zurückkehren“. „Der Gedanke, sich in sich gliedernd. schliefst naturgemäfs mit der Strophe ab oder dehnt sich über mehrere Disticha in der Art aus, dafs jedem eine gewisse grammatische Selbständigkeit gewahrt bleibt. Darin liegt der Grund für die häufige Anwendung des Distichons zu Epigrammen."

bestimmten Anlafs, bei einer besonderen Gelegenheit sich ergab, und dafs der also hervorgerufene Gedanke sich darauf beschränkte, in einem in sich abgeschlossenen Ganzen sich zum Ausdruck zu bringen, ohne eine weitere Entfaltung zu suchen. Der geringe Umfang solcher Sprachwerke, die anscheinende Leichtigkeit ihrer Hervorbringung, die grofse Menge der Darstellenden, unter denen die gefeierten Dichternamen wenig vertreten waren, regte nicht dazu an, ihr Wesen prinzipiell zu erörtern, und die ungemeine Mannigfaltigkeit der hierher gehörigen Produktionen nach Form und nach Gehalt bereitete überdem jedem Versuch einer Systematisierung erhebliche Schwierigkeiten. *) Wie sie von den gebildeten Römern angesehen wurden, mag man etwa aus dem jüngeren Plinius entnehmen. Er schreibt (IV, ep. 14) an einen Freund: ,,lusus meos tibi prodo. Accipies cum hac epistola hendecasyllabos nostros, quibus nos in vehiculo, in balineo, inter cenam oblectamus otium temporis. His jocamur, ludimus, amamus, dolemus, querimur, irascimur, describimus aliquid modo pressius modo elatius, atque ipsa varietate temptamus efficere, ut alia aliis, quaedam fortasse omnibus placeant." Und nachdem er die Ausgelassenheit in einigen solchen „lusus" entschuldigt, sagt er: „Unum illud praedicendum videtur cogitare me has nugas inscribere hendecasyllabos, qui titulus sola metri lege constringitur. Proinde sive epigrammata sive idyllia sive eclogas sive, ut multi, poëmatia

*) Epigramme als wirkliche Inschriften sind selbstverständlich schon in sehr frühen Zeiten vorhanden gewesen; mit besonderem Eifer werden dann diese Sprachbilder kunstmäfsig behandelt (wie oben von den Sprachkunstwerken schon allgemein angegeben wurde) in den Zeiten des Abblühens oder der Unkraft der Poesie. Wir citieren hier nur aus der Litteraturgeschichte der Griechen, Deutschen und Franzosen: Bernhardy (Griech. Litteraturg. Bd. I, p. 559) von der Alexandrinischen Poesie: „Man mied im Bewusstsein des Unvermögens das Epos.“ „Die Lust an launigem Spiel“ und „extemporaler Dichtung „führte blofs zu jenen geistreichen Spielen in Witz und Lebensklugheit, mit denen alle Poesie schlofs, zu dem Epigramm und der Fabel.“ Über die Deutsche Dichtung der ersten Hälfte des 17. Jahrhdrts. bemerkt Gervinus (Gesch. d. Dtsch. Dicht. Bd. 3. p. 304 fg.): „Das Antithetische, Witzige, Epigrammenartige durchdrang gleichsam die ganze Dichtung dieser Zeit.“ „Es ist kaum irgend ein namhafter Dichter dieser Zeit. der nicht Epigramme gemacht hätte.“ „Fast ist das Epigramm die erfreulichste Seite der Zeit." (Man vergleiche dazu die Schilderung der weltlichen Lyrik dieser Zeit 1. c. p. 240 sq.) In Frankreich produzierte die Zeit Ludwigs XIV. keine wirkliche Lyrik, sondern Sonette, Rondeaux, Madrigale, Epigramme cet. als „poésies fugitives" und vers de société". cf. Scherr, allgem. Gesch. der Litt., Bd. I, p. 211.

seu quod aliud vocare malueris licebit voces, ego tantum hendecasyllabos praesto."*) (vid. auch id. V, 3.) Es erscheint darum auch bei den Neueren das Epigramm als wenig berechtigt im Gebiete der Dichtkunst, als ein Anhängsel irgend einer Gattung, welches zu einer sicheren Einordnung in die historisch und theoretisch begründeten Arten der Poesie zu gelangen keine Aussicht hat. Wie man es betrachtet, sagt deutlich Fr. Vavassor (de epigrammate liber et epigr. libr. IV p. 3): „Constare vidi inter omnes, etiam poetarum, qui in isto se vel ludo vel labore exercuissent, assensu, cum studiorum levissimum genus poetica foret, tum poeticae levissimum opus epigramma esse." In Bezug auf Rubrizierung des Epigramms erfährt man z. B. von Hegel (Aesthet. Bd. III, p. 326), dafs es („zum epischen Worte konzentriert") zur epischen Dichtgattung gehört; Vischer (Aesth. Bd. III, 2 p. 1373) rechnet es zur Lyrik; Gottschall (Poetik, Bd. 2. p. 175 f.) nennt es ein didaktisches Gedicht und bezeichnet es nach Hegels Vorgang als „lakonische Urform des Epos"; W. Wackernagel (Poetik, Rhetorik und Stilistik [p. 159]) fafst das Epigramm der Lehre und des Spottes als eine in die Didaxis übertragene epische Lyrik", dagegen (p. 138) „das Epigramm der Empfindung als von episch

*) Plinius (1. VII, ep. 9) empfiehlt das Anfertigen solcher Gedichte lediglich als Stilübung: „volo carmina (scribas). nam saepe in orationes quoque non historicae modo sed prope poëticae descriptionis necessitas incidit Fas est et carmine remitti, non dico continuo et longo sed hoc arguto et brevi Lusus vocantur." (cf. Martial. [VII. epigr. 7]: Fas audire jocos, levioraque carmina. Caesar, sit tibi, si lusus ipse triumphus amat.) Bezeichnend für die Schätzung des Epigramms ist auch Varros Bemerkung (ap. Non. v. poema): „Poema est Légis érov9uos, id est, verba plura modice in quandam conjecta formam itaque etiam δίστιχον ἐπιγραμμάτιον vocant poema. Poesis est perpetuum argumentum ex rhythmis, ut Ilias Homeri et Annales Ennii". Es widerspricht keineswegs dieser Auffassung, wenn Martial (IV, 49) den Wert der Epigramme schwülstigen Epen und Tragödien gegenüber hervorhebt, indem er dabei betont, dafs sie eben nicht Dichtungen enthalten:

Nescis, crede mihi, quid sint epigrammata, Flacce.
Qui tantum lusus illa jocosque putas.

Ille magis ludit, qui scribit prandia saevi
Tereos, aut coenam, crude Thyesta, tuam.
Aut puero liquidas aptantem Daedalon alas,
Pascentem Siculas ant Polyphemon oves.
A nostris procul est omnis vesica libellis:
Musa nec insano syrmate nostra tumet.
Illa tamen laudant omnes, mirantur, adorant.
Confiteor: laudant illa, sed ista legunt.

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